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Breitangelegter Ausverkauf

08.07.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise setzten gestern ihre Talfahrt der letzten Tage zunächst fort. Brent fiel bis auf auf gut 55 USD je Barrel, den niedrigsten Stand seit Anfang April. WTI verbilligte sich auf ein 3-Monatstief von 50,6 USD je Barrel. Am Abend machten die Ölpreise ihre Verluste allerdings wieder wett. Brent ging sogar mit einem leichten Plus aus dem Handel. Denn die Atomverhandlungen mit dem Iran haben gestern nicht den erhofften Durchbruch gebracht. Stattdessen werden die Verhandlungen bis zum Freitag fortgesetzt.

Strittige Punkte sind der Zeitrahmen für die Lockerung der Sanktionen und die Überwachung, dass sich der Iran an die verständigten Punkte hält. Durch die abermalige Verlängerung der Gespräche verstreicht die Frist, in welcher US-Präsident Obama das Abkommen dem US-Kongress vorlegen sollte. Damit bekommt der Kongress nicht 30 Tage, sondern 60 Tage Zeit, das Abkommen zu sondieren. Mit anderen Worten, eine Lockerung der Sanktionen würde sich um bis zu einem Monat verzögern.

Angesichts des ohnehin überversorgten Marktes sollte dies ohne Probleme verkraftet werden. Allerdings dürften Marktteilnehmer, welche auf eine schnelle Rückkehr des Iran an den Ölmarkt gesetzt haben, ihre Positionen nun glattstellen, was den Preisen kurzfristig Unterstützung geben sollte. Große Sprünge werden die Preise allerdings nicht machen. Denn durch die Wiedereröffnung eines größeren Ölhafens in Libyen dürfte in den kommenden Tagen zusätzliches Öl aus Libyen an den Markt gelangen und das Überangebot weiter erhöhen.


Edelmetalle

Der Abverkauf an den Rohstoffmärkten macht auch vor den Edelmetallen nicht Halt. Belastet durch die Industriemetalle stehen vor allem die industriellen Edelmetalle stark unter Druck. Platin fällt heute Morgen auf 1.010 USD je Feinunze, der tiefste Stand seit Februar 2009, und hält sich damit nur noch knapp im vierstelligen Bereich. Palladium verbilligt sich auf ein 2-Jahrestief von gut 630 USD je Feinunze. Silber markiert mit 14,7 USD je Feinunze das tiefste Niveau seit Anfang Dezember.

Alle drei Edelmetalle, die überwiegend in der Industrie verwendet werden, setzen ihren Preisrutsch von gestern heute somit fort. Aber auch Gold ist in Mitleidenschaft geraten und gibt deutlich nach. Es fällt am Morgen auf ein 4-Monatstief von 1.145 USD je Feinunze bzw. 1.040 EUR je Feinunze. In Anbetracht der Risiken und Krisenherde ist für uns schwer nachvollziehbar, dass sich Gold im aktuellen Marktumfeld so schwach zeigt. Offensichtlich hat das gelbe Edelmetall seinen Ruf als sicherer Hafen stark eingebüßt.

Einen weiteren Dämpfer für Gold könnte es heute Abend geben, wenn die US-Notenbank Fed das Protokoll ihrer letzten Sitzung veröffentlicht und darin entgegen der bisherigen Verlautbarung doch eine frühere Zinserhöhung andeutet. Die griechische Schuldenkrise jedenfalls hat an Schrecken verloren, auch wenn die Hängepartie bis zum entscheidenden EU-Gipfel am Sonntag vorerst weitergeht. Erst eine Lösung – neue Rettungsmilliarden oder Grexit – dürfte den Preis wieder bewegen.


Industriemetalle

Ausverkauf an den Rohstoffmärkten im Allgemeinen und bei den Industriemetallen im Speziellen - das scheint derzeit die Devise in diesem Marktsegment. Offenbar ohne Rücksicht auf Verluste haben sich die Marktteilnehmer hier von Positionen getrennt. Der LME-Industriemetallindex verlor gestern 4% auf 2.455 Punkte. Nickel war dabei mit zwischenzeitlich -11% der größte Verlierer. Aber auch alle anderen Industriemetalle standen deutlich unter Druck.

So fielen neben Nickel auch Aluminium und Kupfer jeweils auf 6-Jahrestiefs. Eisenerz verbilligte sich ebenfalls spürbar um über 5% und rutschte erstmals seit April wieder unter die Marke von 50 USD je Tonne. Der Preisrückgang setzt sich am Morgen mit etwas geringerem Tempo fort, was wohl auch an den erneut sehr schwachen chinesischen Aktienmärkten liegt - der CSI 300-Aktienindex verliert abermals knapp 7%. Diese ziehen heute auch die anderen asiatischen Aktienmärkte mit nach unten, was für eine hohe Risikoaversion unter den Marktteilnehmern spricht.

Aktuell brechen sich anscheinend Sorgen Bahn, dass sich der Einbruch der chinesischen Aktienmärkte stark negativ auf die ohnehin schon schwächelnde Konjunktur im Reich der Mitte auswirkt, indem er zu Finanzproblemen oder einem Rückgang bei den Konsumausgaben führt. Andere Nachrichten und Datenveröffentlichungen spielen im aktuellen Marktumfeld keine Rolle. Auch wenn der Preisrückgang unseres Erachtens klar übertrieben ist, spricht das Momentum kurzfristig für weiter fallende Preise.


Agrarrohstoffe

Die meisten Agrarmärkte wurden gestern weniger von der Aufregung über China und Griechenland berührt, sondern eher durch den auf ein 5-Wochenhoch gestiegenen US-Dollarindex. Die Maispreise wurden zudem durch den in der letzten Berichtswoche um einen Prozentpunkt höheren Anteil an Maispflanzen in gutem oder sehr gutem Zustand belastet, welchen das USDA am Montag berichtete. Sojabohnen schlossen erstmals seit einer Woche wieder unter 10 USD je Scheffel.

Die Preisentwicklung der nächsten Wochen dürfte darüber entscheiden, ob in Brasilien 2015/16 ein weiteres Mal ein Rekord bei der Sojabohnenfläche aufgestellt wird. Zwar steht die Aussaat erst in zwei Monaten an, doch muss der um Fläche konkurrierende Mais früher ausgebracht werden, so dass auch die Anbauentscheidung bereits früher zu treffen ist. Sojabohnen sind im Anbau weniger aufwändig und benötigen insbesondere deutlich weniger Dünger. Auch Weizen gab gestern nach und notiert inzwischen wieder 5,5% niedriger als während der Preisspitze vor einer Woche.

In Paris verbilligte er sich gestern um 2% und schloss nur noch knapp über 200 EUR je Tonne. Neben den negativen US-Vorgaben dürfte auch die recht optimistische Einschätzung des französischen Agrarministeriums zur Ernte 2015 den Preis gedrückt haben. Demnach soll 1% mehr Weichweizen als 2014 geerntet werden, da die größere Fläche niedrigere Erträge mehr als ausgleicht. Allerdings wird darauf hingewiesen, dass Hitze und Regenmangel die Erträge weiter belasten können.

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