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Die größten Fehler der deutschen Anleger

10.05.2015  |  Manfred Gburek
Noch zu Wochenbeginn glaubte ich, mit meiner letzten Kolumne an dieser Stelle "Gold hui, Papiergeld pfui" alles Wesentliche beschrieben zu haben. Also widmete ich mich zunächst anderen Recherchen, um möglichst viele neue Erkenntnisse auch jenseits des Gold-Papiergeld-Themas zu gewinnen. Das funktionierte zwar ganz gut, aber zum Ende der Woche musste ich feststellen, dass dieses Thema bis auf Weiteres an Brisanz zunehmen wird, unter anderem erkennbar am Hin und Her des Goldpreises während der Freitagnachmittags-Stunden unserer Zeit. Dazu am Schluss des heutigen Beitrags noch ein paar Anmerkungen.

Am Montag begann die dreitägige Frühjahrskonferenz der Analystenvereinigung DVFA. Was mich wie schon im vergangenen Jahr beeindruckte, war die Vielfalt der Mittelständler, die irgendwann in den vergangenen Jahren erfolgreich den Sprung an die Börse geschafft hatten und sich nun den Analysten und Investoren stellten. Um alphabetisch nur einige Beispiele von Unternehmen zu nennen, die einen positiven Eindruck hinterließen: Activa Resources, BlueCap, Curasan, Daldrup & Söhne, Datagroup, Formycon, Nabaltec, Nanogate.

Die ganze Übersicht finden Sie im Internet unter dvfa.de. Ich habe hier einige von vier Dutzend Firmennamen erwähnt, weil sie Ihnen wahrscheinlich fremd sind. Doch gerade weil diese Unternehmen nicht täglich Schlagzeilen produzieren wie Allianz, Siemens oder VW, kann in ihren Aktien im Zuge der nächsten Hausse noch viel Potenzial nach oben stecken.

Ich springe jetzt erst zum Donnerstag, weil da das Deutsche Aktieninstitut (DAI) und die Börse Stuttgart ihre Studie "Aktienanlage ist Kopfsache" vorgestellt haben. Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Seit nunmehr 15 Jahren verabschieden sich deutsche Anleger von Aktien und Aktienfonds. Inzwischen gehören 56 Prozent der im Dax enthaltenen deutschen Aktien ausländischen Anlegern, 36 Prozent Inländern, der Rest bleibt im Dunkeln. DAI-Chefin Christine Bortenlänger sieht die wesentliche Ursache für den Exodus deutscher Anleger "in der negativen Stimmung gegen Kapitalmärkte".

Also umfassender, nicht allein gegen Aktien. "Ein Umdenken ist zwingend", resümiert sie. Mehr ökonomische Bildung müsse her, die steuerliche Diskriminierung der Aktien im Vergleich zu Anleihen gehöre abgeschafft, die Politik solle Aktien lieber fördern, etwa durch die Mitarbeiterbeteiligung an Aktien und vor allem durch verstärkte Einbindung von Aktien in die Altersvorsorge.

Das ist nur ein Teil des Wunschzettels. Ob die Botschaft in Berlin ankommt, bezweifelt Bortenlänger. Schließlich bricht der ganze Frust aus ihr heraus, wenn sie auf die Riester-Rente als Altersvorsorge zu sprechen kommt. Da geht es um fragwürdige Garantien, die in so einem komplexen Finanzprodukt wie der Riester-Rente derart verpackt sind, dass ernsthafte Zweifel angebracht erscheinen, ob die Riester-Sparer am Ende genug auf der hohen Kante haben, um im Alter frei von finanziellen Sorgen zu sein.

Details zur Studie sind im Internet unter dai.de zu finden. Hier nur noch so viel: Die Deutschen haben aktuell 39,2 Prozent ihres Geldes in Versicherungen und Ansprüchen gegen Alterssicherungssysteme gebunkert und 38,2 Prozent auf niedrigst verzinslichen Konten herumliegen, dagegen nur 4,5 Prozent in Aktien und 2,8 Prozent in Aktienfonds investiert. Die Geldanlage in Aktien und Aktienfonds ist gemäß Studie von Missverständnissen, Fehleinschätzungen und Vorurteilen durchsetzt.

