Warum Gold jetzt erst recht zum sicheren Hafen wird
16.08.2015 | Manfred Gburek
Bereits nach wenigen Tagen mit steigendem Goldpreis (einschließlich Unterbrechungen) gibt es viele Erklärungsversuche für dieses neue Phänomen. Ich konzentriere mich heute auf eine Interpretation, die in den gängigen Medien und auch bei den meisten Anlagestrategen nicht zu finden ist: Beginn des Abschieds von Aktien und Immobilien. Wie das?
So: Nach langen Jahren mit fallenden und zuletzt praktisch auf Null verharrenden Zinsen haben diese ihr Werk weitgehend vollbracht. Unternehmensgewinne und Mieten brauchten über längere Zeit hinweg nicht zu steigen, sondern nur konstant zu bleiben, um Aktienkurse und Immobilienpreise durch Niedrigstzinsen bedingt hochzutreiben. Mit anderen Worten: Die zukünftigen Erträge aus Aktien und Immobilien wurden durch immer niedrigere Zinsen abdiskontiert, sodass sie in der heilen theoretischen Welt der Analysten von selbst stiegen und hohe Bewertungen zu rechtfertigen schienen.
Nun sind sie an einem Punkt angelangt, wo der Anstieg nur noch marginal bis gar nicht möglich ist. Folglich werden mehr Aktien verkauft als gekauft. Und weil Angebot und Nachfrage ja irgendwie zusammenkommen müssen, sorgen fallende Kurse für den Ausgleich. Bei Immobilien ist es noch nicht soweit, weil sie keine Kurse haben. Das macht solche, die nicht gerade mit ihrer Lage glänzen können, in Zukunft so gefährlich.
Spätestens jetzt werden Sie sich fragen, was das alles mit dem Gold zu tun hat; das Edelmetall wirft ja keine Erträge ab, also lässt sich auch nichts abdiskontieren. Versuchen wir es mit der allereinfachsten und plausibelsten Antwort: Der Goldpreis von heute reflektiert die Inflation von morgen. Die entspricht der Aufblähung der Geldmenge durch immer neue Schulden. Und weil das viele Geld aus dem genannten Grund (geringere Attraktivität von Aktien und Immobilien) nach Alternativen sucht, landet es schließlich beim Gold. Die Rechtfertigung dafür ist einfach: Das Geld findet keine produktive Verwendung mehr; also sucht es wenigstens Schutz vor Entwertung.
Zugegeben, es gibt noch weitere Begründungen dafür, dass der Goldpreis ausgerechnet jetzt anspringt. Mit der dazu passenden Entwicklung in China habe ich mich aktuell bereits auf der Internetseite gburek.eu ausgiebig beschäftigt; Sie sollten dort ein paar spannende Details nachlesen. Von erfolgreichen Vermögensverwaltern höre ich immer wieder, Gold sei für sie der beste Schutz vor der gigantischen Verschuldung der Welt. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Nach eigenen Recherchen sowie nach intensiven Gesprächen mit Analysten und Anlagestrategen habe ich den Eindruck, dass derzeit nur eine verschwindend kleine Minderheit von ihnen auf Gold setzt. Auf Silber so gut wie gar nicht, auf Industrierohstoffe erst recht nicht. Ich erwähne diese Anlageklassen hier einem Atemzug, weil sehr viele Anleger einem Missverständnis erliegen, indem sie Rohstoffe als Oberbegriff definieren und ihnen die beiden Edelmetalle unterordnen.
Doch genau das ist ihr Fehler. Nehmen wir als Beispiel Gold. Es fungiert zwar in großen Mengen als Rohstoff für die Schmuckindustrie, aber bei näherer Betrachtung ist diese überwiegend im Nahen, Mittleren und Fernen Osten aktive Industrie nichts anderes als eine Durchgangsstation für Gold, das letzten Endes in der Türkei, in Indien, China und sonst wo der Wertaufbewahrung dient. Diese Dienstfunktion ergibt sich zwangsläufig daraus, dass die Kaufkraft der Währungen solcher Länder - zuletzt hat es ja spektakulär Chinas Yuan/Renminbi erwischt - im Trend abnimmt. Davor schützt Gold, und zwar auch und gerade als Schmuck, zumal der Anteil der Arbeitskosten am Schmuckpreis wegen extrem niedriger Löhne bei der Verarbeitung kaum ins Gewicht fällt.
