Eskalation der Griechenland-Krise drückt auf Stimmung
29.06.2015 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise starten mit Abschlägen in die neue Handelswoche. Brent fällt unter 62 je Barrel, WTI kostet weniger als 58,5 USD je Barrel. Die Zuspitzung der Schuldenkrise in Griechenland (siehe Edelmetalle unten) sorgt für einen Anstieg der Risikoaversion und setzt damit riskante Anlagen unter Druck, wozu neben Aktien auch Rohöl zählt. Der wegen der drohenden Staatspleite Griechenlands deutlich festere US-Dollar wirkt sich ebenfalls auf die Ölpreise aus.
Spekulative Finanzanleger könnten sich angesichts dieser Gemengelage von Ölinvestments trennen. In der Woche zum 23. Juni kam es laut CFTC zu einem leichten Rückgang der spekulativen Netto-Long-Positionen um 3,2 Tsd. Kontrakte. Mit knapp 236 Tsd. Kontrakten ist das Niveau aber nach wie vor relativ hoch, so dass hier weiterhin Korrekturpotenzial besteht.
Die ICE veröffentlicht die entsprechenden Daten für Brent heute Mittag. Dort waren die spekulativen Netto-Long-Positionen zuletzt bereits sechs Wochen in Folge gefallen. Es verdichten sich die Anzeichen, dass die Bohraktivitäten in den USA ihre Talsohle erreicht haben.
Der Rückgang der aktiven Ölbohrungen setzte sich in der letzten Woche mit nachlassender Dynamik fort. Demnach wurden laut Baker Hughes weitere drei Ölbohrungen stillgelegt, was dem 29. Wochenrückgang in Folge entspricht. Bei Erdgas kam es hingegen zu einem Anstieg um fünf Bohrungen, so dass erstmals seit mehr als einem halben Jahr die Zahl der Öl- und Gasbohrungen einen Wochenanstieg verzeichnete. Auch dies könnte die Ölpreise belasten.
Edelmetalle
Die Schuldenkrise in Griechenland, die sich über das Wochenende dramatisch zugespitzt hat, führt zum Wochenauftakt zu steigenden Goldpreisen. Während sich der Anstieg bei Gold in US-Dollar mit einem Plus von knapp 1% auf 1.185 USD je Feinunze noch in Grenzen hält, springt Gold in Euro gerechnet nach oben. Wegen der schwachen Gemeinschaftswährung verteuert es sich zwischenzeitlich um etwa 2,5% auf ein 4-Wochenhoch von 1.080 EUR je Feinunze.
Nach der ersten heftigen Reaktion scheinen sich die Märkte aber etwas zu beruhigen: Der Euro holt einen Teil seiner Verluste wieder auf und Gold gibt entsprechend seine Gewinne teilweise ab. Die griechische Regierung hat Kapitalverkehrskontrollen eingeführt und die Banken im Land bleiben diese Woche geschlossen, da eine Verschärfung des Bankruns befürchtet wird. Dieser hatte am Wochenende eingesetzt, nachdem die Gespräche über weitere Finanzhilfen mit der Eurogruppe gescheitert waren.
Die EZB behielt die Notfallkredite an die griechischen Banken zwar aufrecht, fror sie aber auf dem gegenwärtigen Niveau ein. Das griechische Parlament hat für das kommende Wochenende ein Referendum über die Bedingungen des nicht zustande gekommenen Hilfsprogramms beschlossen. Je nach Ausgang des Referendums könnte am Wochenende der Anfang vom "Grexit", also dem Austritt Griechenlands aus der Eurozone, eingeleitet worden sein.
Morgen wird zudem eine Rückzahlung von 1,5 Mrd. Euro an den IWF fällig, die Griechenland wohl kaum wird leisten können. Die Unsicherheit, wie es in und mit Griechenland weitergeht, sollte zu einer soliden Nachfrage nach Gold beitragen und den Preis unterstützen.
Industriemetalle
Die höhere Risikoaversion der Marktteilnehmer wegen der griechischen Schuldenkrise, die sich zu Wochenbeginn in teilweise sehr schwachen Aktienmärkten widerspiegelt, macht sich auch bei den Industriemetallen bemerkbar. Mit Ausnahme von Kupfer stehen diese allesamt unter Druck, wobei sich die Preisabschläge zumeist aber noch in Grenzen halten. Kupfer legt gegen den Trend sogar zu und überschreitet phasenweise wieder die Marke von 5.800 USD je Tonne.
Hierzu dürfte die chinesische Zentralbank beigetragen haben. Denn diese hat am Wochenende zum vierten Mal in den letzten sieben Monaten die Zinsen gesenkt (um 25 Basispunkte) und darüber hinaus für bestimmte Banken die Mindestreserveanforderung reduziert (um 50 Basispunkte). Damit will sie die heimische Konjunktur unterstützen, dürfte aber wohl auch auf den starken Rückgang der lokalen Aktienmärkte in den letzten beiden Wochen reagiert haben - der CSI 300 hat seit Mitte des Monats 25% verloren.
