Markt setzt auf Einigung im Griechenland-Streit
22.06.2015 | Eugen Weinberg
Energie
Die Hoffnung auf eine Einigung im Schuldenstreit mit Griechenland auf dem heutigen EU-Gipfel gibt den Ölpreisen zum Wochenauftakt Auftrieb (siehe auch Edelmetalle unten). Brent steigt auf 63,7 USD je Barrel, WTI über die Marke 60 USD je Barrel. Zunehmende Sorgen vor einer Staatspleite Griechenlands hatten die Ölpreise am Freitag um bis zu 2% fallen lassen. Ob Griechenland "gerettet" wird oder nicht, ist zwar für die physische Ölnachfrage eigentlich unerheblich.
Nicht jedoch für die Nachfrage der Investoren, welche die Ölpreise in den letzten Monaten maßgeblich bestimmt haben. Trübt sich die Stimmung im Falle eines Zahlungsausfalls oder gar eines Grexits ein, könnten sich die Finanzanleger zurückziehen, was die Ölpreise belasten würde. Denn trotz eines Abbaus in den letzten Wochen sind die spekulativen Netto-Long-Positionen noch immer auf einem vergleichsweise hohen Niveau.
Bei WTI kam es in der Woche zum 16. Juni laut CFTC sogar zu einem leichten Anstieg um 2,4 Tsd. auf 239 Tsd. Kontrakte. Die entsprechenden Daten für Brent werden von der ICE heute Mittag veröffentlicht. Der Rückgang der aktiven Ölbohrungen in den USA setzte sich in der letzten Woche laut Daten von Baker Hughes die 28. Woche in Folge fort. Es wurden per saldo aber nur noch vier Bohrungen stillgelegt.
Im Permian Basin und im Bakken wurde sogar jeweils eine Bohrung hinzugefügt. Trotz eines Rückgangs der Bohraktivität um mehr als die Hälfte seit Jahresbeginn war die US-Rohölproduktion bis zuletzt gestiegen und erreichte Anfang Juni mit mehr als 9,6 Mio. Barrel pro Tag das höchste Niveau seit 1972. Wir rechnen mit einem Produktionsrückgang in den kommenden Monaten, was eine weitere Erholung der Ölpreise unterstützen dürfte.
Edelmetalle
Gold pendelt zum Wochenstart um die Marke von 1.200 USD je Feinunze, tendiert aber eher zur Schwäche. Der leicht nachgebende US-Dollar verhindert wohl stärkere Preisverluste. Im Schuldenstreit mit Griechenland scheint sich eine Wende anzubahnen und es könnte heute zu einer Einigung zwischen den Geldgebern und dem hoch verschuldeten Land kommen. So hat die EU-Kommission die neuen Vorschläge der griechischen Regierung, die am Wochenende vorgelegt wurden, "als gute Grundlage für Fortschritte" gelobt.
Heute Mittag trifft sich die Eurogruppe, dann könnte bereits eine Verlängerung der bestehenden Finanzhilfen beschlossen werden. Am Abend kommen schließlich die Staats- und Regierungschefs der Eurozone zusammen. Da der Goldpreis in den letzten Wochen kaum von der Zuspitzung der Schuldenkrise profitiert hat, gehen wir davon aus, dass sich der Preisabschlag im Falle einer Einigung ebenfalls im Rahmen hält. Unterdessen haben sich die spekulativen Finanzanleger bei Gold die vierte Woche in Folge zurückgezogen. In der Woche zum 16. Juni wurden die Netto-Long-Positionen um 7% auf 35 Tsd. Kontrakte reduziert.
Bei Silber wurden die Netto-Long-Positionen fast vollständig abgebaut und sie haben mit 0,7 Tsd. Kontrakten den tiefsten Stand seit Anfang November erreicht. Dies kam vor allem durch den Aufbau von Short-Positionen zustande. Der Pessimismus der spekulativen Finanzanleger dürfte kurzfristig einer merklichen Preiserholung entgegenstehen.
Industriemetalle
Kupfer verbilligt sich zum Wochenauftakt auf ein 3-Monatstief von 5.660 USD je Tonne und setzt damit seinen Preisrückgang der letzten Wochen fort. Auch die anderen Metallpreise befinden sich weiter auf dem Rückzug bzw. halten gerade noch ihre Niveaus von Ende letzter Woche. Der LME-Industriemetallindex war am Freitag um weitere 1,2% auf nur noch gut 2.600 Punkte gefallen. Sorgen über eine schwache Nachfrage aus China, stark fallende chinesische Aktienmärkte sowie der anhaltende Rückzug der spekulativen Finanzanleger dürften dabei die Hauptbelastungsfaktoren sein.
Der Shanghai Composite Index hatte allein letzten Freitag 6,4% verloren, was den Wochenverlust auf über 13% erhöhte. Aus China selbst gab es heute Morgen jedoch keine Impulse, da die Märkte dort wegen des Drachenbootfestivals heute geschlossen blieben.
