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Steigendes Überangebot bei Mitteldestillaten

07.08.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise verzeichneten gestern neue mehrmonatige Tiefstände. Brent notierte zeitweise unter 49 USD je Barrel und war damit so billig wie zuletzt Ende Januar. WTI fiel fast bis auf 44 USD je Barrel und damit auf ein 4½-Monatstief. Am Morgen erholten sich die Preise geringfügig. Für eine deutlichere und länger anhaltende Preiserholung fehlt es derzeit an fundamentaler Unterstützung.

Saudi-Arabien hat zwar seine Verkaufspreise (OSP) für asiatische Kunden erhöht und verlangt im September für Arab Light einen Preisaufschlag gegenüber der Benchmark Oman/Dubai von 40 US-Cents je Barrel. Das ist der erste Preisaufschlag seit einem Jahr. Im Vorfeld war aufgrund der starken Nachfrage allerdings mit einer stärkeren Anhebung gerechnet worden. Für die USA wurden die entsprechenden Verkaufspreise dagegen unverändert belassen und für Europa sogar gesenkt.

Offensichtlich setzt der größte OPEC-Produzent weiterhin auf die Strategie der Verteidigung von Marktanteilen, was sich auch an den jüngsten Produktionszahlen ablesen lässt. Das Überangebot auf dem Ölmarkt zeigt sich inzwischen auch bei den Ölprodukten und hier insbesondere bei den Mitteldestillaten.

Die ARA-Gasölbestände sind in dieser Woche laut PJK International um 185 Tsd. Tonnen auf ein Rekordniveau von 3,368 Mio. Tonnen gestiegen. Auch in den USA sind die Destillatebestände in den letzten Wochen kräftig gestiegen. Sie liegen inzwischen auf einem 3½-Jahreshoch. Dies sollte einer Ausweitung des Gasöl-Brent-Crackspreads bis auf weiteres entgegenstehen.


Edelmetalle

Der Fokus am Goldmarkt dürfte heute auf den US-Arbeitsmarktdaten für Juli liegen. Die Fed Fund Futures preisen derzeit eine Wahrscheinlichkeit für eine Fed-Zinserhöhung im September von ca. 50% ein. Sollte diese nach den Daten steigen und der US-Dollar aufwerten, dürfte der Goldpreis das 5½-Jahrestief von Ende Juli bei 1.077 USD je Feinunze testen. Dass der Goldpreis den gestiegenen Zinserhöhungserwartungen in den letzten Tagen weitgehend trotzen konnte, dürfte vor allem auf die schwächeren Aktienmärkte zurückzuführen sein.

So schloss der Dow Jones Industrial Average nach dem sechsten Tagesrückgang in Folge gestern auf einem 6-Monatstief. Geraten die Aktienmärkte nach den Daten weiter unter Druck, würde dies einem niedrigeren Goldpreis entgegenstehen.

Wie schon am Dienstag vom Verband der Automobilindustrie (VDA) veröffentlicht wurde, verzeichnete der Automarkt in Deutschland einen extrem starken Juli. Demnach wurden im letzten Monat gut 290 Tsd. Autos hierzulande neu zugelassen, 7% mehr als im Vorjahr. Lässt man das Jahr 2009 wegen der Abwrackprämie außer Betracht, war dies laut Verbandsangaben der bisher stärkste Jahresanstieg in einem Monat in diesem Jahrhundert. In den ersten sieben Monaten 2015 wurden 1,91 Mio. Autos neu zugelassen, ein Anstieg um 6% gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Der deutsche Automarkt ist einer der größten in Europa. Die starken Neuzulassungszahlen sprechen eigentlich für eine robuste Nachfrage nach Platin und Palladium und sollten deren Preise unterstützen. Für den europäischen Markt werden diesen Monat von ACEA wegen der Sommerpause keine Julidaten veröffentlicht, sondern zusammen mit den Augustzahlen erst Mitte September.


Industriemetalle

Der Eisenerzpreis ist gestern zwar leicht auf 56,4 USD je Tonne gefallen, hatte tags zuvor aber ein 5-Wochenhoch erreicht. Von seinem Tief Anfang Juli hat er sich um 27% erholt. Der Anstieg dürfte in Zusammenhang mit den zuletzt wieder höheren Stahlpreisen in China stehen. Der dortige Preis für warmgewalzten Stahl handelt auf dem höchsten Stand seit über vier Wochen. In China scheint die Nachfrage nach Eisenerz derzeit relativ solide zu sein. Darauf deuten unter anderem die Verladedaten von Port Hedland, dem größten australischen Exporthafen für Eisenerz, hin.

Zwar sind die Verschiffungen im Juli im Vergleich zum rekordhohen Vormonat etwas gesunken, sie lagen aber mit 35 Mio. Tonnen weiter auf einem absolut betrachtet hohen Niveau. Für den Rückgang waren zudem geplante Wartungsarbeiten mitverantwortlich. Der Großteil des verladenen Eisenerzes wurde nach China verschifft.

Die in den letzten Monaten hohen australischen Eisenerzexporte haben sich auch in einem deutlichen Anstieg des Baltic Dry Index widergespiegelt. Dieser misst die Frachtraten für Schüttguttransporte auf den wichtigsten seewärtigen Handelsrouten und hat am Mittwoch mit 1.222 Punkten den höchsten Wert seit Ende November erreicht. Seit Anfang Juni hat er sich mehr als verdoppelt.

Der Index, der früher als Barometer der globalen Wirtschaftsaktivitäten fungierte, deutet also nicht auf einen Einbruch der Rohstoffnachfrage hin, wie man angesichts der stark gefallenen Rohstoffpreise meinen könnte (siehe auch "Woche im Fokus" von heute).

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Agrarrohstoffe

Mais und Sojabohnen haben sich gestern an der CBOT leicht verbilligt. Soja-bohnen schlossen bei 943 US-Cents je Scheffel, Mais bei 370 US-Cents je Scheffel. Grund für die moderaten Preisrückgänge ist unter anderem die abwartende Haltung der Marktteilnehmer, wie sich das Wetter in den US-Anbaugebieten in den kommenden Tagen entwickelt.

Das Analysehaus Informa Economics hat die Ernteprognose für Sojabohnen von 3,77 Mrd. Scheffel auf 3,789 Mrd. Scheffel angehoben. Das US-Landwirtschaftsministerium USDA rechnet mit einer US-Sojabohnenernte von 3,885 Mrd. Scheffel. Bei Mais geht Informa von einer Ernte von 13,41 Mrd. Scheffel aus und liegt damit etwas unter der USDA-Prognose von 13,53 Mrd. Scheffel.

Laut dem Beratungshaus Agritel könnte es in Frankreich, dem größten EU-Weizenproduzenten und -exporteur, zu einer Rekordernte kommen. Der bisherige Rekord aus dem Jahr 1998 liegt bei 38,2 Mio. Tonnen. Agritel prognostiziert eine Weizenernte von 38,9 Mio. Tonnen. Trotz der Trockenheit und Hitze am Anfang des Sommers konnten sich die Pflanzen bis zur Erntereife sehr gut entwickeln.

Die zwei größten Silobetreiber Frankreichs, Socomac und Senalia, nehmen laut einer Meldung der Terminbörse Euronext keine neuen Weizenlieferungen mehr an, da die Kapazitäten momentan ausgeschöpft seien. Der meistgehandelte Terminkontrakt für EU-Weizen mit Fälligkeit Dezember legte trotz der Erwartungen einer Rekordernte in Frankreich in den letzten 3 Tagen um 2% zu und notiert aktuell bei 186 EUR je Tonne.



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