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Dollar & Währungen: Was kommt als nächstes?

12.05.2015  |  Axel Merk
- Seite 4 -
Zurück in der Realität?

Wenn die Marktpreise nun verzerrt sind, was bringt sie dann wieder auf reale Stände? Wie erwähnt, wollte die Australische Zentralbank unbedingt ihre Währung schwächen. Allerdings steht die RBA damit nicht allein. Das ungeheuerlichste Beispiel dürfte dahingehend die Schwedische Reichbank sein:

Neben der Norwegischen Krone gehörte die Schwedische Krone zu jenen Währungen, die sich im Jahr 2014 am schlechtesten entwickelten. Nach Ansicht der Zentralbank Schwedens sei die größte Sorge eine Aufwertung der Landeswährung gegenüber dem Euro. Dann heißt es, man müsse die Zinssätze in den negativen Bereich drücken und auf QE-Programme zurückgreifen, da die Inflation zu stark sinke. Andere Zentralbanken haben ganz ähnliche Narrative. Worin sich Schweden aber offenbar unterscheidet, ist in der Pressemitteilung der Riksbank nach ihrem jüngstenTreffen nachzulesen: http://www.riksbank.se/en/Press-and-published/Press-Releases/2015/prm150429/

  • “Schweden verzeichnet ein gutes BIP-Wachstum, die Situation an den Arbeitsmärkten verbessert sich weiterhin.“
  • “Die wirtschaftliche Erholung in Euroraum steht auf einem sichtbar stabileren Fundament.“
  • "Die Inflation steigt ausgehend von niedrigen Ständen.“
  • “Die Inflationserwartungen steigen.“

Trotzdem entscheidet die Zentralbank, dass zusätzlich quantitative Lockerungen durchgeführt werden. Als diese Pressemitteilung am 29. April veröffentlicht wurde, schoss die Schwedische Krone gegenüber dem Dollar um mehr als 2% in die Höhe (und um fast 1% gegenüber dem Euro). Und warum?

Das war dann doch zu viel des Quatsches: Jene “niedrigen“ Inflationszahlen basierten auf der sogenannten “headline inflation“, die auch die Energiepreise beinhaltet. Sicherlich sanken diese stark, allerdings werden sich die rückläufigen Energiepreise im Inflationsmix im Vorjahresvergleich ab Spätsommer nach und nach auflösen. Dieser eine Vorwand - sprich niedrige Inflation - wird dann hinten runterfallen.

Dahingehend sind wir der Ansicht, dass gerade die Schwedische Reichsbank eine180-Grad-Wende versuchen muss (andere können vielleicht noch die Ausrede einer schwachen wirtschaftlichen Gesamtlage für geltend machen).

Wo stehen wir also? Ab Spätsommer werden verschiedene Zentralbanken hinsichtlich ihrer ultralockeren Geldpolitik möglicherweise zurückrudern müssen, weil die Inflation schon wieder zu klettern beginnt. Derzeit wehrt sich die EZB gegen Forderungen nach einem frühzeitigen Ende von QE - aus einem einleuchtenden Grund:

QE zielt weniger auf Inflation ab als auf Inflationserwartungen. Käme von der EZB nun keine “unbedingte“ Befürwortung von Geldschöpfungsprogrammen, könnten Befürchtungen laut werden, dass die Inflationserwartungen gleich wieder einbrechen würden. Somit ist ein lockerer geldpolitischer Diskurs zu erwarten und im Anschluss daran ein eher plötzlicher Gesinnungswandel.

Über Großbritannien haben wir in diesem Artikel überhaupt noch nicht geredet, obwohl der Chef der Bank of England doch der Meister des Penny-Umdrehens ist. Die Wirtschaft Großbritannien gerät ganz allgemein stärker unter Druck. Hinzu kommt die sehr starke Abhängigkeit vom Immobiliensektor, die die britische Wirtschaft anfällig für die Sanktionen gegen Russland machte. Denn die russischen Oligarchen kaufen nicht mehr im großen Stil Londoner Immobilien (Immobilien in London galten lange Zeit als “sicherer Hafen“ für russisches Geld).

In den USA könnten wir die erste Zinssatzerhöhung im späteren Jahresverlauf sehen. Die Frage ist aber, wie viel davon schon jetzt eingepreist ist und welchen Weg die Zinssatzerhöhungen nehmen?

Bezüglich größerer Revisionen, die unserer Einschätzung nach in weiten Teilen der Welt notwendig sein könnten (teils nach oben wie in Schweden, teils nach unten beispielsweise in Großbritannien), dürften sich Chancen ergeben aber auch Risiken. Bezüglich der Risiken (angesichts weiterhin extremer Marktpositionierungen) zwei warnende Anmerkungen:

  • Erstens: Das alte Sprichwort, dass die Märkte länger irrational bleiben können als der Investor solvent, trifft weiterhin zu. Blasen, die von Marktdynamiken angetrieben werden, können ihr ganz eigenes Leben entwickeln, wie man an den Technologie- und Immobilienblasen der 1990er bzw. 2000er sehen konnte. Darunter würde ich aktuell auch die seit 35 Jahren steigenden Anleihepreise sowie den scheinbar unablässigen Anstieg der Aktienkurse zählen.

  • Wenn die große Wende kommt, sollten Sie nicht davon ausgehen, diese zeitlich genau abpassen zu können. Rechnen Sie zudem nicht mit staatlichen Bailouts.

Investoren sollten sich womöglich über echte Diversifikation Gedanken machen, um für diese Wende gewappnet zu sein. Doch auch das nicht ganz so einfach, weil viele Anlageklassen gemeinsam steigen. Auch im Bereich der Währungen, wo wir die Verdienste der Diversifikation so oft anpreisen, sollten Sie Vorsicht walten lassen:

Viele erfolgreiche Strategien der letzten Monate basierten auf Marktdynamik (Momentum). Sollte sich die Risikostimmung an den Märkten allerdings abrupt ändern, könnten viele dieser Strategien, die auf dem Papier Diversifikation bieten, allesamt in sich zusammenfallen.


© Axel G. Merk
Founder, Portfolio Manager at Merk Investments LLC
www.merkfund.com



Weiteren Diskussionen können registrierte Teilnehmer in unserem Online-Seminar am 14. Mai folgen: Titel des Online-Seminars: "What’s next for the dollar, gold & currencies?"

Dieser Artikel wurde am 06.05.2015 auf www.merkinvestments.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.




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