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Neue China-Sorgen lasten auf Öl und Metallen

27.07.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind vier Wochen in Folge gefallen und schlossen am Freitag auf dem niedrigsten Niveau seit Ende März. Brent ging bei 54,6 USD je Barrel aus dem Handel, WTI bei gut 48 USD je Barrel. Es deutet wenig darauf hin, dass der Preisrückgang damit sein Ende erreicht hat. Massive Verluste an den chinesischen Aktienmärkten - der Shanghai Composite verzeichnete mit -8,5% den stärksten Tagesrückgang seit dem Jahr 2007 - dürfte die Sorgen vor einer Abschwächung der chinesischen Ölnachfrage verstärken. Diese waren bereits am Freitag nach der Veröffentlichung eines enttäuschenden Einkaufsmanagerindex aufgekommen.

Preisbelastend waren auch die Daten des Öldienstleisters Baker Hughes zu den aktiven Ölbohrungen in den USA. Trotz des Preisrückgangs um mehr als 20% in den letzten sechs Wochen wurden in der letzten Woche 21 neue Ölbohrungen aufgemacht und damit soviel wie zuletzt im April 2014. Alle größeren Schieferölvorkommen verzeichneten Zuwächse. Die Zahl der aktiven Ölbohrungen liegt inzwischen auf dem höchsten Niveau seit zwei Monaten. Damit steht der erwartete Rückgang der US-(Schiefer-)Ölproduktion und auch der Abbau des Überangebots auf dem Ölmarkt zur Disposition.

Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, dass sich die spekulativen Finanzanleger in Scharen von ihren Ölinvestments trennen. Laut CFTC kam es in der Woche zum 21. Juli zu einem kräftigen Rückgang der Netto-Long-Positionen um 33,2 Tsd. auf 114,2 Tsd. Kontrakte. Das ist das niedrigste Niveau seit Dezember 2012. Innerhalb von vier Wochen haben sich die Netto-Long-Positionen bei WTI mehr als halbiert.


Edelmetalle

Die Edelmetalle erholten sich am späten Freitag merklich und können die Gewinne zum Auftakt in die neue Handelswoche behaupten. Gold handelt bei rund 1.100 USD je Feinunze bzw. 1.000 EUR je Feinunze. Silber kostet 14,7 USD je Feinunze, nachdem es am Freitag zwischenzeitlich auf ein 6-Jahrestief von 14,4 USD je Feinunze gefallen war. Wie die CFTC-Statistik zur Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer zeigt, war der Preisrutsch bei Gold zu Beginn der letzten Woche stark spekulativ getrieben. Denn die spekulativen Finanzinvestoren haben in der Woche zum 21. Juli ihre Netto-Short-Positionen bei Gold auf 13,6 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Dies ist der höchste Stand seit Beginn der Datenreihe im Juni 2006.

Der Goldpreis fiel im Beobachtungszeitraum um fast 5%, was wohl in erster Linie auf ebendiese Anlegergruppe zurückzuführen war. Da der Preis seit dem Datenstichtag weiter gefallen ist, dürften die Netto-Short-Positionen mittlerweile noch höher sein. Auch bei Silber wurden Netto-Short-Positionen aufgebaut. Mit 14,8 Tsd. Kontrakten liegen sie ebenfalls auf einem Rekordniveau. Der hohe Pessimismus der spekulativen Finanzanleger dürfte kurzfristig einer spürbaren Preiserholung von Gold und Silber entgegenstehen.

Wir erachten die derzeitige Preisschwäche bei den Edelmetallen als übertrieben und rechnen bis zum Jahresende mit höheren Preisen (siehe Rohstoffe kompakt Edelmetalle vom 24.07.) Bei Platin und Palladium kann die jüngste Preisschwäche nicht mit dem Verhalten der spekulativen Finanzanleger erklärt werden. Denn hier wurden die Netto-Long-Positionen in der Woche zum 21. Juli nur leicht reduziert.

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Industriemetalle

Schwache asiatische Aktienmärkte, die auf eine höhere Risikoaversion der Marktteilnehmer hindeuten, verhindern zu Wochenbeginn wohl nicht nur eine Preiserholung der Industriemetalle, sondern tragen auch zu niedrigeren Preisen bei. Der chinesische Aktienindex CSI 300 verliert heute 8,5%, nachdem er in den letzten zwei Wochen einen Teil seiner vorherigen deutlichen Verluste aufgeholt hatte. Kupfer handelt am Morgen entsprechend schwächer bei 5.200 USD je Tonne.

Wie bei Gold und Silber wurden auch bei Kupfer in der Woche zum 21. Juli die Netto-Short-Positionen ausgeweitet. Sie stiegen im Wochenvergleich um 23% auf 26,2 Tsd. Kontrakte und liegen damit auf dem höchsten Stand seit Juli 2013. Die spekulativen Finanzinvestoren waren somit mitverantwortlich für den 2%-igen Preisrückgang in der Beobachtungsperiode. Da der Kupferpreis seit dem Datenstichtag um weitere fast 5% gefallen ist, dürften die Netto-Short-Positionen auch hier mittlerweile höher sein.

Bis auf Aluminium stehen neben Kupfer auch alle anderen Industriemetalle unter Druck. Nickel ist dabei mit einem Minus von 2% der größte Verlierer. Das hauptsächlich in der Edelstahlindustrie verwendete Metall steht kurz davor, erstmals seit zwei Wochen wieder unter die Marke von 11.000 USD je Tonne zu fallen. Auch wenn der Preisrückgang der Industriemetalle unseres Erachtens mittlerweile übertrieben ist, sprechen das negative Momentum und die pessimistische Stimmung kurzfristig für weiter fallende Preise.


Agrarrohstoffe

Die Markterwartung einer schwachen Kakaonachfrage in Asien im zweiten Quartal wurde durch die am Freitag veröffentlichten Daten der Asiatischen Kakaovereinigung CAA bestätigt. Demnach wurden in Malaysia, Singapur und Indonesien 12% weniger Kakaobohnen verarbeitet als vor einem Jahr. Die Kakaopreise waren bereits 2013 und 2014 kräftig gestiegen. Bis Mitte Juli 2015 verteuerte sich Kakao in Erwartung eines Ernteeinbruchs beim zweitgrößten Produzenten Ghana dann nochmals um 12%.

In London kostete eine Tonne Kakao mit 2.234 GBP je Tonne so viel wie zuletzt im März 2011. Die schlechten Verarbeitungsdaten - auch in Nordamerika war die Verarbeitung im zweiten Quartal stark gesunken und in Europa nur marginal gestiegen - zeigen, dass die hohen Preise Bremsspuren bei der Nachfrage hinterlassen. Seit Mitte Juli gab denn auch der Preis um 4,7% nach.

Enttäuschend waren auch die Daten der brasilianischen Zuckerindustrievereinigung Unica, wonach in der ersten Julihälfte in der Hauptanbauregion Center-South regenbedingt nur wenig Zuckerrohr verarbeitet wurde. Seit Saisonbeginn bleibt die Zuckerproduktion wegen eines geringeren Zuckergehalts und eines höheren Anteils an Zuckerrohr, der der Ethanolproduktion zugeführt wird, um 17% hinter dem Vorjahr zurück. Dem Rohzuckerpreis kann dies in einem Umfeld aus extrem schwachem Brasilianischen Real, der Aussicht auf eine weitere starke Ernte in Indien 2015/16 und hoher internationaler Bestände aber nicht aufhelfen.



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