Ähnliche Überlegungen lassen sich mit Silber, Platin und Palladium anstellen, nur dass deren industrieller Einsatz, abgesehen von der weniger bedeutenden Verarbeitung zu Schmuck, mehr mit Energie und Autos zu tun hat. Metallene Industrierohstoffe im eigentlichen Sinn sind dagegen Kupfer, Blei, Zink, Zinn u.a. Sie mit Gold in einen Topf namens Rohstoffe zu werfen, tut weh - was manche selbst ernannten "Experten" indes nicht davon abhält, so zu verfahren.
Industrierohstoffe sind stark von der Konjunktur abhängig. Und Gold? Die Antwort lautet zwangsläufig: ja, aber. Ja, weil eine gute Konjunktur die Menschen dazu bringt, neben anderen schönen Dingen auch Gold zu kaufen (wobei die Abhängigkeit von der Konjunktur in diesem Fall nicht ganz so ausgeprägt ist). Und nein, weil Gold neben der Konjunktur auch anderen Zyklen folgt, von denen die abnehmende Kaufkraft des sogenannten Papiergeldes viel stärker ins Gewicht fällt als jeglicher Ausschlag des Konjunkturzyklus nach oben oder nach unten.
Bleiben wir noch kurz beim Papiergeld. Es entsteht - nicht als Papier, sondern auf elektronischem Weg - quasi auf Knopfdruck durch die Zentralbanken. Das war immer so. Was jedoch seit wenigen Jahren hinzugekommen ist, muss bedenklich stimmen: Der Knopfdruck soll bewirken, dass neues, aus dem Nichts geschöpftes Geld die Konjunktur auf Dauer stimuliert. Doch weil die sich nicht danach richtet, sondern weiter lahmt - in Europa und Japan mehr als in Amerika, in China muss man die weitere Entwicklung abwarten -, wird Geld aus dem Nichts zur Dauereinrichtung.
Alternativen? Gibt es nicht. Die Folge: Irgendwann, eher früher als später, werden die Börsen wieder reagieren. Bei Anleihen haben sie das im Frühjahr getan, als es fast über Nacht zu einem kurzen, aber heftigen Crash der Anleihen kam. Bei Aktien steht so etwas noch aus. Immerhin hat die Abwertung der chinesischen Währung für einen Minicrash an Europas Börsen gesorgt, nachdem die Aktienkurse in China abgestürzt waren.
Wir werden uns an Kettenreaktionen dieser Art gewöhnen müssen. Dabei wird Gold mehr und mehr die Funktion des sicheren Hafens übernehmen. Das hat sich ja bereits in den vergangenen Tagen angedeutet. Die Kettenreaktionen dürften umso heftiger ausfallen, je mehr das viele neue Geld seine Bahn durch die Börsen zieht. Zum Ende dieser Entwicklung droht die durch viele Studien sattsam bekannte finanzielle Repression: Der Realzins (Nominalzins abzüglich Inflationsrate) wird negativ, Staaten, Banken und sonstige Unternehmen entschulden sich mit immer wertloser werdendem Geld.
Den meisten von Ihnen dürfte dieser Zusammenhang zwar längst bekannt sein, aber es ist wichtig, dass Sie sich ihn gerade jetzt besonders einprägen. Denn er verschafft Anlegern, die stark in Gold investiert sind - und mit großer Wahrscheinlichkeit auch solchen, die Silber bevorzugen -, Schutz vor den Unbilden der auf finanzielle Repression ausgerichteten Geldpolitik.
Anleger mit starken Nerven, denen große Kursschwankungen nicht viel ausmachen, sollten jetzt antizyklisch sogar Minenaktien kaufen oder ihre vorhandenen Positionen aufstocken. Dazu sind die Indizes XAU und HUI wahre Fundgruben. Einfach bei goldseiten.de oder kitco.com anklicken und die darin enthaltenen Aktien näher unter die Lupe nehmen!
