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Atomabkommen mit dem Iran belastet Ölpreise

14.07.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise stehen am Morgen unter Druck. Brent fällt unter 57 USD je Barrel, WTI auf 51 USD je Barrel. Die Preise reagieren damit auf die am Morgen erzielte Einigung der Weltmächte und des Iran auf ein Atomabkommen. Bei einer Lockerung der Sanktionen könnte zusätzliches Öl aus dem Iran an den bereits überversorgten Markt gelangen. Angeblich sollen die Sanktionen aber erst ab dem 1. Halbjahr 2016 gelockert werden. Zudem sollen die Sanktionen innerhalb von 65 Tagen wieder in Kraft treten können, falls der Iran gegen die Auflagen des Abkommens verstößt.

Der Iran dürfte kaum in der Lage sein, seine Ölproduktion nach einer Aufhebung der Sanktionen rasch zu erhöhen, weil die Produktions- und Transporteinrichtungen nach mehr als drei Jahren der Stilllegung erst wieder instandgesetzt werden müssen. Der Iran verfügt aber noch über hinreichend Lagerbestände, welche zunächst exportiert werden könnten. Realistisch ist daher ein Anstieg des iranischen Ölangebots um maximal 500 Tsd. Barrel pro Tag bis Mitte 2016 und um weitere 500 Tsd. Barrel pro Tag bis Ende 2016.

Gelingt es der OPEC nicht, dieses zusätzliche Angebot durch anderweitige Kürzungen auszugleichen, bleibt das Überangebot am globalen Ölmarkt auch im kommenden Jahr bestehen.

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Der Preis für das Recht zur Emission einer Tonne CO2 ist zuletzt kräftig gestiegen und mit 7,80 Euro wieder so hoch wie zuletzt im November 2012. Nachdem letzte Woche das EU-Parlament der Marktstabilitätsreserve zugestimmt hat, heizt momentan der morgen zur Veröffentlichung anstehende Legislativ-Vorschlag der EU-Kommission für die Reformen des EU-ETS nach 2020 das Kaufinteresse an.


Edelmetalle

Gold handelt am Morgen unverändert bei 1.155 USD je Feinunze und behauptet sich damit gegen den festen US-Dollar. In Euro gerechnet legt Gold dank der aufwertenden US-Währung auf 1.050 EUR je Feinunze zu. Obwohl sich die Geldgeberländer mit Griechenland gestern auf die Aufnahme von Verhandlungen über ein drittes Hilfspaket geeinigt haben, gibt es diesbezüglich noch viele Unsicherheiten. So muss das griechische Parlament den ausgehandelten Ergebnissen ebenso zustimmen wie eine Reihe von Parlamenten in den Geberländern, was nicht überall als sicher gilt.

In Griechenland droht zudem eine Regierungskrise, weil einige Minister und viele Abgeordnete der Regierungskoalition Ministerpräsident Tsipras die Gefolgschaft verweigern. Auch bleiben die Banken in Griechenland vorerst weiter geschlossen. Chaos nach Wiedereröffnung ist nicht auszuschließen. Die EZB hält zwar weiterhin die Notfallkredite an die griechischen Banken aufrecht, entscheidet aber jeweils kurzfristig über deren Höhe und Dauer. Es ist zu befürchten, dass der Kapitalbedarf der griechischen Banken zur Wiedereröffnung deutlich steigt. Dies alles sollte Gold Unterstützung geben.

Hiervon sollte auch Silber profitieren, obwohl es aktuell am stärksten von den Edelmetallen verliert. Zuflüsse von 38 Tonnen in die Silber-ETFs haben allerdings erneut überhaupt keinen Einfluss auf den Preis.


Industriemetalle

Die gestrige, durch die Einigung in der Griechenlandkrise ausgelöste Erholung an den Metallmärkten scheint nicht nachhaltig zu sein, denn die Metallpreise stehen heute Morgen bereits wieder allesamt unter Druck. Nickel zeigt sich dabei erneut als besonders schwankungsanfällig: Nachdem es sich gestern um 4,4% verteuerte, stand heute zwischenzeitlich schon ein Minus von knapp 3% zu Buche. Aluminium fällt auf 1.700 USD je Tonne zurück.

Wie die Zollbehörde gestern veröffentlichte, hat China im Juni rund 450 Tsd. Tonnen Aluminium und Aluminiumprodukte exportiert. Dies waren 35% mehr als im Vorjahr und zugleich die zweithöchsten monatlichen Ausfuhren überhaupt. Im ersten Halbjahr summierten sich die Exporte auf 2,51 Mio. Tonnen, ebenfalls 35% mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Da China aufgrund deutlich ausgeweiteter Produktionskapazitäten über Bedarf produziert, werden seit Monaten große Mengen Aluminium und Aluminiumprodukte am Weltmarkt verkauft.

Daran dürfte sich auch in den nächsten Monaten nicht viel ändern. So erwartet Rusal, der weltgrößte Aluminiumproduzent aus Russland, dass China in diesem Jahr bis zu 4,5 Mio. Tonnen Aluminium exportieren wird. Dies wären allerdings nur etwa 200 Tsd. Tonnen mehr als im Vorjahr, was unseres Erachtens zu konservativ geschätzt ist. Zu den hohen Ausfuhren trägt auch bei, dass China Rückvergütungen für manche Aluminiumexporte gewährt und bei anderen Aluminiumprodukten im April die Exportsteuer abgeschafft hat.


Agrarrohstoffe

China hat im Juni über 8 Mio. Tonnen Sojabohnen importiert. Das ist ein Anstieg um 32% gegenüber Mai und um 26,6% gegenüber dem Vorjahr sowie die zweitgrößte Menge, die je in einem Monat eingeführt wurde. Auch im Juli und August soll das mit Abstand größte Verbrauchsland große Mengen Sojabohnen importieren. In der kommenden Saison 2015/16 dürfte insbesondere Brasilien erneut besonders stark von der weiter dynamisch wachsenden Nachfrage aus China profitieren und deshalb seine Produktion weiter ausbauen.

In den USA dagegen wird mit einem leichten Produktionsrückgang gerechnet. Nach vorläufigen Angaben des Landwirtschaftsministeriums USDA ist die Sojabohnenfläche zwar leicht ausgedehnt worden, doch wird nicht mit einer Wiederholung der rekordhohen Erträge aus dem Vorjahr gerechnet. Aktuell werden 62% der Sojabohnenpflanzen mit gut oder sehr gut bewertet. Das sind 10 Protentpunkte weniger als zur gleichen Zeit 2014.

Bei Baumwolle hat das USDA in seinen jüngsten Prognosen zur chinesischen Nachfrage sowohl für die Saison 2014/15 als auch für 2015/16 Kürzungen um 1 Mio. bzw. 1,5 Mio. Ballen vorgenommen. Dies führt dazu, dass sowohl die chinesischen als auch die globalen Endbestände angehoben wurden. Der Lagerabbau soll 2015/16 nur knapp 3 Mio. Ballen betragen. Ausgehend von rekordhohen Beständen von 111 Mio. Ballen zu Saisonbeginn, dürfte dies nicht ausreichen, um dem Preis nennenswert Auftrieb zu geben.



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