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Rekordhohe Rohölverarbeitung und Aluproduktion in China

21.07.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise neigen weiter zur Schwäche. Brent handelt unterhalb von 57 USD je Barrel, WTI ist erstmals seit Anfang April unter die Marke von 50 USD je Barrel gefallen. Weiterhin belastet die Aussicht auf ein anhaltendes Überangebot am Ölmarkt bei einer Rückkehr des Iran. Zudem scheint sich das Überangebot vom Rohölmarkt auf den Markt für Ölprodukte auszuweiten. Dies gilt insbesondere für Diesel, wo die Nachfrage derzeit saisonbedingt schwach ist. Die Rohölverarbeitung in China stieg im Juni auf ein Rekordniveau von 10,56 Mio. Barrel pro Tag.

China verarbeitet damit deutlich mehr Rohöl als es selbst benötigt. Entsprechend steigen die Netto-Exporte von verarbeiteten Mineralölprodukten. Laut heute veröffentlichter Handelsstatistik hat China im Juni per Saldo 1,159 Mio. Tonnen an Benzin und Diesel exportiert. Davon entfallen 664 Tsd. Tonnen auf Diesel, was ein Rekordniveau darstellt. Da inzwischen auch Saudi-Arabien massiv in den Aufbau von Raffineriekapazitäten investiert hat, ist es ebenfalls zu einem großen Netto-Exporteur von Ölprodukten aufgestiegen.

Insbesondere der Destillatemarkt wird dadurch von Angebot überschwemmt, was die Verarbeitungsmargen für Diesel unter Druck setzt. Der Gasöl-Brent-Crackspread ist aus seiner angestammten Handelsspanne von 14-16 USD je Barrel nach unten ausgebrochen und liegt aktuell nur noch knapp über 12 USD je Barrel. Die niedrigeren Verarbeitungsmargen für Diesel machen die Rohölverarbeitung für die Raffinerien weniger attraktiv, was sich belastend auch auf die Ölpreise auswirken dürfte.


Edelmetalle

Gold hat sich gestern als das schwächste Edelmetall erwiesen und auf Schlusskursbasis 3,3% verloren. Es beendete den Handel unter der psychologisch wichtigen Marke von 1.100 USD je Feinunze, kann dieses Niveau heute Morgen zunächst aber wieder zurückerobern. Der im Vergleich zu den anderen Edelmetallen überdurchschnittlich starke Preisrückgang von Gold deutet auf hohes spekulatives Verkaufsinteresse hin. Der Preisverfall ist unseres Erachtens mittlerweile klar übertrieben und aus technischer Sicht ist Gold stark in den überverkauften Bereich gerutscht.

Die russische Zentralbank hat im Juni gut 24 Tonnen Gold gekauft und damit ihre Goldreserven auf rund 1.275 Tonnen aufgestockt. Nach zuletzt zwei Monaten mit Kaufzurückhaltung hat die Zentralbank das Tempo der Goldkäufe offenbar wieder angezogen. Im ersten Halbjahr hat die russische Zentralbank gut 67 Tonnen Gold gekauft. Sie würde damit auf das Jahr hochgerechnet mehr Gold kaufen als die chinesische Zentralbank. Abgeschwächt hat sich dagegen die Dynamik der Schweizer Goldexporte.

Gemäß Daten der Zollbehörde hat die Schweiz im Juni 98,5 Tonnen Gold ausgeführt, 7,3% weniger als im Vormonat. Lediglich gut die Hälfte der Menge wurde diesmal nach Indien, China und Hongkong verschifft. Im Vormonat waren es noch drei Viertel gewesen. Vor allem die Exporte nach Hongkong fielen dabei deutlich schwächer aus. Dies deutet auf verhaltene chinesische Importe hin - Daten hierzu werden nächste Woche veröffentlicht. Allerdings hatten die Schweizer Exportdaten schon im Mai eine verhaltene chinesische Nachfrage angedeutet, China dann aber mit hohen Importen überrascht.

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Industriemetalle

Der Aluminiumpreis handelt weiter unter der Marke von 1.700 USD je Tonne. Die globale Aluminiumproduktion ist im Juni gemäß Daten des International Aluminium Institute (IAI) im Vergleich zum Vorjahr um 12,6% auf 4,902 Mio. Tonnen gestiegen. Auf Tagesbasis wurde mit 163,4 Tsd. Tonnen ein neuer Rekordwert erzielt. Wie schon in den letzten Monaten war auch diesmal China hauptverantwortlich für die massive Produktionsausweitung. Dort wurden den IAI-Daten zufolge im Juni 2,756 Mio. Tonnen Aluminium hergestellt, 22,7% mehr als im Vorjahr.

Im ersten Halbjahr summierte sich die Aluminiumproduktion auf globaler Ebene auf ebenfalls rekordhohe 28,592 Mio. Tonnen. China stand dabei für fast 55% der produzierten Gesamtmenge. Industriekreisen zufolge wurden in China im ersten Halbjahr mehr als 2 Mio. Tonnen pro Jahr an neuen Produktionskapazitäten in Betrieb genommen. Im zweiten Halbjahr sollen nochmal 3 Mio. Tonnen p.a. hinzukommen. Die chinesischen Produzenten profitieren von niedrigen Stromkosten, die teilweise subventioniert sind, von deutlich gefallenen Rohmaterialkosten wie Aluminiumoxid/Tonerde und von einem Anreizsystem für Exporte.

Letzteres dürfte dazu beitragen, dass China auch in den nächsten Monaten große Mengen Aluminium exportiert. Das hohe Angebot am Weltmarkt trifft schon zu Beginn der saisonal schwachen Sommermonate auf eine verhaltene Nachfrage. Neben anderen Faktoren hat dies dazu geführt, dass die physischen Prämien in Europa und den USA in den letzten Tagen wieder etwas gesunken sind.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Rohzucker in New York ist gestern bis auf 11,35 US-Cents je Pfund gefallen, den niedrigsten Stand für einen meistgehandelten Kontrakt seit Januar 2009. Fünf Jahre mit Marktüberschüssen haben die Verfügbarkeit an Zucker in die Höhe getrieben und die Preise purzeln lassen. In den letzten vier Jahren lag jeweils der Preis zum Jahresende unter dem zu Jahresbeginn.

Auch die aktuellen Nachrichten wirken in diese Richtung: Thailand versucht, aus seinen stark gestiegenen Lagerbeständen viel Ware auf den Markt zu bringen. Und Indien erhöht sein Angebot an Weißzucker, da die Mühlen liquide Mittel benötigen, um die Zuckerrohrproduzenten zu bezahlen. Dennoch erstaunt das Ausmaß der Preisschwäche. Denn inzwischen besteht weitgehend Einigkeit, dass die Zeit der Überschüsse am Zuckermarkt vorbei sein dürfte.

Die Internationale Zuckerorganisation ISO prognostiziert für 2015/16 ein Defizit von 2,5 Mio. Tonnen. Die meisten Vorhersagen sehen die brasilianische Zuckerproduktion 2015/16 nochmals niedriger als im Vorjahr, und auch in Thailand dürfte bedingt durch Trockenheit die Zuckerrohrernte deutlich hinter dem Vorjahr zurück bleiben. 2016/17 soll das Defizit laut ISO sogar auf 6,2 Mio. Tonnen steigen, da die Nachfrage nach Zucker weiter wächst und die Ethanolproduktion einen höheren Teil des Zuckerrohrs auf sich ziehen wird. Der Ausblick auf Marktdefizite 2015/16 und in den Folgejahren stützt denn auch die Preise - aber nur in den Kontrakten mit späterer Fälligkeit.



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