LME-Industriemetallindex fällt auf 6-Jahrestief
17.06.2015 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise starten weitgehend unverändert in den neuen Handelstag. Brent handelt bei 63,7 USD je Barrel, WTI bei 60 USD je Barrel. Gestern erhielten die Preise von einem Tropensturm Rückenwind, welcher an der texanischen Golfküste an Land ging. Die genauen Auswirkungen wird man erst in den Lagerdaten für diese Woche erkennen können, welche in einer Woche veröffentlicht werden.
Bei den Ölprodukten dürfte die sturmbedingte Beeinträchtigung der Raffinerietätigkeit zu einem Lagerabbau beitragen. Denn an der US-Golfküste befinden sich etwa die Hälfte der US-Raffineriekapazitäten. Bei Rohöl ist der Einfluss nicht eindeutig. Die geringere Rohölverarbeitung spricht für einen Lageraufbau. Dies könnte aber durch geringere Importe kompensiert werden. So war mit dem Houston Ship Channel eine wichtige Wasserstraße am Montag für den Schiffsverkehr geschlossen.
Am Abend berichtete das API einen Rückgang der US-Rohöl- und Benzinvorräte in der vergangenen Woche um jeweils 2,9 Mio. Barrel, was über den Erwartungen lag. In Cushing kam es dagegen zu einem Lageraufbau. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag.
Erwartet wird der siebte Wochenrückgang der US-Rohölbestände in Folge. Fällt dieser ähnlich hoch aus wie beim API, würde dies die Ölpreise unterstützen. Das hängt aber auch davon ab, ob die Benzinvorräte weiter gefallen sind. Zudem sollte die Rohölproduktion nicht erneut gestiegen sein. Ein nochmaliger Anstieg der Produktion könnte für Enttäuschung sorgen und die Preise belasten.
Edelmetalle
Auch heute Morgen handelt Gold wenig verändert bei rund 1.180 USD je Feinunze. Die Marktteilnehmer werden ihren Fokus heute auf die Sitzung der US-Notenbank Fed und die anschließende Pressekonferenz mit der Fed-Vorsitzenden Yellen richten. Wir gehen nicht davon aus, dass die Fed schon heute Abend die Zinsen erhöhen wird, denn die bislang vorliegenden Daten zeigen noch nicht eindeutig, dass die Konjunkturschwäche im ersten Quartal überwunden ist.
Sollte Yellen aber auf zwei Zinserhöhungen im Jahresverlauf hindeuten, könnte dies den US-Dollar merklich aufwerten lassen und den Goldpreis unter Druck bringen. Denn der Markt geht bislang lediglich von einem Zinsschritt bis zum Jahresende aus. In diesem Falle könnte auch das Tief von Anfang des Monats bei 1.163 USD je Feinunze getestet werden. In Euro gerechnet würde sich der Goldpreis dann wohl besser halten.
Wie erwartet hat der Europäische Gerichtshof gestern entschieden, dass das OMT-Programm der EZB (der unbeschränkte Kauf von Staatsanleihen) mit dem EU-Recht vereinbar ist.
Die Käufe verstoßen demnach nicht gegen das Verbot der monetären Staatsfinanzierung. Das OMT-Programm dient bei den Verhandlungen mit Griechenland als Sicherheitsnetz. Denn es dürfte möglichen Ansteckungseffekten auf andere Peripherieländer einen Riegel vorschieben und damit die Auswirkungen eines möglichen Austritts Griechenlands aus dem Euro abfedern. Der Goldpreis reagierte daher auch nicht auf die Entscheidung aus Luxemburg.
Industriemetalle
Die Risikoaversion an den Metallmärkten hält an, so dass der LME-Industriemetallindex (LMEX) gestern auf den tiefsten Stand seit fast sechs Jahren gefallen ist. Von seinem 4½-Monatshoch Anfang Mai hat er mittlerweile über 12% verloren. Positive Daten zum US-Häusermarkt - zum Beispiel sind die Baugenehmigungen im Mai auf den höchsten Wert seit August 2007 gestiegen - gaben den Preisen gestern Nachmittag nur kurzzeitig Unterstützung.
Wir führen die aktuelle Preisschwäche der Industriemetalle in erster Linie auf den Rückzug der spekulativen Finanzanleger zurück, die auch in der letzten Woche ihre Netto-Long-Positionen weiter reduziert und somit den Preisverfall verstärkt haben. Bis auf Zinn kam es gemäß der LME-Statistik im Wochenvergleich bei allen anderen Metallen zu einem Abbau der Netto-Long-Positionen um teilweise mehr als 10%.
