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Deshalb kann Öl nur steigen!

30.07.2015  |  Uli Pfauntsch
- Seite 3 -
Öl-Angebot+Nachfrage: Eine einfache Rechnung!

Diese Rechnung sollte die Augen öffnen!


Wenn wir mit einer globalen Produktion von 90 Millionen Barrel pro Tag kalkulieren und die OPEC (30 Millionen Barrel) und die USA (circa 10 Millionen Barrel pro Tag) ausklammern, verbleibt ein Angebot von 50 Millionen Barrel pro Tag. Eine jährliche Schrumpfungsrate von durchschnittlich 5 Prozent (nicht höher als zu Zeiten, in denen der Ölpreis oberhalb von 100 Dollar notierte), entspricht 2,5 Millionen Barrel Öl pro Tag. Gleichzeitig dürfte die globale Nachfrage um jährlich circa 1,5 Millionen Barrel Öl pro Tag steigen - sagen wir, um 5 Millionen Barrel in vier Jahren.

Das bedeutet: In nur vier Jahren werden dem Markt 15 Millionen Barrel Öl pro Tag an neuer Produktion fehlen. Selbst wenn es den USA gelingen sollte, ihre Ölproduktion um eine weitere Million Barrel zu steigern und der Iran und Irak jeweils 2 Millionen Barrel mehr produzieren, wird es nahezu unmöglich, an diesen Punkt zu kommen.


US-Shale-Öl-Industrie: Pleitewelle wird losrollen!

Im März 2015 erreichte die US-Ölproduktion mit 9,5 Millionen Barrel das höchste Niveau seit 43 Jahren. Nun erwartet die EIA für August einen Rückgang der Shale-Produktion um 91.000 Barrel pro Tag auf 5,36 Millionen Barrel pro Tag. Es ist der vierte Monat mit sinkender Produktion in Folge, gleichzeitig ist der August der Monat mit dem bislang stärksten Rückgang.

Dennoch zeigt sich die US-Ölproduktion - angesichts eines Wegfalls von zwei Drittel aller Bohrtürme - erstaunlich stabil. Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Erklärungen: Zum einen wird die Verzögerung von Projekten und der Einfluss radikaler Kapitalkürzungen von Betreibern maskiert, die rücksichtslos das letzte Öl aus Wells herauspressen, die bereits gebohrt sind. Der andere Grund ist das "Stupid Money" in einem Umfeld rekordniedriger Zinsen.

Laut einer Analyse von FactSet Research, platzierten von Januar bis Juni 57 Unternehmen 21 Milliarden Dollar in neuen Aktien und 58 Unternehmen 73 Milliarden Dollar in Schuldpapieren. Offiziell beläuft sich die Verschuldung der börsennotierten E&P Unternehmen (Exploration + Produktion) auf 235 Milliarden Dollar. Einschließlich der Verbindlichkeiten privater, nicht börsennotierter Unternehmen, ist die US-Shale-Industrie etwa in der Größenordnung von Griechenland verschuldet.

Für den Fund-Manager und Shortseller David Einhorn, ist die Fracking-Industrie ebenfalls ein Fass ohne Boden. Ohne Einnahmen aus Derivate-Absicherungen, haben die Shale-Unternehmen im ersten Quartal eine Kapitalrendite von 8 Prozent erzielt (vor Steuern und Kapitalausgaben).

Das US-Magazin Economist schreibt: "Nach Abzug einer groben Schätzung der Kapitalinvestments, die benötigt werden, um die Produktion kurzfristig aufrecht zu erhalten, fallen die Kapitalrenditen auf null. Rund 55 der 62 Firmen, die für 4 Prozent der globalen Ölproduktion stehen, erzielen nach unserer Rechnung unzureichende Renditen". Als "notleidend" gelten Unternehmen, die mit mehr als dem achtfachen der jährlichen Cashflows aus Operationen verschuldet sind.

