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Edelmetalle Aktuell

04.04.2006  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.


In der letzten Woche verzeichneten die vier wichtigsten Edelmetalle wieder einmal spektakuläre Gewinne, bevor dann am Freitag Gewinnmitnahmen ihren Tribut forderten. Wie schon in den vergangenen Wochen war es das Silber, dass die Vorreiterrolle spielte. Hintergrund ist weiterhin der in Vorbereitung befindliche Silber-Fonds ("silver-ETF"), von dem sich die Bullen zusätzlichen Auftrieb versprechen. Trotz der späteren Verluste, die wohl in erster Linie mit dem Quartalsende in Verbindung standen, endeten alle Metalle über dem Vorwochenschluss: Palladium verbuchte ein Plus von einem Prozent, Silber lag im Vergleich um sieben Prozent höher.

  • Gold - In den Fußstapfen des Silbers zu neuem 25-Jahreshoch

Das gelbe Metall spielte in der letzten Woche, in der alle Augen nur auf das Silber gerichtet waren, eine Nebenrolle. Das heißt aber nicht, dass sich das Metall eine Auszeit gegönnt hätte. Im Gegenteil. Es startete am Montag auf dem Tiefstkurs bei 558 $ je Unze und stieg dann um mehr als 30 Dollars, ohne groß zurückzublicken. Am Ende erlitt es am Freitag wie die anderen Metalle auch, Einbußen; mit 582 $ je Unze hat es sich aber alle Optionen offen gehalten. Wie schon beim Silber und den Platinmetallen, halten wir die jüngste Rallye für übertrieben. Dies scheinen auch Meldungen zu bestätigen, nach denen die Scheideanstalten im Fernen Osten aktuell mit Gold, das in die Aufarbeitung gehen soll, überschüttet werden. Andererseits gibt es eine Reihe von "weichen" Faktoren, die durchaus für das Gold sprechen: Hohe Ölpreise, Rekordnotierungen beim Kupfer und anderen Metallen, die unklare Situation um Irans Atomprogramm und der schwächere Dollar rechtfertigen wahrscheinlich zumindest einen Teil der Kursgewinne. Wo am Ende der faire Preis für das gelbe Metall liegt, ist deshalb nur schwer vorherzusagen, der Höchstkurs der vergangenen Woche bildet sicher eine erste Widerstandslinie, Unterstützung gibt es auf der anderen Seite bei 580 $ je Unze, und darunter dann alle 10 Dollars.

Banken in Deutschland berichten übrigens über gemischte Reaktionen ihrer Kunden in Bezug auf die jüngsten Kurssteigerungen. Während sich die längerfristig orientierten Käufer von physischem Metall weitgehend zurückhalten und so dafür sorgen, dass es per saldo sogar zu Netto-Abgaben kommt, haben die Spekulanten offensichtlich noch nicht genug: Ein Bank berichtete am Freitag über eine verstärkte Nachfrage nach Optionsscheinen mit einem Basispreis von 1.000 $ je Unze (Gold, nicht Platin!). Das spekulative Element hinter diesen Käufen ist sicher extrem, aber die Tatsache an sich gibt einen Einblick in das, was die eingefleischten Gold-Fans von "ihrem" Metall noch
erwarten.

Nach dem teilweisen Rückzug von Anglo American bei AngloGold Ashanti haben wir in der letzten Woche geschrieben, dass der größte südafrikanische Goldproduzent nun in der einen oder anderen Richtung am Konsolidierungsprozess der globalen Minenindustrie teilnehmen möchte. In diesem Zusammenhang sagte der Vorstandsvorsitzende der brasilianischen Gesellschaft CVRD, dass sein Unternehmen eine mögliche Übernahme der Südafrikaner ins Auge fassen könnte.