Im Falle von Aluminium, Zink und Blei war dies bereits der fünfte Wochenrückgang in Folge. Bei Kupfer und Nickel wurden die Netto-Long-Positionen in den letzten fünf Wochen halbiert. Alle Metallpreise verzeichneten in diesem Zeitraum Verluste von 7-10%. Solange die spekulativen Finanzinvestoren den Metallen gegenüber pessimistisch gestimmt sind, dürften die Preise unter Druck bleiben. Den Preisrückgang erachten wir mittlerweile aber als übertrieben. Sollte die Stimmung drehen, könnte dies ein Sprungbrett für deutlich höhere Preise sein.
Agrarrohstoffe
Der Preis für Sojabohnen im November-Kontrakt erholt sich seit gestern von gut 900 US-Cents auf 935 US-Cents je Scheffel. Ausgelöst worden war der Preisanstieg durch den Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums USDA zur Pflanzenentwicklung. Zum einen hinkt die zu Ende gehende Aussaat von Sojabohnen hinter dem mehrjährigen Durchschnitt her, nachdem zum Teil heftige Regenfälle die Feldarbeiten erschwerten. Zum anderen hatte das USDA den Anteil der Pflanzen in gutem oder sehr gutem Zustand um zwei Punkte auf 67% reduziert. Allgemein wird 2015/16 mit einem leichten Rückgang der US-Produktion vom rekordhohen Niveau des Vorjahres gerechnet.
Sehr hoch dürfte die Produktion 2015/16 auch wieder in Brasilien sein, obwohl ungünstige Finanzierungsbedingungen den Anbau belasten. Das USDA erwartet eine weitere Rekordernte. Das Analysehaus Oil World hob gestern seine Prognose für Brasilien um 1 Mio. Tonnen auf 95,3 Mio. Tonnen an und erwartet damit nun nur noch einen marginalen Rückgang vom Rekordniveau des Vorjahres. Der Sojabohnenpreis könnte daher schnell wieder auf das vor zwei Tagen verzeichnete 5-Jahrestief zurückfallen.
Zucker ist derzeit so billig wie zuletzt vor 6½ Jahren. Das Handelshaus Czarnikow prognostiziert für 2015/16 zwar ein Defizit am globalen Zuckermarkt in Höhe von 1,7 Mio. Tonnen. Es bleibt damit aber leicht unterhalb der Schätzung der Internationalen Zuckerorganisation ISO von rund 2,3 Mio. Tonnen. Einigkeit besteht in der Einschätzung, dass 2014/15 mit einem weiteren Überschuss schließt. Laut ISO dürfte dieses 2,2 Mio. Tonnen betragen.
Die Ölpreise starten weitgehend unverändert in den neuen Handelstag. Brent handelt bei 63,7 USD je Barrel, WTI bei 60 USD je Barrel. Gestern erhielten die Preise von einem Tropensturm Rückenwind, welcher an der texanischen Golfküste an Land ging. Die genauen Auswirkungen wird man erst in den Lagerdaten für diese Woche erkennen können, welche in einer Woche veröffentlicht werden.
Bei den Ölprodukten dürfte die sturmbedingte Beeinträchtigung der Raffinerietätigkeit zu einem Lagerabbau beitragen. Denn an der US-Golfküste befinden sich etwa die Hälfte der US-Raffineriekapazitäten. Bei Rohöl ist der Einfluss nicht eindeutig. Die geringere Rohölverarbeitung spricht für einen Lageraufbau. Dies könnte aber durch geringere Importe kompensiert werden. So war mit dem Houston Ship Channel eine wichtige Wasserstraße am Montag für den Schiffsverkehr geschlossen.
Am Abend berichtete das API einen Rückgang der US-Rohöl- und Benzinvorräte in der vergangenen Woche um jeweils 2,9 Mio. Barrel, was über den Erwartungen lag. In Cushing kam es dagegen zu einem Lageraufbau. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag.
Erwartet wird der siebte Wochenrückgang der US-Rohölbestände in Folge. Fällt dieser ähnlich hoch aus wie beim API, würde dies die Ölpreise unterstützen. Das hängt aber auch davon ab, ob die Benzinvorräte weiter gefallen sind. Zudem sollte die Rohölproduktion nicht erneut gestiegen sein. Ein nochmaliger Anstieg der Produktion könnte für Enttäuschung sorgen und die Preise belasten.
Edelmetalle
Auch heute Morgen handelt Gold wenig verändert bei rund 1.180 USD je Feinunze. Die Marktteilnehmer werden ihren Fokus heute auf die Sitzung der US-Notenbank Fed und die anschließende Pressekonferenz mit der Fed-Vorsitzenden Yellen richten. Wir gehen nicht davon aus, dass die Fed schon heute Abend die Zinsen erhöhen wird, denn die bislang vorliegenden Daten zeigen noch nicht eindeutig, dass die Konjunkturschwäche im ersten Quartal überwunden ist.
