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Dollar & Währungen: Was kommt als nächstes?

12.05.2015  |  Axel Merk
- Seite 3 -
Eine Welt in Unordnung

Oft heißt es, die Situation in Europa sei ziemlich vertrackt. Das kann durchaus sein, aber gilt das denn nicht auch für den Rest der Welt? Und hier in den USA? Haben wir etwa nicht mit unserer eigenen “Unordnung“ zu kämpfen? Glaubt zudem irgendjemand, dass Griechenland über seinen eigenen Schatten springen und die eigene Kultur ändern würde - oder aber China, Japan oder die USA?

Wir denken, dass es Veränderungen geben wird, allerdings immer nur in den betreffenden kulturellen und politischen Kontexten. Aus diesem Grund nutzen wir auch weiterhin die eloquente Beschreibung: Die Situation in Europa war immer schon vertrackt und das wird wahrscheinlich auch zukünftig so bleiben. Auch wir US-Amerikaner werden auf absehbare Zeit wahrscheinlich nicht schaffen, das Problem der finanziellen Tragfähigkeit staatlicher Sozialsysteme anzugehen. Und so wird auch Japan auf absehbare Zeit nicht in den Lage sein, auf eine Defizitsituation hinzuarbeiten, die wir als tragfähig einstufen würden.

Unserer Einschätzung nach sollten sich Investoren vor allem eine Frage stellen: Welche Beziehung besteht zwischen einem Unternehmen oder einer Währung und dem Marktwert/ -Kurs? Es gibt großartige Unternehmen, doch vielleicht sind sie überbewertet. Genauso mag auch der US-Dollar einige Pluspunkte für sich zu verbuchen haben. Aber wäre damit ein scheinbar immer weiter erstarkender Dollar gerechtfertigt?

Mit Blick auf die Eurozone verschwand Griechenland einige Tage lang aus den Schlagzeilen. Während ich diesen Artikel verfasse, warnt aber der IWF schon, dass man Griechenland nur dann mehr Geld geben werde, wenn auch andere Gläubiger einen Schuldenschnitt bei griechischen Staatsanleihen akzeptieren würden.

Die Argumentation: Da das angestrebte Ziel griechischer Primärüberschüsse nicht mehr als glaubwürdig gelten kann, dürfte es auch nicht mehr vertretbar sein, schlechtem Geld gutes hinterherzuwerfen. Gläubiger könnten jetzt vor den unangenehmen Wahl stehen, entweder einem freiwilligen Schuldenschnitt zuzustimmen, oder Griechenland Pleite gehen zu lassen; dann bekämen sie einen “Haircut“ aufgezwungen.

Die Rally des Euro ist aber bislang (zumindest noch beim Verfassen dieses Artikels) ungebrochen. Unserer Einschätzung nach wirken hier vor allem zwei entscheidende Dynamiken:

  • Erstens ist der Euro unbeeindruckt von den Entwicklungen in Griechenland, da die Gefahr eines Übersprungs aufgrund eines griechischen Schuldenausfalls abgenommen hat. Das liegt wiederum daran, dass die auswärtigen Gläubiger Griechenlands zum großen Teil keine Finanzinstitutionen mehr sind, sondern die EZB, die Europäische Union und der IWF. Folglich ist ein Schuldenausfall in Griechenland zu einem politischen Problem geworden, er birgt aber nicht mehr das Risiko eines Zusammenbruchs großer Finanzinstitute. Alle Verluste würden "sozialisiert".

  • Als Gegenkraft wirken Spekulanten, die ihre gewaltigen Short-Positionen gegen den Euro aufrechterhalten. Die Euro-“Pessimisten" werden aller Wahrscheinlichkeit nach nicht ohne Kampf aufgeben.

Übrigens hatte ich vorsichtig formuliert "die Gefahr eines Übersprungs aufgrund eines Schuldenausfalls Griechenlands habe abgenommen." An sich betrachte ich einen Schuldenausfall Griechenlands als die bessere Entwicklung für den Euro. Auf der anderen Seite des Spektrums stünden erhebliche Schuldenerlässe ohne irgendetwas im Gegenzug.

Der “einfache“ Ausweg würde nur andere schwache Staaten zur Nachahmung ermutigen und möglicherweise für Ungemach an den entsprechenden Anleihemärkten sorgen. Das könnte wiederum bewirken, dass Investoren erneut im Euro als den besten Ort betrachten, um ihrer Bestürzung Ausdruck zu verleihen. Es wäre dahingehend also wichtig, die Schuldenmärkte der peripheren Euroländer hinsichtlich eventueller Übersprungseffekte im Auge zu behalten.


Rohstoff-Einmaleins

Während der Euro in Zentrum der Aufmerksamkeit stand, hatten andere Währungen recht schwer unter den einbrechenden Ölpreisen zu leiden. Gemeint sind die sogenannten Rohstoffwährungen wie der Kanadische Dollar, der Australische Dollar und die Norwegische Krone. Mit dem erneuten Anstieg der Ölpreise haben diese Währungen dennoch wieder Fuß fassen können.

Fast alle, die sich im vergangenen Jahr an Ölpreisprognosen versucht hatten, lagen falsch. Ich werde mich also jetzt nicht an Kurszielen versuchen. Wir wissen zumindest, dass es den kleinen Akteuren im Sektor (die Fracking-Industrie besteht zum großen Teil aus kleinen Akteuren) deutlich schwerer fällt, an Kredite zu kommen. Auch die Unternehmen mit hohen Unternehmenskosten (dazu gehört auch der Ölsand-Sektor) werden größere Probleme bekommen. Wir wissen zudem, ist das Problem der Ölspeicher-Engpässe nicht vollständig gelöst. Dahingehend bleibt die Situation schwierig.

Unter den genannten Währungen dürfte der Australische Dollar vielleicht am wenigsten abhängig vom Ölpreis sein. Die Wirtschaft Australiens ist hingegen stark abhängig von Kupfer und anderen physischen Rohstoffen, hier besonders von den Exporten nach China. Die Landeswährung, der sogenannte “Aussie“, wird dahingehend oft als Indikator für den Zustand der chinesischen Wirtschaft betrachtet.

Mit Blick auf den Australischen Dollar können wir beobachten, dass die Zentralbank des Landes verzweifelt versucht, ihre Währung abzuwerten. Den jüngsten Aussagen der Reserve Bank of Australia (RBA) nach zu urteilen, versucht die Zentralbank erneut die Landeswährung “nach unten zu reden“ - und zwar mit folgenden Worten: “Weitere Abwertungen scheinen wahrscheinlich und notwendig […].“ Nichtsdestotrotz stieg der Australische Dollar dann, als die Zentralbank den Leitzins auf 2% senkte (Sie lesen richtig, es gibt noch Zentralbanken, die noch nicht auf null sind!).



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