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Goldnotierung hängt weiterhin an den Zinserwartungen

18.05.2015  |  Thorsten Proettel
US-Leitzinsanhebung wird vermutlich aufgeschoben

Die grundsätzlich gute Verfassung der USamerikanischen Wirtschaft, die in diesem Jahr voraussichtlich um rund 3% wachsen wird, veranlasste uns in der Vergangenheit, mit einer ersten Leitzinsanhebung durch die Federal Reserve in diesem Juni zu rechnen.

Zuletzt fielen verschiedene Konjunkturindikatoren jedoch nicht so gut aus wie ursprünglich erhofft oder wie gewünscht. Beispielsweise gab das Commerce Department in dieser Woche eine Stagnation der Einzelhandelsumsätze in den USA bekannt. Offenbar halten sich die Verbraucher mit dem Kauf von Kraftfahrzeugen und anderen größeren Anschaffungen zurück, so dass Zweifel an der Nachhaltigkeit des Aufschwunges genährt wurden.

Da Fed-Chefin Yellen gewiss kein Interesse an Vorwürfen hat, die Konjunktur durch vorzeitige Zinsanhebungen abzuwürgen, wird eine Verschiebung des ersten Zinsschrittes immer wahrscheinlicher.

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Zinsniveau für Goldmarkt sehr relevant

Der Goldpreis kletterte nach Veröffentlichung der Einzelhandelsumsätze um fast 30 USD und notiert mit 1.216 USD wieder über der magischen Marke von 1.200 USD, die nun seit fast zwei Jahren wie eine Leitlinie für die Notierungen wirkt. Der Silberpreis legte überproportional zu und dürfte die Woche mit einem Plus von 6% beenden.

Die zügigen Anstiege wurden kaum durch langfristig orientierte Anleger verursacht, sondern eher durch das kurzfristige Agieren von Terminmarktteilnehmern. Steigende Zinsen gelten nämlich als Gift für die Edelmetallpreise und eine Aufschiebung der Zinserhöhungen ist in diesem Denkschema erst einmal positiv.

Ob eine Anhebung der so genannten Federal Funds Target Rate durch Fed-Chefin Yellen von derzeit 0% bis 0,25% auf dann vielleicht 0,5% wirklich ein großes Problem für den Goldpreis darstellt, steht auf einem ganz anderen Blatt. Schließlich steigerte das Metall seinen Wert beispielsweise auch in den Jahren 2006 und 2007, als der Leitzins mehr als 5% betrug.

Da am Goldmarkt derzeit aber andere dominierende Einflussfaktoren fehlen oder in den Hintergrund gedrängt werden, bleiben die Erwartungen über die Zinsentwicklung in den USA eine relevante Größe.

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Wird der Zeitpunkt für Leitzinsanhebung versäumt?

Keine Diskussionen löst an den Märkten bislang die folgende Überlegung aus: Was passiert, wenn die amerikanische Notenbank weiterhin sehr zögerlich reagiert und so den richtigen Zeitpunkt für eine Zinsanhebung verpasst?

Üblicherweise senken die Notenbanken die Zinsen während eines Konjunkturabschwungs, um die Wachstumskräfte zu stimulieren. Der Fed hätte spätestens dann ein Problem, wenn die Wirtschaft irgendwann wieder stagniert oder schrumpft und das Mittel weiterer Leitzinssenkungen ausgereizt ist. Wie insbesondere das Beispiel Schweden zeigt, könnte Frau Yellen in diesem Fall den Zins natürlich auch unter die Nullmarke senken. Außerdem würde wieder ein "Quantitative Easing", also das Drucken von Geld über den eigentlichen Bedarf hinaus auf der Tagesordnung stehen.

Wenn sich solche für extreme Notlangen gedachte Maßnahmen aber immer stärker als übliches Mittel der Geldpolitik etablieren, dann wächst die Gefahr, dass die verantwortlichen Stellen eines Tages von den negativen Nebenwirkungen eingeholt werden.

Aus diesem langfristigen Blickwinkel betrachtet gibt damit durchaus einen guten Grund, warum eine Verschiebung der Leitzinsanhebung zu einem höheren Goldpreis führt.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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