Die spekulativen Finanzinvestoren haben bei Kupfer an der Comex in New York in der Woche zum 16. Juni ihre Netto-Short-Positionen um 64% auf 6,8 Tsd. Kontrakte ausgeweitet, den höchsten Stand seit vier Monaten. Sie haben damit wohl zum Preisrückgang beigetragen - Kupfer hat in der Beobachtungsperiode 3,6% bzw. gut 200 USD je Tonne verloren - und dürften ihre Wetten auf fallende Preise seitdem noch weiter erhöht haben. Die LME-Statistik zur Positionierung der spekulativen Finanzanleger, die morgen veröffentlicht wird, dürfte ein ähnliches Bild zeigen.
Agrarrohstoffe
Der US-Maispreis ist am Freitag weiter gefallen. Grund für den schwächeren Preis waren unter anderem die Wettervorhersagen für den Mittleren Westen der USA. Es wird mit weniger Niederschlag gerechnet und auch die Temperaturen sollen steigen, was der Pflanzenentwicklung förderlich sein sollte.
Neben den guten Wetteraussichten zeigt die am Freitag veröffentlichte CFTC-Statistik zur Marktpositionierung, dass kurzfristig orientierte Marktteilnehmer ihre (Netto-)Short-Positionen für US-Mais in der Woche zum 16. Juni wieder deutlich ausgebaut haben. Nicht zuletzt sollten auch die Meldungen aus der Ukraine die Getreidepreise kurzfristig weiter belasten.
Trotz des Konfliktes in der Ukraine könnten die Exporte im Jahr 2015/16 laut des ukrainischen Agrarministers auf ein Rekordniveau von mehr als 34 Mio. Tonnen ansteigen. Die Gesamternte könnte bei 60 Mio. Tonnen und damit nur 3,8 Mio. Tonnen unter dem Rekorderntejahr 2014/15 liegen. Zum einen waren die Wetterbedingungen in der Ukraine förderlich und zum anderen wurden die Anbauflächen ausgeweitet.
Die ukrainischen Lagerendbestände von Getreide könnten laut Prognosen des Agrarministeriums auf ein Rekord von fast 11 Mio. Tonnen im Jahr 2015/16 steigen.
Der Preis für US-Sojabohnen ist in der letzten Woche um fast 4% gestiegen und markierte am Donnerstag ein 5-Wochen-Hoch bei gut 942 US-Cents je Scheffel. Preistreibend wirkten Befürchtungen, dass es in den USA zu Ernteausfällen kommen könnte.
Die Hoffnung auf eine Einigung im Schuldenstreit mit Griechenland auf dem heutigen EU-Gipfel gibt den Ölpreisen zum Wochenauftakt Auftrieb (siehe auch Edelmetalle unten). Brent steigt auf 63,7 USD je Barrel, WTI über die Marke 60 USD je Barrel. Zunehmende Sorgen vor einer Staatspleite Griechenlands hatten die Ölpreise am Freitag um bis zu 2% fallen lassen. Ob Griechenland "gerettet" wird oder nicht, ist zwar für die physische Ölnachfrage eigentlich unerheblich.
Nicht jedoch für die Nachfrage der Investoren, welche die Ölpreise in den letzten Monaten maßgeblich bestimmt haben. Trübt sich die Stimmung im Falle eines Zahlungsausfalls oder gar eines Grexits ein, könnten sich die Finanzanleger zurückziehen, was die Ölpreise belasten würde. Denn trotz eines Abbaus in den letzten Wochen sind die spekulativen Netto-Long-Positionen noch immer auf einem vergleichsweise hohen Niveau.
Bei WTI kam es in der Woche zum 16. Juni laut CFTC sogar zu einem leichten Anstieg um 2,4 Tsd. auf 239 Tsd. Kontrakte. Die entsprechenden Daten für Brent werden von der ICE heute Mittag veröffentlicht. Der Rückgang der aktiven Ölbohrungen in den USA setzte sich in der letzten Woche laut Daten von Baker Hughes die 28. Woche in Folge fort. Es wurden per saldo aber nur noch vier Bohrungen stillgelegt.
Im Permian Basin und im Bakken wurde sogar jeweils eine Bohrung hinzugefügt. Trotz eines Rückgangs der Bohraktivität um mehr als die Hälfte seit Jahresbeginn war die US-Rohölproduktion bis zuletzt gestiegen und erreichte Anfang Juni mit mehr als 9,6 Mio. Barrel pro Tag das höchste Niveau seit 1972. Wir rechnen mit einem Produktionsrückgang in den kommenden Monaten, was eine weitere Erholung der Ölpreise unterstützen dürfte.
