Anlegernachfrage zieht an, aber Investmentbanken raten zum Goldverkauf
10.08.2015 | Thorsten Proettel
Münzen und Barren wieder gefragt
Der auf dem niedrigsten Stand seit Anfang 2010 verharrende Goldpreis sorgt für eine Nachfragebelebung im Bereich der Barren und Münzen. Hierzulande melden Sparkassen sowie Banken anziehende Umsätze und werden dabei durch die großen Münzprägeanstalten bestätigt. So gab die Perth Mint für den Monat Juli den Verkauf von "Australian Kangaroos", anderen Münzen sowie Barren im Volumen von 1,6 Tonnen bekannt.
Dies entspricht dem höchsten Wert seit Oktober 2014 (siehe Chart). Und das US-Münzamt prägte "Gold Eagle"-Münzen im Gesamtgewicht von 5,3 Tonnen, womit die höchste Nachfrage seit April 2013 dokumentiert wird.
Negative Stimmung
Das Absatzplus im Bereich der Münzen und Barren, die häufig von Privatanlegern erworben werden, kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass dem Goldmarkt von Seiten der Großinvestoren derzeit ein heftiger Sturm entgegenbläst. Eine ganze Reihe von Investmentbanken bis hin zu auf Privatkunden spezialisierten Häusern rät derzeit zum Ausstieg aus dem Edelmetall.
Beispielsweise schrieb der vormalige Pimco-Chefvolkswirt Mohamed El-Erian in der Financial Times, es könne niemanden in der Finanzwelt überraschen, dass Gold ein enttäuschendes Investment sei. Aufgrund der schlechten Wertentwicklung könnten zukünftig noch mehr Spekulanten gegen das gelbe Metall wetten und so den Preis nach unten drücken, was langfristig orientierte Anleger weiter verunsichern dürfte.
Goldbestände der ETCs rückläufig
Auch wenn wir uns der generellen Schwarzmalerei nicht anschließen möchten, ist die Gefahr nicht von der Hand zu weisen, dass eine negative Grundtendenz auf einem Vermögensmarkt durch fortwährende Zweitrundeneffekte, also Verkäufe, immer weiter fortgesetzt werden kann. An der Börse wird dies durch das Bonmot, "Die Baisse nährt die Baisse" umschrieben.
Tatsächlich führte der jüngste, von großen Terminmarktverkäufen in Shanghai herrührende Goldpreiseinbruch, zu einem erneuten Abverkauf im Bereich der physisch besicherten Goldfonds. Diese ETCs veräußerten seit Mitte Juli rund 75 Tonnen Gold, während sie im bisherigen Jahresverlauf lediglich 10 Tonnen des Edelmetalls auf den Markt brachten (siehe Chart).
Charttechnische Unterstützung?
Zumindest von der Angebotsseite erfährt der Goldmarkt derzeit eine Unterstützung. Wie an dieser Stelle schon mehrfach erwähnt wurde, dürfte sich das Altgoldrecycling weiterhin rückläufig entwickeln und so manches Minenunternehmen gerät momentan in ernsthafte Schwierigkeiten. Charttechnisch argumentierende Beobachter machen auf ein weiteres Argument aufmerksam: Bei dem aktuellen Stand von rund 1.090 USD je Feinunze hat Gold fast exakt die Hälfte des Anstiegs von 250 USD im Jahr 1999 auf 1.921 USD im Jahr 2011 wieder verloren. Das Niveau eines solchen "50-%-Retracements" gilt als wichtige Unterstützungslinie.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.
Der auf dem niedrigsten Stand seit Anfang 2010 verharrende Goldpreis sorgt für eine Nachfragebelebung im Bereich der Barren und Münzen. Hierzulande melden Sparkassen sowie Banken anziehende Umsätze und werden dabei durch die großen Münzprägeanstalten bestätigt. So gab die Perth Mint für den Monat Juli den Verkauf von "Australian Kangaroos", anderen Münzen sowie Barren im Volumen von 1,6 Tonnen bekannt.
Dies entspricht dem höchsten Wert seit Oktober 2014 (siehe Chart). Und das US-Münzamt prägte "Gold Eagle"-Münzen im Gesamtgewicht von 5,3 Tonnen, womit die höchste Nachfrage seit April 2013 dokumentiert wird.
Negative Stimmung
Das Absatzplus im Bereich der Münzen und Barren, die häufig von Privatanlegern erworben werden, kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass dem Goldmarkt von Seiten der Großinvestoren derzeit ein heftiger Sturm entgegenbläst. Eine ganze Reihe von Investmentbanken bis hin zu auf Privatkunden spezialisierten Häusern rät derzeit zum Ausstieg aus dem Edelmetall.
Beispielsweise schrieb der vormalige Pimco-Chefvolkswirt Mohamed El-Erian in der Financial Times, es könne niemanden in der Finanzwelt überraschen, dass Gold ein enttäuschendes Investment sei. Aufgrund der schlechten Wertentwicklung könnten zukünftig noch mehr Spekulanten gegen das gelbe Metall wetten und so den Preis nach unten drücken, was langfristig orientierte Anleger weiter verunsichern dürfte.
Goldbestände der ETCs rückläufig
Auch wenn wir uns der generellen Schwarzmalerei nicht anschließen möchten, ist die Gefahr nicht von der Hand zu weisen, dass eine negative Grundtendenz auf einem Vermögensmarkt durch fortwährende Zweitrundeneffekte, also Verkäufe, immer weiter fortgesetzt werden kann. An der Börse wird dies durch das Bonmot, "Die Baisse nährt die Baisse" umschrieben.
Tatsächlich führte der jüngste, von großen Terminmarktverkäufen in Shanghai herrührende Goldpreiseinbruch, zu einem erneuten Abverkauf im Bereich der physisch besicherten Goldfonds. Diese ETCs veräußerten seit Mitte Juli rund 75 Tonnen Gold, während sie im bisherigen Jahresverlauf lediglich 10 Tonnen des Edelmetalls auf den Markt brachten (siehe Chart).
Charttechnische Unterstützung?
Zumindest von der Angebotsseite erfährt der Goldmarkt derzeit eine Unterstützung. Wie an dieser Stelle schon mehrfach erwähnt wurde, dürfte sich das Altgoldrecycling weiterhin rückläufig entwickeln und so manches Minenunternehmen gerät momentan in ernsthafte Schwierigkeiten. Charttechnisch argumentierende Beobachter machen auf ein weiteres Argument aufmerksam: Bei dem aktuellen Stand von rund 1.090 USD je Feinunze hat Gold fast exakt die Hälfte des Anstiegs von 250 USD im Jahr 1999 auf 1.921 USD im Jahr 2011 wieder verloren. Das Niveau eines solchen "50-%-Retracements" gilt als wichtige Unterstützungslinie.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.