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Gedanken zum Thema Gold

14.06.2015  |  Manfred Gburek
Am vergangenen Mittwoch wollte ich ursprünglich das Fußballspiel Deutschland gegen USA auf der Großleinwand der Bar Nix Nax in Cala Pi auf Mallorca verfolgen. Doch dann fiel mein Blick auf das Fernsehprogramm des Mallorca Magazins. Dort stand unter dem Fernsehkanal arte: Gold Dokumentation. Das machte mich neugierig; und so beschloss ich, bei Freunden auf einem kleineren Bildschirm diese "Dokumentation" zu verfolgen, die in Wahrheit ein Spielfilm mit dem Titel "Gold" war.

Die spärliche Handlung: Ein Treck macht sich auf den beschwerlichen Weg zu angeblich riesigen Goldfeldern. Am Ende bleibt vom mehrköpfigen Treck nur noch eine Frau übrig, nachdem die anderen aufgegeben haben oder eines überwiegend unnatürlichen Todes gestorben sind. Mit Gold hatte das alles nur insoweit zu tun, als es in der Phantasie der Treckteilnehmer die Hoffnung auf ein besseres Leben verhieß.

Der Film erinnerte mich in mancherlei Hinsicht an "Der Schatz der Sierra Madre", "Vera Cruz", "Goldfinger", an die "Stirb langsam"-Serie und einige weitere Filme, in denen dem Edelmetall etwas Obskures, ja Böses angedichtet wurde, außerdem an eine vor Jahren erschienene "Spiegel"-Titelgeschichte über "schmutziges Gold". Die jeweilige Darbietung mag zwar besonders spannend sein, aber sie ist einseitig.

Gold mit etwas Bösem, mit Schmutz, Gier und sogar mit dem Tod zu verbinden, ist seit Jahrzehnten hoffähig, weil es Zuschauer in Kinos lockt und im Fernsehen für hohe Quoten sorgt. Doch damit lenken die jeweiligen Handlungen von etwas ab, was Gold noch bedeutet und mich zu den folgenden Zeilen veranlasst, an die man getrost die Empfehlung knüpfen kann: Kaufen Sie Gold, denn viel billiger wird es nicht mehr!

Gold ist: Edelmetall, Währungsreserve, internationales Geld, Sachwert, Geldanlage, Spekulationsobjekt, Versicherung, Schmuck, Rohstoff, Sicherheit, Mythos. Mal mehr das eine, mal mehr das andere. Zurzeit und in den nächsten Jahren steht Gold in erster Linie als Sachwert-Geldanlage einschließlich Funktion als Versicherung gegen immer wertloser werdendes Papiergeld im Vordergrund. Papiergeld im weiteren Sinn umfasst: Geldscheine und -münzen (auch wenn Geldscheine nicht aus Papier, sondern aus Baumwolle bestehen, und Münzen aus Metall), Sparkonten und -briefe, Tages- und Festgeldkonten, Anleihen, Rentenfonds und kapitalgedeckte Lebensversicherungen.

Das Angebot an physischem (echtem) Gold im Gegensatz zum verbrieften oder Termingold stammt in erster Linie von Minen, in zweiter Linie von Altgoldverkäufern. Verbrieftes Gold bedeutet: Minenaktien und -fonds, ETF (Exchange Traded Funds, das sind börsengehandelte Fonds, die Gold kaufen und verkaufen), Zertifikate und sonstige Derivate (abgeleitete Finanzprodukte).

Gold wird auch auf Termin gehandelt, wobei die Terminbörse Comex in New York immer für ein paar Schlagzeilen gut ist, weil der Preis dort häufig wild hin und her springt. Wegen des im Vergleich zu den physischen Märkten viel höheren Comex-Handelsvolumens und -Umsatzes heißt es zu Recht: Der Schwanz wackelt mit dem Hund. Ergänzt sei, dass es noch weitere Terminbörsen gibt.

Die Goldnachfrage kommt zum größten Teil aus der Schmuckindustrie, die sich überwiegend in asiatischen Ländern befindet. Da Schmuckstücke dort viel preiswerter hergestellt werden können als in Europa oder Amerika, haben sie wegen des relativ niedrigen Aufschlags zum Goldpreis im Nahen, Mittleren und Fernen Osten nebenbei die Geldfunktion. Auch die Barren- und Münzennachfrage kann sich noch sehen lassen.

Dagegen fällt die Nachfrage vonseiten der übrigen Industrie ebenso wie die der Zentralbanken recht gering aus. ETF-Käufe haben den Goldpreis erst stark in die Höhe und von 2012 bis 2014 abwärts getrieben. Preislich gesehen sind sie das Zünglein an der Waage; man sollte treffender formulieren: eine zeitweise ziemlich große aktive Zunge.

