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Exklusives Interview mit dem Fondsmanager Joe Foster von Van Eck Global

03.06.2015  |  Hannes Huster
Heute darf ich Ihnen ein exklusives Interview mit dem bekannten Fondsmanager Joe Foster von Van Eck Global präsentieren. Herr Foster betreut drei aktiv gemanagte Investmentfonds im Gold-Sektor und hat eine jahrzehntelange Expertise im Goldsektor. Umso mehr freue ich mich, dass er sich die Zeit genommen hat, sich meinen Fragen rund um das Thema Gold und Goldaktien zu stellen.


Interview mit Joseph (Joe) Foster, Portfolio Manager der Gold Equity Strategy, Van Eck Global

Hannes Huster: Hallo Joe. Vielen Dank für die Möglichkeit, Sie heute interviewen zu dürfen. Bevor wir beginnen näher über die Märkte zu sprechen, würde ich Sie bitten, meinen Lesern einen Überblick über ihr Tätigkeitsfeld bei Van Eck Global zu geben.

Open in new windowJoe Foster: Ich bin der Portfoliomanager der aktiven Goldfonds die Van Eck derzeit anbietet. Ich betreue einen Fond in den USA und zwei in Europa.

Mein Team und ich wollen ein positives Alpha im Gold Sektor erzielen indem wir einen sogenannte bottom-up Ansatz bei der Auswahl der Aktien anwenden. Das heißt wir entwickeln Finanzmodelle der Unternehmen, treffen uns regelmäßig mit deren Management, und begutachten die Goldminen vor Ort. Ich habe über 10 Jahre als Geologe in der Goldexploration und -förderung in Nevada gearbeitet bevor ich 1996 als Goldanalyst zu Van Eck ging. Unser Investmentansatz und meine Erfahrung im Goldsektor tragen hoffentlich dazu bei, dass wir bessere Entscheidungen treffen.


Hannes Huster: Gold hatte seit dem Hoch im Jahre 2011 eine harte Zeit. Gold befindet sich seit rund 44 Monaten in einer Korrekturphase und der Goldpreis im US-Dollar hat in etwa 40% an Wert verloren. Ich sehe diese Bewegung als große Korrektur in einem übergeordneten Aufwärtstrend. Wie sehen Sie das? An welchem Punkt steht Gold im aktuellen Zyklus?

Joe Foster: Die finanziellen Risiken, die 2011 den Goldpreis auf $1920 hochtrieben bestehen nach wie vor. Sie werden allderdings auf den Märkten, die, wie ich glaube, zu selbstgefällig geworden sind, ignoriert. Ich stimme Ihnen zu, dass Gold sich in einer deutlichen konjunkturbedingten Korrektur innerhalb eines langjährigen Bullenmarkts befindet. Europa und Japan haben nun auch die radikale Finanzpolitik, die die Fed seit einiger Zeit verfolgt und die bisher keine unbeabsichtigten Folgen hatte, übernommen.

Die Märkte haben Zinszätze von Null und Quantitative Easing als normal akzeptiert. Ich denke, dass diese finanzpolitischen Entscheidungen zu einer ungerechten Verteilung von Reichtum geführt und das Investorenverhalten verzerrt haben. Das wird negative Folgen haben und letztendlich den Goldpreis höher treiben.


Hannes Huster: Zugegeben eine schwierige Frage, aber würden Sie sich zutrauen zu prognostizieren wo der Goldpreis in 6, 12 und 24 Monaten notiert?

Joe Foster: Ich denke, dass Gold gerade den Grundstein für einen Aufschwung legt und obwohl wir noch einen weiteren Abfall des Goldpreises sehen könnten, scheint es so, als liege der größte Verkaufsdruck hinter uns. Ich denke, der Goldpreis wird über den Sommer nicht steigen. Der Wendepunkt könnte kommen, wenn die Fed in der zweiten Hälfte des Jahres über den Zinssatz entscheiden wird.

