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Gold schon beerdigt?

03.06.2015  |  Gary E. Christenson
Eigentlich wider Willen schockierte mich ein Artikel über Gold, der Anfang Mai im "Economist" erschienen war. Der Titel des Artikels: "Buried" [deutsch: beerdigt oder vergraben “] von 2. Mai 2015. Ich gestehe, dass ich ihn erst jetzt gelesen habe, also mit ein paar Wochen Verspätung. Verzögerte Reaktionsfähigkeit möchte man meinen und vielleicht der Wunsch, nicht immer über Gold schreiben zu wollen.

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Quelle: www.stockcharts.com


Gerade als ich überlegte, einen Artikel darüber zu schreiben, entdeckte ich, dass David Stockman (der ehemalige Leiter des Office of Management and Budget unter der Reagan-Administration) mir schon einen Schritt voraus war und in seiner “Contra Corner" bereits einen Beitrag zum Thema gepostet hatte. (http://davidstockmanscontracorner.com/why-gold-is-looking-better-the-economist-pronounced-it-buried/).

Nun gut, das hindert keinen daran, auch mich nicht, ebenfalls einen Kommentar zum selben Thema zu schreiben. David Stockman schreibt aus einer interessanten Perspektive heraus, schließlich konnte über Jahre hinweg das Innenleben Washingtons und der Finanzindustrie kennenlernen. Mr. Stockman war zudem republikanischer Kongressabgeordneter. Nachdem er seinen Regierungsposten verließ, arbeitete er für die Investmentbank Solomon Brothers und später auch für die Private-Equity-Firma Blackstone Group.

1999 verließ er Blackstone und versuchte sich an verschiedenen Projekten. So gründete u.a. eine eigene Private-Equity-Firma, später versuchte er sich als Unternehmenschef eines Autoteileherstellers aus Detroit, der Pleite ging. Als diese Firma 2005 Insolvenz anmeldete, wurde Mr. Stockman von den Bundesstrafbehörden wegen Betrugs angeklagt und von der Aufsichtsbehörde SEC wegen seiner Rolle als Unternehmenschef verfolgt.

Obgleich er am Ende von diesen Anschuldigungen freigesprochen wurde, kostete die ganze Angelegenheit ihn nicht nur viel Geld, sondern auch seinen Ruf. 2014 begann er mit seiner ‘Contra Corner'. In seinen Beiträgen (einschließlich der Gastbeiträge) kritisierte er fortan staatliche Maßnahmen der US-Regierung und Entwicklungen im globalen Finanzsystem.

Der Beitrag im “Economist“ hatte im Grunde folgenden Tenor: Gold sei tot und begraben. Im Artikel wird auch der in den USA bekannte Wirtschaftskommentator Harry Dent zitiert (er wirbt unter anderem damit, dass der Goldpreis auf 700 $ fallen werde). Dent wird mit folgender Frage zitiert: “Wo bleibt denn nun die verdammte Hyperinflation?“. Sprich jene Hyperinflation, die nach Meinung einiger nötig wäre, um die Goldpreise auf Nirwana-Höhen zu katapultieren.

Dent erwähnt natürlich mit keinem Wort die Tatsache, dass es auch im Umfeld unerheblicher Inflationsquoten zwischen 2008-11 einen enormen Goldkursanstieg (680 $ auf 1.923 $) gegeben hatte, der den Goldmarkt aus den Tiefen des 2008er Finanzcrashs beförderte. Als bräuchte Gold die Hyperinflation, um zu steigen!

Unerwähnt bleibt auch, dass Gold während der Großen Depression um 70% aufgewertet wurde und Goldaktien in dieser Phase ganze 400% zulegten, während der Dow Jones Industrial (DJI) um 89% einbrach. Mr. Dent scheint noch in den inflationären 1970ern zu leben und zu glauben, dass es immense Inflation gewesen sein muss, die die Goldpreise bis 1980 auf 875 $ schnellen ließ.

Seit dem Ende des Goldstandards 1971, als die Welt zum jüngsten Fiat-Geldexperiment aufbrach, reagiert Gold viel eher auf sinkendes Vertrauen in die Fähigkeiten des Staates und Finanzsystems, die herrschenden Finanzprobleme zu lösen.

In den 1970ern stieg Gold, während der US-Dollar fiel. Vom Hoch im Juli 1977 bis zum Tief Anfang Januar 1980 fiel der US Dollar Index um 26%. Im Hintergrund wirkten steigende Inflationsquoten, Bankrotte und die damals schwerste Rezession seit der Großen Depression.

In diesem Zeitraum stieg Gold um 519%. Angeknackst war das Vertrauen, dass das Finanzsystem und staatliche Institutionen die herrschenden Probleme lösen könnten. Erst als der ehemalige Fed-Chef Paul Volcker die kurzfristigen Zinssätze auf 20% erhöhte, war ein wichtiger Schritt in Richtung Vertrauensstärkung getan (der Fed-Diskontsatz lag eigentlich bei 13%, trotzdem stiegen die kurzfristigen Zinssätze noch deutlich höher). Damit war auch das Ende der 1970er Gold-Hausse eingeläutet. Das deutlich erhöhte Zinsniveau löste dann Anfang der 1980er eine weitere schwere Rezession aus.

Die Goldkursbewegung aus dem Finanzkrisentief von 2008 ist in vielerlei Hinsicht ähnlich. Dem Finanzsystem und den staatlichen Institutionen wurde immer weniger zugetraut, die bestehenden Probleme noch lösen zu können. Das Finanzsystem stand vor Bankrotten, Bailouts und enormsten Liquiditätsspritzen, welche das System nie zuvor erlebt hatte (QE 1/ 2/ 3).

Der Anstieg der Goldkurse von 2001 (als Gold bei knapp 250 $ lag) bis März 2008 auf knapp über 1.000 $ ging mit einem weiteren langwierigen Wertverlust des US-Dollars einher. Im Juli 2011 lotete der US-Dollar dann das Tief aus, einhergehend damit toppte Gold im September 2011 aus. Der US-Dollar und Gold haben eine lange Geschichte hinsichtlich ihres inversen Bewegungsmusters. Kann Gold sich im Umfeld steigender Dollarkurse halten oder sogar steigen, dann gilt dies als bemerkenswert.



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