Deutliche Preiserholung auf breiter Front
11.08.2015 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise legten gestern um bis zu 4% zu und setzen die Preiserholung heute Morgen nach kurzer Unterbrechung fort. Brent steigt im Zuge dessen auf 51 USD je Barrel. WTI kostet mehr als 45 USD je Barrel. Neben einem schwächeren US-Dollar gab ein breitangelegter Anstieg der Rohstoffpreise den Ölpreisen gestern Auftrieb. Offensichtlich kommt es nach den massiven Preisrückgängen in den Wochen zuvor zu Eindeckungen von Short-Positionen.
Für eine länger anhaltende Preiserholung besteht angesichts des weiterhin beträchtlichen Überangebots allerdings noch keine tragfähige Basis. Das scheinen auch die spekulativen Finanzanleger so zu sehen. Diese haben sich in der Woche zum 4. August weiter aus ihren Investments bei Brent zurückgezogen. Laut ICE kam es zu einem Abbau der spekulativen Netto-Long-Positionen um knapp 29 Tsd. auf 150 Tsd. Kontrakte. Das war der dritte kräftige Wochenrückgang in Folge. Die Netto-Long-Positionen liegen inzwischen auf dem niedrigsten Niveau seit sechs Monaten.
Der Preisrückgang in den letzten Wochen war somit teilweise auch spekulativ getrieben. Im Gegensatz zu Brent kam es bei WTI in derselben Berichtswoche zu einem Aufbau der spekulativen Netto-Long-Positionen um 9,5 Tsd. Kontrakte. Eine derartige Divergenz hat es in diesem Sommer allerdings schon des Öfteren gegeben, wenn auch mit umgekehrten Vorzeichen. So stiegen die Netto-Long-Positionen bei Brent bis Mitte Juli, während sie bei WTI abgebaut wurden. Insofern dürfte es sich bei der aktuellen Entwicklung lediglich um eine Korrektur dieser Divergenz handeln.
Edelmetalle
Gold steigt heute auf ein 3-Wochenhoch von knapp 1.120 USD je Feinunze. Auch in Euro legt Gold merklich zu und überspringt deutlich die Marke von 1.000 EUR je Feinunze. Auslöser ist vermutlich die Abwertung des Chinesischen Yuan durch die chinesische Zentralbank PBoC in der Nacht. Der Yuan verzeichnete daraufhin den stärksten Tagesrückgang seit 1994. Die Maßnahme der PBoC könnte die Tür zu einer weiteren Runde im globalen Abwertungswettlauf der Währungen öffnen.
Hiervon sollte Gold als Alternativwährung profitieren. Zudem hat China mit diesem Schritt deutlich gemacht, dass sich das Land nicht an der bevorstehenden Straffung der Geldpolitik der US-Notenbank Fed beteiligen wird. Gemäß Meldungen einer chinesischen Nachrichtenagentur, die sich auf Daten des chinesischen Goldverbands beruft, hat China im ersten Halbjahr 228,7 Tonnen Gold produziert, 8,4% mehr als im Vorjahr. Damit untermauert China seine Position als weltgrößter Goldproduzent und könnte zugleich das Rekordniveau aus dem letzten Jahr übertreffen.
Die Goldnachfrage fiel demnach im ersten Halbjahr nur um 1,4% auf 561,4 Tonnen, deutlich weniger als der Rückgang der Importe via Hongkong impliziert. Das heißt, dass es von Januar bis Juni zu einem Abbau der Lagerbestände gekommen ist und nun der Bedarf besteht, die Vorräte wieder aufzustocken. Dies könnte zu höheren chinesischen Goldimporten im zweiten Halbjahr führen, die wiederum den Goldpreis unterstützen sollten.
Industriemetalle
Gestern Nachmittag kam es an den Metallmärkten zu einer kräftigen Erholungsbewegung. Nickel als größter Gewinner verteuerte sich um 3,2% auf über 11.100 USD je Tonne. Aluminium stieg um 1,9% auf knapp 1.620 USD je Tonne. Heute Morgen kommt es allerdings bereits wieder zu Gewinnmitnahmen. Dazu trägt wohl auch die von der chinesischen Zentralbank durchgeführte Abwertung des Yuan gegenüber dem US-Dollar bei (siehe Edelmetalle).
Denn diese deutet darauf hin, dass es der chinesischen Wirtschaft anscheinend schlechter geht als die offiziellen Daten ausweisen. China hat gemäß Zollbehörde im Juli rund 360 Tsd. Tonnen Aluminium und Aluminiumprodukte exportiert. Dies waren zwar 20% weniger als im Vormonat und 5% weniger als im Vorjahr, wozu die gefallenen Preise wohl beigetragen haben. Mit 2,87 Mio. Tonnen in den ersten sieben Monaten des Jahres hat das Land aber 28% mehr Aluminium und Aluminiumprodukte ausgeführt als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.
