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Edelmetallpreise weiter unter Druck

31.07.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Man bekommt am Ölmarkt häufig den Eindruck, dass fundamentale Daten und Veränderungen die Ölpreise nicht so sehr beeinflussen wie die allgemeine Stimmung der Marktteilnehmer. Die Nachrichten lassen meist Spielraum für Interpretationen und werden daher oft entsprechend ausgelegt, ob das Glas halbvoll oder halbleer ist. Die Stimmung am Ölmarkt ist in den letzten Wochen deutlich negativer geworden. Deshalb scheint der Ölpreis vielleicht auch gegenüber preisstützenden Nachrichten weitgehend "immun".

Man hätte eigentlich viele Gründe, warum sich die Ölpreise nach dem jüngsten Sturz wieder erholen könnten, seien es der starke Rückgang der Öllagerbestände und der Produktion in den USA oder die weiterhin hohen Ölimporte Chinas. Auch scheint eine schnelle Rückkehr der iranischen Ölexporte alles andere als ausgemacht. Außerdem hagelt es Nachrichten aus dem Ölsektor, dass Jobs abgebaut und Investitionen massiv gekürzt werden.

Dass die Terminkurve dabei stark nach unten driftet und vor allem die längerlaufenden Futures stark zurückkommen, ist also überraschend. Während der (Spot-) Brentölpreis vor sechs Monaten ungefähr auf dem gleichen Niveau lag wie aktuell, notierte der Dezember 2017-Kontrakt mit über 70 USD je Barrel knapp 10% höher. Aus unserer Sicht dürften sich die Ölpreise kurzfristig stabilsieren.

Denn wir gehen davon aus, dass sich die OPEC-Strategie auzahlen wird und sich die Nicht-OPEC-Produktion verlangsamt. Außerdem haben wir Hoffnung, dass sich die OPEC auf ihrem Dezember-Treffen auf eine stärkere Quotendisziplin einigen wird. Heute legen Reuters und Bloomberg ihre Umfragen zur OPEC-Produktion vor. Außerdem werden heute Abend die Daten zur Bohraktivität in den USA veröffentlicht.


Edelmetalle

Der Goldpreis zeigte sich schon im Vorfeld der US-BIP-Daten schwächer, so dass weitere Preisrückgänge nach der Datenveröffentlichung nicht mehr zu verzeichnen waren. Durch den festeren US-Dollar kam es aber auch nicht zu einer Erholungsbewegung. Gold handelt zum Wochenausklang bei rund 1.080 USD je Feinunze.

In Euro gerechnet überstieg Gold unterstützt durch die aufwertende US-Währung gestern kurzzeitig die Marke von 1.000 EUR je Feinunze, notiert heute Morgen aber wieder 15 EUR tiefer. Die US-Wirtschaft ist im zweiten Quartal vor allem dank der gesteigerten Kauflaune der Verbraucher um 2,3% gewachsen. Die US-Notenbank Fed dürfte somit ihr Bild einer moderaten konjunkturellen Erholung bestätigt sehen und Kurs halten auf Zinserhöhungen noch in diesem Jahr. Wann sie die Zinsen anhebt, dürfte nun vor allem von den nächsten Arbeitsmarktberichten abhängen.

Weiterhin belastend für den Goldpreis sind die noch immer anhaltenden ETF-Abflüsse. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten gestern den elften Tagesabfluss in Folge.

Anders sieht es bei Platin und Palladium aus. Hier kam es gestern zu ETF-Zuflüssen von 19 Tsd. bzw. gut 38 Tsd. Unzen. Seit Monatsbeginn wurden die Bestände der Platin- und Palladium-ETFs um 115 Tsd. bzw. 52 Tsd. Unzen aufgebaut. Ohne diese Zuflüsse würden die Platin- und Palladiumpreise wohl niedriger notieren.

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Industriemetalle

Der Zinnpreis handelt zum Monatsende bei knapp 16.200 USD je Tonne und damit in der Nähe des jüngst erreichten 3-Monatshochs. Von seinem 6-Jahrestief Ende Juni hat sich der Preis mittlerweile um 21% erholt. Der Verband der indonesischen Zinnexporteure erwartet, dass die Zinnausfuhren des Landes in diesem Jahr um 14% auf rund 65 Tsd. Tonnen zurückgehen werden. Die Zinnausfuhren wären damit das dritte Jahr in Folge rückläufig.

Im ersten Halbjahr 2015 wurden gemäß Daten des Handelsministeriums 39,4 Tsd. Tonnen Zinn exportiert, was eine signifikante Verlangsamung für das zweite Halbjahr impliziert. Die indonesischen Händler und Exporteure unterliegen ab 1. August noch strengeren Ausfuhrbedingungen als bisher, die laut Verbandsangaben zu einer vorübergehenden Verzögerung der Exporte führen. Die Ausfuhren sollen aber innerhalb von drei Monaten wieder auf normale Niveaus zurückkehren.

Der größte indonesische Zinnproduzent, PT Timah, wird eigenen Angaben zufolge wegen bürokratischer Verzögerungen bei der Einführung der neuen Regelungen im August möglicherweise gar kein Zinn exportieren. Die indonesische Regierung will mit den neuen Vorschriften sicherstellen, dass Lizenzgebühren und Ausfuhrsteuern ordnungsgemäß entrichtet werden. Zudem geht sie damit gegen Schmuggel und Umweltschäden vor. Sollte das Angebot in den nächsten Monaten tatsächlich spürbar verknappt werden, dürfte der Zinnpreis weiter zulegen.


Agrarrohstoffe

Der Internationale Getreiderat (IGC) hat in seinem gestern veröffentlichten Marktbericht für die Erntesaison 2015/16 eine Maisproduktion von 966 Mio. Tonnen in Aussicht gestellt. Damit hob der Getreiderat die Prognose verglichen zum Vormonat erneut um 3 Mio. Tonnen an. Grund für den Zuwachs sind günstige Ernteaussichten in China. Die schlechteren Ernteaussichten in der EU können dadurch gänzlich ausgeglichen werden.

Ging der IGC im Juni noch von einem Defizit von 13 Mio. Tonnen am globalen Maismarkt aus, fällt die Prognose im Juli mit einem Minus von nur noch 6 Mio. Tonnen deutlich positiver aus. Der Maispreis verlor nach der Veröffentlichung an Boden, konnte aber später aufholen und schloss sogar mit einem Plus von 1,5% bei 373 US-Cents je Scheffel.

Für Weizen prognostiziert der IGC für 2015/16 eine weltweite Produktion von 710 Mio. Tonnen und damit 1 Mio. Tonnen weniger als noch im Juni. Grund für die marginale Abwärtsrevision sind die leicht verschlechterten Ernteaussichten in Kanada (-2 Mio. Tonnen) und der EU (-0,3 Mio. Tonnen). Auch hier konnten die angehobenen Ernteaussichten für China und die USA gegenwirken.

Der IGC erwartet für das Erntejahr 2015/16 einen fast ausgeglichenen globalen Weizenmarkt mit einem Defizit von nur 1 Mio. Tonnen. Der US-Weizenpreis verlor nach Veröffentlichung des Marktberichts knapp 1,6%, konnte die Verluste im späteren Handelsverlauf aber ebenso wieder aufholen und schloss bei 497 US-Cents je Scheffel.



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