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Starker US-Dollar führt zu Abverkauf bei Rohstoffen

20.05.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind gestern um mehr als 3% gefallen. Brent fiel im Tief bis auf 64 USD je Barrel, dem niedrigsten Niveau seit Ende April. WTI verzeichnete bei 57 USD je Barrel ebenfalls ein 3-Wochentief. Nach dem Kontraktwechsel sprang der nächstfällige WTI-Terminkontrakt in der Nacht gut einen US-Dollar nach oben. Wichtigster Grund für den Preisrutsch gestern war die kräftige Aufwertung des US-Dollar um 1,5%, welche nahezu alle Rohstoffpreise unter Druck setzte.

Auslöser hierfür waren Kommentare eines hochrangigen EZB-Vertreters, wonach die EZB-Anleihekäufe vorübergehend erhöht werden könnten. Dies setzte zunächst den Euro massiv unter Druck. Hinzu kamen sehr robuste US-Daten zum Immobilienmarkt am Nachmittag, welche den US-Dollar beflügelten. Das API berichtete am Abend einen überraschend kräftigen Abbau der US-Rohöllagerbestände um 5,2 Mio. Barrel.

Die Marktreaktion blieb bislang begrenzt. Vor wenigen Wochen noch hätte eine derartige Nachricht eine Preisrallye bei Rohöl ausgelöst. Die Stimmung am Ölmarkt hat sichtbar gedreht. Von daher bleibt abzuwarten, ob eine Bestätigung des Lagerabbaus in den offiziellen DOE-Daten heute Nachmittag den Preisen nach oben verhelfen würde. Fakt ist, dass der Ölmarkt überversorgt bleibt, solange die OPEC ihr Angebot nicht deutlich reduziert. Damit ist nicht zu rechnen. Die OPEC-Sitzung am 5. Juni dürfte die Ende November eingeschlagene Strategie der Verteidigung von Marktanteilen bestätigen.


Edelmetalle

Die Lage sowohl am globalen Platin- als auch am Palladiummarkt wird sich in diesem Jahr spürbar entspannen. Der weltgrößte Verarbeiter von Platin und Palladium, Johnson Matthey, schätzt, dass bei Platin das Angebot um 285 Tsd. Unzen hinter der Nachfrage zurückbleibt. Im letzten Jahr betrug das Angebotsdefizit noch 1,11 Mio. Unzen. Vor allem eine stark steigende Minenproduktion in Südafrika (+19% auf 4,24 Mio. Unzen), die sich vom fünfmonatigen Streik im letzten Jahr deutlich erholt, trägt zur entspannteren Lage bei. Die gesamte Nachfrage soll nahezu unverändert bei 8,31 Mio. Unzen verharren.

Zwar dürfte die Nachfrage aus der Automobilindustrie um 10% auf 3,70 Mio. Unzen steigen, dies soll aber vor allem durch eine schwache Investmentnachfrage kompensiert werden. Demnach sollen aus den Platin-ETFs in diesem Jahr 88 Tsd. Unzen netto verkauft werden. Das erwartete Angebotsdefizit bei Palladium soll laut Johnson Matthey von 1,83 Mio. Unzen 2014 auf nur noch 100 Tsd. Unzen sinken. Im Wesentlichen sind hierfür dieselben Faktoren verantwortlich wie bei Platin.

Während die südafrikanische Minenproduktion deutlich zulegen soll, geht die gesamte Nachfrage um 12% auf 9,38 Mio. Unzen zurück. Dies ist in erster Linie den erwarteten ETF-Verkäufen von netto 400 Tsd. Unzen geschuldet. 2014 wurden die ETF-Bestände netto noch um 932 Tsd. Unzen aufgestockt. Der Anstieg der Nachfrage aus der Automobilindustrie auf ein neues Rekordhoch von 7,46 Mio. Unzen kann dies nicht auffangen. Alles in allem sind die Platin- und Palladiummärkte 2015 zwar nicht mehr so angespannt wie noch im letzten Jahr, dennoch werden sie aller Voraussicht nach das vierte Jahr in Folge im Angebotsdefizit sein. Wir sehen die Preise daher gut unterstützt.

