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Deshalb kann Öl nur steigen!

30.07.2015  |  Uli Pfauntsch
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Griechenland ist wirtschaftlich unbedeutend und der Wohlstand Chinas wird nicht von Aktienspekulanten ausradiert, die sich mit kreditfinanzierten Käufen verzockt haben. Die chinesische Wirtschaft bleibt zwar fragil, sollte aber über die kommenden Quartale moderat wachsen.

Sowohl für 2015, als auch für 2016, erwartet die U.S. Energy Information Administration (EIA) für China einen Mehrverbrauch von jeweils 300.000 Barrel Öl pro Tag. Die Daten aus den USA, dem weltweit größten Energiekonsumenten, deuten auf einen noch stärkeren Nachfrageschub hin.

In ihrem "Short Term Energy Outlook" von Juli 2015, schätzt die EIA, dass der globale Verbrauch von Petroleum und anderen Flüssigkeiten in 2014 um 1,1 Millionen Barrel pro Tag auf 92,4 Millionen Barrel pro Tag angestiegen ist. Für 2015 erwartet die US-Energiebehörde einen Anstieg des globalen Verbrauchs um 1,3 Millionen Barrel pro Tag und für 2016 einen Anstieg um 1,4 Millionen Barrel.


Überversorgung sorgt für Druck

Kommen wir zur Angebotsseite, die etwas komplizierter erscheint. Nach der Vereinbarung über das iranische Atomprogramm, reduzierten Money Manager ihre Netto-Long-Position in US-Öl WTI in der Woche zum 14. Juli um 15 Prozent. Longs fielen um 7,9 Prozent, Short-Positionen stiegen um 4,2 Prozent.

Zahlreiche Medien berichteten, dass der Iran, Besitzer der global viertgrößten Ölreserven, "Unmengen" in einen ohnehin überversorgten Markt pumpen würde. Der iranische Ölminister sagte zwar, dass sein Land nach dem Wegfall sämtlicher Sanktionen die Ölproduktion um rund 1 Million Barrel pro Tag steigern wolle, doch kaum ein Insider glaubt, dass dieses Ziel realistisch ist.

Tatsächlich dürfte die Steigerung nach frühestens 6 Monaten auf maximal 500.000 Barrel pro Tag begrenzt sein. Und ehe die Sanktionen aufgehoben werden, müssen die Iraner eine umfangreiche Liste mit technisch und politisch schwierigen Schritten erfüllen, um ihr nukleares Anreicherungsprogramm zu zerlegen. Zudem wird es für den Iran nicht einfach werden, das auf Tankern gebunkerte Ölkondensat zu verkaufen.

Neben der Sorge, dass der Iran die globale Öl-Flut noch verschlimmern könnte, meldeten auch Saudi Arabien und der Irak Rekorde bei der Ölproduktion.

Saudi Arabien, der weltweit größte Ölexporteur, pumpte 10,56 Millionen Barrels im Juni, was einen zurückliegenden Rekord aus dem Jahr 1980 überstieg. Der Irak trieb seine Ölproduktion auf 4,39 Millionen Barrel im Juni, das höchste Level seit Aufzeichnungen, die bis ins Jahr 1985 zurückgehen. "Die irakische Ölproduktion steigt, Saudi Arabien erhöhte die Produktion, die gesamte OPEC-Produktion geht nach oben", sagte Tim Evans, Energy Analyst bei Citi Futures in New York zu Bloomberg. "Jedes Mal, wenn die OPEC-Produktion um ein weiteres Barrel steigt, wird die Bereinigung weiter in die Zukunft verschoben".


Angebots-Bild bemerkenswert schwach

Laut den aktuellen Daten der EIA erhöhte sich der globale Verbrauch im Juni 2015 um 1,26 Millionen Barrel auf 93,9 Millionen Barrel pro Tag. Die globale Produktion belief sich auf 95,7 Millionen Barrel Öl pro Tag. Im Vergleich zum Mai reduzierte sich die globale Überproduktion von 3,00 Millionen auf 1,90 Millionen Barrel pro Tag.

Noch ist eine Überversorgung von knapp 2 Millionen Barrel Öl pro Tag kein Grund zum Jubeln. Dennoch ist das Angebots-Bild vielen Staaten außerhalb der OPEC bemerkenswert schwach. So hat die skandal-geschüttelte brasilianische Petrobras ihre Fünf-Jahres-Produktionsprognose von 4,2 Millionen Barrel pro Tag auf 2,8 Millionen Barrel reduziert.

Kolumbien, Australien und Argentinien erleben einen starken Abfall bei Rig Count und Capex. Die erste Öl-Auktion in Mexiko brachte enttäuschende Ergebnisse. Russland machen die Sanktionen Probleme bei der Aufrechterhaltung der Produktion, während sich die Schrumpfungsraten in der Nordsee beschleunigen.


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Laut Führungskräften großer Ölmajors wie Shell, Exxon oder Chevron, belaufen sich die natürlichen Schrumpfungsraten konventioneller Ölfelder durchschnittlich auf 15 Prozent pro Jahr. Doch die Unternehmen reduzieren diese Raten gewöhnlich auf 3 bis 5 Prozent durch die Bohrung zusätzlicher Wells, die Injektion von Gas oder mittels Gebrauch kapitalintensiver Technologien.

Wenn die Erfahrung aus der Vergangenheit ein Indikator ist, dann wird das Kürzen der Kapitalausgaben die Schrumpfungsraten erhöhen. Seit Jahresbeginn hat die globale Ölindustrie Kapitalkürzungen über weit mehr als 100 Milliarden Dollar beschlossen.

"Es ist ein wachsendes Risiko für die Industrie. Wenn Sie in die Zeit von 2008/2009 zurückgehen, ... haben wir eine Erhöhung der Schrumpfungsraten für alle Unternehmen erlebt - praktisch für die gesamte Industrie eine Steigerung um ein Prozent oder zwei. Und das ist sehr signifikant", teilte Chevron CEO John Watson seinen Investoren mit.

Unter Verwendung von Daten, die bis zum Ölpreis-Verfall Mitte der 80er Jahre zurückgehen, berechneten Analysten von Bernstein den Anstieg der Schrumpfungsraten mit drei Prozentpunkten innerhalb von zwei Jahren, nachdem der Ölpreis-Kollaps begann.



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