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Edelmetalle Aktuell

11.04.2006  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.


Die vergangene Woche brachte wieder einmal spektakuläre Gewinne für die Edelmetalle. Gold erreichte dabei ein neues 25-Jahreshoch und verpasste in London nur knapp die 600er-Marke. An der New Yorker Börse, an der die Gold-Futures mit einem Aufschlag gehandelt werden, lag der Preis zeitweise sogar über diesem Niveau. Das Silber stieg auf über 12 Dollars an, hier hatte es zum letzten Mal 1984 notiert Und Palladium erreichte in der Spitze 350 $ je Unze, immerhin auch ein Vier-Jahreshoch. Gewinnmitnahmen am späten Freitagabend verringerten zwar den Aufwärtsdruck ein wenig, für den Moment verbleiben die Edelmetalle aber in einer guten Verfassung, selbst wenn dies fundamental nicht unbedingt gerechtfertigt erscheint.

Nach der Abfassung des Berichts sind die Metalle gestern weiter gesteigen. Wir bleiben auch weiterhin bei der schon im Bericht erwähnten Meinung, dass es für ein Spekulieren auf niedrigere Preise zu früh ist, auch wenn die aktuelle Preisniveaus fundamental nicht gerechtfertigt scheinen.


  • Gold - An der COMEX kurzzeitig über 600

Der Goldpreis verzeichnete in der letzten Woche einmal mehr spektakuläre Gewinne, am Ende verpasste er aber um Haaresbreite die magische 600-Dollar-Marke. Begonnen hatte die Handelswoche am vergangenen Montag noch bei 582 $ je Unze, allerdings stieg das Metall beinahe umgehend um 10 $ je Unze an. Analysten nannten als mögliche Gründe für den Anstieg die erwartete Anhebung der Zinsen durch die Europäische Zentralbank, den Konflikt zwischen Iran und den westlichen Ländern und die Tatsache, dass asiatische Zentralbanken in Zukunft als Goldkäufer auftreten könnten. Die nachfolgenden 48 Stunden waren dann erst einmal von Gewinnmitnahmen geprägt und das Metall büßte durch sie die vorher erreichten Gewinne weitgehend wieder ein. Die Gegenbewegung ließ dann aber nicht lange auf sich warten und bis zum Freitagmorgen stieg das Metall dann wieder auf 598 $ je Unze an, dieses Niveau markierte ein neues 25-Jahreshoch. Die Tatsache, dass das Gold dann aber an der Marke von 600 scheiterte, die späte Erholung des Dollars (nachdem die EZB die Leitzinsen unverändert ließ), und der späte Einbruch sowohl des Öl-, als auch des Kupferpreises führten in letzter Minute zu erneuten Abgaben. Das Metall fiel noch einmal auf 585 $ je Unze zurück, bevor es mit 588 USD in das Wochenende ging.

Alles in allem präsentiert sich die Situation rund um das gelbe Metall weitgehend unverändert. Während "harte" Faktoren, wie die schlechte fundamentale Ausgangslage weitgehend ignoriert werden, steigt das Gold vor allem durch spekulative Nachfrage immer weiter. Wir würden, wie schon beim Silber auf den fahrenden Zug nicht aufspringen, aber es wäre auf der anderen Seite fahrlässig, dem Umstand, dass das Gold eine große Zahl von überzeugten Anhängern hat, zu ignorieren. Deren fester Wille scheint es zu sein, dass Metall immer näher an das Allzeithoch von 1980 bei 850 $ je Unze zu bringen. Den nächsten Schritt auf diesem Weg markiert der charttechnische Widerstand knapp über der Marke von 600, Unterstützung nach unten gibt es erst bei 560 $ je Unze.

