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Preiserholung bei Edelmetallen

23.07.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise neigen weiter zur Schwäche. Brent fällt auf 56 USD je Barrel und nähert sich damit dem vor zwei Wochen verzeichneten 3-Monatstief. WTI ist mit 49 USD je Barrel so billig wie zuletzt Anfang April. Momentan spricht wenig für eine Preiserholung. Die OPEC sorgt mit ihrer Ausweitung der Produktion auf ein 3-Jahreshoch dafür, dass der Ölmarkt weiterhin reichlich versorgt ist. Daran wird sich so schnell auch nichts ändern.

OPEC-Delegierte machten deutlich, dass sie die Preisschwäche als vorübergehend erachten und an der Strategie der Verteidigung von Marktanteilen festgehalten werden soll. Die OPEC setzt dabei auf eine anziehende Nachfrage im zweiten Halbjahr. Die Nachfrage ist allerdings bereits äußerst robust, reicht aber dennoch nicht aus, das Überangebot abzubauen. Diesen Eindruck erwecken zumindest die gestern veröffentlichten Lagerdaten des US-Energieministeriums.

Die US-Rohöllagerbestände stiegen demnach in der letzten Woche um 2,5 Mio. Barrel. Zurückzuführen war dies auf einen kräftigen Anstieg der Importe auf fast 8 Mio. Barrel pro Tag, den zweithöchsten Wert in diesem Jahr. Die Rohölverarbeitung stieg ebenfalls und verzeichnete mit 16,9 Mio. Barrel pro Tag ein neues Rekordniveau, was aber nicht ausreichte, den Lageraufbau zu verhindern.

Die US-Rohölbestände liegen knapp 100 Mio. Barrel über dem langjährigen Durchschnitt und ein nennenswerter Abbau dieses Überhangs ist nur schwer vorstellbar. Sehr robust zeigt sich die US-Benzinnachfrage, welche letzte Woche auf den höchsten Stand seit August 2007 und den zweithöchsten seit Beginn der Aufzeichnungen vor 25 Jahren stieg. Die Benzinbestände fielen daraufhin um 1,7 Mio. Barrel trotz einer deutlichen Ausweitung der Benzinproduktion.

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Edelmetalle

Die Edelmetalle zeigen sich heute Morgen von ihren Verlusten der letzten Tage spürbar erholt. In US-Dollar ausgedrückt steigt Gold über die Marke von 1.100 USD je Feinunze. In Euro gerechnet überwindet es wieder das Niveau von 1.000 EUR je Feinunze, handelt aber noch immer tiefer als im Januar, bevor EZB-Präsident Draghi die umfangreichen Anleihekäufe der EZB ankündigte. Gold ist vor diesem Hintergrund zu billig.

Gegenwind für Gold gibt es nach wie vor von der Investorenseite. Denn die ETF-Anleger verkaufen weiter. Gestern verzeichneten die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs Abflüsse von 4,8 Tonnen. In den letzten fünf Handelstagen summieren sich die Abflüsse auf 28 Tonnen. Die Bestände sind inzwischen auf 1.560 Tonnen gefallen, der tiefste Stand seit März 2009. Sie liegen mittlerweile gut 40% unter ihrem Rekordhoch vom Dezember 2012.

Solange die Abflüsse andauern, dürfte der Goldpreis nicht merklich und nachhaltig zulegen können. Die von Bloomberg erfassten Platin-ETFs verzeichneten dagegen gestern den dritten Tag in Folge Zuflüsse. Seit Wochenbeginn wurden die Bestände um 48,6 Tsd. Unzen aufgebaut. Dies dürfte ein weiteres Abrutschen des Platinpreises verhindert haben.

Heute Morgen steigt Platin auf knapp 1.000 USD je Feinunze. Auch Palladium verteuert sich merklich. Nach den starken Verlusten der letzten Wochen war eine Gegenbewegung unseres Erachtens überfällig. Ob diese nachhaltig ist, bleibt allerdings abzuwarten.


Industriemetalle

Kupfer fiel heute Morgen zeitweise auf ein 2-Wochentief von gut 5.300 USD je Tonne, hat sich anschließend aber wieder etwas erholt. Am globalen Kupfermarkt übertraf im April erstmals seit fünf Monaten wieder die Nachfrage das Angebot. Gemäß Daten der International Copper Study Group (ICSG) belief sich das saisonbereinigte Angebotsdefizit im April auf 27 Tsd. Tonnen, was vor allem auf eine starke augenscheinliche Nachfrage in China zurückzuführen war.

In den ersten vier Monaten des Jahres bestand aber noch ein saisonbereinigter Angebotsüberschuss von 67 Tsd. Tonnen. Im vergleichbaren Vorjahres-zeitraum blieb das Angebot noch um 435 Tsd. Tonnen hinter der Nachfrage zurück. Dass sich der globale Kupfermarkt seitdem merklich entspannt hat, liegt gemäß ICSG-Daten zum einen an der höheren Produktion, welche um rund 3% gestiegen ist. Zum anderen zeigte sich die Nach¬frage schwach - sie fiel um etwa 4%, was der Schwäche Chinas im ersten Quartal geschuldet war. Sofern sich der Markt nun wieder anspannt, sollte dies den Kupferpreis unterstützen.

Fortescue Metals Group, der weltweit viertgrößte Exporteur von Eisenerz, zollt den niedrigen Eisenerzpreisen Tribut und legt vorerst seine Expansionspläne auf Eis. Eigenen Angaben zufolge wird nicht weiter in den Ausbau von Produktionskapazitäten investiert und die Verkäufe sollen in etwa auf dem Niveau des Vorjahres verharren. Dies reicht u.E. aber nicht aus, um den Markt ins Gleichgewicht zu bringen.


Agrarrohstoffe

US-Mais verbilligte sich gestern erneut und notierte zu Handelsschluss bei 401 US-Cents je Scheffel auf einem 3-Wochentief. Seit Mitte Juli gab der Maispreis um 9% nach. Grund für den Preisrückgang sind die guten Wetterbedingungen und die dadurch gestiegenen Erwartungen einer sehr guten Ernte. In den US-Maisanbaugebieten im Mittleren Westen begünstigen die milden Temperaturen den Pflanzenfortschritt und auch der vorhergesagte Regen sollte keinen negativen Einfluss darauf haben.

Auch der Preis für Sojabohnen hat sich seit Mitte Juli um mehr als 4% verbilligt und notierte gestern zu Handelschluss bei 996 US-Cents je Scheffel. US-Weizen konnte im Gegensatz zu Mais und Sojabohnen gestern die Verluste aus den letzten Tagen zwischenzeitlich etwas aufholen, schloss letztlich aber ebenfalls im Minus bei 517 US-Cents je Scheffel. Der US-Weizenpreis bleibt unter Druck, da die Ernte gut vorankommt und die Nachfrage nach US-Weizen durch den festen US-Dollar belastet wird.

Der Kakaopreis in London fiel gestern zeitweise um mehr als 2% und schloss bei 2.180 GBP je Tonne. Grund für den Preisrückgang waren unter anderem Verkäufe seitens der spekulativen Finanzanleger. Daneben belastet auch die schwache Kakaonachfrage für das zweite Quartal. In Nordamerika war die Verarbeitung auf das niedrigste Niveau seit dem vierten Quartal 2012 gesunken, in Europa nur unwesentlich gestiegen. Für Asien gehen die Marktteilnehmer von einem Rückgang um mehr als 10% aus. Die Zahlen werden morgen veröffentlicht.



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