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Deutlich geringerer Rohstoffhunger Chinas im Mai

08.06.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis ging am Freitag nach einem sehr volatilen Handelsverlauf letztlich mit einem Plus von 2% bei gut 63 USD je Barrel ins Wochenende. Die OPEC beließ das Produktionsziel erwartungsgemäß unverändert bei 30 Mio. Barrel pro Tag. Da im Vorfeld der Sitzung einige Marktteilnehmer aber auf eine Anhebung des Produktionsziels spekuliert hatten, legten die Preise in der Folge zu.

Robuste US-Arbeitsmarktdaten sorgten wenig später über einen festeren US-Dollar zwischenzeitlich für einen Preisrückgang auf ein 7-Wochentief von knapp 61 USD je Barrel, ehe im späten Handelsverlauf eine deutliche Preiserholung einsetzte. Unterstützt wurde diese durch einen erneuten Rückgang der aktiven Ölbohrungen in den USA, wenngleich dieser mit vier stillgelegten Bohrungen gering ausfiel.

Wichtiger dürfte aber sein, dass sich durch den robusten Stellenaufbau in den USA auch der Nachfrageausblick im weltgrößten Ölverbrauchsland deutlich verbessert. Eine stärkere Ölnachfrage in den USA würde helfen, das Überangebot auf dem Ölmarkt abzubauen. Allerdings scheint dafür die Ölnachfrage im zweitwichtigsten Verbrauchsland China zu schwächeln.

Die chinesischen Rohölimporte brachen im Mai um fast 26% gegenüber dem Vormonat auf 5,47 Mio. Barrel pro Tag ein. Ein Teil des Rückgangs erklärt sich zwar mit dem sehr starken Vormonatswert, welcher ein Rekordniveau darstellte. Allerdings ergibt sich auch im Vorjahresvergleich ein Minus von 11%. Zudem sind die Rohölimporte auf ein 19-Monatstief gefallen. Vermutlich wurde auf Lager zurückgegriffen, so dass die tatsächliche Ölnachfrage im Mai stärker war als die Importzahlen nahelegen.

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Edelmetalle

Der Goldpreis fiel am Freitag vorübergehend auf ein 2½-Monatstief von 1.163 USD je Feinunze und notiert zu Beginn der neuen Handelswoche nur rund 10 USD höher. Grund für die Schwäche am Freitag dürften die starken US-Arbeitsmarktdaten gewesen sein, denn in den USA wurden im Mai 280 Tsd. Stellen neu geschaffen, deutlich mehr als erwartet.

Der US-Dollar wertete daraufhin merklich auf und auch die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen zog deutlich auf ein 8-Monatshoch von über 2,4% an. Dies erhöht die Opportunitätskosten von Gold und verringert die Attraktivität des gelben Edelmetalls. Auch wurden am Freitag die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs um weitere 1,1 Tonnen abgebaut. Sie liegen aktuell auf dem tiefsten Stand seit März 2009.

Auch die spekulativen Finanzinvestoren haben sich bei Gold weiter zurückgezogen. In der Woche zum 2. Juni haben sie ihre Netto-Long-Positionen um 6,8% auf 61,7 Tsd. Kontrakte reduziert. Mittlerweile dürften sie noch niedriger liegen. Bei Silber wurden die Netto-Long-Positionen um 13,3% auf 37,0 Tsd. Kontrakte abgebaut. Der Preis rutschte letzten Freitag im Fahrwasser von Gold kurzzeitig unter die Marke von 16 USD je Feinunze.

Deutlich unter Druck steht auch weiterhin Platin, das unter der Marke von 1.100 USD je Feinunze handelt. Auch hier lasten die spekulativen Finanzinvestoren auf dem Preis, denn die Netto-Long-Positionen wurden um gut 30,6% auf 12,4 Tsd. Kontrakte abgebaut, den tiefsten Stand seit zehn Wochen.


Industriemetalle

Kupfer erholt sich zum Wochenauftakt zwar etwas von seinem am Freitag verzeichneten 6-Wochentief, bleibt aber unter der Marke von 6.000 USD je Tonne. In China wurden heute Morgen erneut schwache Konjunkturdaten veröffentlicht. Gemäß Daten der Zollbehörde hat China im Mai insgesamt sowohl weniger Güter und Dienstleistungen exportiert als auch importiert, wobei insbesondere die Einfuhren deutlich zurückgingen.

Dies macht sich auch in der Handelsstatistik für die Rohstoffe bemerkbar. So fielen die Kupferimporte im Vergleich zum Vorjahr um 6,4% und im Vergleich zum Vormonat um 16,0% auf rund 360 Tsd. Tonnen. Im Vergleich zu den bisherigen monatlichen Importen in diesem Jahr waren die Einfuhren im Mai leicht unterdurchschnittlich. Offensichtlich haben die chinesischen Händler im Mai aber auch auf Lagerbestände zurückgegriffen, da die Kupfervorräte in den Lagerhäusern der SHFE im letzten Monat um gut 32 Tsd. Tonnen bzw. 17% auf ein 4-Monatstief abgebaut wurden.

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei Eisenerz. Auch hier sind die chinesischen Importe sowohl im Vorjahres- als auch im Vormonatsvergleich merklich gesunken. Mit 70,9 Mio. Tonnen lagen sie im Mai auf einem 3-Monatstief. Wie bei Kupfer wurden auch bei Eisenerz die Lagerbestände in den letzten Wochen deutlich abgebaut - und zwar um 11,5 Mio. Tonnen bzw. gut 13% -, was die schwachen Importe etwas relativiert. Alles in allem betrachtet haben sich die chinesischen Händler anscheinend im Mai in Erwartung niedrigerer Preise zurückgehalten.


Agrarrohstoffe

Der Weizenmarkt präsentiert sich zuletzt uneinheitlich: Jenseits des Atlantik kam es am Freitag zu Gewinnmitnahmen. Zuvor hatten die Pflanzenschäden nach dem heftigen Regen in den US Plains die Preise steigen lassen. Diesseits des Atlantiks ist es dagegen weiterhin zu trocken, in Westeuropa ebenso wie in Teilen Russlands. Am Freitag konnte der Weizenpreis in Paris seinen Wochengewinn weiter ausbauen.

Am Markt wird gespannt darauf gewartet, welche Änderungen das US-Landwirtschaftsministerium an seinen am Mittwoch zur Veröffentlichung anstehenden Prognosen vornehmen wird. Eine Abwärtsrevision dürfte bei Indien anstehen. Bisher hat das USDA für 2015/16 eine Weizenernte von 90 Mio. Tonnen eingestellt. Nach zur Unzeit kommenden Regenfällen und Hagel im März und April hält ein USDA-Außenposten nun aber nur 87 Mio. Tonnen für realistisch.

Zwischen Mitte April und Ende Mai legte der Kautschukpreis in Singapur um fast 20% zu. Dazu trug eine geringere Produktion bei. Gerade meldete die Vereinigung der Kautschuk produzierenden Länder, die für 90% der Produktion stehen, ein Minus von 2,3% für Januar bis Mai.

Der größte Anbieter Thailand hat angekündigt, seine Produktion zu reduzieren, um die Preise zu stützen, die Mitte April auf den niedrigsten Stand seit 2009 abgesunken waren. Auch das Wetterphänomen El Niño sorgt für Unruhe. Zuletzt gibt der Kautschukpreis aber nach, da China für die ersten fünf Monate einen Rückgang seiner Importe um 15% meldete.



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