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: Außer diversen Börsenbüchern schrieb er: "Das Goldbuch", das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z", "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" und zuletzt das Ebook "Ach du liebes Geld!".
So: Nach langen Jahren mit fallenden und zuletzt praktisch auf Null verharrenden Zinsen haben diese ihr Werk weitgehend vollbracht. Unternehmensgewinne und Mieten brauchten über längere Zeit hinweg nicht zu steigen, sondern nur konstant zu bleiben, um Aktienkurse und Immobilienpreise durch Niedrigstzinsen bedingt hochzutreiben. Mit anderen Worten: Die zukünftigen Erträge aus Aktien und Immobilien wurden durch immer niedrigere Zinsen abdiskontiert, sodass sie in der heilen theoretischen Welt der Analysten von selbst stiegen und hohe Bewertungen zu rechtfertigen schienen.
Nun sind sie an einem Punkt angelangt, wo der Anstieg nur noch marginal bis gar nicht möglich ist. Folglich werden mehr Aktien verkauft als gekauft. Und weil Angebot und Nachfrage ja irgendwie zusammenkommen müssen, sorgen fallende Kurse für den Ausgleich. Bei Immobilien ist es noch nicht soweit, weil sie keine Kurse haben. Das macht solche, die nicht gerade mit ihrer Lage glänzen können, in Zukunft so gefährlich.
Spätestens jetzt werden Sie sich fragen, was das alles mit dem Gold zu tun hat; das Edelmetall wirft ja keine Erträge ab, also lässt sich auch nichts abdiskontieren. Versuchen wir es mit der allereinfachsten und plausibelsten Antwort: Der Goldpreis von heute reflektiert die Inflation von morgen. Die entspricht der Aufblähung der Geldmenge durch immer neue Schulden. Und weil das viele Geld aus dem genannten Grund (geringere Attraktivität von Aktien und Immobilien) nach Alternativen sucht, landet es schließlich beim Gold. Die Rechtfertigung dafür ist einfach: Das Geld findet keine produktive Verwendung mehr; also sucht es wenigstens Schutz vor Entwertung.
Zugegeben, es gibt noch weitere Begründungen dafür, dass der Goldpreis ausgerechnet jetzt anspringt. Mit der dazu passenden Entwicklung in China habe ich mich aktuell bereits auf der Internetseite gburek.eu ausgiebig beschäftigt; Sie sollten dort ein paar spannende Details nachlesen. Von erfolgreichen Vermögensverwaltern höre ich immer wieder, Gold sei für sie der beste Schutz vor der gigantischen Verschuldung der Welt. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Nach eigenen Recherchen sowie nach intensiven Gesprächen mit Analysten und Anlagestrategen habe ich den Eindruck, dass derzeit nur eine verschwindend kleine Minderheit von ihnen auf Gold setzt. Auf Silber so gut wie gar nicht, auf Industrierohstoffe erst recht nicht. Ich erwähne diese Anlageklassen hier einem Atemzug, weil sehr viele Anleger einem Missverständnis erliegen, indem sie Rohstoffe als Oberbegriff definieren und ihnen die beiden Edelmetalle unterordnen.
Doch genau das ist ihr Fehler. Nehmen wir als Beispiel Gold. Es fungiert zwar in großen Mengen als Rohstoff für die Schmuckindustrie, aber bei näherer Betrachtung ist diese überwiegend im Nahen, Mittleren und Fernen Osten aktive Industrie nichts anderes als eine Durchgangsstation für Gold, das letzten Endes in der Türkei, in Indien, China und sonst wo der Wertaufbewahrung dient. Diese Dienstfunktion ergibt sich zwangsläufig daraus, dass die Kaufkraft der Währungen solcher Länder - zuletzt hat es ja spektakulär Chinas Yuan/Renminbi erwischt - im Trend abnimmt. Davor schützt Gold, und zwar auch und gerade als Schmuck, zumal der Anteil der Arbeitskosten am Schmuckpreis wegen extrem niedriger Löhne bei der Verarbeitung kaum ins Gewicht fällt.
