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Edelmetalle: Dunkle Wolken am Schwellenländer-Konjunkturhimmel

17.08.2015  |  Thorsten Proettel
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Stärkere Wachstumsabschwächung in China?

Unterdessen mehren sich die Befürchtungen vor einer Rezession in China. Die Wechselkursflexibilisierung dürfte zwar hauptsächlich den entsprechenden Forderungen des Internationalen Währungsfonds geschuldet sein. Er hilft aber auch der schwächelnden Wirtschaft, die angesichts vorhandener Überkapazitäten und fehlender Nachfrage ohnehin für eine Anpassungsrezession reif wäre.

Da die Verschuldung der privaten Haushalte in China und weiteren Schwellenländern stark angestiegen ist und im Fall einer Zinserhöhung in den USA mit dem Abzug ausländischen Kapitals gerechnet werden muss, scheinen alle nötigen Zutaten für eine Neuauflage der Schwellenländerkrise von 1997 vorhanden zu sein.

Angesichts der hohen Bedeutung Chinas für den Rohstoffabsatz dürfte der Funke schnell auf Erzeugerländer wie Australien und Brasilien überspringen, die vor dem Hintergrund der gesunkenen Preise ohnehin schon starken Abwertungen ihrer Währungen gegenüberstehen. Bei einer Rezession in China würde sich der Sog verstärken und so möglicherweise Zahlungsausfälle nach sich ziehen.


Netto-Effekt auf Goldpreis bislang unklar

Der Ausbruch einer Schwellenländerkrise, von dem wir momentan nicht ausgehen, hätte verschiedene Effekte auf den Goldpreis. Einerseits wären Zinserhöhungen zunächst vom Tisch und die Suche nach einem "sicheren Hafen" für Kapitalanlagen würde wieder zunehmen.

Die Investmentnachfrage vor allem in den westlichen Ländern würde so profitieren. Auf der anderen Seite stehen alleine Indien und China für rund die Hälfte der weltweiten privaten Goldnachfrage. Während sich die Rezession 2008/2009 praktisch kaum auf die Käufe der Chinesen auswirkte, war ein scharfer Einbruch auf dem indischen Markt zu beobachten.

Die Schmuck- und Investmentgoldkäufe auf dem Subkontinent brachen von 800 Tonnen im Jahr 2007 auf nur noch 576 Tonnen im Jahr 2009 ein. Gleichzeitig verkauften viele Inder vor dem Hintergrund der Krise Gold, das sie als Notgroschen für schlechte Zeiten aufbewahrt hatten. Ähnliches könnte im Fall einer Rezession auch in China bevorstehen, wo 2009 nur mehr oder minder eine Wachstumsdelle verzeichnet wurde.


Chinesische Notenbank kauft auch im Juli Gold

Unterdessen meldete die People’s Bank of China den Erwerb von 620.000 Feinunzen (ca. 19,3 Tonnen) im Juli. Der Gesamtbestand der Goldreserven erhöht sich damit auf 1.677 Tonnen, womit weiterhin der sechste Platz nach den USA, Deutschland, dem IWF, Frankreich und Italien belegt wird.

Die Veröffentlichung kommt etwas überraschend, nachdem die Notenbank erst im Juli über den aktuellen Stand der Goldreserven berichtete und davor nur im Abstand von jeweils sechs Jahren informierte. Möglicherweise gibt die Notenbank zukünftig stets monatliche Mitteilungen heraus, um die vom IWF geforderte Transparenz zu erhöhen.


Griechenland meldet starkes Wirtschaftswachstum

Eine andere Veröffentlichung aus dieser Woche dürfte bei den meisten Marktteilnehmern dagegen Stirnrunzeln hervorrufen. Das Statistikamt von Griechenland meldete für das zweite Quartal 2015 ein Wirtschaftswachstum von 0,8% gegenüber dem Vorquartal. Damit wäre die griechische Wirtschaft trotz des beinahe erfolgten Zusammenbruchs vor dem Hintergrund des Schuldenstreits doppelt so stark gewachsen wie die deutsche.

Erklären ließe sich dieser Wert nur mit starken Hamsterkäufen, die das Bruttoinlandsprodukt in die Höhe getrieben hätten. Allerdings stellte sich schon manche andere Zahl aus Athen nachträglich als nicht den Tatsachen entsprechend heraus. Und auch wenn das dritte Hilfspaket nun auf den Weg gebracht wird und so zunächst Ruhe in diesem Themenfeld einkehrt, ist eine Wiedervorlage der grundsätzlichen Probleme mit dem Euro zur eine Frage der Zeit.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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