Wegen der Überkapazitäten am heimischen Markt dürfte China unseres Erachtens auch in den nächsten Monaten weiter große Mengen Aluminium exportieren und so zum Überangebot am Weltmarkt beitragen. Damit der Markt wieder mehr ins Gleichgewicht kommt, sind umfangreiche Produktionskürzungen, allen voran in China, notwendig. Außerhalb Chinas hatte Ende letzter Woche der US-Produzent Century Aluminum angekündigt, die Produktion in zwei Schmelzen in den USA nicht wieder auszuweiten bzw. wieder anzufahren.
Agrarrohstoffe
Der Sojabohnenpreis profitiert von der Erwartung einer Kürzung bei der Ernteprognose und den Lagerbeständen in den USA durch das US-Landwirtschaftsministerium. Dieses veröffentlicht morgen neue Schätzungen zu Angebot und Nachfrage bei wichtigen Agrarprodukten. Weiteren Auftrieb gaben die letzten US-Exportdaten. Auch wenn die Konkurrenz durch Brasilien nicht zuletzt aufgrund des schwachen Brasilianischen Real hoch bleiben dürfte, sollten auch die US-Sojabohnenexporte von der weiter wachsenden Nachfrage aus China profitieren.
Die chinesische Zollbehörde meldete für Juli mit 9,5 Mio. Tonnen die höchste Importmenge von Sojabohnen aller Zeiten. Im Juni hatte China 8,1 Mio. Tonnen importiert, im Juli 2014 7,5 Mio. Tonnen. Der chinesische Analysedienst CNGOIC schätzt die gesamten Importe 2014/15 auf 76 Mio. Tonnen (+8% gegenüber Vorjahr) und erwartet 2015/16 einen weiteren kleinen Anstieg. US-Exporteure haben bereits größere Kaufverträge mit China über Ware aus der Ernte 2015/16 abgeschlossen.
Nun steht auch die Wettervorhersage für die US-Anbaugebiete auf heiße und trockene Witterung, die zu neuen Problemen bei den heranwachsenden Pflanzen führen könnte. Dies lässt auch den Maispreis steigen, zumal sich die schlechten Aussichten für die europäische Maisernte verfestigen. Das französische Agrarministerium taxiert das Minus in Frankreich flächen- und ertragsbedingt auf 28% gegenüber dem rekordhohen Vorjahr, der Deutsche Raiffeisenverband für Deutschland auf 10%.
Die Ölpreise legten gestern um bis zu 4% zu und setzen die Preiserholung heute Morgen nach kurzer Unterbrechung fort. Brent steigt im Zuge dessen auf 51 USD je Barrel. WTI kostet mehr als 45 USD je Barrel. Neben einem schwächeren US-Dollar gab ein breitangelegter Anstieg der Rohstoffpreise den Ölpreisen gestern Auftrieb. Offensichtlich kommt es nach den massiven Preisrückgängen in den Wochen zuvor zu Eindeckungen von Short-Positionen.
Für eine länger anhaltende Preiserholung besteht angesichts des weiterhin beträchtlichen Überangebots allerdings noch keine tragfähige Basis. Das scheinen auch die spekulativen Finanzanleger so zu sehen. Diese haben sich in der Woche zum 4. August weiter aus ihren Investments bei Brent zurückgezogen. Laut ICE kam es zu einem Abbau der spekulativen Netto-Long-Positionen um knapp 29 Tsd. auf 150 Tsd. Kontrakte. Das war der dritte kräftige Wochenrückgang in Folge. Die Netto-Long-Positionen liegen inzwischen auf dem niedrigsten Niveau seit sechs Monaten.
Der Preisrückgang in den letzten Wochen war somit teilweise auch spekulativ getrieben. Im Gegensatz zu Brent kam es bei WTI in derselben Berichtswoche zu einem Aufbau der spekulativen Netto-Long-Positionen um 9,5 Tsd. Kontrakte. Eine derartige Divergenz hat es in diesem Sommer allerdings schon des Öfteren gegeben, wenn auch mit umgekehrten Vorzeichen. So stiegen die Netto-Long-Positionen bei Brent bis Mitte Juli, während sie bei WTI abgebaut wurden. Insofern dürfte es sich bei der aktuellen Entwicklung lediglich um eine Korrektur dieser Divergenz handeln.
Edelmetalle
Gold steigt heute auf ein 3-Wochenhoch von knapp 1.120 USD je Feinunze. Auch in Euro legt Gold merklich zu und überspringt deutlich die Marke von 1.000 EUR je Feinunze. Auslöser ist vermutlich die Abwertung des Chinesischen Yuan durch die chinesische Zentralbank PBoC in der Nacht. Der Yuan verzeichnete daraufhin den stärksten Tagesrückgang seit 1994. Die Maßnahme der PBoC könnte die Tür zu einer weiteren Runde im globalen Abwertungswettlauf der Währungen öffnen.
