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Preissprung bei Rohöl

10.06.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise stiegen gestern um 3,5% und setzten den Anstieg in den frühen Morgenstunden fort. Brent handelte in der Spitze bei 66 USD je Barrel, WTI bei gut 61 USD je Barrel. Wirklich nachvollziehbare Gründe für den starken Preisanstieg gab es kaum. Dieser setzte am späten Vormittag ohne erkennbare Nachrichten ein. Die US-Energiebehörde erhöhte zwar am Abend ihre Nachfrageprognose geringfügig um 20 Tsd. Barrel pro Tag und erwartet einen Rückgang der US-Rohölproduktion ab Juni bis in das kommende Jahr hinein. Bislang sollte dieser nur bis September andauern. Zudem soll die US-Rohölproduktion im nächsten Jahr erstmals im Jahresvergleich wieder fallen.

Dafür wurde allerdings das absolute Niveau der US-Rohölproduktion für dieses Jahr um 200 Tsd. und für nächstes Jahr um 100 Tsd. Barrel pro Tag angehoben. Grund hierfür ist eine deutliche Aufwärtsrevision für das erste Quartal 2015. Am späten Abend berichtete das API für die letzte Woche einen überraschend kräftigen Rückgang der US-Rohöllagerbestände um 6,7 Mio. Barrel, welcher zudem mit einem Abbau der Rohölvorräte in Cushing und der Benzinbestände einherging.

Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten am Nachmittag. Die Aussagekraft der API-Daten war zuletzt gering. Ebenfalls positiv wurde vom Markt interpretiert, dass Saudi-Arabien seine Ölproduktion nur aufgrund einer stärkeren Nachfrage erhöht hätte. Allerdings wird verschwiegen, dass Saudi-Arabien damit den Abbau des Überangebotes verhindert. Wir erachten den aktuellen Preisanstieg für fundamental nicht gerechtfertigt, sondern vor allem stimmungs- und momentumgetrieben.



Edelmetalle

Nachdem Gold am Vortag nicht vom schwachen US-Dollar profitierte, hat es sich gestern der wieder festeren US-Währung erfolgreich widersetzt und handelt heute Morgen bei gut 1.185 USD je Feinunze. Die Schuldenkrise Griechenlands hat den Preis dabei offensichtlich unterstützt. Denn eine neue Liste mit Reformvorschlägen des hoch verschuldeten Landes wurde von EU-Vertretern als nicht ausreichend zurückgewiesen.

Somit ist weiterhin unklar, ob Griechenland am Ende des Monats die gebündelte Rückzahlung von 1,6 Mrd. EUR an den Internationalen Währungsfonds leisten kann. Denn dies ist wohl nur mit der Freigabe von Hilfsgeldern möglich. Die Unsicherheit, wie es hier weitergeht und ob es am Ende doch zu einem Austritt Griechenlands aus der Eurozone kommt, sollte zu einer soliden Nachfrage nach Gold beitragen.

Dagegen verzeichneten die Gold-ETFs auch gestern wieder Abflüsse. Die Bestände wurden um 3,7 Tonnen abgebaut, wofür in erster Linie der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verantwortlich zeichnete. Seit Monatsbeginn sind damit bereits gut 13 Tonnen aus den von Bloomberg erfassten Gold-ETFs abgeflossen. Solange die Abflüsse anhalten, dürfte der Goldpreis unseres Erachtens nicht wesentlich zulegen.

Im Fahrwasser von Gold notieren auch die anderen Edelmetalle heute Morgen fester. Silber übersteigt dabei wieder die Marke von 16 USD je Feinunze. Palladium handelt bei rund 745 USD je Feinunze, nachdem es gestern zwischenzeitlich auf ein 2-Monatstief von 740 USD abgerutscht war.


Industriemetalle

Wie die Statistik der LME zur Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer zeigt, haben sich diese in der letzten Woche weiter merklich bei den Metallen zurückgezogen. Die Netto-Long-Positionen von Kupfer fielen auf ein 15-Wochentief, die von Zink und Blei auf 8-Wochentiefs und bei Aluminium liegen sie auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der Datenreihe im August 2014. Damit haben die spekulativen Finanzinvestoren wesentlich zum Preisrückgang der Metalle in den letzten Wochen beigetragen.

Der Zinnpreis erholt sich nicht und handelt mit rund 15.400 USD je Tonne nur leicht über einem 2-Monatstief. Gemäß Daten des Handelsministeriums hat Indonesien im Mai 6,3 Tsd. Tonnen Zinn exportiert, etwa halb so viel wie im Vorjahr, aber auch fast ein Viertel mehr als im Vormonat. Dies überrascht, da sich die indonesischen Zinnexporteure selbst seit April eine Ausfuhrbeschränkung auf insgesamt 4,5 Tsd. Tonnen pro Monat auferlegt haben, um so den Preis zu stützen.

Im April und Mai wurde aber mehr Zinn exportiert, womit die Ausfuhr-beschränkung offenbar nicht eingehalten wird. Ohne Disziplin wird es aber wohl nicht gelingen, den gewünschten Effekt zu erzielen. Das International Tin Research Institute schätzte im Mai, dass der globale Zinnmarkt 2015 ein Angebotsdefizit von 6,5 Tsd. Tonnen aufweisen wird. Sollte Indonesien in den kommenden Monaten aber weiter große Mengen Zinn exportieren, könnte sich dies nicht materialisieren. In diesem Falle dürfte sich der Zinnpreis nicht deutlich erholen.


Agrarrohstoffe

Der Monat Mai war laut US-Wetterbehörde NOAA der niederschlagsreichste Monat in den USA seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1895. Vor allem in den Weizenanbaugebieten Texas, Oklahoma, Colorado und Kansas lagen die Regenfälle deutlich über dem Durchschnitt oder waren sogar rekordhoch. Die starken Niederschläge haben in den letzten Wochen den Winterweizenpflanzen zugesetzt. Am Montag hatte das US-Land-wirtschaftsministerium USDA zum zweiten Mal in Folge den Anteil der Winterweizenpflanzen in den Kategorien "gut" oder "sehr gut" reduziert.

Weitere Aufschlüsse über den Einfluss der starken Regenfälle könnte der heute Abend vom USDA veröffentlichte Bericht zur Produktion und Nachfrage bei wichtigen Agrarprodukten geben. Der Durchschnitt der von Reuters befragten Marktteilnehmer erwartet trotz der Regenfälle und der damit verbundenen Qualitätseinbußen und Ernteverzögerungen keine Abwärtsrevision der US-Winterweizenproduktion.

Einen kleinen Dämpfer könnten die Preise für Sojabohnen, Mais und Weizen durch die immer noch anhaltende Vogelgrippe in den USA erhalten. Laut Regierungsbehörden ist nun auch Geflügel in Michigan positiv auf den Erreger H5N2 getestet worden. Somit sind 21 Staaten in den USA betroffen und 46 Mio. Hühner und Puten bereits an der Krankheit verendet oder aus Sicherheitsgründen getötet worden. Es ist der größte Ausbruch der Vogelgrippe in der Geschichte der USA und könnte die Nachfrage nach Futtermittel für Geflügel deutlich eintrüben.

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