Diese Grundeinstellung wird durch die Finanzkrise tendenziell gestärkt. Es gibt allerdings auch vielfach die positive Einschätzung zu hören, Aktien seien langfristig an die realwirtschaftliche Entwicklung gekoppelt, und die Erfahrung mit ihnen sei insofern tendenziell positiv.

Dass deutsche Anleger Versicherungen und Konten bevorzugen, entspringt ihrem falsch verstandenen Sicherheitsdenken: Sie halten vermeintlich stabile Anlagen ohne Kursschwankungen für interessanter und beruhigender als Aktien mit schwankenden Kursen, ohne zu beachten, dass die von Staats und EZB wegen geförderte, wahrscheinlich schon bald höhere Inflation an ihren Erträgen nagt.

An dieser Stelle drängt es mich, vom Donnerstag wieder einen Tag zurückzuspringen, denn am Mittwoch präsentierten Kenner des Immobilienmarktes der Mainmetropole in der IHK Frankfurt ihre neuesten Analysen. Immobilien gelten unter vielen deutschen Anlegern ja bekanntlich auch als besonders sicher, obwohl sie so etwas wie das Gegenteil von Versicherungen und Konten sind. Frankfurt befindet sich wie die anderen deutschen Metropolen in einem regelrechten Immobilienboom. Den verdankt die Stadt der starken Zuwanderung, die dafür gesorgt hat, dass Frankfurt aktuell über 700.000 Einwohner zählt, Tendenz weiter aufwärts.

Eigentumswohnungen kosten jetzt im Durchschnitt 4200 Euro je Quadratmeter; in der Spitze werden hier und da bereits fünfstellige Beträge verlangt und bezahlt. Derzeit zählt man in Frankfurt rund 400 Baustellen.

Warum ich das schreibe? Weil mir eine Studie der Helaba vom 5. Mai in die Hände gefallen ist, die mit den beiden folgenden Sätzen beginnt: "Wohnimmobilien bergen gesamtwirtschaftliche Risiken. Ihre ausgeprägten Zyklen haben, vor allem über den Kanal der Hypothekenkredite, bei den Finanzkrisen der jüngeren Vergangenheit oft eine zentrale Rolle gespielt."

Der Anteil dieser Kredite am gesamten Kreditvolumen nimmt im langfristigen Trend international stetig zu. Er steuert nach dem Tiefststand zu Beginn der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts bei etwa 15 Prozent jetzt auf 60 Prozent zu. Das ist nicht weiter verwunderlich, sorgt doch die Geldschwemme vonseiten der EZB und der Fed in Verbindung mit extrem niedrigen Zinsen für einen regelrechten Hypothekenboom.

Im Bewusstsein der meisten Anleger gehört auch Gold zu den sicheren Anlagen, in Europa etwas mehr als in Amerika, in Asien mehr als in Europa. Sein Preisrückgang seit Herbst 2011 hat allerdings viele Anleger verunsichert. Das Lager ist gespalten: Die einen sind im Lauf der vergangenen dreieinhalb Jahre, bombardiert mit Abwärtsprognosen von Bankenseite, pessimistisch geworden, die anderen stocken ihre Bestände auf. Das Ergebnis, das sich jetzt zunehmend im Preisverlauf niederschlägt, besteht im Kräftemessen der Goldbullen und Goldbbären.

Dazu nur so viel: Die immer höher verschuldete Welt spricht dafür, dass die Bullen die Oberhand gewinnen werden. Lange kann es bis dahin nicht mehr dauern. Der Absturz der deutschen Anleihenkurse in der abgelaufenen Woche war nur ein erstes Warnsignal. In diesem Zusammenhang bleibt noch zu erwähnen, dass in derselben Zeit auch die Kurse amerikanischer Anleihen Federn lassen mussten. Was gegen Anleihen spricht, ist gut fürs Gold.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: Außer diversen Börsenbüchern schrieb er: "Das Goldbuch", das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z", "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" und zuletzt das Ebook "Ach du liebes Geld!".



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