Überraschender Lageraufbau belastet Ölpreise
02.07.2015 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise standen gestern unter erheblichem Abgabedruck. Brent verbilligte sich um 2,5% auf 62 USD je Barrel. WTI fiel sogar um 4,2% auf 57 USD je Barrel, was dem stärksten Tagesrückgang seit knapp drei Monaten und dem niedrigsten Schlussstand seit Ende April entspricht. Ausschlaggebend für den Preisrutsch waren die Lagerdaten des US-Energieministeriums. Diese zeigten einen überraschenden Anstieg der Rohöllagerbestände um 2,4 Mio. Barrel, was zugleich dem ersten Lageraufbau seit neun Wochen entsprach.
Hauptverantwortlich dafür waren deutlich gestiegene Importe. Die weiterhin sehr hohe Rohölverarbeitung hat einen noch stärkeren Lageraufbau verhindert. Positiv anzumerken war der Rückgang der Benzinvorräte um 1,8 Mio. Barrel, zumal dieser auf eine weiter gestiegene Benzinnachfrage zurückzuführen war. Letztere lag mit gut 9,7 Mio. Barrel pro Tag fast wieder auf dem extrem hohen Niveau von Ende Mai.
Da das lange Wochenende mit dem 4. Juli ansteht, dürfte die Benzinnachfrage in dieser Woche wahrscheinlich nochmals steigen. Dies spricht für eine Ausweitung der Verarbeitungsmargen bei Benzin. Der Einbruch der Bohraktivität in den USA macht sich inzwischen bei der US-Rohölproduktion bemerkbar. Diese stieg im April laut US-Energiebehörde EIA zwar auf 9,7 Mio. Barrel pro Tag und damit auf das höchste Niveau seit 44 Jahren. Damit dürfte allerdings der Hochpunkt erreicht worden sein.
Die aktuellen Produktionsdaten liegen bereits darunter. Die US-Rohölproduktion ging letzte Woche leicht auf knapp 9,6 Mio. Barrel pro Tag zurück.
Edelmetalle
Auch die neuesten Irrungen und Wirrungen des griechischen Premierministers Tsipras führten gestern nicht zu großen Ausschlägen am Goldmarkt. Stärkeren Einfluss hatten dagegen gute Daten zur US-Beschäftigung, die zu einem aufwertenden US-Dollar und steigenden US-Anleiherenditen führten. Heute Morgen fällt Gold auf ein 3½-Monatstief von 1.161 USD je Feinunze. Sollten die US-Arbeitsmarktdaten heute Nachmittag positiv überraschen, drohen weitere Verluste.
Palladium verteuerte sich gestern um gut 3% und übersteigt heute Morgen die Marke von 700 USD je Feinunze. Wir führen dies auf die Eindeckung von Short-Positionen nach dem übertriebenen Preisrückgang der letzten Wochen zurück. Gemäß CFTC-Daten bestanden an der Comex in New York in der Woche zum 23. Juni mit 9,8 Tsd. Kontrakten die höchsten Short-Positionen seit Beginn der Datenreihe im Dezember 2009. Ein Teil dieser dürfte nun wohl glattgestellt worden sein.
In den USA haben sich die Fahrzeugabsätze im Juni stärker als erwartet verlangsamt. Auf saisonbereinigter und annualisierter Basis wurden im letzten Monat 17,11 Mio. Fahrzeuge verkauft. Dies waren nur 1,1% mehr als im Vorjahr und 3,4% weniger als im Vormonat. Dennoch hat die US-Fahrzeugindustrie ihr bestes erstes Halbjahr seit einem Jahrzehnt verzeichnet.
Für das zweite Halbjahr zeigen sich die großen US-Automobilproduzenten noch optimistischer und verweisen auf eine hohe Nachfrage nach SUVs und LKWs. Davon sollte im benzinlastigen US-Markt vor allem Palladium profitieren, auch wenn der Preis im ersten Halbjahr um 14% gefallen war.
Industriemetalle
Gute US-Konjunkturdaten - zum Beispiel stieg der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe im Juni stärker als erwartet auf ein 5-Monatshoch - und ein höherer Risikoappetit der Marktteilnehmer gaben den Metallpreisen gestern Auftrieb. Der LME-Industriemetallindex stieg um gut 1% auf 2.628 Punkte. Die schwächste Preisentwicklung unter den Industriemetallen wies Kupfer auf, das sich kaum verteuerte.
Chile, der weltgrößte Kupferminenproduzent, hat im Mai gemäß Daten der Nationalen Statistikbehörde 508,2 Tsd. Tonnen Kupfer produziert. Dies waren 2,1% mehr als im Vorjahr. Der Anstieg ist auf die Inbetriebnahme neuer Projekte und eine Verbesserung im operativen Geschäft zurückzuführen. In den ersten fünf Monaten des Jahres stieg die Kupferproduktion im Vergleich zum Vorjahr um 2,3% auf 2,43 Mio. Tonnen.
