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IEA sieht Ölmarkt weiterhin "massiv" überversorgt

10.07.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis stieg gestern um knapp 3% und setzte seine Erholung heute zunächst fort. Zwischenzeitlich notierte Brent bei 59,7 USD je Barrel und damit 8% über dem am Dienstag verzeichneten 3-Monatstief. Der kräftige Anstieg der chinesischen Aktienmärkte in den letzten zwei Tagen gibt den Ölpreisen Auftrieb. Zudem ist heute früh um sechs Uhr eine wichtige Frist verstrichen, bis zu welcher US-Präsident Obama dem Kongress ein Atomabkommen mit dem Iran hätte zustellen müssen.

Nun hat der US-Kongress 60 Tage Zeit, den Inhalt des Abkommens zu überprüfen. Selbst wenn es bei den noch immer laufenden Atomverhandlungen zu einer Einigung kommt, ist daher frühestens im vierten Quartal mit einer Lockerung der Sanktionen und zusätzlichem Öl aus dem Iran zu rechnen. In China trüben sich die Aussichten für die Ölnachfrage spürbar ein. Der dortige Automobilproduzentenverband hat seine Wachstumsprognose für die Fahrzeugabsätze in diesem Jahr von 7% auf 3% reduziert, was sich dämpfend auf die Benzinnachfrage auswirken dürfte.

Die Internationale Energieagentur hat dem in ihren aktuellen Prognosen noch nicht Rechnung getragen und ihre Schätzung für das Wachstum der globalen Ölnachfrage in diesem Jahr bei 1,4 Mio. Barrel pro Tag belassen. Für 2016 geht die IEA von einem Nachfrageanstieg um 1,2 Mio. Barrel pro Tag aus. Angesichts des "massiven" Überangebots warnt die IEA allerdings, dass die Ölpreise weiter fallen könnten.

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Edelmetalle

Gold notiert zum Wochenausklang nahezu unverändert bei gut 1.160 USD je Feinunze. Gold in Euro fällt dagegen auf 1.045 EUR je Feinunze. Ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone ist etwas unwahrscheinlicher geworden. Denn die griechische Regierung hat letzte Nacht die geforderte Liste mit Reformen vorgelegt, welche weitgehend den Vorschlägen der Eurogruppe von Ende Juni entspricht.

Gleichzeitig hat Athen ein Hilfspaket von 53,5 Mrd. EUR für die nächsten drei Jahre erbeten. Nun müssen die Institutionen die Reformvorschläge bewerten, am Wochenende wird dann letztendlich beim EU-Gipfel über die Aufnahme von Verhandlungen für ein drittes Hilfspaket entschieden. Sollten die griechischen Vorschläge abgelehnt werden, ist zu Wochenbeginn mit kurzfristigen Verwerfungen an den Finanzmärkten und einem steigenden Goldpreis zu rechnen.

Platin und Palladium gaben gestern gegen den Trend und trotz eigentlich preisunterstützender Nachrichten spürbar nach. Der Verband der europäischen Automobilproduzenten (ACEA) hat seine Schätzung für die europäischen Autoabsatzzahlen deutlich nach oben revidiert. Er erwartet nun für das laufende Jahr ein Plus von 5% auf über 13 Mio. Einheiten, nachdem im Februar noch ein Zuwachs von 2% prognostiziert wurde.

Das Wachstum würde damit etwas niedriger als im letzten Jahr ausfallen (+5,7%). In den ersten fünf Monaten des Jahres wurden laut Aussagen von ACEA 6,8% mehr Autos in Europa neu registriert. Die angestrebten gut 13 Mio. Autos sind immer noch deutlich weniger als in der Spitze im Jahr 2007 (fast 16 Mio. Autos). Dennoch deutet dies auf eine robuste Nachfrage nach Platin im diesellastigen europäischen Automarkt hin, was den Preis unterstützen sollte.


Industriemetalle

Während gestern die deutlich festeren chinesischen Aktienmärkte den Metallpreisen noch Auftrieb gegeben haben, geht der weitere Anstieg heute Morgen spurlos an ihnen vorbei. Zum Beispiel handelt Aluminium unverändert bei 1.700 USD je Tonne. Alcoa, der größte US-Aluminiumproduzent, hat seine Schätzung für das globale Überangebot am Aluminiummarkt deutlich erhöht und erwartet nun einen Angebotsüberschuss von 760 Tsd. Tonnen in diesem Jahr. Hauptverantwortlich hierfür ist demnach China, wo die Produktion trotz der niedrigen Preise bislang kaum gedrosselt wurde.

Für China allein schätzt Alcoa das Überangebot auf 2,2 Mio. Tonnen. Das Land hat daher bis zuletzt große Mengen Aluminium exportiert. Sollten die Aluminiumpreise aber länger niedrig bleiben, dürfte es doch zu Produktionskürzungen in China kommen - darüber sind sich zumindest lokale Schmelzen, Händler und Verarbeiter einig. Die Produktionskürzungen können demzufolge schon Ende Juli oder Anfang August erfolgen, sollte sich der Aluminiumpreis in Shanghai in den nächsten Wochen nicht über der Marke von 12.000 CNY je Tonne etablieren.

Mitte der Woche fiel er erstmals seit März 2009 unter dieses Niveau, was die Verluste bei den Produzenten ausweitete. Industriekreisen zufolge liegen die Produktionskosten in China zwischen 12.000 CNY und 14.000 CNY je Tonne (entspricht etwa 1.930-2.250 USD je Tonne). Die physische Prämie von etwa 100 USD je Tonne für China verschafft nur geringfügig Linderung.


Agrarrohstoffe

Die unvorteilhaften Wetterbedingungen halten die europäischen Getreidemärkte weiter in Atem. Sollte die Trockenheit in der nächsten Woche anhalten, wird die Ukraine laut Aussage des Agrarministers die Schätzungen für die kommende Getreideernte nach unten revidieren. Im Juni ging man noch von einer Ernte von ca. 60 Mio. Tonnen Getreide aus.

Die Exporte sollten auf dem Rekordniveau des Vorjahres von 34 Mio. Tonnen bleiben. Trotz ausbleibender Niederschläge und eines starken Rückgangs der Erntequalität von Weichweizen geht der Agraranalysedienst FranceAgriMer in Frankreich von einer hohen Weizenernte aus. Denn in Frankreich wird größtenteils Winterweizen angebaut, worauf die anhaltende Trockenheit nur wenig Einfluss hatte.

Der europäische Agrarlobbyverband Copa-Cogeca rechnet dagegen mit einem Rückgang der EU-Weizenernte um knapp 7% auf 144,4 Mio. Tonnen. Die Schätzung von Copa-Cogeca für die Weichweizenernte liegt mit 137,1 Mio. Tonnen auch unter der entsprechenden Schätzung der EU-Kommission.

Im Gegensatz zu Frankreich kam es in Russland zu teilweise massiven Regenfällen, die die Ernte in den südlichen Regionen verzögerten. Einige Marktteilnehmer zeigten sich besorgt, dass es durch die Ernteverzögerung zu einem möglichen Mangel an Getreide für bereits geschlossene Verträge kommen könnte. Sollte daraufhin die Nachfrage nach Weizen aus der EU steigen, könnte dies dem Weizenpreis in Paris weiteren Auftrieb geben.



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