Einen guten Einblick in den türkischen Goldmarkt in Verbindung mit einem eher vorsichtigen Ausblick gab es in der letzten Woche in einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters. Steigende Arbeitskosten, eine überbewertete Währung und der steigende Goldpreis hätten in den letzten Monaten für eine deutliche Verlangsamung des Wachstums am Bosporus gesorgt. Industrievertreter wiesen darauf hin, dass die türkische Schmuckindustrie nun verstärkt auch die Konkurrenz aus China und Indien zu spüren bekomme. Wenig hilfreich sei da gewesen, dass sich die Löhne in der Industrie in den letzten Jahren verdreifacht hätten. Die Importe in die Türkei fielen in den ersten beiden Monaten dieses Jahres auf 24 Tonnen Gold und damit auf das niedrigste Niveau seit 2003. Im Vergleich zum Vorjahr habe die Menge um 52 Prozent niedriger gelegen. Trotz der Herausforderungen, vor denen die Industrie in Kleinasien steht, ist das Land nach Italien immer noch der weltweit zweitgrößte Exporteur von Goldschmuck. Im letzten Jahr betrugen die offiziellen Exporte rund 110 Tonnen, dies waren fünf mehr als im Jahr 2004. Noch einmal die gleiche Menge endete bei Touristen oder verließ das Land auf inoffiziellem Weg in Richtung der Nachbarländer. Die Goldbörse in Istanbul möchte angesichts des Wachstums der letzten Jahre inzwischen sogar auf einen 24 Stunden laufenden, elektronischen Handel umstellen. Im vergangenen Jahr wurden im Durchschnitt 1.299 kg Gold an der Börse umgesetzt.

Die EZB gab in der letzten Woche begannt, dass sie 57 Tonnen Gold verkauft habe. Vor dem Verkauf verfügte die Notenbank über 720 Tonnen des gelben Metalls, die rund 25 Prozent der gesamten Devisenreserven ausmachten. Dieser Anteil war deutlich größer als bei der Gründung der EZB. Damals bestanden nur 15 Prozent der Währungsreserven, die an die EZB überstellt wurden, aus dem Gold.


  • Silber - Höhenflug und (k)ein Ende in Sicht

Es passiert nicht oft, dass der Preis für ein Edelmetall derart „verrückt“ spielt, wie jener des Silbers in der letzten Woche, ohne dass gleichzeitig irgendwelche neuen, fundamentalen Nachrichten den Markt erreichen. Außer einem Streik in der mexikanischen Minenindustrie gab es in dieser Hinsicht aber nicht Erwähnenswertes. Vielmehr ist es noch immer der Silber-Fonds in den USA, der die Fantasie der Spekulanten beflügelt. Wie begeisterungsfähig diese auch auf dem hohen Preisniveau noch sind, sah man in der letzten Woche. Nach einem langsamen Start bei 10.70 $ je Unze explodierte der Silberpreis regelrecht und bis zum Freitagmorgen stieg die Notierung um rund zwölf Prozent auf 11,94 $ je Unze an. Dieses Niveau bildete dann ein neues 23-Jahreshoch. Am frühen Nachmittag setzten zunächst Gewinnmitnahmen ein und das Metall fiel auf 11,45 zurück, nur um kurz danach schon wieder bei 11,60 $ je Unze den Besitzer zu wechseln. Am Ende schloss es bei 11,49 $ und damit nur knapp über dem Tagestief.

Wieder einmal fiel es schwer, hinter dem Anstieg rationale Gründe zu erkennen. Natürlich steht die Markteinführung des ETF bevor, aber welche Investoren werden wohl das Metall auf oder nahe einem 23-Jahreshoch kaufen? Und wie viel Silber kann noch in den Tresoren enden, wenn, wie in der aktuellen Situation, die Fonds schon auf einer spekulativen Plusposition in Höhe von 10.000 Tonnen Metall alleine an der New Yorker COMEX sitzen. Als die ersten Gold-ETFs 2003 auf den Markt kamen, handelte das gelbe Metall rund 250 Dollars unter dem aktuellen Niveau! Aber, wie schon in der letzten Woche an dieser Stelle beschrieben: Es wäre wohl falsch, in der jetzigen Situation den Bullen bei den Hörnern packen zu wollen. Wenn der Markt eines Tages dreht, und das wird er unseres Erachtens sicher, könnte es für die Anhänger des weißen Metalls aber ebenso unangenehm werden, wie aktuell für industrielle Verbraucher und die wenigen Inhaber von Minuspositionen. Rein charttechnisch gesehen bildet der Höchstkurs vom Freitag den Widerstand, Unterstützung gibt es auf der anderen Seite bei 10,85, 10,65 und 9,90 $ je Unze.