Auf dieser Basis sind 29 von 62 Unternehmen, die insgesamt mit 84 Milliarden Dollar verschuldet sind, notleidend. Diese pleitebedrohten Firmen stehen für eine Produktion von 1,1 Millionen Barrel Öl pro Tag oder 1,2 Prozent der globalen Produktion.


Tag der Abrechnung rückt näher

Im vergangenen Jahr schlossen Shale-Unternehmen einen Deal mit den Banken, der es ihnen erlaubte, die künftige Produktion zu einem festgelegten Preis zu verkaufen. Diese Versicherung garantierte den meisten Unternehmen mindestens 90 Dollar pro Barrel. Im ersten Quartal generierten diese Unternehmen Erlöse von 3,7 Milliarden Dollar aus dem Hedging.

Doch sobald die Hedging-Programme auslaufen, wird der Cashflow dieser Unternehmen einbrechen. Kann der Schuldendienst nicht mehr geleistet werden, folgt die Insolvenz. Viele der Shale-Unternehmen sind für 2016 nicht annähernd so gut gehedged wie in 2015.

Typischerweise bewerten Banken die Kreditlinien der Öl- und Gas-Unternehmen zweimal jährlich. Beim nächsten Mal, im Oktober, werden viele Hedging-Verträge ausgelaufen sein. Die dann folgende Kürzung der Kreditlinien könnte eine Pleitewelle auslösen, die auch für den High Yield Bond Markt schwerwiegende Folgen zeigen wird.

Viele der Investoren, die in Aktien oder Anleihen der Shale-Unternehmen investiert haben, bauen auf eine 20-prozentige Reduzierung der Bohrkosten, höhere Effizienz und sinkende Break-Even-Preise.


Deutsche Bank: 70$ pro Barrel Break-Even

Doch die Analysten der Deutschen Bank haben errechnet, dass der Ölpreis, bei dem Produktion zur Unterstützung des Cashflows hinzugefügt werden kann, mindestens bei 70 Dollar pro Barrel liegt.

Die Analysten gehen davon aus, dass der operative Cashflow bei 72 Dollar pro Barrel lediglich die Kapitalausgaben für 2016/2017 ausgleichen kann. Das bedeutet: Um Free-Cashflow zu erwirtschaften, der entweder zum Abbau von Verbindlichkeiten oder zur Ausschüttung einer Dividende verwendet werden kann, wären noch weitaus höherer Ölpreise erforderlich.


Fazit

Die beispiellosen Capex-Kürzungen der globalen Ölindustrie von weit über 100 Milliarden Dollar, werden sich über kurz oder lang in höheren Decline-Rates niederschlagen. Der Großteil neuer Teersand, Tiefsee- oder Shale-Projekte, die Ölpreise von mindestens 100 Dollar benötigen, wird sich um viele Jahre verzögern. Gleichzeitig wird der globale Ölverbrauch steigen. Nach nur vier Jahren muss eine Produktion von circa 15 Millionen Barrel Öl pro Tag ersetzt werden.

Selbst dann, wenn die US-Ölproduktion noch gesteigert werden kann und Staaten wie der Irak, Russland und Brasilien ihre ursprünglichen Ziele erreichen, ist fraglich, wie diese Lücke gefüllt werden soll. Fakt ist, dass die US-Shale-Produktion über die vergangenen Jahre hauptverantwortlich für den globalen Produktionszuwachs war. Vieles deutet darauf hin, dass Nordamerika, die einzige Region, die den Förderrückgang der konventionellen Felder kompensieren konnte, den Produktionsgipfel im März 2015 erreicht hat und sich nun ebenfalls im Rückgang befindet.

Vor diesem Hintergrund muss die derzeitige Überproduktion im Markt unter einem völlig anderen Blickwinkel betrachtet werden. Es wäre eine große Überraschung, wenn wir in den kommenden Jahren keine Ölpreise von 100 Dollar und mehr sehen würden. Sobald die negativen Schlagzeilen verschwinden, werden sich die Ölpreise erholen.


© Uli Pfauntsch
www.companymaker.de



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