Ähnliche Überlegungen lassen sich mit Silber, Platin und Palladium anstellen, nur dass deren industrieller Einsatz, abgesehen von der weniger bedeutenden Verarbeitung zu Schmuck, mehr mit Energie und Autos zu tun hat. Metallene Industrierohstoffe im eigentlichen Sinn sind dagegen Kupfer, Blei, Zink, Zinn u.a. Sie mit Gold in einen Topf namens Rohstoffe zu werfen, tut weh - was manche selbst ernannten "Experten" indes nicht davon abhält, so zu verfahren.
Industrierohstoffe sind stark von der Konjunktur abhängig. Und Gold? Die Antwort lautet zwangsläufig: ja, aber. Ja, weil eine gute Konjunktur die Menschen dazu bringt, neben anderen schönen Dingen auch Gold zu kaufen (wobei die Abhängigkeit von der Konjunktur in diesem Fall nicht ganz so ausgeprägt ist). Und nein, weil Gold neben der Konjunktur auch anderen Zyklen folgt, von denen die abnehmende Kaufkraft des sogenannten Papiergeldes viel stärker ins Gewicht fällt als jeglicher Ausschlag des Konjunkturzyklus nach oben oder nach unten.
Bleiben wir noch kurz beim Papiergeld. Es entsteht - nicht als Papier, sondern auf elektronischem Weg - quasi auf Knopfdruck durch die Zentralbanken. Das war immer so. Was jedoch seit wenigen Jahren hinzugekommen ist, muss bedenklich stimmen: Der Knopfdruck soll bewirken, dass neues, aus dem Nichts geschöpftes Geld die Konjunktur auf Dauer stimuliert. Doch weil die sich nicht danach richtet, sondern weiter lahmt - in Europa und Japan mehr als in Amerika, in China muss man die weitere Entwicklung abwarten -, wird Geld aus dem Nichts zur Dauereinrichtung.
Alternativen? Gibt es nicht. Die Folge: Irgendwann, eher früher als später, werden die Börsen wieder reagieren. Bei Anleihen haben sie das im Frühjahr getan, als es fast über Nacht zu einem kurzen, aber heftigen Crash der Anleihen kam. Bei Aktien steht so etwas noch aus. Immerhin hat die Abwertung der chinesischen Währung für einen Minicrash an Europas Börsen gesorgt, nachdem die Aktienkurse in China abgestürzt waren.
Wir werden uns an Kettenreaktionen dieser Art gewöhnen müssen. Dabei wird Gold mehr und mehr die Funktion des sicheren Hafens übernehmen. Das hat sich ja bereits in den vergangenen Tagen angedeutet. Die Kettenreaktionen dürften umso heftiger ausfallen, je mehr das viele neue Geld seine Bahn durch die Börsen zieht. Zum Ende dieser Entwicklung droht die durch viele Studien sattsam bekannte finanzielle Repression: Der Realzins (Nominalzins abzüglich Inflationsrate) wird negativ, Staaten, Banken und sonstige Unternehmen entschulden sich mit immer wertloser werdendem Geld.
Den meisten von Ihnen dürfte dieser Zusammenhang zwar längst bekannt sein, aber es ist wichtig, dass Sie sich ihn gerade jetzt besonders einprägen. Denn er verschafft Anlegern, die stark in Gold investiert sind - und mit großer Wahrscheinlichkeit auch solchen, die Silber bevorzugen -, Schutz vor den Unbilden der auf finanzielle Repression ausgerichteten Geldpolitik.
Anleger mit starken Nerven, denen große Kursschwankungen nicht viel ausmachen, sollten jetzt antizyklisch sogar Minenaktien kaufen oder ihre vorhandenen Positionen aufstocken. Dazu sind die Indizes XAU und HUI wahre Fundgruben. Einfach bei goldseiten.de oder kitco.com anklicken und die darin enthaltenen Aktien näher unter die Lupe nehmen!
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: Außer diversen Börsenbüchern schrieb er: "Das Goldbuch", das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z", "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" und zuletzt das Ebook "Ach du liebes Geld!".