Edelmetalle
Gold pendelt zum Wochenstart um die Marke von 1.200 USD je Feinunze, tendiert aber eher zur Schwäche. Der leicht nachgebende US-Dollar verhindert wohl stärkere Preisverluste. Im Schuldenstreit mit Griechenland scheint sich eine Wende anzubahnen und es könnte heute zu einer Einigung zwischen den Geldgebern und dem hoch verschuldeten Land kommen. So hat die EU-Kommission die neuen Vorschläge der griechischen Regierung, die am Wochenende vorgelegt wurden, "als gute Grundlage für Fortschritte" gelobt.
Heute Mittag trifft sich die Eurogruppe, dann könnte bereits eine Verlängerung der bestehenden Finanzhilfen beschlossen werden. Am Abend kommen schließlich die Staats- und Regierungschefs der Eurozone zusammen. Da der Goldpreis in den letzten Wochen kaum von der Zuspitzung der Schuldenkrise profitiert hat, gehen wir davon aus, dass sich der Preisabschlag im Falle einer Einigung ebenfalls im Rahmen hält. Unterdessen haben sich die spekulativen Finanzanleger bei Gold die vierte Woche in Folge zurückgezogen. In der Woche zum 16. Juni wurden die Netto-Long-Positionen um 7% auf 35 Tsd. Kontrakte reduziert.
Bei Silber wurden die Netto-Long-Positionen fast vollständig abgebaut und sie haben mit 0,7 Tsd. Kontrakten den tiefsten Stand seit Anfang November erreicht. Dies kam vor allem durch den Aufbau von Short-Positionen zustande. Der Pessimismus der spekulativen Finanzanleger dürfte kurzfristig einer merklichen Preiserholung entgegenstehen.
Industriemetalle
Kupfer verbilligt sich zum Wochenauftakt auf ein 3-Monatstief von 5.660 USD je Tonne und setzt damit seinen Preisrückgang der letzten Wochen fort. Auch die anderen Metallpreise befinden sich weiter auf dem Rückzug bzw. halten gerade noch ihre Niveaus von Ende letzter Woche. Der LME-Industriemetallindex war am Freitag um weitere 1,2% auf nur noch gut 2.600 Punkte gefallen. Sorgen über eine schwache Nachfrage aus China, stark fallende chinesische Aktienmärkte sowie der anhaltende Rückzug der spekulativen Finanzanleger dürften dabei die Hauptbelastungsfaktoren sein.
Der Shanghai Composite Index hatte allein letzten Freitag 6,4% verloren, was den Wochenverlust auf über 13% erhöhte. Aus China selbst gab es heute Morgen jedoch keine Impulse, da die Märkte dort wegen des Drachenbootfestivals heute geschlossen blieben.
Die spekulativen Finanzinvestoren haben bei Kupfer an der Comex in New York in der Woche zum 16. Juni ihre Netto-Short-Positionen um 64% auf 6,8 Tsd. Kontrakte ausgeweitet, den höchsten Stand seit vier Monaten. Sie haben damit wohl zum Preisrückgang beigetragen - Kupfer hat in der Beobachtungsperiode 3,6% bzw. gut 200 USD je Tonne verloren - und dürften ihre Wetten auf fallende Preise seitdem noch weiter erhöht haben. Die LME-Statistik zur Positionierung der spekulativen Finanzanleger, die morgen veröffentlicht wird, dürfte ein ähnliches Bild zeigen.
Agrarrohstoffe
Der US-Maispreis ist am Freitag weiter gefallen. Grund für den schwächeren Preis waren unter anderem die Wettervorhersagen für den Mittleren Westen der USA. Es wird mit weniger Niederschlag gerechnet und auch die Temperaturen sollen steigen, was der Pflanzenentwicklung förderlich sein sollte.
Neben den guten Wetteraussichten zeigt die am Freitag veröffentlichte CFTC-Statistik zur Marktpositionierung, dass kurzfristig orientierte Marktteilnehmer ihre (Netto-)Short-Positionen für US-Mais in der Woche zum 16. Juni wieder deutlich ausgebaut haben. Nicht zuletzt sollten auch die Meldungen aus der Ukraine die Getreidepreise kurzfristig weiter belasten.
Trotz des Konfliktes in der Ukraine könnten die Exporte im Jahr 2015/16 laut des ukrainischen Agrarministers auf ein Rekordniveau von mehr als 34 Mio. Tonnen ansteigen. Die Gesamternte könnte bei 60 Mio. Tonnen und damit nur 3,8 Mio. Tonnen unter dem Rekorderntejahr 2014/15 liegen. Zum einen waren die Wetterbedingungen in der Ukraine förderlich und zum anderen wurden die Anbauflächen ausgeweitet.
Die ukrainischen Lagerendbestände von Getreide könnten laut Prognosen des Agrarministeriums auf ein Rekord von fast 11 Mio. Tonnen im Jahr 2015/16 steigen.
Der Preis für US-Sojabohnen ist in der letzten Woche um fast 4% gestiegen und markierte am Donnerstag ein 5-Wochen-Hoch bei gut 942 US-Cents je Scheffel. Preistreibend wirkten Befürchtungen, dass es in den USA zu Ernteausfällen kommen könnte.