Diese und die schon umgesetzten Konjunkturmaßnahmen sollten sich mittelfristig in einer höheren Nachfrage nach Metallen widerspiegeln und deren Preise unterstützen. Zudem dürfte es zu weiteren Lockerungsmaßnahmen im zweiten Halbjahr kommen. Sollte außerdem die Stimmung der noch sehr pessimistisch eingestellten spekulativen Finanzinvestoren drehen, dürften die Metallpreise spürbar zulegen.
Agrarrohstoffe
Nach dem Anstieg um 2,7% am Donnerstag legte der Weizenpreis in Chicago am Freitag bei extrem regem Handel nochmals kräftig um 5,6% zu. In der Spitze kostete Weizen mit Fälligkeit September 577 US-Cents je Scheffel, was für den meistgehandelten Terminkontrakt ein 5½-Monatshoch bedeutet. In Paris notiert Weizen bei 194 EUR je Tonne, so hoch wie zuletzt im März. Die Kürzung der erwarteten Welternte 2015/16 durch den Internationalen Getreiderat am Donnerstag dürfte zur Verteuerung von Weizen ebenso beigetragen haben wie wenig erfreuliche Wetterprognosen für die aktuelle Woche.
In vielen wichtigen Regionen der USA soll es weiter zu nass bleiben, während für die EU und Kanada trockene und heiße Witterung vorhergesagt wird. Dies verschärft dort die Probleme, die sich durch die schon länger anhaltende Trockenheit bereits manifestieren. Aus Kanada werden Entwicklungsverzögerungen beim Getreide gemeldet, und im größten EU-Weizenland Frankreich sank in der letzten Berichtswoche der Anteil der Weizenpflanzen in gutem und sehr gutem Zustand um 4 Prozentpunkte, nachdem er bereits in der Vorwoche um 2 Punkte gekürzt worden war.
Die EU-Händlervereinigung Coceral erwartet die EU-Weichweizenernte aktuell nur noch bei 140,6 Mio. Tonnen, nach 148,3 Mio. Tonnen im Vorjahr. Gleichzeitig kommen aus Australien Schätzungen, wonach die australische Ernte 2015/16 aufgrund des El-Niño-Phänomens auf ein 8-Jahrestief fallen könnte.
Die Ölpreise starten mit Abschlägen in die neue Handelswoche. Brent fällt unter 62 je Barrel, WTI kostet weniger als 58,5 USD je Barrel. Die Zuspitzung der Schuldenkrise in Griechenland (siehe Edelmetalle unten) sorgt für einen Anstieg der Risikoaversion und setzt damit riskante Anlagen unter Druck, wozu neben Aktien auch Rohöl zählt. Der wegen der drohenden Staatspleite Griechenlands deutlich festere US-Dollar wirkt sich ebenfalls auf die Ölpreise aus.
Spekulative Finanzanleger könnten sich angesichts dieser Gemengelage von Ölinvestments trennen. In der Woche zum 23. Juni kam es laut CFTC zu einem leichten Rückgang der spekulativen Netto-Long-Positionen um 3,2 Tsd. Kontrakte. Mit knapp 236 Tsd. Kontrakten ist das Niveau aber nach wie vor relativ hoch, so dass hier weiterhin Korrekturpotenzial besteht.
Die ICE veröffentlicht die entsprechenden Daten für Brent heute Mittag. Dort waren die spekulativen Netto-Long-Positionen zuletzt bereits sechs Wochen in Folge gefallen. Es verdichten sich die Anzeichen, dass die Bohraktivitäten in den USA ihre Talsohle erreicht haben.
Der Rückgang der aktiven Ölbohrungen setzte sich in der letzten Woche mit nachlassender Dynamik fort. Demnach wurden laut Baker Hughes weitere drei Ölbohrungen stillgelegt, was dem 29. Wochenrückgang in Folge entspricht. Bei Erdgas kam es hingegen zu einem Anstieg um fünf Bohrungen, so dass erstmals seit mehr als einem halben Jahr die Zahl der Öl- und Gasbohrungen einen Wochenanstieg verzeichnete. Auch dies könnte die Ölpreise belasten.
Edelmetalle
Die Schuldenkrise in Griechenland, die sich über das Wochenende dramatisch zugespitzt hat, führt zum Wochenauftakt zu steigenden Goldpreisen. Während sich der Anstieg bei Gold in US-Dollar mit einem Plus von knapp 1% auf 1.185 USD je Feinunze noch in Grenzen hält, springt Gold in Euro gerechnet nach oben. Wegen der schwachen Gemeinschaftswährung verteuert es sich zwischenzeitlich um etwa 2,5% auf ein 4-Wochenhoch von 1.080 EUR je Feinunze.