In unserer letzten Ausgabe berichteten wir über den Einbruch der türkischen Goldimporte im Januar und Februar. Dieser Trend setzte sich auch im März fort. Wie die Istanbul Gold Exchange mitteilte, lagen die Importe im letzten Monat bei 12,2 Tonnen und damit um 58,2 Prozent tiefer als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Negative Nachrichten gab es auch, was den Goldabsatz in Indien angeht. Auf dem Subkontinent, so lokale Quellen, sei der Verkauf von Schmuck im ersten Quartal um 75 Prozent eingebrochen. Als Ursache wurde in erster Linie der hohe Goldpreis genannt.

Die Analysten von Virtual Metals äußerten in der vergangenen Woche in einem Bericht, dass der Goldmarkt bei einem Verbleib des Preises auf dem aktuellen, hohen Niveau, von einem Defizit in Höhe von 422 Tonnen in 2005, hin zu einem Angebotsüberhang von 310 Tonnen in 2006 wechseln könnte. Der Hauptgrund für diese Entwicklung sei ein Abnehmen der Schmucknachfrage in Indien und im Mittleren Osten, die in diesem Jahr um 30 Prozent auf 1,058 Tonnen fallen könnte. Für Nordamerika und Europa wird ein Rückgang in Höhe von 12 Prozent erwartet, so dass der weltweite Absatz an Schmuck in diesem Jahr auf 2.341 Tonnen fallen könnte. 2005 hatte diese Zahl noch über 600 Tonnen höher gelegen. Bei den Gold-Exchange Traded Funds erwarten die Experten von Virtual Metals einen Rückgang der Nachfrage um 19 auf 173 Tonnen.

Die Deutsche Bank sagte in der letzten Woche voraus, dass das gelbe Metall in diesem Jahr noch auf bis zu 700 $ je Unze steigen könnte. Verantwortlich für diesen Anstieg wäre auch in Zukunft in erster Linie Nachfrage von Investoren, eine wesentliche Ursache dafür die vorhergesagte Schwäche des Dollars. Zentralbankverkäufe werden nach Meinung der Bank keine Bedrohung mehr darstellen, da sie von mögli-chen Käufen asiatischer Notenbanken kompensiert werden könnten.

Ein Führungsmitglied des finnischen NE-Metall- und Goldproduzenten Outokumpu wies in der letzten Woche darauf hin, dass die hohen Preise der Metalle nicht zwangsläufig zu einer schnell steigenden Produktion führen würden. Die Minenindustrie würde vielmehr im Moment von den Herstellern technischer Ausrüstungsgegenstände aus Kapazitätsgründen nicht ausreichend beliefert werden können. Außerdem würden in den Minen auch Ingenieure und Mechaniker fehlen.


  • Silber - Aussichten auf baldige ETF-Einführung beflügelt

Es ist schwer zu sagen, welches der Edelmetalle genau die Rolle des Trendsetters in der letzten Woche inne hatte, nachdem Gold, Palladium und auch Silber gleichermaßen deutlich anstiegen. Letzteres legte vor dem Hintergrund weiterer Fond-Käufe auf 12,20 $ je Unze zu. Wir bleiben unverändert skeptisch, was das gesamte Umfeld angeht, würden aber auch weiterhin davor warnen, sich gegen den aktuellen Trend zu stemmen. Erst eine massive Welle von Gewinnmitnahmen mit Kursen von unter elf Dollars könnte möglicherweise eine Trendwende signalisieren.

Die Silber-Importe nach Indien sind im ersten Quartal kollabiert und das Land wurde dadurch sogar zu einem Netto-Exporteur. Die Export-Menge war zwar mit geschätzten 150 Tonnen vergleichsweise klein, die Tatsache an sich wurde aber von lokalen Händlern als Indiz dafür gewertet, dass die lokalen Banken ihre Vorräte nicht länger vor Ort absetzen können. Auf der Verbrauchsseite schätzen lokale Beobachter, dass die Menge des vor Ort verkauften Silbers 2006 auf 1.000 Tonnen fallen könnte, dies sind rund 650 Tonnen weniger als im vergangenen Jahr. Die Nachfrage hatte ihren Gipfel bereits 2002 mit einem Gesamtabsatz von 4.500 Tonnen erreicht.


