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Warum Gold der einzige sichere Hafen ist

07.06.2015  |  Manfred Gburek
"Die Griechen wissen um ihre Chance und nehmen sie konsequent wahr. Sie besteht darin, dass sie ihre Schulden bis zum Sankt-Nimmerleinstag aufgeschoben bekommen." Das schrieb ich Ihnen hier vor einer Woche mit dem Fazit "Zahlmeister Deutschland" - inzwischen von Kanzlerin Angela Merkel höchstpersönlich bestätigt.

Die verschiedenen Verhandlungsrunden zum Thema Griechenland haben exakt das Zahlmeister-Ergebnis gebracht. Auf die Gefahr hin, dass Sie es satt sind: Das Thema wird uns unter etwas anderen Vorzeichen und in größeren Dimensionen weiter beschäftigen. Dann wird sich herausstellen, dass griechische Verhältnisse in weiten Teilen des Euroraums vorherrschen.

Nun aber der Reihe nach, und da beginne ich gern wieder mit einigen besonders zutreffenden Bemerkungen aus dem reichhaltigen Zitatenschatz von Bundesbank-Präsident und EZB-Ratsmitglied Jens Weidmann, der komplexe Zusammenhänge oft in wenigen Sätzen auf den Punkt zu bringen versteht: "Die Geldpolitik darf nicht überfordert werden. Andernfalls ist ihre Fähigkeit, die Preisstabilität zu sichern, auf Dauer gefährdet. Mit den Mitteln der Geldpolitik lässt sich die Krise nicht bewältigen. Die Verantwortung dafür liegt letztlich bei den gewählten Politikern."

Aha, also bei Merkel & Co. Damit schmelzen Geld- und Fiskalpolitik zusammen. Was jetzt wohl im Kopf von Wolfgang Schäuble vorgeht? Der deutsche Finanzminister ist schon lange stinksauer. Wann wirft er hin? Nicht auszudenken, welche Konsequenzen das hätte, insbesondere auch an den Kapitalmärkten.

Doch zurück zu Weidmann und damit zu einem weiteren aufschlussreichen Zitat: "Eine Währungsunion souveräner Staaten funktioniert nur über Regeln. Die Regeln müssen klar sein und von allen befolgt werden." Weidmann hat zwar recht, aber wenn es um verbindliche Regeln im Euroraum geht, lachen sich nicht nur die Griechen schlapp. Was ist das nur für eine Währungsunion, in der alle nach Gutdünken allein ihre eigenen Interessen durchzusetzen versuchen!

Die erste Strafe für so viel Ungezogenheit kam auf den Tag genau vor einem Monat, als die Kurse der vorher als sicherer Hafen gepriesenen Bundesanleihen in einen Crash mündeten. Die Fortsetzung der Strafe folgte am vergangenen Freitag, als der noch kurz zuvor erholte Euro auf einmal gegen den Dollar einknickte. Nicht dass man den Dollar aufgrund dessen als tolle Währung bezeichnen könnte, nein, beide Währungen sind mit Problemen behaftet, der Euro aktuell halt etwas mehr.

Aber bilden jetzt etwa amerikanische Staatsanleihen einen sicheren Hafen? Tatsächlich rentieren sie um einiges höher als Bundesanleihen. Da sollte man sich allerdings fragen, ob das nicht eher ein Zeichen für Währungsschwäche ist, nach dem Motto: Die Amis müssen den internationalen Anlegern höhere Zinsen bieten als die Deutschen, sonst würde niemand mehr ihre Anleihen kaufen. Also von wegen sicherer Hafen.

Welche Rolle spielt Gold in diesem Szenario? Sein Preis ist in der abgelaufenen Woche ja abgerutscht, das gibt zu denken. Warum? Nur weil einige Spinner den Dollar als vermeintlichen Gegenpol auf einmal zum sicheren Hafen erklären?

Das kann es doch wohl nicht sein. Nein, es handelt sich um ein klassisches Massenphänomen, das der Franzose Gustave Le Bon in seinem Bestseller "Psychologie der Massen" bereits vor viel mehr als einem Jahrhundert beschrieben hatte: Die Masse der Anleger folgt, von Mainstream-Medien zusätzlich angeregt, dem Ruf der höheren amerikanischen Zinsen ungeachtet der Tatsache, dass genau deren Höhe ein Zeichen für die Schwäche des Dollars ist.

Keine Frage, Gold ist und bleibt eine Anlage für Geduldige. Sein Preis wird den entscheidenden Kick nach oben bekommen, sobald die realen, also um die Inflationsrate bereinigten nominalen Zinsen negativ zu werden versprechen, vor allem in den USA. Bis dahin ist mit der Fortsetzung des Seitwärtstrends zu rechnen. Wie steht es um den Zeithorizont? Der Kick kann von heute auf morgen kommen, er kann aber auch noch einige Monate auf sich warten lassen. Wobei es vor allem auf die Erwartungen ankommen wird, speziell die der Großanleger und unter diesen auf die Manager der Hedgefonds.

Aus deutscher bzw. europäischer Perspektive ist noch beachtenswert, was ich heute zu Beginn geschrieben habe: Dass der Euro eine höchst politische, von den Marotten der Euroländer abhängige Währung ist. Tendiert er schwach, kommt es immer häufiger vor, dass der Goldpreis in Euro steigt, während er in Dollar fällt.

Dieser Aspekt könnte für den weiteren Preisverlauf noch etwas an Bedeutung gewinnen. Das heißt, quasi auf dem Papier entstünde für uns Europäer ein Gewinn, während Amerikaner einen Verlust erleiden müssten. Darauf wetten würde ich jedoch nicht, weil Euro und Dollar gleichsam Papierwährungen sind, die der Geldillusion unterliegen. Oder umgekehrt formuliert: Geht der Glaube an die Währungen verloren, kann aus der Geldillusion über Nacht die Goldillusion werden. Dann dürfte der Goldpreis geradezu in die Höhe schießen.

Zur Abrundung dieses Gedankens sei hier noch kurz der Ökonom Daniel Stelter aus seinem lesenswerten Buch "Die Schulden im 21. Jahrhundert" zitiert:

"Die Notenbanken werden nicht weniger, sondern immer mehr in das Wirtschaftsgeschehen eingreifen. Immer mehr Liquidität soll die Wirtschaft stützen. Immer mehr zweifelhafte Schulden werden in den Büchern der Notenbanken landen, so lange, bis diese letztlich zu Bad Banks geworden sind, zum Endlager für eigentlich wertlose Wertpapiere. Diese können dann zins- und tilgungsfrei gestellt werden und die laufenden Defizite der Staaten nebenher auch noch finanziert werden. Einige sehen darin die perfekte, schmerzlose Lösung."

Wie war das nochmal mit Griechenland? Eben! Fazit: Der einzige sichere Hafen ist Gold.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: Außer diversen Börsenbüchern schrieb er: "Das Goldbuch", das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z", "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" und zuletzt das Ebook "Ach du liebes Geld!".



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