Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Chinesische Goldnachfrage zieht wieder an

26.06.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Sommerflaute am Ölmarkt - der Brentölpreis notiert heute Morgen mit knapp 63,5 USD je Barrel fast gleichauf wie gestern Morgen. Der gestrige Bericht der US-Energiebehörde EIA zur "Verfügbarkeit von Öl außerhalb des Irans" konnte den Markt wohl auch kaum zu einer Neueinschätzung des Fundamentalumfelds bewegen. So bestätigt die EIA einmal mehr ein momentan hohes Überangebot am Markt.

Die OPEC-Produktion läge im Juni mit 30,7 Mio. Barrel pro Tag nur geringfüigig unter der im Mai, die sogenannten "unplanmäßigen" Produktionsausfälle außerhalb der OPEC waren im Juni dagegen etwas geringer als im Vormonat. Dank des Überangebots der letzten Monate seien die OECD-Lagerbestände im Juni gut 10% höher gewesen als im Durchschnitt der drei Jahre zuvor.

Aber wie der Markt ist man überzeugt, dass sich das Überangebot auch dank einer stärkeren Nachfrage allmählich abbaut. Als ein Indiz für einen knapper werdenden Markt verweist die EIA auf den schrumpfenden Contango: während Ende März der nächstfällige Brentkontrakt noch knapp 8 USD niedriger notierte als der mit Fälligkeit in einem Jahr, ist der Preisabschlag momentan "nur" noch 4,5 USD.

Ob der Markt zurecht zunehmend durch die momentane Angebotsschwemme "hindurchschaut", hängt auch von der Entwicklung der US-Produktion ab: Sollte der prognostizierte Produktionsrückgang auch dank der höheren Preise ausbleiben, könnte sich der "Marktoptimismus" als voreilig erwiesen haben. Vorbote für die US-Produktion sind die heute zur Veröffentlichung anstehenden US-Ölbohrungen.


Edelmetalle

Obwohl sich die Eurogruppe im griechischen Schuldenstreit erneut vertagt hat und die Hängepartie zumindest bis Samstag damit weitergeht, zeigte sich der Goldpreis gestern abermals von seiner schwachen Seite. Er fiel nach einer kurzen Erholung auf 1.170 USD je Feinunze zurück und handelt heute Morgen nur leicht darüber. Ein Zufluss in die Gold-ETFs von 6,9 Tonnen - der höchste Tageszufluss seit Anfang Februar - spielte dabei kaum eine Rolle. China hat im Mai unterdessen wieder mehr Gold nachgefragt.

Gemäß Daten der Hongkonger Statistikbehörde hat China auf Netto-Basis im letzten Monat 70,8 Tonnen Gold aus der ehemaligen britischen Kronkolonie importiert. Dies waren 36% mehr als im Vormonat und 35% mehr als im Vorjahr sowie die höchsten Netto-Importe seit vier Monaten. Der dreimonatige Abwärtstrend ist gestoppt. Offensichtlich haben chinesische Händler das Preisniveau um 1.200 USD je Feinunze als attraktiv erachtet und verstärkt zu Käufen genutzt.

Industriekreisen zufolge haben Schmuckhersteller ihre Lagerbestände wieder aufgefüllt. In den ersten fünf Monaten des Jahres liegen die chinesischen Netto-Goldimporte allerdings noch 18% unter dem vergleichbaren Vorjahresniveau. Eine wieder stärkere chinesische Goldnachfrage sollte den Goldpreis im Jahresverlauf unterstützen.

Open in new window


Palladium fiel gestern zwischenzeitlich um fast 3,5% auf ein 2-Jahrestief von gut 670 USD je Feinunze. Der Abverkauf erfolgte wohl über den Futures-Markt, da die Palladium-ETFs keine Abflüsse verzeichneten. Im Gegenteil, in den Tagen zuvor gab es hier sogar Zuflüsse.


Industriemetalle

Die Metallpreise stemmen sich heute Morgen weitgehend erfolgreich gegen die sehr schwachen chinesischen Aktienmärkte - der CSI 300-Aktienindex verliert rund 8% - und zeigen sich relativ stabil bzw. legen sogar moderat zu. Aluminium handelt zum Wochenausklang bei rund 1.720 USD je Tonne. Der Vorstandsvorsitzende von Rusal, der weltgrößte Aluminiumproduzent aus Russland, geht davon aus, dass China in diesem Jahr 4,2-4,5 Mio. Tonnen Aluminium exportieren wird.

Dies hieße, dass die Dynamik der chinesischen Aluminiumausfuhren im weiteren Jahresverlauf etwas nachlassen würde. Denn China hat in den ersten fünf Monaten des Jahres bereits 2,1 Mio. Tonnen Aluminium und Aluminiumprodukte exportiert. Dies entspricht durchschnittlich 412 Tsd. Tonnen pro Monat. Rusal schätzt ferner, dass 40-50% der chinesischen Aluminiumproduktion bei den aktuellen Preisen Verluste machen. Die Produktion dort wird aber seit langem subventioniert - zum Beispiel durch günstige Strompreise -, so dass die chinesischen Aluminiumschmelzen ihre Produktion nicht wesentlich drosseln.

Rusal selbst überlegt laut eigenen Angaben, wegen des schwachen Marktumfelds im dritten Quartal weitere Produktionskapazitäten von 200 Tsd. Tonnen stillzulegen. Auch erwartet das Unternehmen weitere Produktionskürzungen zum Beispiel bei den Wettbewerbern Rio Tinto Alcan und Alcoa. Der Aluminiumpreis dürfte unseres Erachtens aber erst dann wieder deutlicher steigen, wenn auch in China die Produktion gekürzt wird.


Agrarrohstoffe

Der Internationale Getreiderat (IGC) hat gestern seinen Marktbericht für Weizen und Mais veröffentlicht. Der IGC bleibt skeptischer für die Getreideproduktion als das US-Landwirtschaftsministerium USDA. Zwar hat der IGC die Produktion für Mais um 2 Mio. auf 963 Mio. Tonnen nach oben revidiert, jedoch geht er gleichzeitig nun von einer niedrigeren Nachfrage um ebenfalls 2 Mio. Tonnen aus. Damit bleibt die Einschätzung des IGC bei einem globalen Defizit von 13 Mio. Tonnen für das Jahr 2015/16 und nähert sich nicht dem nur marginalen prognostizierten Minus des USDA für Mais an.

Nach den hohen Überschüssen der beiden Vorjahre und den entsprechend gestiegenen Lagerbeständen bleibt aber auch dann die Versorgungslage ausreichend gesichert. Ging der IGC noch Ende Mai von einem ausgeglichenen Weizenmarkt aus, prognostiziert er nun ein leichtes Defizit von 2 Mio. Tonnen für das Jahr 2015/16. Grund für die Neueinschätzung ist eine schwächere Weizenproduktion.

Zwar soll laut IGC auch die weltweite Nachfrage um 2 Mio. Tonnen niedriger ausfallen als zuvor geschätzt, aber dies kann eine geringere Produktion von 4 Mio. Tonnen nicht ausgleichen. Den Grund für den Produktionsrückgang sieht der IGC in den schlechten Wetter- und Erntebedingungen in Indien, Australien und der EU. Sowohl Mais als auch Weizen konnten im gestrigen Handelsverlauf um knapp 3% zulegen und notierten zu Handelsschluss bei 383 US-Cents bzw. 538 US-Cents je Scheffel.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"