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Ende des Rückgangs der US-Ölbohrungen?

11.05.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Brent startet wenig verändert bei 65,5 USD je Barrel in die neue Handelswoche. Der kräftige Ölpreisanstieg in den vergangenen Wochen hat den Rückgang der Bohraktivitäten in den USA spürbar verlangsamt. Laut am Freitag veröffentlichter Daten von Baker Hughes sank die Zahl der aktiven Ölbohrungen in der letzten Woche nur noch um 11. Das war zwar der 22. Wochenrückgang in Folge, aber der geringste seit Anfang April. Im Permian Basin und im Williston Basin (Bakken) wurde zum ersten Mal in diesem Jahr sogar wieder die Zahl der Ölbohrungen erhöht. Dies kann als Vorbote einer Trendwende verstanden werden, da das Permian Basin das größte und am schnellsten wachsende Schieferölvorkommen ist.

Von daher ist fraglich, ob das derzeitige Ölpreisniveau gehalten werden kann. Denn viele Spekulanten haben mit ihren Wetten auf eine fallende US-Ölproduktion maßgeblich dazu beigetragen, dass die Ölpreise in den letzten vier Monaten um 50% gestiegen sind. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei WTI sind in der Woche zum 5. Mai zum fünften Mal in den vergangenen sechs Wochen gestiegen und befinden sich aktuell auf dem höchsten Stand seit Anfang Juli 2014.

Der Optimismus der spekulativen Finanzanleger bei Brent ist zuletzt an sieben Wochen in Folge gestiegen und liegt auf dem höchsten Niveau seit Beginn der Datenreihe Anfang 2011. Neue Positionierungsdaten gibt die ICE heute Mittag bekannt. Der Preisanstieg in der Berichtswoche macht einen weiteren Aufbau der spekulativen Netto-Long-Positionen wahrscheinlich. Kommt es allerdings zu einer Neubewertung der Produktionsaussichten in den USA und in Folge dessen zu einem Rückzug der Anleger, droht den Ölpreisen eine heftige Korrektur.


Edelmetalle

Gold fällt am Morgen auf 1.185 USD je Feinunze, nachdem am Freitagnachmittag kurzzeitig 1.195 USD erreicht wurden. Der Preisrückgang von Gold auf ein 6-Wochentief von 1.170 USD je Feinunze Anfang Mai war maßgeblich auf spekulative Verkäufe zurückzuführen. Die Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger verringerten sich in der Woche zum 5. Mai um mehr als die Hälfte auf knapp 23 Tsd. Kontrakte, was ebenfalls dem niedrigsten Niveau seit sechs Wochen entspricht. Damit dürfte das Korrekturpotenzial von dieser Seite weitgehend ausgereizt sein, was sich auch an der Seitwärtstendenz des Goldpreises in der letzten Woche zeigt.

Allerdings verzeichneten die Gold-ETFs am letzten Freitag Abflüsse von gut 10 Tonnen, welche in erster Linie auf den weltgrößten Gold-ETF, SPDR Gold Trust, entfielen. Dies entsprach dem stärksten Tagesabfluss in diesem Jahr und lässt die Netto-Zuflüsse seit Jahresbeginn auf weniger als 17 Tonnen zusammenschmelzen. Für eine nachhaltige Trendwende bei den Gold-ETFs scheint es wohl noch zu früh. Über den Grund für den heftigen Abfluss am Freitag kann nur gerätselt werden.

Die US-Arbeitsmarktdaten waren dafür eigentlich nicht stark genug, obwohl sie einen robusten Beschäftigungsaufbau und einen Rückgang der Arbeitslosenquote zeigten. Offensichtlich kam es im Zuge steigender US-Aktienmärkte - der S&P 500 liegt nur noch knapp unter seinem Rekordhoch von Ende April - wieder zu Umschichtungen von Gold in Aktien.


Industriemetalle

Die Hoffnungen des Marktes auf mehr Unterstützung seitens der chinesischen Zentralbank (PBoC) wurden erfüllt: Sie hat heute die Kredit- und Anlagezinsen um jeweils 0,25% auf 5,1% bzw. 2,25% gesenkt. Auch wenn die PBoC in ihrem Bericht den Spekulationen auf ein Programm der Quantitativen Lockerung eine Absage erteilte, dürften neuerliche schwache Daten aus China weitere Stützungsmaßnahmen der Regierung und der Zentralbank auslösen. Ob diese Maßnahmen mehr als nur kurzfristig die Rohstoffpreise unterstützen, bleibt fraglich.

Die Exporte für Rohaluminium und Aluminiumprodukte aus China sind im April um über 30% ggü. Vorjahr auf 430 Tsd. Tonnen gestiegen. Damit haben die Exporte im 1.Quartal um fast 40% ggü. dem Vorjahresraum angezogen. Wie das Internationale Aluminiuminstitut zuletzt berichtet hat, ist die chinesische Produktion im März auf einen Rekord von 2,563 Mio. Tonnen gestiegen. Damit lag die Produktion im 1. Quartal um 1,45 Mio. Tonnen bzw. 25% höher als im Vorjahr und hat seit Jahresbeginn erstmals (und das sogar jeden Monat) über der Hälfte der Weltproduktion ausgemacht.

Die Entscheidung der Regierung, bei einigen Aluminiumprodukten die Exportsteuer von bis zu 15% nicht mehr zu verlangen, dürfte deren Exporte weiter unterstützen. Neben der proaktiven Haltung der LME, gegen die Warteschlangen in den LME-Lagerhäusern vorzugehen, trugen die höheren Exporte Chinas zum massiven Rückgang der physischen Prämien bei Aluminium bei. Wir gehen davon aus, dass Prämien vorerst weiter unter Druck bleiben.

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Agrarrohstoffe

Der nächstfällige Terminkontrakt für europäischen Weizen in Paris wird morgen optisch um knapp 20 Euro je Tonne höher liegen als aktuell, weil der heute auslaufende Mai-Kontrakt um so viel niedriger liegt als der neue Referenz-Kontrakt mit Fälligkeit im September.

Bei den Ergebnissen der Expertentour durch den wichtigsten US-Weizenanbaustaat Kansas sind sich die Beobachter uneinig, ob das Glas halb voll oder halb leer ist. Die Experten der Tour schätzen den Ertrag 2015 um 17% höher ein als im Vorjahr. Allerdings lag er damals auch auf 19-Jahrestief. So kommt es, dass der Ertrag 2015 noch immer deutlich unter dem Durchschnitt der letzten 5 Jahre bleiben soll.

Am Freitag stieg der Weizenpreis in Chicago um 1,9%, notiert aber noch immer nur unwesentlich über dem zuvor erreichten niedrigsten Niveau seit fast 5 Jahren. Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer setzen in einem bislang nie dagewesenen Ausmaß auf weiter fallende Weizenpreise und tragen damit zur negativen Preisentwicklung bei. Auch in der letzten Berichtswoche haben sie ihre Netto-Short-Positionen auf ein neues Rekordhoch ausgeweitet.

Auch bei Mais ist ein neuer Rekord bei den Netto-Short-Positionen aufgestellt worden, obwohl bisherige Prognosen 2015/16 sinkende Bestände am globalen Maismarkt erwarten lassen. Offensichtlich wiegt der zügige Aussaatfortschritt in den USA stärker. Zudem könnte China aufgrund einer starken eigenen Ernte und hohen Lagerbeständen mit 2 Mio. Tonnen nur halb soviel Mais importieren wie im Vorjahr.



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