Nach der ersten heftigen Reaktion scheinen sich die Märkte aber etwas zu beruhigen: Der Euro holt einen Teil seiner Verluste wieder auf und Gold gibt entsprechend seine Gewinne teilweise ab. Die griechische Regierung hat Kapitalverkehrskontrollen eingeführt und die Banken im Land bleiben diese Woche geschlossen, da eine Verschärfung des Bankruns befürchtet wird. Dieser hatte am Wochenende eingesetzt, nachdem die Gespräche über weitere Finanzhilfen mit der Eurogruppe gescheitert waren.
Die EZB behielt die Notfallkredite an die griechischen Banken zwar aufrecht, fror sie aber auf dem gegenwärtigen Niveau ein. Das griechische Parlament hat für das kommende Wochenende ein Referendum über die Bedingungen des nicht zustande gekommenen Hilfsprogramms beschlossen. Je nach Ausgang des Referendums könnte am Wochenende der Anfang vom "Grexit", also dem Austritt Griechenlands aus der Eurozone, eingeleitet worden sein.
Morgen wird zudem eine Rückzahlung von 1,5 Mrd. Euro an den IWF fällig, die Griechenland wohl kaum wird leisten können. Die Unsicherheit, wie es in und mit Griechenland weitergeht, sollte zu einer soliden Nachfrage nach Gold beitragen und den Preis unterstützen.
Industriemetalle
Die höhere Risikoaversion der Marktteilnehmer wegen der griechischen Schuldenkrise, die sich zu Wochenbeginn in teilweise sehr schwachen Aktienmärkten widerspiegelt, macht sich auch bei den Industriemetallen bemerkbar. Mit Ausnahme von Kupfer stehen diese allesamt unter Druck, wobei sich die Preisabschläge zumeist aber noch in Grenzen halten. Kupfer legt gegen den Trend sogar zu und überschreitet phasenweise wieder die Marke von 5.800 USD je Tonne.
Hierzu dürfte die chinesische Zentralbank beigetragen haben. Denn diese hat am Wochenende zum vierten Mal in den letzten sieben Monaten die Zinsen gesenkt (um 25 Basispunkte) und darüber hinaus für bestimmte Banken die Mindestreserveanforderung reduziert (um 50 Basispunkte). Damit will sie die heimische Konjunktur unterstützen, dürfte aber wohl auch auf den starken Rückgang der lokalen Aktienmärkte in den letzten beiden Wochen reagiert haben - der CSI 300 hat seit Mitte des Monats 25% verloren.
Diese und die schon umgesetzten Konjunkturmaßnahmen sollten sich mittelfristig in einer höheren Nachfrage nach Metallen widerspiegeln und deren Preise unterstützen. Zudem dürfte es zu weiteren Lockerungsmaßnahmen im zweiten Halbjahr kommen. Sollte außerdem die Stimmung der noch sehr pessimistisch eingestellten spekulativen Finanzinvestoren drehen, dürften die Metallpreise spürbar zulegen.
Agrarrohstoffe
Nach dem Anstieg um 2,7% am Donnerstag legte der Weizenpreis in Chicago am Freitag bei extrem regem Handel nochmals kräftig um 5,6% zu. In der Spitze kostete Weizen mit Fälligkeit September 577 US-Cents je Scheffel, was für den meistgehandelten Terminkontrakt ein 5½-Monatshoch bedeutet. In Paris notiert Weizen bei 194 EUR je Tonne, so hoch wie zuletzt im März. Die Kürzung der erwarteten Welternte 2015/16 durch den Internationalen Getreiderat am Donnerstag dürfte zur Verteuerung von Weizen ebenso beigetragen haben wie wenig erfreuliche Wetterprognosen für die aktuelle Woche.
In vielen wichtigen Regionen der USA soll es weiter zu nass bleiben, während für die EU und Kanada trockene und heiße Witterung vorhergesagt wird. Dies verschärft dort die Probleme, die sich durch die schon länger anhaltende Trockenheit bereits manifestieren. Aus Kanada werden Entwicklungsverzögerungen beim Getreide gemeldet, und im größten EU-Weizenland Frankreich sank in der letzten Berichtswoche der Anteil der Weizenpflanzen in gutem und sehr gutem Zustand um 4 Prozentpunkte, nachdem er bereits in der Vorwoche um 2 Punkte gekürzt worden war.
Die EU-Händlervereinigung Coceral erwartet die EU-Weichweizenernte aktuell nur noch bei 140,6 Mio. Tonnen, nach 148,3 Mio. Tonnen im Vorjahr. Gleichzeitig kommen aus Australien Schätzungen, wonach die australische Ernte 2015/16 aufgrund des El-Niño-Phänomens auf ein 8-Jahrestief fallen könnte.