Die Londoner Metallbörse möchte die Auslieferung von Metallen aus ihren Lagerhäusern noch weiter beschleunigen und hat dazu neue Vorschläge unterbreitet. So soll die Menge, die die Lagerhausbetreiber täglich ausliefern müssen, erhöht werden. Darüber hinaus sollen die Lagerhaltungsgebühren gesenkt werden. Sollten die Metalle nicht innerhalb von 30 Tagen ausgeliefert werden, wird demnach die Gebühr halbiert.
Nach 50 Tagen Wartezeit darf dann keine Gebühr mehr erhoben werden. Dies würde zu mehr Transparenz beitragen und sollte auch zu weiter sinkenden physischen Prämien führen. Die neuen Regeln sollen ab Mai 2016 in Kraft treten.
Agrarrohstoffe
Nach dem starken Preisanstieg von US-Weizen in den letzten Tagen stand der Preis gestern deutlich unter Druck und gab 4,4% auf 588 US-Cents je Scheffel nach. Offensichtlich reagierte der Preis mit einem Tag Verzögerung auf die vom US-Landwirtschaftsministerium USDA am Dienstag veröffentlichten US-Lagerbestände und US-Anbauflächen.
Demnach lagen die Weizenvorräte Anfang Juni und damit zu Beginn des neuen Erntejahres mit 753 Mio. Scheffel gut 40 Mio. Scheffel über den Erwartungen der Marktteilnehmer. Zudem hob das USDA die Schätzung zur mit Weizen bestellten Fläche um 1,3% auf 56 Mio. Morgen im Vergleich zu März an, weil warmes und trockenes Wetter im April und Mai die Aussaat von Sommerweizen begünstigte.
Ebenso unter Druck geriet gestern der Preis für Kaffee. Die Sorte Arabica verlor im gestrigen Handelsverlauf 4,1% und notierte zu Handelsschluss bei 127 US-Cents je Pfund. Die Ursache für den starken Abschlag war unter anderem der schwächere Brasilianische Real gegenüber dem US-Dollar. Der Preis für Zucker stieg trotz des schwächeren Reals dagegen um 1,3% auf 12,44 US-Cents je Pfund.
Als Begründung für den Anstieg des Zuckerpreises kann der physische Kauf von 460 Tsd. Tonnen Zucker eines großen Handelshauses angeführt werden, nachdem dieses schon im Mai 1,9 Mio. Tonnen Zucker erworben hatte. Damit hätte das Handelshaus quasi den für 2014/15 erwarteten globalen Angebotsüberschuss aufgekauft.
Die Ölpreise standen gestern unter erheblichem Abgabedruck. Brent verbilligte sich um 2,5% auf 62 USD je Barrel. WTI fiel sogar um 4,2% auf 57 USD je Barrel, was dem stärksten Tagesrückgang seit knapp drei Monaten und dem niedrigsten Schlussstand seit Ende April entspricht. Ausschlaggebend für den Preisrutsch waren die Lagerdaten des US-Energieministeriums. Diese zeigten einen überraschenden Anstieg der Rohöllagerbestände um 2,4 Mio. Barrel, was zugleich dem ersten Lageraufbau seit neun Wochen entsprach.
Hauptverantwortlich dafür waren deutlich gestiegene Importe. Die weiterhin sehr hohe Rohölverarbeitung hat einen noch stärkeren Lageraufbau verhindert. Positiv anzumerken war der Rückgang der Benzinvorräte um 1,8 Mio. Barrel, zumal dieser auf eine weiter gestiegene Benzinnachfrage zurückzuführen war. Letztere lag mit gut 9,7 Mio. Barrel pro Tag fast wieder auf dem extrem hohen Niveau von Ende Mai.
Da das lange Wochenende mit dem 4. Juli ansteht, dürfte die Benzinnachfrage in dieser Woche wahrscheinlich nochmals steigen. Dies spricht für eine Ausweitung der Verarbeitungsmargen bei Benzin. Der Einbruch der Bohraktivität in den USA macht sich inzwischen bei der US-Rohölproduktion bemerkbar. Diese stieg im April laut US-Energiebehörde EIA zwar auf 9,7 Mio. Barrel pro Tag und damit auf das höchste Niveau seit 44 Jahren. Damit dürfte allerdings der Hochpunkt erreicht worden sein.
Die aktuellen Produktionsdaten liegen bereits darunter. Die US-Rohölproduktion ging letzte Woche leicht auf knapp 9,6 Mio. Barrel pro Tag zurück.
Edelmetalle
Auch die neuesten Irrungen und Wirrungen des griechischen Premierministers Tsipras führten gestern nicht zu großen Ausschlägen am Goldmarkt. Stärkeren Einfluss hatten dagegen gute Daten zur US-Beschäftigung, die zu einem aufwertenden US-Dollar und steigenden US-Anleiherenditen führten. Heute Morgen fällt Gold auf ein 3½-Monatstief von 1.161 USD je Feinunze. Sollten die US-Arbeitsmarktdaten heute Nachmittag positiv überraschen, drohen weitere Verluste.
