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Ölpreise fallen auf mehrmonatige Tiefstände

06.08.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise haben die Tiefs von Anfang der Woche unterschritten. Brent fiel bis auf 49 USD je Barrel. Dies entspricht dem niedrigsten Stand seit Ende Januar. WTI notiert bei weniger als 45 USD je Barrel, was zuletzt Mitte März der Fall war. Selbst ein unerwartet kräftiger Abbau der US-Rohölvorräte um 4,4 Mio. Barrel in der letzten Woche, welcher vom US-Energieministerium gestern Nachmittag berichtet wurde, konnte den Preisrückgang nicht verhindern. Dieser war auf gesunkene Importe und einen nochmaligen Anstieg der Rohölverarbeitung zurückzuführen.

Letztere liegt erstmals überhaupt bei mehr als 17 Mio. Barrel pro Tag. Die Frage ist, wie lange die Raffinerien dieses extrem hohe Niveau der Verarbeitung aufrechterhalten werden. Denn die nachfragestarke Sommerfahrsaison geht in einem Monat zu Ende. Ohne eine Anpassung der Rohölverarbeitung droht dann ein massiver Anstieg der Benzinvorräte, nachdem die Destillatebestände aufgrund der hohen Verarbeitung in den letzten Wochen schon massiv gestiegen sind.

Die Verarbeitungsmargen würden dann unweigerlich unter Druck geraten und damit auch der Anreiz der Raffinerien zur Rohölverarbeitung sinken. Bei einer niedrigeren Rohölverarbeitung dürften die Rohöllagerbestände wieder steigen. Diese liegen bereits knapp 100 Mio. Barrel über dem zu dieser Jahreszeit üblichen Niveau. Hoffnungen, dass der Rückgang der US-Rohölproduktion sich fortsetzt, wurden enttäuscht. Diese stieg in der letzten Woche um gut 50 Tsd. Barrel pro Tag und machte damit gut ein Drittel des Rückgangs der Vorwoche wieder wett.

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Edelmetalle

Die Veröffentlichung mehrerer Konjunkturdaten in den USA, die unterschiedlich ausfielen, führten gestern bei den Goldpreisen zu einem Auf und Ab. Enttäuschende US-Arbeitsmarktdaten - die Zahl der neu geschaffenen Stellen gemäß ADP lag im Juli unter den Erwartungen - ließen den Goldpreis zunächst auf gut 1.090 USD je Feinunze steigen. Die Gewinne konnten jedoch nicht gehalten werden, da der ISM-Index für den Dienstleistungssektor deutlich besser ausfiel als erwartet. Dieser stieg auf 60,3 und damit den höchsten Stand seit fast zehn Jahren und die Beschäftigungskomponente deutet auf einen robusten Stellenaufbau im Dienstleistungssektor hin.

Im Zuge dessen rutschte Gold wieder auf knapp 1.085 USD ab, wo es auch heute Morgen in etwa noch handelt. Die Marktteilnehmer dürften nun auf die Veröffentlichung der offiziellen US-Arbeitsmarktstatistik morgen schauen. Die Daten sind vor allem für die US-Notenbank Fed relevant, wann sie die Zinsen anhebt. Belastet wurden die Goldpreise gestern auch durch weitere Abflüsse aus den Gold-ETFs - die Bestände wurden um 4,6 Tonnen reduziert.

Unterstützung könnte es in den nächsten Monaten durch die indische Goldnachfrage geben. Der größte indische Goldverarbeiter erwartet, dass Indien im laufenden Fiskaljahr 2015/16 zwischen 900 und 1.000 Tonnen Gold importieren wird. Diese sollen wegen der niedrigen Preise durch eine höhere Nachfrage vor allem im vierten Quartal während der Feiertagssaison zustande kommen. Im Juli hat Indien demnach 70-75 Tonnen Gold importiert, im August sollen die Einfuhren noch über diesem Niveau liegen.


Industriemetalle

Mit Ausnahme von Nickel verzeichneten die Metalle auch gestern Preisrückgänge. Gemischte Konjunkturdaten aus den USA, die schlussendlich zu einem etwas schwächeren US-Dollar führten, gaben den Metallpreisen keine Unterstützung. Aluminium fiel erstmals seit sechs Jahren unter die psychologisch wichtige Marke von 1.600 USD je Tonne. Hierzu haben wohl auch die schwachen Ölpreise beigetragen, die die Kostenseite der Schmelzen entlasten.

Sollte der Preis dieses Niveau nicht schnell wieder zurückerobern, könnte dies zu technischen Anschlussverkäufen führen und der Preisrückgang sich fortsetzen. Aus charttechnischer Sicht wäre die nächste Unterstützung dann bei rund 1.550 USD je Tonne.

Der größte Verlierer bei den Industriemetallen war gestern Zinn. Auf Schlusskursbasis betrug das Minus 1,8%, zwischenzeitlich summierten sich die Verluste auf 4%. Indonesien, der weltgrößte Zinnexporteur, hat im Juli im Vergleich zum Vorjahr zwar weniger Zinn ausgeführt, absolut betrachtet lagen die Exporte mit 6,3 Tsd. Tonnen aber nach wie vor auf einem hohen Niveau.

Offenbar wurden noch vor der Einführung verschärfter Ausfuhrbestimmungen zum 1. August größere Volumina verkauft. Entgegen früherer Aussagen plant PT Timah, der größte indonesische Zinnproduzent, im August jetzt doch mindestens 2 Tsd. Tonnen Zinn zu exportieren. Der globale Markt könnte besser versorgt sein als zunächst angenommen, was einer deutlichen Preiserholung von Zinn entgegenstehen sollte.


Agrarrohstoffe

Der Rohzuckerpreis geriet gestern erneut unter Druck und verzeichnete bei 10,74 US-Cents je Pfund ein neues 6½-Jahrestief. Ein Grund für den niedrigen Zuckerpreis ist der schwache Brasilianische Real. Dieser macht es für die brasilianischen Exporteure attraktiv, Rohzucker aus der gerade laufenden Ernte an den Weltmärkten zu verkaufen. Der ohnehin schon überversorgte Markt wird dadurch weiter mit Zucker überflutet.

Daneben spielen auch Nachrichten aus Indien eine preisbelastende Rolle. Regierungsquellen zufolge könnte die indische Regierung ein Gesetz erlassen, was die indischen Zuckermühlen dazu verpflichtet, deutlich mehr Zucker zu exportieren. Ziel der geplanten Einführung der Exportpflicht ist der Abbau der hohen inländischen Lagerbestände, um die inländischen Zuckerpreise zu stützen. Sollte das Gesetz ab Beginn des neuen Erntejahres am 1. Oktober 2015 in Kraft treten und Indien ab Oktober deutlich mehr Zucker exportieren, dürfte dies die Zuckerpreise weiter unter Druck setzen.

Denn Indien dürfte zu Beginn des neuen Erntejahres auf Lagerbeständen von gut 10 Mio. Tonnen sitzen, welche angesichts einer erwarteten Produktion von 28 Mio. Tonnen und einem Verbrauch von 24-25 Mio. Tonnen weiter anschwellen dürften. Das daraus resultierende Exportpotenzial würde das bislang für 2015/16 erwartete globale Angebotsdefizit abdecken. Die Überproduktion in Indien ist Folge der staatlich festgesetzten Abnahmepreise für die heimischen Zuckerrohrproduzenten, welche deutlich über den Marktpreisen liegen.



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