Goldpreis trotzt Dollarstärke weitgehend
05.08.2015 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise erholen sich etwas von ihren zu Wochenbeginn verzeichneten Tiefständen. Brentöl kostet wieder mehr als 50 USD je Barrel, WTI mehr als 46 USD je Barrel. Unterstützt wird die Preiserholung von stärker als erwartet gefallenen US-Rohöl- und Benzinvorräten, welche gestern nach Handelsschluss vom API berichtet wurden.
Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag. Der Fokus dürfte sich dabei auch auf die US-Rohölproduktion richten. Sollte sich herausstellen, dass der kräftige Produktionsrückgang in der Vorwoche nur eine Eintagsfliege war, dürften die Ölpreise unter Druck geraten. Das beträchtliche Überangebot macht es unwahrscheinlich, dass aus der seit gestern laufenden Preiserholung ein länger anhaltender Preisanstieg wird.
Vor allem bedingt durch den in der ersten Jahreshälfte schwachen Importsog Chinas (-37,5% gegenüber dem Vorjahr) liegt der Kohlepreis in Europa mit 55,5 USD je Tonne nur noch knapp über seinem 6-Jahrestief von Mitte Januar. Der gegenüber den ursprünglichen Plänen vom letzten Sommer noch etwas verschärfte "Clean Power Plan" von US-Präsident Obama lastet zusätzlich auf den Preisen.
Mit den ambitionierten Zielen für Erneuerbare Energien und der angestrebten Reduktion von Schadstoffausstoßen durch effizientere Kohlekraftwerke und einen verstärkten Einsatz an Gaskraftwerken wird der Kohlebedarf in den USA langfristig deutlich schrumpfen. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass eine neue Regierung diesen umstrittenen Plan wieder kippen kann. Eine Erholung der Kohlepreise wird neben notwendigen Produktionskürzungen vor allem vom (Import-)Bedarf der Schwellenländer abhängen, der zumindest mittelfristig wieder anziehen sollte.
Edelmetalle
Ein Interview im Wall Street Journal mit dem Präsidenten der Atlanta-Fed, Dennis Lockhart, hat über Nacht zu einer deutlichen Aufwertung des US-Dollar geführt. Dieser stieg gegenüber dem Euro auf ein 2-Wochenhoch. Lockhart sagte demnach, dass die US-Wirtschaft für eine Zinserhöhung bereit sei. Ihn würden nur deutlich schlechtere Konjunkturdaten davon abhalten, auf der September-Sitzung der Fed für einen Zinsschritt zu stimmen.
Gemäß Einschätzung unserer Volkswirte hat Lockhart bislang die durchschnittliche Meinung der Fed-Mitglieder repräsentiert. Das gestrige Interview ist demzufolge eine starke Indikation für eine Zinserhöhung im September. Der Markt hat daraufhin erstmals in diesem Jahr einen Zinsschritt im September mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% eingepreist. Angesichts dessen hält sich Gold unseres Erachtens mit knapp 1.090 USD je Feinunze noch relativ gut. In Euro gerechnet sorgt die feste US-Währung dafür, dass Gold auf 1.000 EUR je Feinunze steigt.
Wir gehen davon aus, dass der Goldpreis bis zur ersten Zinserhöhung unter Druck bleiben wird. Sobald die Unsicherheit über das Timing nachlässt, sollte der Preis wieder steigen. Unterdessen setzen sich die Abflüsse aus den Gold-ETFs fort. Nach gut 70 Tonnen im Juli - die höchsten in einem Monat seit Dezember 2013 - wurden auch im August bereits wieder 3,2 Tonnen abgezogen.
Industriemetalle
In China ist die Edelstahlproduktion gemäß Daten des Verbands der chinesischen Spezialstahlhersteller im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr um 0,7% auf 10,8 Mio. Tonnen gestiegen. Nach einem rückläufigen ersten Quartal hat die Edelstahlproduktion von April bis Juni demnach wieder angezogen. Nach wie vor besteht am chinesischen Markt ein hohes Überangebot an Edelstahl. Denn laut Verbandsangaben ist die lokale augenscheinliche Edelstahlnachfrage im ersten Halbjahr im Vorjahresvergleich um 1,6% auf rund 8 Mio. Tonnen gestiegen.
Da "nur" 1,8 Mio. Tonnen Edelstahl im Beobachtungszeitraum exportiert wurden, sind die Lagerbestände wohl deutlich aufgestockt worden. Sollte in China die Edelstahlproduktion gedrosselt werden, dürfte sich dies in einer geringeren Nachfrage nach Nickel widerspiegeln. Denn Nickel wird hauptsächlich in der Edelstahlindustrie zum Korrosionsschutz verwendet. Der Nickelpreis notiert heute Morgen weiter unter der Marke von 11.000 USD je Tonne.
