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Kurzzeitiger Preissprung bei Gold und Silber

02.06.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise legen am Morgen merklich zu. Brent steigt auf knapp 66 USD je Barrel, WTI auf gut 61 USD je Barrel. Damit haben beide Preise die am Freitag verzeichneten Hochs übertroffen. Für Auftrieb sorgen ein schwächerer US-Dollar und Kommentare des saudi-arabischen Ölministers al-Naimi. Dieser äußerte sich im Vorfeld der am Freitag stattfindenden OPEC-Sitzung optimistisch zur Nachfrageentwicklung. Zudem würde das Angebot weniger stark steigen und der Ölmarkt sich in der Folge in der zweiten Jahreshälfte einengen.

Die Strategie der Verteidigung von Marktanteilen würde also aufgehen. Al-Naimi zeigte sich zudem unbesorgt über einen möglichen Anstieg des irakischen oder des iranischen Ölangebots. Die Kommentare al-Naimis deuten auf eine Beibehaltung des Produktionsziels auf der OPEC-Sitzung hin. Allerdings wies al-Naimi auch darauf hin, dass es Zeit brauchen werde, bis das Überangebot abgearbeitet und der Ölmarkt ausgeglichen ist. Der Ölpreisanstieg beruht somit in erster Linie auf Erwartungen.

Die Gegenwart ist dagegen weiter von einem beträchtlichen Überangebot gekennzeichnet, welches durch die OPEC-Entscheidung am Freitag zunächst bestätigt werden dürfte. Wir sehen daher kurzfristig Korrekturpotenzial. Die Finanzanleger scheinen auch zunehmend skeptisch zu werden und zogen sich weiter zurück. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent fielen in der Woche zum 26. Mai um gut 20 Tsd. Kontrakte, was dem dritten Wochenrückgang in Folge entsprach. Während dieser Zeit sind die Netto-Long-Positionen um 24% gesunken, nachdem sie Anfang Mai ein Rekordniveau erreichten.


Edelmetalle

Gold und Silber fuhren gestern Achterbahn. Zunächst hielt ein fester US-Dollar die Preise in Schach. Dies änderte sich allerdings plötzlich am Nachmittag. Denn neue US-Inflationsdaten legten nahe, dass die US-Notenbank Fed mit der ersten Zinserhöhung noch länger warten könnte. Während der US-Dollar daraufhin seine Gewinne wieder abgab, holten Gold und Silber nicht nur ihre Verluste auf, sondern sprangen sogar förmlich nach oben.

Getrieben durch ein enorm hohes Handelsvolumen - Handelskreisen zufolge wurden binnen einer Minute 7.000 Kontrakte gehandelt - eroberte Gold dabei die psychologisch wichtige Marke von 1.200 USD je Feinunze zurück und Silber überstieg mühelos die Marke von 17 USD je Feinunze. Der starke Anstieg erwies sich jedoch nicht als nachhaltig und die Niveaus konnten in beiden Fällen nicht gehalten werden. Sowohl Gold als auch Silber beendeten den gestrigen Handel nahezu unverändert auf ihren Vortagesniveaus.

Mitverantwortlich dafür, dass der Goldpreis die 1.200 USD-Marke nicht halten konnte, waren neben einem im Handelsverlauf wieder aufwertenden US-Dollar wohl auch ETF-Abflüsse.

Die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs wurden gestern um 2,4 Tonnen abgebaut und fielen erstmals seit Mitte Januar wieder unter 1.600 Tonnen. Damit scheinen sich die Abflüsse vom Mai - es wurden gut 23 Tonnen abgezogen - auch im neuen Monat fortzusetzen. Seit Jahresbeginn stehen aktuell nur noch Zuflüsse von 1,1 Tonnen zu Buche. Die ETF-Abflüsse werden wieder mehr und mehr zum Belastungsfaktor für den Goldpreis.

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Industriemetalle

Positive US-Konjunkturdaten gaben den Metallpreisen gestern nur selektiv Aufwind. So ist der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe im Mai stärker als erwartet auf 52,8 gestiegen und hat sich damit von seinem fast zweijährigen Tief spürbar erholt. Zieht man die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter mit in Betracht, zeigte sich das verarbeitende Gewerbe in den USA zuletzt wieder standfester.

Die US-Wirtschaft insgesamt scheint nach dem schwachen ersten Quartal mittlerweile auf Erholungskurs zu sein. Dies sollte sich in einer stärkeren Nachfrage nach Metallen widerspiegeln und deren Preise im Endeffekt unterstützen. Denn nach China ist die USA der zweitgrößte Verbraucher von Metallen.

Die chilenische Kupferproduktion lag gemäß Daten der nationalen Statistikbehörde INE im April mit 471,4 Tsd. Tonnen in etwa auf dem Niveau des Vorjahres und erholt sich damit langsam von den Überschwemmungen im März. Ungewöhnlich starke Regenfälle in der Atacama-Region, wo die meisten Kupferminen des Landes beheimatet sind, hatten damals fast zu einem Stillstand der Produktion geführt.

Trotz der Produktionsausfälle ist die landesweite Kupferproduktion in den ersten vier Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahr um 2,4% auf 1,92 Mio. Tonnen gestiegen. Hierzu trug die Inbetriebnahme neuer Minen bei. Allerdings sinkt der Metallgehalt in den Erzen gerade in den großen chilenischen Minen unablässig weiter.


Agrarrohstoffe

Der Baumwollpreis, der zwischen Jahresbeginn und Ende April 14% zugelegt hatte, musste im Mai rund die Hälfte der Gewinne wieder abgeben. Der seit Mitte Mai stärkere US-Dollar spielt dabei eine große Rolle, denn von fundamentaler Seite gibt es derzeit kaum preisbelastende Nachrichten. Zum einen geht die Aussaat im wichtigsten Exportland USA nur schleppend voran, da heftige Regenfälle und Überschwemmungen vielfach die Feldarbeiten erschweren. Im Landesdurchschnitt sind erst 61% der Felder bestellt, statt 78% im mehrjährigen Vergleich.

Im wichtigsten Anbaustaat Texas sind es sogar nur 46% gegenüber 70%. Es gibt bereits Schätzungen, wonach die Überschwemmungen in Texas Einbußen bei der Produktion in Höhe von rund 1 Mio. Ballen nach sich ziehen könnten. Dabei hat das USDA für die US-Ernte 2015/16 sowieso schon einen Rückgang gegenüber der Vorsaison um 1,8 Mio. Ballen oder 11% auf 14,5 Mio. Ballen prognostiziert. Zudem steht in der Saison 2015/16 wohl das erste - wenn auch geringe - globale Defizit seit sechs Jahren bevor.

Gerade hat das International Cotton Advisory Committee seine Prognose der weltweiten Lagerbestände zum Ende der Saison 2015/16 sogar weiter nach unten angepasst, da es die Nachfrage höher ansetzt. Auch das USDA hatte im Mai eine erste recht optimistische Schätzung für die weltweite Nachfrageentwicklung abgegeben. Auch wenn Preise um 68 US-Cents je Pfund wie Ende April derzeit nicht nachhaltig sind, dürfte sich die Abwärtsbewegung nicht fortsetzen.



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