Hiervon sollte Gold als Alternativwährung profitieren. Zudem hat China mit diesem Schritt deutlich gemacht, dass sich das Land nicht an der bevorstehenden Straffung der Geldpolitik der US-Notenbank Fed beteiligen wird. Gemäß Meldungen einer chinesischen Nachrichtenagentur, die sich auf Daten des chinesischen Goldverbands beruft, hat China im ersten Halbjahr 228,7 Tonnen Gold produziert, 8,4% mehr als im Vorjahr. Damit untermauert China seine Position als weltgrößter Goldproduzent und könnte zugleich das Rekordniveau aus dem letzten Jahr übertreffen.
Die Goldnachfrage fiel demnach im ersten Halbjahr nur um 1,4% auf 561,4 Tonnen, deutlich weniger als der Rückgang der Importe via Hongkong impliziert. Das heißt, dass es von Januar bis Juni zu einem Abbau der Lagerbestände gekommen ist und nun der Bedarf besteht, die Vorräte wieder aufzustocken. Dies könnte zu höheren chinesischen Goldimporten im zweiten Halbjahr führen, die wiederum den Goldpreis unterstützen sollten.
Industriemetalle
Gestern Nachmittag kam es an den Metallmärkten zu einer kräftigen Erholungsbewegung. Nickel als größter Gewinner verteuerte sich um 3,2% auf über 11.100 USD je Tonne. Aluminium stieg um 1,9% auf knapp 1.620 USD je Tonne. Heute Morgen kommt es allerdings bereits wieder zu Gewinnmitnahmen. Dazu trägt wohl auch die von der chinesischen Zentralbank durchgeführte Abwertung des Yuan gegenüber dem US-Dollar bei (siehe Edelmetalle).
Denn diese deutet darauf hin, dass es der chinesischen Wirtschaft anscheinend schlechter geht als die offiziellen Daten ausweisen. China hat gemäß Zollbehörde im Juli rund 360 Tsd. Tonnen Aluminium und Aluminiumprodukte exportiert. Dies waren zwar 20% weniger als im Vormonat und 5% weniger als im Vorjahr, wozu die gefallenen Preise wohl beigetragen haben. Mit 2,87 Mio. Tonnen in den ersten sieben Monaten des Jahres hat das Land aber 28% mehr Aluminium und Aluminiumprodukte ausgeführt als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.
Wegen der Überkapazitäten am heimischen Markt dürfte China unseres Erachtens auch in den nächsten Monaten weiter große Mengen Aluminium exportieren und so zum Überangebot am Weltmarkt beitragen. Damit der Markt wieder mehr ins Gleichgewicht kommt, sind umfangreiche Produktionskürzungen, allen voran in China, notwendig. Außerhalb Chinas hatte Ende letzter Woche der US-Produzent Century Aluminum angekündigt, die Produktion in zwei Schmelzen in den USA nicht wieder auszuweiten bzw. wieder anzufahren.
Agrarrohstoffe
Der Sojabohnenpreis profitiert von der Erwartung einer Kürzung bei der Ernteprognose und den Lagerbeständen in den USA durch das US-Landwirtschaftsministerium. Dieses veröffentlicht morgen neue Schätzungen zu Angebot und Nachfrage bei wichtigen Agrarprodukten. Weiteren Auftrieb gaben die letzten US-Exportdaten. Auch wenn die Konkurrenz durch Brasilien nicht zuletzt aufgrund des schwachen Brasilianischen Real hoch bleiben dürfte, sollten auch die US-Sojabohnenexporte von der weiter wachsenden Nachfrage aus China profitieren.
Die chinesische Zollbehörde meldete für Juli mit 9,5 Mio. Tonnen die höchste Importmenge von Sojabohnen aller Zeiten. Im Juni hatte China 8,1 Mio. Tonnen importiert, im Juli 2014 7,5 Mio. Tonnen. Der chinesische Analysedienst CNGOIC schätzt die gesamten Importe 2014/15 auf 76 Mio. Tonnen (+8% gegenüber Vorjahr) und erwartet 2015/16 einen weiteren kleinen Anstieg. US-Exporteure haben bereits größere Kaufverträge mit China über Ware aus der Ernte 2015/16 abgeschlossen.
Nun steht auch die Wettervorhersage für die US-Anbaugebiete auf heiße und trockene Witterung, die zu neuen Problemen bei den heranwachsenden Pflanzen führen könnte. Dies lässt auch den Maispreis steigen, zumal sich die schlechten Aussichten für die europäische Maisernte verfestigen. Das französische Agrarministerium taxiert das Minus in Frankreich flächen- und ertragsbedingt auf 28% gegenüber dem rekordhohen Vorjahr, der Deutsche Raiffeisenverband für Deutschland auf 10%.