Wie erwartet haben sich die spekulativen Finanzanleger in der letzten Woche aus den Metallen weiter zurückgezogen. So wurden gemäß LME-Statistik zum Beispiel die Netto-Long-Positionen bei Aluminium um gut 13% und bei Zink um über 20% reduziert. In beiden Fällen liegen sie auf dem niedrigsten Niveau seit Beginn der Datenreihe vor einem Jahr. Die Preise sind im Beobachtungszeitraum weiter gefallen, wozu die Finanzinvestoren wohl beigetragen haben.
Agrarrohstoffe
Der Preis für US-Mais konnte sich gestern weiter erholen und stieg von seinem 6-Wochentief am Anfang der Woche den zweiten Tag in Folge. Der September-Kontrakt notierte zu Handelsschluss bei 3,69 USD je Scheffel. Durch die immer noch hohen Erwartungen an die diesjährige Ernte und die hohen globalen Lagerbestände fällt der Gewinn für US-Mais jedoch geringer aus als man angesichts des niedrigen Preisniveaus erwarten könnte.
Die Trockenheit in den östlichen Anbaugebieten der USA hat die Pflanzenqualität bislang nicht beeinträchtigt. Im Schlepptau von Mais verteuerten sich auch Sojabohnen. Der Preis für den Terminkontrakt mit Fälligkeit im November stieg auf 9,42 USD je Scheffel.
Laut des brasilianischen Forschungsinstitutes Procafe könnte die laufende Kaffeeernte in Brasilien im Vergleich zur vorherigen Schätzung vom März um 20% bis 30% zurückgehen. Die Kaffeeernte ist bereits zu zwei Dritteln abgeschlossen und laut Procafe zeigt sich, dass die Bohnen relativ klein und teilweise nur schlecht ausgebildet sind. Es wird zunehmend klar, dass die Trockenheit im Januar den Kaffeepflanzen stärker zugesetzt hat als bisher angenommen.
Der Preis für die Sorte Arabica reagierte nur mit einem leichten Plus von 0,3% und schloss bei 124,90 US-Cents je Pfund. Eine stärkere Preiserholung wird durch die anhaltende Schwäche des Brasilianischen Real verhindert. Mittlerweile müssen für einen US-Dollar fast 3,50 Real bezahlt werden, soviel wie zuletzt vor 12½ Jahren.
Die Ölpreise erholen sich etwas von ihren zu Wochenbeginn verzeichneten Tiefständen. Brentöl kostet wieder mehr als 50 USD je Barrel, WTI mehr als 46 USD je Barrel. Unterstützt wird die Preiserholung von stärker als erwartet gefallenen US-Rohöl- und Benzinvorräten, welche gestern nach Handelsschluss vom API berichtet wurden.
Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag. Der Fokus dürfte sich dabei auch auf die US-Rohölproduktion richten. Sollte sich herausstellen, dass der kräftige Produktionsrückgang in der Vorwoche nur eine Eintagsfliege war, dürften die Ölpreise unter Druck geraten. Das beträchtliche Überangebot macht es unwahrscheinlich, dass aus der seit gestern laufenden Preiserholung ein länger anhaltender Preisanstieg wird.
Vor allem bedingt durch den in der ersten Jahreshälfte schwachen Importsog Chinas (-37,5% gegenüber dem Vorjahr) liegt der Kohlepreis in Europa mit 55,5 USD je Tonne nur noch knapp über seinem 6-Jahrestief von Mitte Januar. Der gegenüber den ursprünglichen Plänen vom letzten Sommer noch etwas verschärfte "Clean Power Plan" von US-Präsident Obama lastet zusätzlich auf den Preisen.
Mit den ambitionierten Zielen für Erneuerbare Energien und der angestrebten Reduktion von Schadstoffausstoßen durch effizientere Kohlekraftwerke und einen verstärkten Einsatz an Gaskraftwerken wird der Kohlebedarf in den USA langfristig deutlich schrumpfen. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass eine neue Regierung diesen umstrittenen Plan wieder kippen kann. Eine Erholung der Kohlepreise wird neben notwendigen Produktionskürzungen vor allem vom (Import-)Bedarf der Schwellenländer abhängen, der zumindest mittelfristig wieder anziehen sollte.
Edelmetalle
Ein Interview im Wall Street Journal mit dem Präsidenten der Atlanta-Fed, Dennis Lockhart, hat über Nacht zu einer deutlichen Aufwertung des US-Dollar geführt. Dieser stieg gegenüber dem Euro auf ein 2-Wochenhoch. Lockhart sagte demnach, dass die US-Wirtschaft für eine Zinserhöhung bereit sei. Ihn würden nur deutlich schlechtere Konjunkturdaten davon abhalten, auf der September-Sitzung der Fed für einen Zinsschritt zu stimmen.
