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Rückgang der US-Bohraktivität scheint gestoppt

26.05.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise stehen zum Auftakt in die verkürzte Handelswoche unter Druck. Brent fällt auf 65 USD je Barrel, WTI auf 59,5 USD je Barrel. Wichtigster Belastungsfaktor ist ein deutlich aufwertender US-Dollar. Zudem scheint der seit 23 Wochen währende Rückgang der Bohraktivität in den USA gestoppt. In der letzten Woche wurde laut Baker Hughes per Saldo nur noch eine aktive Ölbohrung stillgelegt. Offensichtlich ist der WTI-Ölpreis inzwischen wieder auf einem Niveau, welches die Förderung von Schieferöl wieder attraktiv macht.

Insbesondere zuvor nicht ganz fertiggestellte Ölbohrungen dürften bei dem jetzigen Preisniveau bis zur Quelle gebohrt und danach in Betrieb genommen werden. Dies dürfte dem von vielen Marktteilnehmern erwarteten Rückgang der US-Ölproduktion entgegenstehen. Die spekulativen Finanzanleger könnten sich dann wieder aus dem Ölmarkt zurückziehen. Diese hatten mit ihren Käufen maßgeblich dazu beigetragen, dass der WTI-Ölpreis seit März und der Brentölpreis seit Januar um bis zu 50% gestiegen ist.

In der letzten Berichtswoche kam es sowohl bei Brent als auch bei WTI bereits zu einem Abbau der spekulativen Netto-Long-Positionen. Bei Brent fiel dieser mit knapp 38 Tsd. Kontrakten sogar recht deutlich aus. Die absoluten Niveaus der spekulativen Netto-Long-Positionen sind mit 243 Tsd. Kontrakten bei Brent und gut 250 Tsd. Kontrakten bei WTI allerdings noch immer sehr hoch, so dass hier weiterhin Korrekturpotenzial besteht. Denn der Ölmarkt bleibt trotz der Euphorie der Anleger der letzten Wochen deutlich überversorgt, wie auch die OPEC-Produktionsumfragen Ende der Woche bestätigen dürften.


Edelmetalle

Gold fällt zum Wochenauftakt unter die psychologisch wichtige Marke von 1.200 USD je Feinunze und wird dabei vor allem vom deutlich festeren US-Dollar belastet. Denn der stärkere Anstieg der US-Kerninflationsrate im April macht eine Zinserhöhung der Fed wahrscheinlicher. In Euro gerechnet erweist sich der Anstieg über die Marke von 1.100 EUR je Feinunze als äußerst kurzlebig und der Preis kann dieses Niveau bislang noch nicht halten.

Offensichtlich nehmen einige Investoren Gewinne mit und tragen somit ebenfalls zum Preisrückgang von Gold bei. Denn wie die CFTC-Statistik zur Positionierung der spekulativen Finanzanleger zeigt, war der Preisanstieg von Gold auf über 1.230 USD je Feinunze Mitte des Monats stark spekulativ getrieben und stand somit auf wackeligen Beinen. In der Woche zum 19. Mai wurden demnach die Netto-Long-Positionen auf 78,6 Tsd. Kontrakte fast verdreifacht. Dies ist der höchste Stand seit 12 Wochen.

Die Situation bei Gold lässt sich eins zu eins auf Silber übertragen. Der Preis rutscht am Morgen unter die Marke von 17 USD je Feinunze auf ein 2-Wochentief. Auch hier war der Preisanstieg zuvor auf fast 18 USD großteils spekulativ getrieben. Die Netto-Long-Positionen wurden ebenfalls fast verdreifacht - auf 42,9 Tsd. Kontrakte, den höchsten Wert seit zehn Monaten. Somit bestand auch bei Silber Korrekturpotenzial. Klar ausgeweitet wurden die Netto-Long-Positionen ebenso bei Platin, was sich in einem, wenn auch moderaten, Preisanstieg widerspiegelte. Einzig bei Palladium blieben sie weitgehend unverändert.

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Industriemetalle

Die Metallpreise verzeichnen einen freundlichen Start in die verkürzte Handelswoche und werden dabei von festen asiatischen Aktienmärkten unterstützt. In China hat die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission gestern Details zu über 1.000 Projekten für öffentlich-private Partnerschaften bekannt gegeben. Diese haben einen Wert von knapp 2 Bio. CNY (322 Mrd. USD). Ab 1. Juni gelten in China neue Rahmenbedingungen für solche Partnerschaften, die u.a. die Umsetzung dieser Projekte vereinfachen sollen.

Die gestrige Veröffentlichung kann auch als Stimulierung des kurzfristigen Wirtschaftswachstums angesehen werden, nachdem zum Beispiel in den letzten Monaten die Investitionen in Sachanlagen deutlich an Dynamik verloren hatten. Als größter Gewinner unter den Industriemetallen erweist sich Nickel, das sich um rund 2% auf annähernd 13.000 USD je Tonne verteuert. Das hauptsächlich in der Edelstahlindustrie verwendete Metall hatte letzten Freitag allerdings noch ein 4-Wochentief verzeichnet.

Kupfer steigt moderat auf 6.200 USD je Tonne. Die spekulativen Finanzinvestoren bleiben Kupfer gegenüber optimistisch gestimmt und setzen weiter stark auf steigende Preise. Gemäß CFTC-Statistik haben sie ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 19. Mai vom kurz zuvor erreichten 10-Monatshoch nur geringfügig abgebaut. Mittlerweile ist der Kupferpreis jedoch merklicher gefallen, was auf die Glattstellung einige dieser Positionen schließen lässt.


Agrarrohstoffe

Die Internationale Zuckerorganisation ISO hat ihre Schätzung für den Überschuss am globalen Zuckermarkt in der laufenden Saison 2014/15 deutlich angehoben. Statt 620 Tsd. Tonnen soll dieser nun 2,2 Mio. Tonnen betragen. Grund dafür sind nach oben angepasste Produktionszahlen für Indien und Thailand. Trotz der enttäuschenden brasilianischen Zuckerproduktion soll daher die weltweite Produktion 2014/15 um 1,6% höher ausfallen als in der letzten Saison.

Für die nach ihrer Konvention im Oktober beginnende Saison 2015/16 rechnet die ISO allerdings mit einem Defizit in der Größenordnung von 2,3 Mio. Tonnen. Unklar bleibt weiterhin die Rolle Brasiliens: Die dort seit April laufende Ernte wird bereits dem internationalen Jahr 2015/16 zugerechnet. Die brasilianische Zuckerindustrievereinigung UNICA rechnet für das mit Abstand größte Anbaugebiet Center-South zwar mit einer um 3,3% höheren Zuckerrohrverarbeitung.

Aufgrund einer niedrigeren Zuckerkonzentration und einer erhöhten Verwendung für Ethanol soll die Zuckerproduktion bei knapp 32 Mio. Tonnen aber stagnieren. Etwas optimistischer hatte sich im April die staatliche brasilianische Prognosebehörde Conab gezeigt, die für Center-South eine um 5% höhere Zuckerproduktion erwartet. Bewahrheitet sich das Defizit 2015/16, dürfte es nach Ansicht der ISO dennoch nur begrenzte Preiswirkung entfalten. Denn nach jahrelangen Überschüssen sind die Lager international gut gefüllt.



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