Gold wird rund um die Uhr gehandelt, beginnend in Australien und dann über China, Indien, Nahost und Europa bis zur US-Ost- und -Westküste. Eine Sonderstellung nimmt wegen seiner internationalen Bedeutung der Goldhandel in London ein, unter anderem, weil die dort ermittelten Preise den umfangreichen Geschäften mit Derivaten zugrunde liegen, wie Terminkontrakten oder Optionen. Seit dem 20. März dieses Jahres wird der Preis dort nicht mehr geheimniskrämerisch unter Banken, sondern zwei Mal täglich, beginnend um 10:30 und 15:00 Uhr, online ermittelt; seit dem 1. April gilt der "LBMA Gold Price" als Benchmark (Richtwert).

LBMA steht für London Bullion Market Association. Die "ICE Benchmark Administration" (IBA) passt auf, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Für die Online-Abwicklung sind dann Banken bzw. deren Ableger zuständig, und zwar sieben an der Zahl. In alphabetischer Reihenfolge: Bank of Nova Scotia, Barclays Bank, Goldman Sachs International, HSBC USA, JP Morgan, Société Générale und UBS. Der Preis wird in US-Dollar je Feinunze (abgerundet 31,1 Gramm) ermittelt.

Das chemische Symbol für Gold ist Au; es steht für den lateinischen Begriff Aurum. Das spezifische Gewicht (Verhältnis des Gewichts zum Volumen) von Gold ist extrem hoch: 19,32. Das heißt, schon ein kleiner Goldbarren fühlt sich sehr schwer an. Gold kann man folglich mit einem hohen Wert auf kleinstem Raum lagern und in kleinster Verpackung transportieren. Auch der Schmelzpunkt des Goldes ist beachtlich: 1063 Grad Celsius. Es bleibt gegen Chemikalien resistent (Ausnahme: Königswasser, eine Mischung aus Salz- und Salpetersäure).

Da Gold relativ weich ist, wird es als Blattgold in extrem dünnen Blättern vielfach zur Verzierung diverser Gegenstände eingesetzt.

Goldschmuck besteht praktisch nie aus reinem Gold, es sei denn, jemand lässt eine Maple Leaf- oder Känguru-Münze einfassen - beide sind reinrassig - und trägt sie so als Schmuck mit sich herum. Der Goldanteil von Schmuck wird entweder in Zahlen oder in Karat angegeben: 750 oder 585 oder 333, wie in Europa und anderswo üblich (aber nicht in allen Ländern). 750 entspricht 18 Karat, 585 steht für 14 Karat, 333 für 8 Karat. Darunter darf sich Schmuck nicht mehr Gold nennen.

Zahlen und Karat hängen wie folgt zusammen: 18 sind drei Viertel von 24, so wie 750 drei Viertel von 1000 sind. 14 von 24 entsprechen zwar nicht ganz 585 von 1000, aber mit 583,3 annähernd. Bei 8 von 24, das heißt 333 von 1000, wird es dann wieder etwas runder.

Fast das ganze jemals geförderte Gold ist noch über die Welt verstreut vorhanden. Damit unterscheidet es sich von anderen Rohstoffen, die verbraucht werden, etwa von Industriemetallen, Erdöl und Agrarrohstoffen. Würde man es in einen Würfel packen, hätte er eine Kantenlänge von nur 20,93 Metern, behauptet die Interessenvertretung World Gold Council (Experten streiten darüber, ob eher etwas mehr oder etwas weniger Kantenlänge richtig wären).

Dabei handelt es sich derselben Quelle zufolge um 177.200 Tonnen, von denen 48,5 Prozent zu Schmuck verarbeitet sind, 20 Prozent privat gehortet werden, 17,2 Prozent als sogenanntes offizielles Gold in Zentralbanken oder stellvertretend in deren Partnerbanken lagern und 12,2 Prozent anderweitig verarbeitet sind. Das macht zusammen 97,9 Prozent. Die restlichen 2,1 Prozent sind offenbar im Bermuda-Dreieck verschwunden.

Wie Sie sicher schon geahnt haben, handelt es sich hier um Teile aus einem Kapitel meines elektronischen Buchs „Von der Kunst finanziell zu überleben“. Bei dieser letzten Werbung will ich es bewenden lassen. Link: https://www.epubli.de/shop/buch/45597


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: Außer diversen Börsenbüchern schrieb er: "Das Goldbuch", das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z", "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" und zuletzt das Ebook "Ach du liebes Geld!".



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