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Euphorie springt nicht über

23.06.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis handelt momentan mit 63,3 USD je Barrel eher am unteren Ende seiner seit Mitte April geltenden Handelsspanne. Einen Impuls wie an den Aktienmärkten konnte die mögliche Einigung im Schuldenstreit mit Griechenland zumindest noch nicht geben. Scheinbar agieren die spekulativen Anleger nun vorsichtiger, nachdem sich ihr hoher Optimismus Anfang Mai als verfrüht erwiesen hatte. Bis 16. Juni zumindest haben sie daran gearbeitet, ihre Netto-Long-Positionen an der ICE weiter abzubauen.

Mittlerweile sind die Netto-Long-Kontrakte immerhin 33% niedriger als im Rekordhoch Anfang Mai, haben aber weiterhin noch immer ein vergleichsweise hohes Niveau. Die heute Morgen berichteten detaillierten Handelsdaten aus China dürften den Optimismus auch nicht angeschoben haben und vor allem auf den Preisen an den Produktmärkten lasten. Denn die bereits bekannte rekordhohe chinesische Rohölverarbeitung im Mai war weniger einer hohen inländischen Nachfrage zu verdanken. Vielmehr wurde die hohe Produktion im Mai abermals genutzt, um kräftig zu exportieren: Chinas Netto-Dieselexporte lagen mit rund 360 Tsd. Tonnen fast so hoch wie im April und dürften auf den Margen am Dieselmarkt lasten.

Zu vorsichtigem Agieren am Ölmarkt zwingt momentan auch das Auslaufen der Verhandlungsfrist für ein endgültiges Atomabkommen mit dem Iran am 30. Juni. Zwar heißt es, dass die Hürden noch immer hoch seien, was für eine weitere Verzögerung spricht. Auszuschließen ist eine Einigung aber nicht. Und in diesem Fall "droht" zusätzliches Öl aus dem Iran an den ohnehin überversorgten Markt zu fließen.


Edelmetalle

Das Hin und Her in der griechischen Schuldenkrise hält auch die Edelmetallmärkte in Atem. Obwohl es gestern nicht zu einer endgültigen Einigung zwischen den Geldgebern und dem hoch verschuldeten Land kam und damit die Hängepartie zunächst weitergeht, stand Gold spürbar unter Druck. Nun soll es am Donnerstag eine finale Lösung geben. Im Raum steht eine Verlängerung des bestehenden Hilfsprogramms um drei oder sechs Monate. Das grundsätzliche Problem würde damit aber nicht gelöst und die Schuldenthematik wäre schon in wenigen Monaten wieder auf der Agenda.

Auf Schlusskursbasis verlor Gold gestern gut 1% auf 1.185 USD je Feinunze. In Euro gerechnet wurde zwischenzeitlich ein 2-Wochentief von unter 1.040 EUR je Feinunze verzeichnet. Ein noch stärkerer Preisrückgang wurde wohl durch den Zufluss von 3,5 Tonnen in die Gold-ETFs verhindert - dies war der höchste Tageszufluss seit Anfang April.

Im Fahrwasser von Gold und teilweise schwacher Industriemetallpreise wurden auch Platin und Palladium mit nach unten gezogen. Platin fiel auf rund 1.060 USD je Feinunze, den tiefsten Stand seit März 2009, Palladium markierte bei 695 USD je Feinunze ein 21-Monatstief. Der seit Wochen andauernde Preisverfall wird u.E. durch den Rückzug der spekulativen Finanzanleger verstärkt, die ihre Netto-Long-Positionen zuletzt deutlich reduziert hatten. Bei Platin lagen sie in der Woche zum 16. Juni auf dem tiefsten Stand seit August 2012, bei Palladium auf dem niedrigsten Niveau seit November 2012.


Industriemetalle

Die Aktienmärkte - vor allem der deutsche Aktienindex Dax - feierten gestern schon vorab eine mögliche Einigung im Schuldenstreit mit Griechenland. Die Euphorie an den Aktienmärkten ließ die Industriemetalle jedoch kalt und von einem höheren Risikoappetit war nichts zu spüren. Im Gegenteil, die Metalle standen auch gestern teilweise deutlich unter Druck. Nickel verlor z.B. knapp 2,5% und fiel auf ein 2-Monatstief von 12.400 USD je Tonne.

Erst heute Morgen kommt es zu einer Erholungsbewegung, für die der von HSBC erhobene vorläufige Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China verantwortlich ist. Dieser blieb zwar im Juni mit 49,6 den vierten Monat in Folge unter der Marke von 50, die Expansion anzeigt, ist aber stärker gestiegen als erwartet, was u.E. auf eine Stabilisierung der chinesischen Wirtschaft hindeutet. Die Stimulierungsmaßnahmen der chinesischen Regierung und der Zentralbank scheinen langsam ihre Wirkung zu entfalten. Dies sollte positiv zur Nachfrage nach Metallen beitragen und deren Preise mittel- bis langfristig unterstützen.

Gemäß Daten des International Aluminium Institute ist die globale Aluminiumproduktion im Mai im Vergleich zum Vorjahr um fast 12% auf ein neues Rekordhoch von 4,892 Mio. Tonnen gestiegen. Einmal mehr war China dafür verantwortlich, wo die Produktion um gut 22% gegenüber Vorjahr ausgeweitet wurde. Der globale Aluminiummarkt bleibt reichlich versorgt, was einer merklichen Preiserholung entgegenstehen dürfte.

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Agrarrohstoffe

Mais und Sojabohnen verteuerten sich gestern um 1,9% und 2,1%. Die heftigen Regenfälle der letzten Zeit in den USA haben zu einer weiteren Abwärtsrevision der Pflanzenqualität durch das US-Landwirtschaftsministerium USDA geführt. Der Anteil von Pflanzen in gutem oder sehr gutem Zustand wurde jeweils um 2 Prozentpunkte auf 71% bei Mais bzw. 65% bei Sojabohnen reduziert.

Es wird befürchtet, dass sich die schlechtere Pflanzenqualität später auch in geringeren Erträgen niederschlägt. Zudem kam die Sojabohnenaussaat in der letzten Berichtswoche kaum voran und bleibt weiter hinter dem mehrjährigen Durchschnitt zurück. In einer Woche wird das USDA den Bericht zu den tatsächlich bebauten Flächen veröffentlichen, der bereits mit Spannung erwartet wird.

Auch Weizen verteuerte sich: In den USA verlaufen die Erntearbeiten langsamer als normal, vor allem im wichtigsten Anbaustaat Kansas. Zudem werden auch bei Winterweizen wegen des Regens Qualitätseinbußen beim Erntegut befürchtet. Diese Sorge untermauerte der gestrige Bericht ebenfalls durch eine Kürzung des Anteils guter und sehr guter Winterweizenpflanzen um 2 Prozentpunkte auf 41%.

Der höhere US-Preis zog auch den Weizenpreis in Paris mit nach oben. Zudem kürzte die Prognoseeinheit der EU-Kommission MARS mit Verweis auf die Trockenheit in wichtigen Anbaugebieten den durchschnittlich erwarteten EU-Weizenertrag. Er soll nun fast 5% unter dem Vorjahr bleiben.



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