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Goldpreis fällt auf neues 5½-Jahrestief

24.07.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise setzen ihren Abwärtstrend der letzten Tage fort. Der Brentölpreis fiel gestern Abend auf gut 55 USD je Barrel und näherte sich damit dem 3-Monatstief von Anfang Juli bis auf wenige Cents an. Auf Schlusskursbasis fiel Brent auf den niedrigsten Stand seit Anfang April. WTI kostete gestern zeitweilig weniger als 48,5 USD je Barrel und war damit ebenfalls so billig wie zuletzt Anfang April. Innerhalb von sechs Wochen ist der WTI-Preis um mehr als 20% gefallen und ist damit per Definition in einem Bärenmarkt.

Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI hat sich zwischenzeitlich auf 7 USD je Barrel ausgeweitet und war damit so groß wie zuletzt Anfang Mai. Eine Kombination aus reichlichem Angebot und Nachfragesorgen setzt die Preise unter Druck. Die OPEC macht weiterhin keine Anstalten, die Produktion einzudämmen und setzt weiterhin darauf, dass die Produzenten mit höheren Produktionskosten angesichts der niedrigen Preise ihr Angebot reduzieren.

Bislang gibt es hierfür abgesehen vom kräftigen Rückgang der Bohraktivität in den USA aber nur Indizien. Die zuletzt bereits aufgekommenen Nachfragesorgen haben sich nach schwachen China-Daten über Nacht verstärkt (siehe Industriemetalle auf Seite 2). Von daher sehen wir trotz des bereits kräftigen Preisrückgangs und des niedrigen Preisniveaus auch wenig Aussichten auf eine spürbare Preiserholung. Die Tiefstände von Mitte März bei 52,5 USD je Barrel im Falle von Brent und 42 USD je Barrel im Falle von WTI rücken in Reichweite.


Edelmetalle

Gold verzeichnet zum Ende der Handelswoche nochmals deutliche Verluste und fällt unter 1.080 USD je Feinunze. Es markiert damit den tiefsten Stand seit Februar 2010. Der schwache US-Dollar gab dem Preis dabei keine Unterstützung. Zudem belasteten gute US-Arbeitsmarktdaten - in der letzten Woche wurden so wenig neue Arbeitslosenanträge gestellt wie seit November 1973 nicht mehr. Erneut kam es gestern zu Abflüssen aus den Gold-ETFs: Diesmal wurden 6,3 Tonnen abgezogen, womit sich die Abflüsse seit Monatsbeginn auf fast 40 Tonnen summieren.

Die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs sind erstmals seit März 2009 unter 50 Mio. Unzen gefallen. Die Münzabsätze, vor allem in den USA, zeigen sich dagegen zwar weiter robust. Die Verkäufe von US-Goldmünzen im Juni und Juli zusammen entsprechen aber lediglich dem gestrigen Tagesabfluss bei den ETFs, womit sich deren Bedeutung für bzw. Einfluss auf den Goldpreis relativiert.

In Indien sind die Goldpreise heute Morgen auf ein 4-Jahrestief gefallen. Bislang haben sich die Inder allerdings mit Goldkäufen zurückgehalten, was sich in der anhaltend niedrigen physischen Prämie in Indien widerspiegelt. Denn zur Zeit ist in Indien nachfrageschwache Zeit. Wir gehen davon aus, dass die niedrigen Preise schon bald als attraktive Kaufgelegenheiten angesehen werden.

Die CFTC-Statistik zur Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer, die heute Abend veröffentlicht wird, wird zeigen, inwiefern der starke Preisrückgang von Gold zu Wochenbeginn spekulativ getrieben war. Alles andere als ein kräftiger Anstieg der spekulativen (Netto-)Short-Positionen wäre eine Überraschung.


Industriemetalle

Schwache Konjunkturdaten aus China belasten zum Wochenausklang erneut die Preise. Kupfer fällt beispielsweise auf ein 6-Jahrestief von 5.200 USD je Tonne. Nach einer kurzen Erholung in den letzten zwei Monaten scheint die chinesische Wirtschaft schwach in das dritte Quartal gestartet zu sein. Der von Caixin erhobene vorläufige Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (ehemals HSBC PMI) ist im Juli entgegen den Erwartungen deutlich auf 48,2 gefallen.

Dies ist der tiefste Stand seit 15 Monaten und zugleich der fünfte Monat in Folge, in dem der Index unter der Schwelle von 50 bleibt, was auf Kontraktion hindeutet. Weitere Stimulierungsmaßnahmen der chinesischen Regierung und der Zentralbank sind offenbar notwendig, um ein Abrutschen der Wirtschaft zu verhindern. Kurzfristig überwiegen unseres Erachtens aber noch die Abwärtsrisiken für die Metallpreise, auch angesichts der sehr negativen Stimmung gegenüber Rohstoffen im Allgemeinen.

Gemäß Daten des Weltstahlverbandes ist die globale Stahlproduktion im ersten Halbjahr 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 2% auf 813 Mio. Tonnen gefallen. China stand dabei für etwas mehr als die Hälfte der weltweiten Produktion. Die Daten zeigen, dass in sieben der zehn größten Produzentenländer die Stahlherstellung rückläufig war. Dies dürfte unter anderem den in vielen Regionen deutlich gefallenen Stahlpreisen geschuldet gewesen sein. Vor allem in China dürfte die Stahlproduktion im zweiten Halbjahr weiter gedrosselt werden, womit die Produktion auch auf globaler Ebene fallen sollte.

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Agrarrohstoffe

Der Preis für Arabica-Kaffee verlor im gestrigen Handelsverlauf fast 2,8% und notierte zu Handelsschluss bei 121,55 US-Cents je Pfund. Grund für den erneuten Verlust war die Abwertung des Brasilianischen Reals gegenüber dem US-Dollar auf ein 12-Jahrestief. Brasilien ist der wichtigste Produzent von Arabica-Kaffee.

Auch die Währung des zweitgrößten Arabica-Produzenten Kolumbien verlor dieses Jahr 15% gegenüber dem US-Dollar. Die schwachen Währungen der Produzentenländer fördern den Export von Kaffee und erhöhen damit das weltweite Angebot. In der ersten Jahreshälfte 2015 exportierte Kolumbien 10% mehr Kaffee als im Vorjahreszeitraum, wofür aber auch eine um 13% höhere Produktion verantwortlich zeichnete. Die brasilianische Kaffeeernte 2015/16 kommt bislang nur schleppend voran.

Laut des Forschungsunternehmens Safras & Mercado war am 7. Juli erst 35% der Arabica-Ernte abgeschlossen. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es bereits 55% gewesen. Die Bohnen treffen nach der Trocknung bei den Lagerhäusern ein. Es heißt, die Bohnen seien wie im Vorjahr kleiner als normal, aber wohl von guter Qualität. Dies sind gute Nachrichten, nachdem die starken Regenfälle im Mai und Juni Qualitätssorgen hatten aufkommen lassen und zu Verzögerungen bei der Ernte führten. Für diese und nächste Woche ist zudem trockene Witterung angesagt, was die weitere Ernte und Trocknung erleichtern sollte.



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