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Industriemetalle

Die Metallpreise konnten sich trotz überraschend guter US-Konjunkturdaten zum Immobilienmarkt dem generellen Abverkauf an den Rohstoffmärkten gestern nicht entziehen. Gemessen am LME-Industriemetallindex verloren sie 2,4%. Ein wesentlicher Grund für den Preisrückgang war der sehr feste US-Dollar, der gegenüber dem Euro um 1,5% auf ein 2-Wochenhoch aufwertete. Mit einem Minus von 4,8% war Nickel unter den Metallen der größte Verlierer. Das hauptsächlich in der Edelstahlindustrie verwendete Metall verbilligt sich heute Morgen auch weiter und handelt erstmals seit 3½ Wochen wieder unter der Marke von 13.000 USD je Tonne.

Wie die International Nickel Study Group (INSG) gestern berichtete, war der globale Nickelmarkt im März zwar ausgeglichen, im ersten Quartal bestand aber insgesamt noch ein Angebotsüberschuss von 19,2 Tsd. Tonnen. Zudem steigen die Lagerbestände immer weiter - die LME-Vorräte haben gestern ein neues Rekordhoch von 445 Tsd. Tonnen erreicht.

Der Preisrückgang speziell bei Nickel ist wohl auch spekulativ getrieben. Denn die spekulativen Finanzinvestoren dürften sich weiter zurückgezogen haben. Gemäß LME-Statistik haben sie ihre Netto-Long-Positionen in der letzten Woche um 40% reduziert, nachdem es zuvor zu einem starken Aufbau dieser kam. Bei Kupfer dagegen kam es zu einem Anstieg der Netto-Long-Positionen um knapp 11%, was jedoch kaum Auswirkungen auf den Preis hatte.


Agrarrohstoffe

Die Schätzungen für die angelaufene brasilianische Kaffeeernte 2015/16 gehen weiter stark auseinander: Verschiedene Beobachter platzieren ihre Prognosen im Bereich von 49 bis knapp 52 Mio. Sack. Zuletzt hat sich das USDA-Büro in Brasilia mit 52,4 Mio. Sack an die Spitze gesetzt, da es bei Arabica-Kaffee eine besonders kräftige Erholung erwartet. Tatsache ist, dass viele Beobachter ihre Erwartungen an die brasilianische Produktion in der letzten Zeit nach oben korrigiert haben.

Der Nationale Kaffeerat äußerte daran Kritik und legte sich Anfang Mai auf allenfalls 43,3 Mio. Sack fest. Für die weltweit größte Kaffee-Kooperative Cooxupe rechnet deren Präsident mit einer etwa gleich hohen Ernte wie im dürregeschädigten Vorjahr. Unsicher ist der Blick auf 2015/16 auch für Vietnam: Hier liegen die Erwartungen zwischen über 30 Mio. Sack auf der oberen Seite und nur gut 22 Mio. Sack. Diese niedrige Schätzung stammt von der fast notorisch pessimistischen Kaffee- und Kakaoorganisation des Landes, Vicofa.

Abzuwarten bleiben die Auswirkungen des Klimaphänomens El Nino, das die Gefahr von Dürre in Vietnam mit sich bringt. Für 2015/16 kursieren denn auch bereits erste Erwartungen eines weiteren Defizits am globalen Kaffeemarkt. Allerdings wird dieses nur etwa halb so hoch wie 2014/15 geschätzt, für das ICO und andere Beobachter mit einem Defizit von etwa 7 Mio. Sack rechnen. Dem Arabica-Preis helfen diese Perspektiven aber nicht auf: Es gelingt ihm derzeit nicht, nachhaltig die Marke von 140 US-Cents je Pfund zu übersteigen.



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