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Brent fällt auf 6-Monatstief

28.07.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise gaben gestern den vierten Tag in Folge nach und stehen auch heute weiter unter Abgabedruck. Brentöl fällt am Morgen auf ein 6-Monatstief von 52,3 USD je Barrel. WTI ist mit weniger als 47 USD je Barrel so billig wie zuletzt vor vier Monaten. Fallende Aktienmärkte weltweit sorgten für negative Stimmung unter den Marktteilnehmern. Diese dürften sich auch deshalb weiter von ihren Ölinvestments trennen.

Laut gestern veröffentlichter Daten der ICE kam es in der Woche zum 21. Juli erstmals seit vier Wochen zu einem Rückgang der spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent um 12,9 Tsd. Kontrakte. Dieser war in erster Linie auf den Abbau von Long-Positionen zurückzuführen. In den drei Wochen zuvor waren die spekulativen (Netto-)Long-Positionen bei Brent trotz fallender Preise und eines zu beobachtenden Rückzugs der Anleger bei WTI ohne erkennbare Gründe kräftig ausgeweitet worden.

Mit 214 Tsd. Kontrakten ist das Niveau der spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent noch immer verhältnismäßig hoch, sowohl im Vergleich mit den letzten Jahren als auch mit den gegenwärtigen Netto-Long-Positionen bei WTI. Diese liegen gut 100 Tsd. Kontrakte niedriger. Entsprechend besteht bei Brent noch immer Korrekturpotenzial.

Bei Gasöl bestehen erstmals seit November 2014 spekulative Netto-Short-Positionen, wofür vor allem ein erneut kräftiger Anstieg von Short-Positionen verantwortlich zeichnete. Die pessimistische Stimmung ist Ausdruck der reichlichen Versorgungslage, welche sich in nahezu rekordhohen ARA-Gasölbeständen und niedrigen Gasöl-Verarbeitungsmargen widerspiegelt.


Edelmetalle

Gold hat sich trotz eines schwachen US-Dollar nicht über der Marke von 1.100 USD je Feinunze halten können und ist gestern zwischenzeitlich auf 1.089 USD abgerutscht. In Euro gerechnet stand der Preis wegen der abwertenden US-Währung stärker unter Druck und ist bis auf 984 EUR je Feinunze gefallen. China hat im Juni gemäß Daten der Hongkonger Statistikbehörde auf Netto-Basis lediglich 37,1 Tonnen Gold importiert. Dies waren gut 8% weniger als im bereits schwachen Vorjahresmonat und zugleich die niedrigsten Netto-Einfuhren seit August 2014.

Die Importe waren zudem nur gut halb so hoch wie im Mai. Im ersten Halbjahr summieren sich die Einfuhren damit auf gut 370 Tonnen, 17% weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Ein Großteil der Nachfrageschwäche dürfte auf den starken Anstieg der chinesischen Aktienmärkte in den ersten 5½ Monaten des Jahres zurückzuführen sein, der die Attraktivität von Gold schmälerte.

Wir gehen davon aus, dass der Mitte Juni einsetzende Verfall der Aktienmärkte und der Rückgang der Goldpreise selbst zu einem stärkeren Kaufinteresse für Gold im zweiten Halbjahr führen werden. Dies sollte dem Goldpreis Unterstützung geben.

Ebenso zeigen sich die Münzabsätze in den USA weiter sehr robust. Daten der US-Münzanstalt zufolge wurden im Juli bereits 157,5 Tsd. Unzen Goldmünzen verkauft, mehr als doppelt so viel wie im gesamten Vormonat. Und auch der Verkauf von Silbermünzen wurde gestern wieder aufgenommen, nachdem die Münzanstalt für zwei Wochen ausverkauft war.

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Industriemetalle

Die Industriemetalle standen gestern mit Ausnahme von Zinn im Zuge schwacher globaler Aktienmärkte, die die gestiegene Risikoaversion und Nervosität der Marktteilnehmer ausdrücken, unter Druck. Der Kurssturz an Chinas Börsen schwappte auf die europäischen Märkte und den US-Markt über. Kupfer fiel daraufhin am Nachmittag vorübergehend auf ein neues 6-Jahrestief von gut 5.160 USD je Tonne. Nickel handelte zeitweise unter 11.000 USD je Tonne. Auch der LME-Industriemetallindex markierte mit 2.432 Punkten den tiefsten Stand seit sechs Jahren. Noch stärkere Preisverluste wurden wohl durch den schwächeren US-Dollar verhindert.

Heute Morgen zeigen sich die Metallpreise leicht erholt. Da die chinesischen Aktienmärkte mittlerweile aber bereits wieder ins Minus gedreht haben, könnte sich die Erholungsbewegung als nicht nachhaltig erweisen.

Zinn verteuerte sich gestern gegen den Trend um knapp 2% auf 15.700 USD je Tonne. Von seinem mehrjährigen Tief Ende Juni hat sich Zinn somit um 17% erholt. Offensichtlich herrscht unter den Marktteilnehmern die Erwartung vor, dass Indonesien, der weltgrößte Zinnexporteur, in den nächsten Monaten deutlich weniger Zinn exportiert als bisher. Die Ausfuhren waren vor allem im Juni mit 8,3 Tsd. Tonnen noch überraschend hoch. Mit 39,4 Tsd. Tonnen lagen die Exporte im ersten Halbjahr nur 5% unter dem vergleichbaren Vorjahresniveau. Sollte das Angebot tatsächlich eingeschränkt werden, erwarten wir deutlich höhere Zinnpreise.


Agrarrohstoffe

Die Witterungsbedingungen in den wichtigen Maisanbaugebieten des Mittleren Westens der USA haben sich nach dem übermäßigen Regen im Frühsommer zuletzt stark verbessert. Gleichzeitig scheinen kurzfristig orientierte Marktteilnehmer, die trotz bereits fallender Preise in der letzten Berichtswoche weiter Netto-Long-Positionen aufbauten, nun in großem Stil ihre Positionen aufzulösen. Beides drückt stark auf den Maispreis in Chicago.

Dieser sackte allein gestern um 5% ab. Seit Mitte Juli beläuft sich das Minus auf 13%. Der Maispreis in Paris kann sich den Vorgaben aus Chicago zwar nicht ganz entziehen, gab gestern aber nur um 1% nach. Die verschlechterten Ertragsaussichten in der EU bremsen den Preisverfall. So hat die Prognoseeinheit MARS der EU-Kommission in ihrem jüngsten Monatsbericht die Erwartung an den Maisertrag in der EU bei der Ernte 2015 kräftig nach unten korrigiert. Zwar war bereits zuvor mit einem Rückgang der Erträge um rund 10% vom rekordhohen Vorjahresniveau gerechnet worden.

Nun soll der Rückgang aber nach der lang anhaltenden Trockenheit und der intensiven Hitze im Juli sogar 17% betragen. Stark betroffen sind Frankreich und Deutschland, aber auch andere Länder wie Italien, Polen, Rumänien und Ungarn. Im für die EU wichtigen Lieferland Ukraine bezeichnet MARS die Bedingungen für Mais zwar insgesamt als gut, aufgrund regionaler Trockenheit wurde aber auch hier eine Kürzung beim erwarteten Ertrag vorgenommen. Er soll nun unter dem des Vorjahres liegen.



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