Ist Bares schon bald nicht mehr Wahres? (Teil 1/2)
27.08.2015 | Prof. Dr. Hans J. Bocker
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"Wir schulden es uns selbst"Die Lage an der Schuldenfront ist aussichtslos. Beispiel USA: Die verzinslichen Staatsschulden haben den Stand von 18,3 Billionen $ erreicht. Die ungedeckten, zinslosen, morgen fälligen Verpflichtungen (Sozialhilfe, Militär, Pensionen, Renten, Medicare, Medicaid, Zinszahlungen usw.) liefen auf 141 Billionen $ auf. Insgesamt steht der Staat derzeit mit rund 160 Billionen $ in der Kreide. Hinzu kämen die Schulden von Privatleuten, Unternehmen, Studenten (hier allein etwa 2 Billionen $), Organisationen, Städten und Gemeinden, mit insgesamt etwa 12 Billionen $.
In Summa bräuchte das Land theoretisch ca. 172 Billionen (also 172 000 Milliarden, also 172 Millionen Millionen) $, nur um wieder "auf Null" zu kommen, und jährlich steigt die Gesamtschuldenlast um rund 10%. In 3 Jahren wäre dann die 200 Billionen $-Grenze schon überschritten. Bei Staatseinnahmen von etwa 3 Billionen $ pro Jahr würde es also ungefähr 60 Jahre (heute) und 70 Jahre (in 3 Jahren) dauern, diesen Berg abzutragen, vorausgesetzt ALLE staatlichen Einnahmen flössen komplett in diese Richtung - eine geradezu lächerliche Vorstellung.
Weiteres Beispiel: Griechenland. Hier geht es um Verpflichtungen in der Größenordnung von 350 Mrd. € und man bastelt eben an der Hinzufügung weiterer 86 Mrd. € mit Steuergeldern anderer Länder. Gleich ob dieser oder jener Regierungschef zurücktritt oder ob was die Neuwahlen bringen, ohne den längst fälligen Unterwerfungsvertrag kommt das Land nicht herum. Ohne weiter auf die begleitenden Polit-Clownerien mit höchstem Unterhaltungswert einzugehen hier nur wenige Fakten:
Ein wirtschaftlich zwergwüchsiges Land,
- das mit kaum 1,8% zum BSP der EU beiträgt, dessen Wirtschaft verdorrt am Boden liegt,
- dessen Basis-Mentalität auf "Viel nehmen, aber nichts zurückgeben" geeicht ist, Der große Oswald Spengler bezeichnet derartiges in seinem Weltbestseller "Der Untergang des Abendlandes", als die typische Geisteshaltung von "Fellachenvölkern",
- dessen Produkte wegen des viel zu starken Euros mehrheitlich am Markt nicht konkurrenzfähig sind, Tsipras aber wischt dieses Argument gelassen vom Tisch. Er kann sich das leisten (siehe folgenden Punkt).
- dessen Regierung sich absolut sicher sein kann, dass sie nicht nur weitere 86 sondern notfalls auch weitere 386 Milliarden € - oder noch viel mehr - erhalten wird und zudem frech und unverschämt auftreten kann. Woher dieses Selbstvertrauen? Höchst einfach: Nicht wirtschaftliche oder finanzielle Aspekte, sondern gewisse quasi-erpresserische Elemente oder Komponenten spielen hier die entscheidende Rolle.
Tsipras & Co. wissen, dass er nur lässig grinsend abzuwarten braucht und jede, aber auch jede Summe von den "Freunden" im Norden, von denen der größte Geldgeber in seinem Land in übelster Weise als Nazi-Verbrecher porträtiert wird, mit Sicherheit erhalten wird. Anderenfalls würde er sich "neue", sofort einspringende "Freunde" suchen, die etwas weiter östlich angesiedelt sind. Im Klartext: Peking und Moskau liegen sprungbereit auf der Lauer und insbesondere China kann sich mit Devisenreserven im Wert von ca. 4 Billionen $ eine Rettung Athens aus der Portokasse leisten. Auch Russland würde einige Milliärdchen beisteuern.
Allerdings hätte diese Rettung neuartigen Typs einen nicht zu vernachlässigenden Preis: Moskau möchte eine kleine Insel zum großen Flottenstützpunkt ausbauen und China hätte gerne den Großhafen Piräus, und nicht nur als reinen Handelsstützpunkt. Damit säße der alltäglich von den West-Medien verteufelte Putin zusammen mit seinen chinesischen Partnern mitten im NATO-Gebiet. Genau das aber würde Washington niemals erlauben und notfalls militärisch verhindern.
Für die Expansion des Dollar-Imperiums und die Kriegsvorbereitungen gegen Russland aber dürfen die Europäer, allen voran die Deutschen, zahlen, bis sie weißbluten. Dies wissen die gerissenen Griechen nur zu genau. Und solange die Russen und Chinesen sich noch nicht zu stiefelleckenden Vasallen Washingtons und der Wall Street degradierten, dürfte sich an dieser Patt-ähnlichen Situation kaum etwas ändern. Die nächste Billion € für Athen ist somit gesichert und die übernächste auch. - dessen Steuern für die ohnehin schon um im Sterbezimmer um ihr Leben kämpfenden Unternehmer gerade mal eben verdoppelt wurden,
- dessen Superreiche ihre teilweise riesigen Vermögen längst ins sichere Ausland schafften,
- dessen Finanzämter, vielfach immer noch ohne Elektrizität, selbst im Falle eines biblischen Wunders und voller Stromversorgung, pro Jahr nur einige lächerliche Milliönchen € zusammenscharren könnten,
- dessen gut ausgebildete Eliten in Massen abwandern und Rentner, Arme, Bettler und Scharen von unproduktiven Sozialisten und Salonkommunisten zurücklassen, die mit Begriffen wie "Recht auf Menschenwürde" oder "unser Stolz bleibt uns immer" und "unsere EU-Brüder müssen zahlen, wir haben nur noch Rechte, aber keine Pflichten, wozu wären wir sonst in der EU?“ - um sich werfen,
- das unter einem Flüchtlingsstrom aus Richtung Süden zu ersticken droht,
- dem unter strengen, gerade anlaufenden "Sparprogrammen" (die maximal 1 bis 2 Mrd. € pro Jahr "einbringen") die allerletzte Atemluft schwach zischend entweicht,
- das "irgendwie", durch "finanzpolitisch korrektes Verhalten", etwa 420 (demnächst sicher 500) Mrd. € a) rück-überweisen und b) darauf noch Zinsen zahlen soll?
In welcher Welt des Irrsinns und politischer Demenz leben wir eigentlich? Aber was in Brüssel von gottgleichen Institutionen und 28 nicht gewählten Kommissaren von jeder Realität abgekoppelt, beschlossen - oder genauer gesagt, diktiert - wird, funktioniert garantiert. Keine Sorge, alles wird gut und sogar noch besser, so jedenfalls der Kinderglaube der Verantwortlichen.