Wenn sie die Zinsen erhöht, entsteht dadurch ein neues Risiko für den Finanzmarkt, das die momentanen finanziellen Probleme umso deutlicher machen könnte. Da Gold normalerweise von finanziellen Krisen profitiert, denke ich, dass sich Gold ab 2016 positiv entwickeln wird.


Hannes Huster: Hat China einen Einfluss auf den Goldpreis und wenn ja, in welche Form? Glauben Sie, die Wirtschaft in China ist als gesund einzustufen?

Joe Foster: Die chinesische Wirtschaft hat offensichtlich Probleme. Aber es wachsen sowohl der Wohlstand als auch die Risiken, die die Chinesen zu Goldinvestitionen motivieren, sei es als Luxusgut oder als Absicherung. Wir haben weiterhin eine starke Nachfrage aus China und eine bessere Nachfrage aus Indien, die den Goldpreis auf seinem derzeitigen Level unterstützt.


Hannes Huster: Wie würde ein GREXIT (Griechenlands Austritt aus der Eurozone) den weltweiten Finanzsektor beeinflussen und würde dieser Auswirkungen auf den Goldpreis haben?

Joe Foster: Vor einigen Jahren wäre ein Austritt Griechenlands noch problematisch gewesen. Heute denke ich, dass EZB, IWF, und die EU auf einen Austritt Griechenlands vorbereitet sind. Sollte es wirklich dazu kommen, denke ich, dass es Marktstörungen, Belastungen im Bankenbereich, und Paniken auf Lokalebene geben wird. Allerdings denke ich nicht, dass es das gesamte finanzielle System Europas bedrohen oder Gold längerfristig hochtreiben wird.


Hannes Huster: Ich bin persönlich nicht so optimistisch für die Konjunktur in den USA gestimmt und denke, dass die FED früher oder später wieder damit beginnen wird, Geld zu drucken. Wie sehen Sie die US-Konjunktur und glauben Sie, dass die FED alle vorhandenen Probleme einfach dadurch gelöst hat, mehr US-Dollar zu drucken?

Joe Foster: Quantitative Easing hat nicht zu dem erhofften Wirtschaftswachstum geführt. Allerdings hat es zu einen Boom auf Aktien- u. Anleihemärkten geführt und zudem das Einkommensgefälle verstärkt. Die Wirtschaft wächst zwar, ist aber nach wie vor anfällig für einen Abschwung. Warum sonst zögert die Fed, eine Zinssatzerhöhung um 25 Basispunkte anzukündigen? Warum hat sie die Zinssätze noch nicht wieder normalisiert?

Der Aufschwung in den USA läuft seit nunmehr 6 Jahren. Bisher gab es keinen Aufschwung der länger als 9,5 Jahre gedauert hat. Da Quantitative Easing wirkungslos ist und die Zinssätze bei fast Null liegen, denke ich, dass die Fed große Angst davor hat, nichts in der Hand zu haben um die Wirtschaft beim nächsten Abschwung wieder anzukurbeln. Wir könnten daher noch radikalere Finanzpolitik sehen - in Europa ist das ja schon der Fall mit den negativen Zinssätzen.


Hannes Huster: Blicken wir zurück in die Geschichte, so gab es noch nie eine Situation, die mit der aktuellen vergleichbar war. Die Zentralbanken drucken weltweit Geld, führen ihre QE-Programme durch, die Zinsen sind auf Allzeittiefs und trotzdem sehen wir keine Inflation. Wie erklären Sie sich diese Situation und benötigen Investoren überhaupt noch Gold als eine Inflationsabsicherung, wenn weit und breit keine Inflation in Sicht ist?

Joe Foster: Gold ist natürlich eine Absicherung gegen Inflation, aber in erster Linie ist es eine Absicherung gegen systemische Finanzrisiken, also extreme Finanzrisiken oder das sogenannte Tail Risk. Das könnte in Gestalt von Inflation, Deflation oder Währungskrisen kommen - alles, was das Finanzsystem bedroht, besonders das amerikanische, kann Gold antreiben.



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