  • Platin - Neues Allzeithoch, gefolgt von Gewinnmitnahmen

Platin startete in der vergangenen Woche auf dem Tiefststand bei 1.046 $ je Unze. Praktisch ohne Unterbrechung stieg es danach bis zum Freitagmorgen an. Es erreichte in der Spitze 1.092 USD und damit ein neues Allzeithoch. Das Ausmaß der Kursgewinne (100 USD in gerade einmal drei Wochen) und die gleichzeitige, völlige Abwesenheit von, über das Mindestmaß hinausgehendem industriellen Kaufinteresse macht das Metall aber anfällig für Rückschläge. Ein solcher folgte dann auch, wobei es - nicht zuletzt mit Blick auf das bevorstehende Quartalsende - vor allem Gewinnmitnahmen waren, die das Metall kurz vor dem Wochenende auf 1.060 $ je Unze fallen ließen. Bei Börsenschluss in New York lag es dann aber schon wieder bei 1.068 USD, trotz der Verluste also noch immer 24 Dollars über dem Stand vom vorletzten Freitag.

Das Platin entwickelt zur Zeit kaum ein Eigenleben und es ist nicht davon auszugehen, dass sich dies kurzfristig ändern wird. Auch die nächste Kursbewegungen werden deshalb von den anderen Metallen vorgegeben werden.


  • Palladium - 2004er Hoch durchbrochen, dann aber Verluste; Trend

Palladium hat eine außerordentlich volatile Woche hinter sich. Ursprünglich stieg es mit den anderen Metallen zusammen an und erreichte dabei am Mittwoch 342 $ je Unze. Während jene Metalle an diesem Tag aber lediglich eine Verschnaufpause einlegten, erlitt das Palladium einen ersten deutlichen Rückschlag und fiel mit 327 USD sogar noch unter den Eröffnungskurs vom Montag. Als die Metalle schließlich ihren Vormarsch doch noch fortsetzten, wurde auch das Palladium nicht zurückgelassen. Es stieg über das 2004er Hoch hinaus und erreichte in der Spitze ein Niveau von 348,50 $ je Unze. Als sich das Silber am Freitag dann wieder südwärts orientierte, kollabierte vorübergehend auch der Palladiumpreis. Er fiel fast 30 Dollars, bevor er sich unmittelbar vor dem Läuten der Schlussglocke in New York wieder leicht befestigen konnte.


  • Rhodium - sind all die Käufer hin? Zurück auf 4.000

Das Rhodium koppelte sich in der letzten Woche komplett von den anderen Edelmetallen ab, denn im Gegensatz zu diesen verbuchte es deutliche Verluste. Hauptursache war auch hier der Rückzug der industriellen Käufer, der dazu führte, dass die Verkäufer weitgehend unter sich blieben. Und davon gab es einige: Händler, die den Markt in den letzten Wochen eher von der Plusseite her spielten, aber auch einige wenige Fonds-Manager, die noch aus "alten Zeiten" über kleinere, aber hochprofitable Positionen verfügten und diese nun zum Teil liquidierten. Die Verkäufe setzten gleich am Montag auf dem Höchstkurs von über 4.400 $ je Unze ein , bis zum Freitag war das Metall dann auf unter 4.000 USD gefallen. Wir würden nicht ausschließen, dass es noch einmal bis zu 100 Dollars verliert, spätestens dann dürfte das Kaufinteresse aus der Industrie aber wieder die Oberhand gewinnen und der Kurs entsprechend zulegen.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH











Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
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