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WTI-Ölpreis auf 6½-Jahrestief gefallen

14.08.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise stehen erneut unter Abgabedruck. Brent handelt wieder deutlich unter der Marke von 50 USD je Barrel. WTI fiel in der Nacht sogar auf ein 6½-Jahrestief von 41,3 USD je Barrel. Die Preisdifferenz zwischen den beiden Ölsorten hat sich im Zuge dessen auf mehr als 7 USD je Barrel ausgeweitet, was zuletzt Anfang Mai der Fall war.

Die schlechtere Preisentwicklung von WTI in den letzten Tagen erklärt sich mit dem Ausfall einer Rohölverarbeitungsanlage in der größten Raffinerie im Mittleren Westen der USA aufgrund von Reparaturarbeiten. Dadurch sind Verarbeitungskapazitäten von 240 Tsd. Barrel pro Tag außer Betrieb. Auf die Woche hochgerechnet bedeutet dies einen Anstieg der Rohöllagerbestände um ca. 1,7 Mio. Barrel, wenn alle anderen Parameter wie die Verarbeitung in den anderen Raffinerien, Importe und Produktion unverändert bleiben.

Aus diesem Grund dürfte der Lagerabbau in dieser Woche vermutlich deutlich niedriger ausfallen als in den Wochen zuvor. Die Reparaturarbeiten an der Anlage sollen mindestens einen Monat andauern. Danach ist die Sommerfahrsaison vorüber und die Raffinerien fahren ihren Betrieb aufgrund der dann sinkenden Nachfrage und von Wartungsarbeiten naturgemäß herunter.

Es ist daher gut möglich, dass der saisonübliche Lageraufbau in diesem Jahr schon früher einsetzt. Trotz des kontinuierlichen Lagerabbaus seit Mai liegen die US-Rohöllagerbestände noch immer knapp 100 Mio. Barrel über dem langjährigen Durchschnitt auf einem sehr hohen Niveau.

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Edelmetalle

Der Goldpreis hat sich von seinem gestern erzielten 3½-Wochenhoch wieder etwas entfernt und notiert heute Morgen bei rund 1.115 USD je Feinunze. Gründe hierfür waren unter anderem der zwischenzeitlich festere US-Dollar und besser als erwartet ausgefallene Einzelhandelsumsätze in den USA im Juli und Juni. Auch ist die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen wieder gestiegen. Der Markt rechnet nun wieder mit einer Wahrscheinlichkeit von knapp 50% damit, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen im September anhebt.

Wie aus dem gestern veröffentlichten Bericht des World Gold Council (WGC) auch hervorging, ist das globale Goldangebot im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 5% auf 1.032,6 Tonnen gefallen. Dies war dem Rückgang des Angebots an Altgold um 8% auf 251,1 Tonnen geschuldet, während die Minenproduktion dagegen um 3% auf 786,6 Tonnen ausgeweitet wurde.

Der World Platinum Investment Council (WPIC) schätzt, dass durch geringere Investitionen der südafrikanischen Produzenten die Platinproduktion im Land im nächsten Jahr um 16% bzw. mehr als 600 Tsd. Unzen sinken wird. Da es 2017 zu keiner Erholung der Produktion kommen soll, dürfte der globale Platinmarkt laut WPIC auch in den nächsten beiden Jahren Angebotsdefizite aufweisen.

Der Platinpreis notierte in den letzten beiden Tagen kurzzeitig über der Marke von 1.000 USD je Feinunze, wozu auch deutliche Zuflüsse in die ETFs beigetragen haben dürften. Diese verzeichneten allein vorgestern mit 51,3 Tsd. Unzen den stärksten Tageszufluss seit Mai 2014.


Industriemetalle

Die Explosion im chinesischen Hafen von Tianjin in der Nacht zu Donnerstag könnte kurzfristig auch Auswirkungen auf den Handel und die Preise von Rohstoffen haben. So ist zum Beispiel der Preis für Eisenerz im rund 500 km entfernten Hafen von Qingdao gestern um 1,3% auf ein 6-Wochenhoch von 57 USD je Tonne gestiegen. Zwar wurden laut Angaben von BHP Billiton die Entladevorrichtungen für Eisenerz in Tianjin nicht beschädigt, vorübergehend wird dort aber kein Eisenerz entladen.

Öltankern und Schiffen mit Gefahrgut ist die Einfahrt in den Hafen ganz untersagt. Gemäß Daten der Zollbehörde wurden im ersten Halbjahr gut 25 Mio. Tonnen Eisenerz über Tianjin nach China importiert, was 5,5% der gesamten Eisenerzeinfuhren des Landes entsprach. Die Stahlhersteller können zunächst aber noch auf (eigene) Lagerbestände zurückgreifen, die laut Industriekreisen für eine Woche reichen, bzw. werden nach alternativen Lieferrouten suchen. Schiffe werden wohl in benachbarte Häfen entlang der chinesischen Ostküste umgeleitet.

Neben Eisenerz werden über Tianjin noch große Mengen an Kohle, Rohöl und Autos nach China eingeführt. Auf der Exportseite ist Tianjin ein wichtiger Umschlagplatz für Stahl. Der Baltic Dry Index ist gestern um 4,3% auf ein 4-Wochentief gefallen, was zum Teil ebenfalls mit der Explosion in Tianjin zusammenhängen dürfte.


Agrarrohstoffe

Laut indischem Baumwollverband könnten die indischen Baumwollbestände Ende Oktober bei 7,39 Mio. Ballen liegen und damit 25% höher als im Vorjahr. Dies wären gleichzeitig die höchsten Lagerbestände seit Beginn der Aufzeichnungen. Der Anstieg der Lagerbestände ist vor allem auf China zurückzuführen, welches zuletzt deutlich weniger Baumwolle aus Indien importierte, da die chinesischen Lagerbestände ebenfalls ein neues Rekordhoch erreicht hatten.

Schon in der ersten Jahreshälfte 2015 nahmen die Baumwollimporte Chinas um mehr als 30% im Vorjahresvergleich ab. Chinas Regierung versucht seit Mitte Juli, die hohen inländischen Lagerbestände zu verkaufen, hat allerdings in der ersten Versteigerung nur etwas mehr als 8% (23 Tsd. Tonnen) der zu versteigernden Menge absetzen können. Der Preis für Baumwolle hatte daher von Anfang Juli bis Mitte August fast 9% nachgegeben.

Umso verwunderlicher erscheint es, dass er am Mittwoch und Donnerstag um mehr als 7% gestiegen ist und gestern bei 65,8 US-Cents je Pfund schloss. Grund für den Anstieg waren die am Mittwoch veröffentlichten Schätzungen des US-Landwirtschafts¬ministeriums. Das USDA senkte aufgrund einer niedriger eingeschätzten weltweiten Produktion die globalen Lagerendbestände für 2015/16 um 640 Tsd. auf 22,9 Mio. Tonnen.

Insbesondere in den USA soll in diesem Jahr deutlich weniger Baumwolle geerntet werden. Auch für China und Indien nahm das USDA Kürzungen seiner Ernteprognosen vor. Diese drei Länder sind für die Abwärtsrevision der Welternte um 500 Tsd. Tonnen hauptverantwortlich.



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