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Ölpreise mit stärkstem Rückgang seit fünf Monaten

07.07.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise verzeichneten gestern den jeweils stärksten Tagesrückgang seit fünf Monaten. Brent gab um mehr als 6% nach, WTI sogar um knapp 8%. Der noch stärkere Preisrückgang bei WTI war hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass letzten Freitag in den USA ein Feiertag war und somit nicht gehandelt wurde. Brent verzeichnete bei 56,4 USD je Barrel ein 3-Monatstief. WTI war mit 52,4 USD je Barrel zeitweise so preiswert wie zuletzt Mitte April.

Die spekulativen Finanzanleger haben ihre Netto-Long-Positionen bei Brent in der Woche zum 30. Juni um 6,7 Tsd. Kontrakte ausgeweitet, was gleichzeitig dem ersten Positionsaufbau seit acht Wochen entsprach. Sie wurden damit vollkommen auf dem falschen Fuß erwischt, denn seit dem Stichtag ist der Brentölpreis um gut 10% gefallen.

Der Preisrückgang könnte somit durch notgedrungene Verkäufe seitens dieser Anleger verstärkt worden sein. Der Ölpreisrückgang der letzten Tage war sicher auch der Erwartung geschuldet, dass in dieser Woche eine endgültige Einigung in den Atomverhandlungen mit dem Iran erzielt wird. Die verlängerte Frist dafür endet heute. Iranischen Diplomaten zufolge ist in vier von fünf Kapiteln Einigung erzielt worden. Die Zeit drängt, denn bis zum 9. Juli muss US-Präsident Obama das Abkommen dem Kongress vorlegen.

Wir gegen davon aus, dass die noch offenen Fragen bis dahin geklärt werden und perspektivisch zusätzliches Öl aus dem Iran an den überversorgten Markt gelangen wird. Wir behalten uns daher eine Abwärtsrevision unserer Ölpreisprognose vor.


Edelmetalle

Gold notiert zum Handelsauftakt weitgehend unverändert unter 1.170 USD je Feinunze bzw. bei knapp 1.060 EUR je Feinunze. Die Europäische Zentralbank behält ihre Notkredite (ELA) für griechische Banken weiter unverändert aufrecht und verhindert so einen Zusammenbruch des dortigen Bankensystems. Entgegen der ursprünglichen Ankündigung von Premierminister Tsipras bleiben die Banken im Land aber vorübergehend weiter geschlossen.

Heute Abend treffen sich die Staats- und Regierungschefs der Eurogruppe, um über Griechenland zu beraten. Es werden neue, tragfähige Vorschläge aus Athen erwartet.

Nachrichten außerhalb Griechenlands erhalten derzeit wenig Beachtung. So scheint die Goldnachfrage in Indien aktuell eher verhalten zu sein. Denn laut Angaben indischer Händler beträgt der Abschlag der Goldpreise im Land zum Weltmarktpreis in London mittlerweile 8-15 USD je Feinunze. Mitte Juni war es demnach nur 1 USD gewesen. Der Verband der indischen Schmuckhändler geht davon aus, dass die Nachfrage den gesamten Monat über schwach bleibt und erst ab August wieder anziehen wird.

Platin und Palladium zeigten sich gestern sehr schwach und verloren zwischenzeitlich über 3% bzw. knapp 3%. Platin fiel dabei auf rund 1.050 USD je Feinunze, den tiefsten Stand seit März 2009. Heute Morgen zeigen sich beide Edelmetalle leicht erholt. Für einen nachhaltigen Preisanstieg bedarf es aber wohl einer deutlich anziehenden Investmentnachfrage, die noch auf sich warten lässt. So haben die Platin-ETFs im ersten Halbjahr 40 Tsd. Unzen verloren, die Palladium-ETFs sogar 100 Tsd. Unzen.

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Industriemetalle

Nachdem die Metallpreise gemessen am LME-Industriemetallindex schon gestern 2% abgegeben haben, stehen sie heute Morgen weiter unter Druck. Kupfer fällt dabei zum Beispiel unter die psychologisch wichtige Marke von 5.500 USD je Tonne, was zugleich zu technischen Anschlussverkäufen geführt hat.

Als Hauptgrund für die Preisschwäche sehen wir die Sorgen der Marktteilnehmer in Bezug auf China. Denn der starke Rückgang der chinesischen Aktienmärkte hat sich auch heute fortgesetzt. Der CSI 300-Aktienindex ist dabei auf den tiefsten Stand seit fast vier Monaten gefallen. Von seinem Hoch Anfang Juni hat der Index mittlerweile gut 30% verloren. Die Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Stützung der heimischen Aktienmärkte haben bislang ihre Wirkung verfehlt.

Aluminium verbilligt sich auf 1.690 USD je Tonne und handelt damit nur noch knapp über seinem kürzlich verzeichneten 17-Monatstief. Industriekreisen zufolge gibt es in Japan bei den Verhandlungen über die physischen Prämien für das laufende Quartal immer mehr Abschlüsse bei 100 USD je Tonne. Dieses Niveau scheint sich demnach als Benchmark herauszu¬kristallisieren. Im letzten Quartal mussten die japanischen Konsumenten noch einen Aufschlag von 380 USD je Tonne zahlen.

Grund für den deutlichen Rückgang sind neben den niedrigen Prämien in anderen Regionen/Ländern die hohen chinesischen Aluminiumexporte und die hohen Lagerbestände in Japan selbst. Japan ist der größte asiatische Importeur von Aluminium.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Rohzucker stieg gestern um rund 1,5% auf ein 6-Wochenhoch von 12,5 US-Cents je Pfund. Ein Grund dafür war die leicht um 200 Tsd. Tonnen auf 2,5 Mio. Tonnen erhöhte Schätzung der Internationalen Zuckerorganisation ISO für das globale Marktdefizit in der Saison 2015/16. Diese beginnt im Oktober. Eine genauere Aufgliederung ihrer Einschätzung stellte die ISO erst für August in Aussicht.

Gleichzeitig bereitete der Direktor der brasilianischen Zuckerindustrievereinigung Unica den Markt auf eine möglicherweise geringere Zuckerproduktion in der wichtigsten Anbauregion Center-South vor, die für 90% der brasilianischen Produktion steht. Trotz einer höheren Zuckerrohrernte könnte die Zuckerproduktion gegenüber dem Vorjahr um über 1 Mio. Tonnen zurückbleiben. Bisher war die Produktion etwa gleichauf mit den 32 Mio. Tonnen des Vorjahrs geschätzt worden.

Nun allerdings zeigen die Daten aus der zu etwa einem Drittel abgewickelten Ernte, dass die weitere Verschiebung in der Verarbeitung des Rohrs von Zucker zu Ethanol noch stärker ist als sowieso erwartet und die Zuckerproduktion bisher um 13% unter dem Vergleichswert des Vorjahres liegt.

Die Nachfrage nach Ethanol ist stark in Brasilien, das über eine große Flotte an sogenannten Flex-Fuel-Fahrzeugen verfügt, die sowohl mit Benzin als auch mit Ethanol fahren können. Die Regierung hat durch eine stärkere Besteuerung von Benzin die Attraktivität des Substituts Ethanol verbessert.



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