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Fallende US-Ölproduktion vs. steigende OPEC-Produktion

13.05.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise haben ihre kurze Korrektur bereits beendet und ihren Aufwärtstrend wieder aufgenommen. Brent verteuerte sich gestern um 3% und notiert am Morgen bei 67,5 USD je Barrel, nachdem zu Wochenbeginn noch weniger als 65 USD zu Buche standen. WTI kostet aktuell wieder 61,5 USD je Barrel. Zu Anfang der Woche waren es noch weniger als 60 USD. Preistreibend waren ein schwächerer US-Dollar und weitere Anzeichen für eine Abflachung der US-Rohölproduktion. Bis September soll diese laut US-Energiebehörde EIA auf unter 9 Mio. Barrel pro Tag fallen und erst im 4. Quartal 2016 wieder nennenswert steigen.

Für 2015 erwartet die EIA einen Anstieg um 530 Tsd. Barrel pro Tag. Dies erklärt sich mit dem höheren Produktionsniveau zu Jahresbeginn, welches den gesamten Jahresdurchschnitt anhebt. Für 2016 rechnet die EIA nur noch mit einem Zuwachs um 20 Tsd. Barrel pro Tag. In den letzten drei Jahren war die US-Rohölproduktion jeweils um ca. 1 Mio. Barrel pro Tag gestiegen. Allerdings haben zuletzt einige US-Ölunternehmen angekündigt, wieder verstärkt nach Öl zu bohren, falls die Preise weiter steigen.

Der deutlichen Verlangsamung des Produktionswachstums in den USA steht eine weiter steigende OPEC-Produktion gegenüber. Das Kartell produzierte laut eigenem Monatsbericht im April knapp 31 Mio. Barrel pro Tag und damit 1,5 Mio. Barrel pro Tag über dem geschätzten Bedarf. Insbesondere Saudi-Arabien und der Irak trugen dazu bei. Saudi-Arabien hat seine Produktion im April eigenen Angaben zufolge auf ein Rekordniveau von 10,3 Mio. Barrel pro Tag ausgeweitet. Wir erachten den Preisanstieg der letzten Wochen vor allem als spekulativ getrieben und sehen daher ein beträchtliches Korrekturpotenzial.


Edelmetalle

Der Goldpreis ist gestern um knapp 1% gestiegen und nähert sich damit der psychologisch wichtigen Marke von 1.200 USD je Feinunze. Ein schwächerer US-Dollar und fallende Aktienmärkte gaben Gold Rückenwind. Dem standen steigende Anleiherenditen gegenüber, wobei letztere in der Nacht deutlich zurückgingen und damit ihren gestrigen Anstieg größtenteils wieder rückgängig machten. Die Marke von 1.200 USD dürfte kurzfristig ein schwer zu überwindendes Hindernis darstellen. Wir rechnen mit einem nachhaltigen Überschreiten erst im Herbst.

Durch den früher und stärker als erwarteten Anstieg der Ölpreise dürften die Deflationssorgen aus dem Markt weichen, was sich positiv auf den Goldpreis auswirken dürfte, sobald die Korrektur an den Rentenmärkten abgeschlossen ist. Die zuletzt schwächeren US-Konjunkturdaten machen zudem eine Zinserhöhung der Fed schon im Juni unwahrscheinlich.

Wir sehen daher Gold in der zweiten Jahreshälfte gut unterstützt und rechnen ab dem vierten Quartal mit einem Preisanstieg. Silber steigt am Morgen im Schlepptau von Gold auf 16,7 USD je Feinunze. Wir hatten gestern darauf hingewiesen, dass sich der Silbermarkt in diesem Jahr ausgehend von einer stärkeren physischen Nachfrage und einem fallenden Angebot einengen dürfte. Für deutlich höhere Silberpreise ist aber eine anziehende Investmentnachfrage erforderlich. Diese zeigt sich gemessen an den ETFs und den US-Münzabsätzen derzeit eher verhalten.


Industriemetalle

Die Wirtschafts- und Finanzmarktdaten aus China, die heute veröffentlicht wurden, haben allesamt enttäuscht. Die Industriemetalle an der SHFE reagieren zwar darauf erneut mit einem Preisanstieg. Denn die bereits beschlossenen und die noch erwarteten Stützungsmaßnahmen der Regierung und der Zentralbank dürften zur Aufhellung der Stimmung in der Wirtschaft beitragen. Die zugrunde liegenden Probleme, wie z.B. die Überkapazitäten und die Verschuldung, bleiben jedoch ungelöst. Der Preisanstieg dürfte damit nicht nachhaltig sein.

Die LME-Positionierungsdaten zeigen, dass der jüngste Anstieg auch durch eine stärkere Nachfrage der Anleger unterstützt wurde. Diese haben zuletzt ihre Wetten auf steigende Preise teilweise massiv ausgeweitet und sind gemessen an den Netto-Long-Positionen aktuell bei Kupfer, Blei und Zink so optimistisch wie nie seit Beginn der Aufzeichnung dieser Datenreihe Ende Juli 2014. Bei Nickel haben sich die Netto-Long-Positionen innerhalb einer Woche mehr als verdoppelt, wenngleich von einem niedrigen Niveau aus.

Zwar gibt es durchaus Grund zu Optimismus bei Nickel. Denn die LME-Lagerbestände sind seit Anfang Mai um über 4,7 Tsd. Tonnen gefallen und haben damit den stärksten 7-Tagesrückgang seit einem Jahr verzeichnet. Auch dürften die Nickel- und Nickelerzbestände in China laut SMM zuletzt zurückgegangen sein. Das Überangebot bei Nickel dürfte allerdings fortbestehen, zumal die Nickelgußeisenproduktion (NPI) in China laut Antaike im April auf fast 36 Tsd. Tonnen erneut massiv gestiegen sein sollte.


Agrarrohstoffe

In seinen ersten Schätzungen für die globale Produktion und Nachfrage bei wichtigen Agrarprodukten 2015/16 (WASDE-Bericht) prognostiziert das US-Landwirtschaftsministerium sowohl für die USA als auch weltweit einen weiteren Anstieg der Sojabohnenbestände. In den USA sollen diese trotz einer geringeren Produktion um gut 4 Mio. Tonnen bzw. 43% auf ein 9-Jahreshoch von 13,6 Mio. Tonnen ansteigen. Weltweit schätzt das USDA den Lageraufbau auf fast 11 Mio. Tonnen, wozu eine nochmals rekordhohe brasilianische Produktion beitragen soll. Brasilien dürfte auch seine Exporte - unterstützt durch die schwache Währung - ausweiten. Wegen der starken Konkurrenz prognostiziert das USDA die US-Exporte dagegen leicht rückläufig.

Der Sojabohnenpreis in Chicago gab in der Folge nach und schloss mit einem Minus von 1,9% bei 956 US-Cents je Scheffel. Bei Mais zeichnet das USDA ein völlig anderes Bild als der Internationale Getreiderat IGC. Letzterer geht in seiner April-Prognose für 2015/16 von einem weltweiten Defizit von 17 Mio. Tonnen aus.

Das USDA dagegen rechnet mit einem weitgehend ausgeglichenen Markt. Dies beruht vor allem auf einer sehr viel optimistischeren Produktionsprognose. Alleine für die USA klaffen die Erwartungen um 15 Mio. Tonnen auseinander, denn der IGC schätzt die US-Produktion um 8,5% niedriger als 2014/15, das USDA nur um 4%. Die Preisreaktion blieb gering, da der Markt bereits seit einiger Zeit unter dem Eindruck der zügigen US-Aussaat und guten frühen Wachstumsbedingungen steht.

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