  • Platin - Schaut den anderen Metallen von der Seitenlinie aus zu

Das weiße Metall erholte sich von dem Einbruch am Ende der vorletzten Woche, im Gegensatz zu den anderen Metalle verbuchte es aber in den letzten Tagen keine herausragenden Fortschritte. Das Metall startete am Montag bei 1.068 $ je Unze und stieg anfänglich, unterstützt von der positiven Entwicklung bei Gold und Silber, auf 1.080 an. Wie bei den anderen Metallen auch folgten dieser ersten Bewegung zunächst Gewinnmitnahmen, die das Platin am Mittwoch auf das Wochentief bei 1.060 $ je Unze zurückfallen ließen. Nachdem die anderen Metalle anschließend wieder Boden gutmachten, folgte das Platin auf dem Fuße. Mit einem Höchstkurs von 1.084 USD verfehlte das Metall allerdings den Spitzenkurs der vorletzten Woche und eine anschließende Runde von erneuten Abgaben ließ es wieder auf 1.063 $ je Unze abstürzen. Dort schloss das Platin dann nicht weit entfernt vom Wochentief.

Die Fonds haben in der Zwischenzeit ihre spekulativen Pluspositionen auch an der New Yorker COMEX weiter ausgebaut, sie liegen jetzt bei insgesamt sieben Tonnen. Im Vergleich zu einer Weltjahresproduktion liegt der Anteil damit bei rund fünf Prozent. Im Vergleich zum Silber ist dies noch immer extrem wenig, dort sind es zum Beispiel knapp 50 Prozent.

Was die laufende Woche angeht, wird wieder einmal viel von den anderen Metallen abhängen. Sollten sie sich plötzlich nach unten orientieren, würde sich auch das Platin einer solchen Bewegung anschließen. Deshalb raten wir weiterhin zur Vorsicht, auch wenn es im Moment keinerlei Anzeichen für eine Trendwende gibt. Technisch hat das Metall in der letzten Woche übrigens den steilen Aufwärtstrend erst einmal nach unten durchbrochen, auf der anderen Seite könnte schon eine Rückkehr auf 1.080 $ das Ganze zu einer Bärenfalle machen. Eine solche Situation könnte dann zu weiteren Anschlusskäufen führen und selbst 1.100 $ wären dann nicht mehr auszuschließen.

Impala will weiter auch außerhalb von Südafrika wachsen und sicherte sich in der letzten Woche die Option auf einen 51prozentigen Anteil an dem madagassischen Ambodilafa Kupfer-, Nickel und Platinmetallprojekt.


  • Palladium - An der Marke von 360 (vorerst?) gescheitert

Das Metall driftete in den ersten drei Tagen der letzten Woche vorwiegend seitwärts, als Gold und Silber dann aber auf neue Höchstkurse stürmten, ließen die Fonds auch das Palladium nicht links liegen. Die Bewegung beschleunigte sich noch, nachdem das Metall das Vorwochenhoch bei 348,50 $ je Unze durchbrach. Am Ende lag der Höchstkurs bei 358 USD.



  • Rhodium - Wieder auf dem Weg nach oben

Die erwartete Trendwende beim Rhodium kam schnell und sie fiel ausgesprochen kraftvoll aus. Die Tatsache, dass der Markt hier sehr klein und entsprechend illiquide ist, dürfte dabei ihren Beitrag geleistet haben. Während das Metall am Montag und Dienstag noch bei unter 4.000 $ je Unze den Besitzer wechselte, startete es anschließend vor dem Hintergrund neuer industrieller Nachfrage durch. Diese war wieder einmal gepaart mit der Abwesenheit von ausreichend Angebot, in der Konsequenz stieg der Wert des Metalls rasch auf 4.250 - 4.350 USD an. Wir sehen weiter keinen Grund, warum das Metall hier jetzt stoppen sollte, und würden nicht ausschließen, dass wir diesmal das jüngste Hoch von 4.425 $ je Unze übersteigen.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH











Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
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