Palladium verteuerte sich gestern um gut 3% und übersteigt heute Morgen die Marke von 700 USD je Feinunze. Wir führen dies auf die Eindeckung von Short-Positionen nach dem übertriebenen Preisrückgang der letzten Wochen zurück. Gemäß CFTC-Daten bestanden an der Comex in New York in der Woche zum 23. Juni mit 9,8 Tsd. Kontrakten die höchsten Short-Positionen seit Beginn der Datenreihe im Dezember 2009. Ein Teil dieser dürfte nun wohl glattgestellt worden sein.
In den USA haben sich die Fahrzeugabsätze im Juni stärker als erwartet verlangsamt. Auf saisonbereinigter und annualisierter Basis wurden im letzten Monat 17,11 Mio. Fahrzeuge verkauft. Dies waren nur 1,1% mehr als im Vorjahr und 3,4% weniger als im Vormonat. Dennoch hat die US-Fahrzeugindustrie ihr bestes erstes Halbjahr seit einem Jahrzehnt verzeichnet.
Für das zweite Halbjahr zeigen sich die großen US-Automobilproduzenten noch optimistischer und verweisen auf eine hohe Nachfrage nach SUVs und LKWs. Davon sollte im benzinlastigen US-Markt vor allem Palladium profitieren, auch wenn der Preis im ersten Halbjahr um 14% gefallen war.
Industriemetalle
Gute US-Konjunkturdaten - zum Beispiel stieg der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe im Juni stärker als erwartet auf ein 5-Monatshoch - und ein höherer Risikoappetit der Marktteilnehmer gaben den Metallpreisen gestern Auftrieb. Der LME-Industriemetallindex stieg um gut 1% auf 2.628 Punkte. Die schwächste Preisentwicklung unter den Industriemetallen wies Kupfer auf, das sich kaum verteuerte.
Chile, der weltgrößte Kupferminenproduzent, hat im Mai gemäß Daten der Nationalen Statistikbehörde 508,2 Tsd. Tonnen Kupfer produziert. Dies waren 2,1% mehr als im Vorjahr. Der Anstieg ist auf die Inbetriebnahme neuer Projekte und eine Verbesserung im operativen Geschäft zurückzuführen. In den ersten fünf Monaten des Jahres stieg die Kupferproduktion im Vergleich zum Vorjahr um 2,3% auf 2,43 Mio. Tonnen.
Die Londoner Metallbörse möchte die Auslieferung von Metallen aus ihren Lagerhäusern noch weiter beschleunigen und hat dazu neue Vorschläge unterbreitet. So soll die Menge, die die Lagerhausbetreiber täglich ausliefern müssen, erhöht werden. Darüber hinaus sollen die Lagerhaltungsgebühren gesenkt werden. Sollten die Metalle nicht innerhalb von 30 Tagen ausgeliefert werden, wird demnach die Gebühr halbiert.
Nach 50 Tagen Wartezeit darf dann keine Gebühr mehr erhoben werden. Dies würde zu mehr Transparenz beitragen und sollte auch zu weiter sinkenden physischen Prämien führen. Die neuen Regeln sollen ab Mai 2016 in Kraft treten.
Agrarrohstoffe
Nach dem starken Preisanstieg von US-Weizen in den letzten Tagen stand der Preis gestern deutlich unter Druck und gab 4,4% auf 588 US-Cents je Scheffel nach. Offensichtlich reagierte der Preis mit einem Tag Verzögerung auf die vom US-Landwirtschaftsministerium USDA am Dienstag veröffentlichten US-Lagerbestände und US-Anbauflächen.
Demnach lagen die Weizenvorräte Anfang Juni und damit zu Beginn des neuen Erntejahres mit 753 Mio. Scheffel gut 40 Mio. Scheffel über den Erwartungen der Marktteilnehmer. Zudem hob das USDA die Schätzung zur mit Weizen bestellten Fläche um 1,3% auf 56 Mio. Morgen im Vergleich zu März an, weil warmes und trockenes Wetter im April und Mai die Aussaat von Sommerweizen begünstigte.
Ebenso unter Druck geriet gestern der Preis für Kaffee. Die Sorte Arabica verlor im gestrigen Handelsverlauf 4,1% und notierte zu Handelsschluss bei 127 US-Cents je Pfund. Die Ursache für den starken Abschlag war unter anderem der schwächere Brasilianische Real gegenüber dem US-Dollar. Der Preis für Zucker stieg trotz des schwächeren Reals dagegen um 1,3% auf 12,44 US-Cents je Pfund.
Als Begründung für den Anstieg des Zuckerpreises kann der physische Kauf von 460 Tsd. Tonnen Zucker eines großen Handelshauses angeführt werden, nachdem dieses schon im Mai 1,9 Mio. Tonnen Zucker erworben hatte. Damit hätte das Handelshaus quasi den für 2014/15 erwarteten globalen Angebotsüberschuss aufgekauft.