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Gold schon beerdigt?

03.06.2015  |  Gary E. Christenson
- Seite 3 -
Die Arbeitslosenquoten sind und bleiben hoch, die soziale Ungleichheit ist gestiegen, seit 2007 und der Finanzkrise sind die Schulden um einige Billionen Dollar gewachsen und die Fed-Bilanzsummen weiteten sich von 800 Mrd. $ auf 4,5 Bio $ aus. Die Aktivseite der Fed-Bilanz lässt den Eindruck entstehen, die Fed wäre eher ein Hedgefonds als eine Zentralbank.

Sechs Jahre nach der schlimmsten Finanzkrise seit den 1930ern steuern die Banken in der Eurozone auf Negativverzinsung zu - eine fast unsägliche Gesamtlage. In Reaktion darauf wird Geld von den Bankkonten abgezogen, um es tatsächlich "unter die Matratze" zu stecken. Weltweit sind viele Banken nach wie vor unterkapitalisiert und mit Blick auf ihre Bilanzen weiterhin von möglichen Kreditausfällen bedroht.

Auch Nationalstaaten, wie Griechenland und die Ukraine, sind derzeit von Ausfällen bedroht, auch wenn diese Ausfälle in der Gesamtschau gar nicht so groß wären. Dennoch könnten die Folgen im Bankensystem schwerwiegender sein als viele derzeit erwarten, zudem ist das Risiko einer Ansteckung anderer Länder gegeben (Italien, Spanien und Portugal als Beispiel).

Hinzu kommen noch wachsenden Spannungen in der Ukraine, im südchinesischen Meer und die nie enden wollen Spannungen im Nahen Osten. Aus diesem umfangreichen Problemmix kann potentiell ein Black-Swan-Ereignis hervorgehen, das eine weitere Weltfinanzkrise lostreten könnten, die ähnlich groß wie die von 2008 wäre oder größer.

Dieser Gesamtsituation zum Trotz bleibt die Selbstgefälligkeit an den Märkten relativ hoch. Die Märkte sind, wenn auch nicht mehr bestens, so doch immer noch gut gelaunt. Die Kreditfinanzierung von Aktienmarktpositionen liegt nicht weit unter den Rekordständen. Viele wollen einfach nicht glauben, dass es zu einer weiteren Finanzkrise vom Ausmaß der 2008er Krise kommen kann. Man erwartet, dass die Fed und andere Zentralbanken in Krisensituationen zur Hilfe eilen werden.

Doch was, wenn sie das nicht mehr können? Inzwischen wurden schon Bail-Ins eingeführt, die die Bailouts ersetzen. Was die Rettung der “Too-Big-To-Fail“ angeht (also des größten Teils des Bankensystems), sind die westlichen Staaten inzwischen leergezapft. Es gibt auch kaum noch Spielraum, den Steuerzahler für Bankenrettungen heranzuziehen, sollte das Finanzsystem erneut vom Zusammenbruch bedroht sein.

Angesichts einer Neuverschuldung von 57 Billionen $ seit 2007 und aller jener Mrd.-Summen (oder mehr) für ausstehende Kreditausfallversicherungen bzw. andere Derivate haben die Risiken einer Marktschmelze im Fall eines Black-Swan-Ereignisses extrem steigen lassen. Der Stressindex der Fed liegt unterdessen nach wie vor in der Nähe der Rekordtiefs. Das Vertrauen, dass sich quasi alles durch Zentralbanken und deren Geldpolitik retten ließe, steht hingegen auf Rekordhochs.

Gold ist die ultimative Absicherung gegen schlechte Politik von Staaten und Zentralbanken. Trotz kräftig steigender Investitionsnachfrage aus China, und in letzter Zeit aus Deutschland und Teilen der Eurozone, bleibt Gold in Nordeuropa eine untergewichtete Anlageklasse.

Im vergangenen Jahr gehörten die Zentralbanken unterm Strich zu den Goldkäufern. Die Liste der goldkaufenden Zentralbanken wird von der russischen und chinesischen angeführt. Der Economist verpasst dem russischen Präsidenten Putin sogar noch einen Seitenhieb - nach dem Motto: Investoren würden ihn ganz sicher nicht als Finanzberater heranziehen.

Einer der Hauptgründe für das anscheinend fehlende Vertrauen Nordamerikas in Gold (verglichen mit Asien oder Europa) dürfte die Tatsache sein, dass man hier noch keine derart schwerwiegenden Formen der Vermögenszerstörung oder staatlicher Konfiszierung erlebt hat wie beispielsweise früher in einigen Teilen Europas und Asiens. Hinzu kommt das unangemessene Vertrauen in die Maßnahmen und die Kraft der Zentralbanken.


Sorgen machen? Warum denn nur? Finanzstress fast auf Rekordtiefs.

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Quelle: www.stlouisfed.org


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Die Kreditfinanzierung von Aktienmarktpositionen ist extrem und spiegelt die aktuell an den Aktienmärkten herrschende Selbstgefälligkeit wider.
Quelle: www.dshort.com


Der zu Beginn gezeigte Monatschart für Gold bleibt mehrdeutig. Zugegebenermaßen lädt die Trendlinie, ausgehend vom Tief 2001, zu einem Test ein. Diese Linie verläuft aktuell in der Nähe von 850 $ und somit auf der Höhe des 1980er-Hochs. Auf dem Weg zur 1.000 $-Marke scheint es Unterstützung zu geben, die einen Fall der Goldkurse vielleicht aufhalten könnte.

Das Handelsvolumen ist, wie man sehen kann, während dieser Korrekturphase deutlich gesunken. Sollte es am Aktienmarkt kräftige Verluste geben, könnte der Goldpreis so wie schon 2008 mitfallen. Man sollte aber nicht vergessen, dass Gold damals 2008 nur 33% verlor, während die meisten Aktienmärkte um ca. 55% in die Tiefe sackten. Die Goldaktien schnitten dabei nicht so gut ab und verloren mehr als 70%. Als die Wende kam, ging Gold in Führungsposition und stieg zwischen 2008 und 2011 um 180%.

Ist Gold also schon unter der Erde? Nein. Ich vermute, dass es pausiert - in Erwartung der nächsten Finanzkrise, die immer näher zu kommen scheint.

Übrigens macht David Stockman noch darauf aufmerksam, dass sich der Economist in der Vergangenheit als exzellenter Gegenindikator erwiesen hat. Es könnte sich also durchaus bezahlt machen, eine gewisse Menge Metall in physischer Form zu haben - entweder auf Metallkonten oder in Münzform.


© GE Christenson
aka Deviant Investor


Dieser Artikel wurde am 25. Mai 2015 auf www.goldseek.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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