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Schwacher Wochenauftakt an den Märkten

03.08.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Selten waren sich Bloomberg und Reuters bei den OPEC-Umfragen so einig wie im Juli, wobei beide die OPEC-Produktion bei knapp über 32 Mio. Barrel täglich schätzen, ein angesichts der fehlenden Exporte aus dem Iran und Libyen sehr hohes Produktionsniveau. Neben einer rekordhohen saudi-arabischen Produktion trägt dazu eine auffällig hohe Produktion des Iraks bei, die in diesem Sommer erstmals über 4 Mio. Barrel täglich gestiegen war. Die Exporte aus dem Südirak sind im Juli auf ein neues Rekordhoch von 3,064 Mio. Barrel pro Tag gestiegen.

Dagegen dürften die Exporte aus dem kurdischen Norden angesichts der militärischen Auseinandersetzung zwischen der PKK und der türkischen Luftwaffe nun komplett eingestellt werden. Die Risiken für die Exporte aus dem Nahen Osten sowie für die Produktion außerhalb der OPEC werden aktuell vom Markt nicht wahrgenommen. Das ist angesichts einer zunehmend negativen Stimmung am Ölmarkt nicht verwunderlich.

Laut CFTC ist der Optimismus der Großanleger bei WTI an der NYMEX gemessen an deren Netto-Long-Positionen mit rund 106,5 Tsd. Kontrakten in der Woche zum 28. Juli auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2012 gefallen. Nicht unbedingt beruhigend wirkt neben den schwachen Konjunkturindikatoren aus China und einem Anstieg der Anzahl der Bohrungen in den USA die Zuversicht des iranischen Ölministers in Bezug auf die Ölexporte des Landes.

Er geht wohl davon aus, dass diese bereits eine Woche nach der Beendigung der Sanktionen um 500.000 Barrel pro Tag steigen werden und um 1 Mio. Barrel nach nur einem Monat. Auch wenn wir diese Äußerungen für unrealistisch halten, tragen sie heute zum Ölpreisrückgang bei.


Edelmetalle

Der Goldpreis ist letzten Freitag vorübergehend über die Marke von 1.100 USD je Feinunze gestiegen und handelt zu Wochenbeginn nur knapp darunter. Grund für den Preisanstieg Ende letzter Woche war die deutliche Abwertung des US-Dollar gegenüber dem Euro, nachdem Daten zum Arbeitsmarkt in den USA veröffentlicht wurden.

So fiel der Beschäftigungskostenindex (ECI) für das zweite Quartal überraschend schwach aus, was auf nur geringen Lohndruck hindeutet. Die Hoffnung der US-Notenbank Fed ist aber, dass sich die Erholung am Arbeitsmarkt letztlich auch in einem stärkeren Lohnwachstum und mittelfristig somit in einer höheren Inflation niederschlägt.

Diese Hoffnung hat nun einen Dämpfer bekommen, wodurch auch die Zweifel an einer baldigen Zinswende in den USA gewachsen sind. Einem deutlicheren bzw. nachhaltigen Preisanstieg von Gold standen abermalige umfangreiche Abflüsse aus den Gold-ETFs entgegen. Diese verzeichneten am Freitag Abflüsse von 10,7 Tonnen, welche zum Großteil auf den SPDR Gold Trust, dem weltgrößten Gold-ETF, zurückzuführen waren.

Und auch die spekulativen Finanzinvestoren bleiben Gold gegenüber sehr pessimistisch eingestellt: Sie haben in der Woche zum 28. Juli ihre Netto-Short-Positionen um 8% auf ein neues Rekordhoch von 14,6 Tsd. Kontrakten ausgeweitet.

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Industriemetalle

Die Metallpreise starten ausnahmslos mit Verlusten in die neue Handelswoche. Kupfer notiert unter 5.200 USD je Tonne, Aluminium kostet gut 1.600 USD je Tonne und Nickel fällt auf rund 10.700 USD je Tonne. Am Wochenende wurde in China der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (PMI) veröffentlicht. Dieser ist im Juli auf 50 gefallen - ein 5-Monatstief - und liegt damit exakt auf dem Grat zwischen Expansion und Kontraktion. Der von Caixin erhobene finale PMI wurde auf 47,8 nach unten revidiert, was dem tiefsten Stand seit zwei Jahren entspricht.

Die chinesische Wirtschaft ist somit offensichtlich verhalten in das dritte Quartal gestartet. Da unseres Erachtens Abwärtsrisiken für das Wirtschaftswachstum im zweiten Halbjahr bestehen, gehen wir davon aus, dass die chinesische Regierung und die Zentralbank weitere fiskal- und geldpolitische Maßnahmen ergreifen werden, um die Konjunktur zu unterstützen. Dies sollte sich auch in einer höheren Nachfrage nach Metallen widerspiegeln. Heute Nachmittag wird in den USA der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe veröffentlicht.

Unsere Volkswirte erwarten einen weiteren Anstieg - den dritten in Folge. Sollte daraufhin allerdings der US-Dollar aufwerten, könnte dies den Metallpreisen nicht unbedingt Rückenwind geben. Die spekulativen Finanzinvestoren haben in der Woche zum 28. Juli bei Kupfer an der Comex in New York ihre Netto-Short-Positionen nahezu unverändert beibehalten (25,7 Tsd. Kontrakte).


Agrarrohstoffe

In ihrer neuesten Schätzung für die EU-Getreidebilanz 2015/16 hat die EU-Kommission einen weiteren Schnitt bei der erwarteten Weizenernte vorgenommen. Dieser ist aber mit nur einer halben Mio. Tonne fast zu vernachlässigen. Dagegen ist die Kürzung der erwarteten Maisernte um 3 Mio. Tonnen auf 65,5 Mio. Tonnen beachtlich. Ende der Woche hatte bereits der Internationale Getreiderat seine Prognose gesenkt. Trockenheit und Hitze im Juli setzten den Pflanzen zu.

In Frankreich etwa ist der Anteil der mit gut oder sehr gut bewerteten Maispflanzen innerhalb der letzten vier Wochen um 22 Prozentpunkte eingebrochen und liegt nur noch bei 59%. Die Kommission reagiert mit der Anpassung auf die bereits vor einigen Tagen veröffentlichten Ertragsschätzungen ihrer Prognoseeinheit MARS. Demnach dürften die Erträge 17% unter Vorjahr liegen. Da sich aber in den USA die Witterungsbedingungen im Juli, der als besonders wichtig für die späteren Erträge gilt, fast perfekt zeigten, lasten die Erwartungen eines hohen weltweiten Angebots auf den Maispreisen.

Die kritischen Meldungen über den Zustand der Maispflanzen in der EU helfen dem Preis in Paris daher nur bedingt auf. Wenig positive Impulse gibt es auch für den Weizenpreis in Paris, den Erntedruck und negative Vorgaben aus Übersee nur knapp über 180 EUR je Tonne halten. Zwar wurde in der vergangenen Woche in Deutschland und Großbritannien die Ernte durch Regen behindert. In Frankreich kam sie aber gut voran, und die Wettervorhersagen für diese Woche sind generell günstig.



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