Gemäß Einschätzung unserer Volkswirte hat Lockhart bislang die durchschnittliche Meinung der Fed-Mitglieder repräsentiert. Das gestrige Interview ist demzufolge eine starke Indikation für eine Zinserhöhung im September. Der Markt hat daraufhin erstmals in diesem Jahr einen Zinsschritt im September mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% eingepreist. Angesichts dessen hält sich Gold unseres Erachtens mit knapp 1.090 USD je Feinunze noch relativ gut. In Euro gerechnet sorgt die feste US-Währung dafür, dass Gold auf 1.000 EUR je Feinunze steigt.
Wir gehen davon aus, dass der Goldpreis bis zur ersten Zinserhöhung unter Druck bleiben wird. Sobald die Unsicherheit über das Timing nachlässt, sollte der Preis wieder steigen. Unterdessen setzen sich die Abflüsse aus den Gold-ETFs fort. Nach gut 70 Tonnen im Juli - die höchsten in einem Monat seit Dezember 2013 - wurden auch im August bereits wieder 3,2 Tonnen abgezogen.
Industriemetalle
In China ist die Edelstahlproduktion gemäß Daten des Verbands der chinesischen Spezialstahlhersteller im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr um 0,7% auf 10,8 Mio. Tonnen gestiegen. Nach einem rückläufigen ersten Quartal hat die Edelstahlproduktion von April bis Juni demnach wieder angezogen. Nach wie vor besteht am chinesischen Markt ein hohes Überangebot an Edelstahl. Denn laut Verbandsangaben ist die lokale augenscheinliche Edelstahlnachfrage im ersten Halbjahr im Vorjahresvergleich um 1,6% auf rund 8 Mio. Tonnen gestiegen.
Da "nur" 1,8 Mio. Tonnen Edelstahl im Beobachtungszeitraum exportiert wurden, sind die Lagerbestände wohl deutlich aufgestockt worden. Sollte in China die Edelstahlproduktion gedrosselt werden, dürfte sich dies in einer geringeren Nachfrage nach Nickel widerspiegeln. Denn Nickel wird hauptsächlich in der Edelstahlindustrie zum Korrosionsschutz verwendet. Der Nickelpreis notiert heute Morgen weiter unter der Marke von 11.000 USD je Tonne.
Wie erwartet haben sich die spekulativen Finanzanleger in der letzten Woche aus den Metallen weiter zurückgezogen. So wurden gemäß LME-Statistik zum Beispiel die Netto-Long-Positionen bei Aluminium um gut 13% und bei Zink um über 20% reduziert. In beiden Fällen liegen sie auf dem niedrigsten Niveau seit Beginn der Datenreihe vor einem Jahr. Die Preise sind im Beobachtungszeitraum weiter gefallen, wozu die Finanzinvestoren wohl beigetragen haben.
Agrarrohstoffe
Der Preis für US-Mais konnte sich gestern weiter erholen und stieg von seinem 6-Wochentief am Anfang der Woche den zweiten Tag in Folge. Der September-Kontrakt notierte zu Handelsschluss bei 3,69 USD je Scheffel. Durch die immer noch hohen Erwartungen an die diesjährige Ernte und die hohen globalen Lagerbestände fällt der Gewinn für US-Mais jedoch geringer aus als man angesichts des niedrigen Preisniveaus erwarten könnte.
Die Trockenheit in den östlichen Anbaugebieten der USA hat die Pflanzenqualität bislang nicht beeinträchtigt. Im Schlepptau von Mais verteuerten sich auch Sojabohnen. Der Preis für den Terminkontrakt mit Fälligkeit im November stieg auf 9,42 USD je Scheffel.
Laut des brasilianischen Forschungsinstitutes Procafe könnte die laufende Kaffeeernte in Brasilien im Vergleich zur vorherigen Schätzung vom März um 20% bis 30% zurückgehen. Die Kaffeeernte ist bereits zu zwei Dritteln abgeschlossen und laut Procafe zeigt sich, dass die Bohnen relativ klein und teilweise nur schlecht ausgebildet sind. Es wird zunehmend klar, dass die Trockenheit im Januar den Kaffeepflanzen stärker zugesetzt hat als bisher angenommen.
Der Preis für die Sorte Arabica reagierte nur mit einem leichten Plus von 0,3% und schloss bei 124,90 US-Cents je Pfund. Eine stärkere Preiserholung wird durch die anhaltende Schwäche des Brasilianischen Real verhindert. Mittlerweile müssen für einen US-Dollar fast 3,50 Real bezahlt werden, soviel wie zuletzt vor 12½ Jahren.