Sollte Yellen aber auf zwei Zinserhöhungen im Jahresverlauf hindeuten, könnte dies den US-Dollar merklich aufwerten lassen und den Goldpreis unter Druck bringen. Denn der Markt geht bislang lediglich von einem Zinsschritt bis zum Jahresende aus. In diesem Falle könnte auch das Tief von Anfang des Monats bei 1.163 USD je Feinunze getestet werden. In Euro gerechnet würde sich der Goldpreis dann wohl besser halten.
Wie erwartet hat der Europäische Gerichtshof gestern entschieden, dass das OMT-Programm der EZB (der unbeschränkte Kauf von Staatsanleihen) mit dem EU-Recht vereinbar ist.
Die Käufe verstoßen demnach nicht gegen das Verbot der monetären Staatsfinanzierung. Das OMT-Programm dient bei den Verhandlungen mit Griechenland als Sicherheitsnetz. Denn es dürfte möglichen Ansteckungseffekten auf andere Peripherieländer einen Riegel vorschieben und damit die Auswirkungen eines möglichen Austritts Griechenlands aus dem Euro abfedern. Der Goldpreis reagierte daher auch nicht auf die Entscheidung aus Luxemburg.
Industriemetalle
Die Risikoaversion an den Metallmärkten hält an, so dass der LME-Industriemetallindex (LMEX) gestern auf den tiefsten Stand seit fast sechs Jahren gefallen ist. Von seinem 4½-Monatshoch Anfang Mai hat er mittlerweile über 12% verloren. Positive Daten zum US-Häusermarkt - zum Beispiel sind die Baugenehmigungen im Mai auf den höchsten Wert seit August 2007 gestiegen - gaben den Preisen gestern Nachmittag nur kurzzeitig Unterstützung.
Wir führen die aktuelle Preisschwäche der Industriemetalle in erster Linie auf den Rückzug der spekulativen Finanzanleger zurück, die auch in der letzten Woche ihre Netto-Long-Positionen weiter reduziert und somit den Preisverfall verstärkt haben. Bis auf Zinn kam es gemäß der LME-Statistik im Wochenvergleich bei allen anderen Metallen zu einem Abbau der Netto-Long-Positionen um teilweise mehr als 10%.
Im Falle von Aluminium, Zink und Blei war dies bereits der fünfte Wochenrückgang in Folge. Bei Kupfer und Nickel wurden die Netto-Long-Positionen in den letzten fünf Wochen halbiert. Alle Metallpreise verzeichneten in diesem Zeitraum Verluste von 7-10%. Solange die spekulativen Finanzinvestoren den Metallen gegenüber pessimistisch gestimmt sind, dürften die Preise unter Druck bleiben. Den Preisrückgang erachten wir mittlerweile aber als übertrieben. Sollte die Stimmung drehen, könnte dies ein Sprungbrett für deutlich höhere Preise sein.
Agrarrohstoffe
Der Preis für Sojabohnen im November-Kontrakt erholt sich seit gestern von gut 900 US-Cents auf 935 US-Cents je Scheffel. Ausgelöst worden war der Preisanstieg durch den Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums USDA zur Pflanzenentwicklung. Zum einen hinkt die zu Ende gehende Aussaat von Sojabohnen hinter dem mehrjährigen Durchschnitt her, nachdem zum Teil heftige Regenfälle die Feldarbeiten erschwerten. Zum anderen hatte das USDA den Anteil der Pflanzen in gutem oder sehr gutem Zustand um zwei Punkte auf 67% reduziert. Allgemein wird 2015/16 mit einem leichten Rückgang der US-Produktion vom rekordhohen Niveau des Vorjahres gerechnet.
Sehr hoch dürfte die Produktion 2015/16 auch wieder in Brasilien sein, obwohl ungünstige Finanzierungsbedingungen den Anbau belasten. Das USDA erwartet eine weitere Rekordernte. Das Analysehaus Oil World hob gestern seine Prognose für Brasilien um 1 Mio. Tonnen auf 95,3 Mio. Tonnen an und erwartet damit nun nur noch einen marginalen Rückgang vom Rekordniveau des Vorjahres. Der Sojabohnenpreis könnte daher schnell wieder auf das vor zwei Tagen verzeichnete 5-Jahrestief zurückfallen.
Zucker ist derzeit so billig wie zuletzt vor 6½ Jahren. Das Handelshaus Czarnikow prognostiziert für 2015/16 zwar ein Defizit am globalen Zuckermarkt in Höhe von 1,7 Mio. Tonnen. Es bleibt damit aber leicht unterhalb der Schätzung der Internationalen Zuckerorganisation ISO von rund 2,3 Mio. Tonnen. Einigkeit besteht in der Einschätzung, dass 2014/15 mit einem weiteren Überschuss schließt. Laut ISO dürfte dieses 2,2 Mio. Tonnen betragen.