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Ist Bares schon bald nicht mehr Wahres? (Teil 1/2)

27.08.2015  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
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Fazit: Ein solches Land hat keine Zukunft.

Eher bricht in der wirklichen Welt eine in tiefster Depression leise schluchzende Trauergemeinde auf einem Friedhof in schallendes Gelächter aus, und wird danach 15 bis 20 Minuten von Lachkrämpfen geschüttelt, als dass derlei irrsinnige Erwartungen auch nur zu einem halben Prozent erfüllt werden könnten.

Andere wichtigere Länder, wie Portugal, Frankreich, Italien, Spanien sowie der gesamte Osteuropa-Komplex, und seit Neuestem sogar Musterknabe Finnland, kämpfen und leiden am Rande höchster finanzieller Nöte und einer drohenden Depression, von den Medien tot geschwiegen, leise aber verbissen vor sich hin.

Fazit: Nur Negativzins, gekoppelt mit Bargeldverbot und ein Großkrieg als generöse Zugabe, könnten das Ende des Systems noch ein paar Jahre hinauszögern. Die einzige Quelle, wo noch etwas abzuschöpfen wäre, ist das Vermögen der Bürger. Alle anderen Quellen versiegten bereits. Der viel zitierte Bevölkerungs-Beruhigungspillen-Doppel-Spruch Washingtons und der Wall Street: "Wir schulden es uns selbst" und "Schulden spielen keine Rolle" wirkt da schon wie eine freche Verhöhnung.


Bisherige Rezepte und Wunder-Elixiere versagen trotz Überdosierung

Die endlosen "Rettungen" und das "Quantitative Easing" mit der Begründung: "Too big to fail", bei der Zentralbanken und hohe Politik wie siamesische Zwillinge in treuer Verbundenheit begeistert zusammenarbeiteten, blieben natürlich nicht ganz ohne Folgen. Die Rettungsvolumina, die notwendigen Summen und damit die Verschuldung in absoluten Summen, wie auch in relativen Zahlengrößen (wie Schulden zum BSP) wurden natürlich immer größer. Allein die Fed hat inzwischen knapp 5 Billionen $ in Form prinzipiell "wertlosen Wertpapiere" geretteter Staaten, Großkonzerne, Bundesländern und Banken in ihren Büchern angehäuft. Die EZB lässt natürlich ihre liebe Fed-Schwester in diesem abstrus-gefährlichen Spielchen nicht allein.

Auch die Haftungs- und Garantiesummen der Staaten, die noch relativ solide aufgestellt zu sein scheinen, wachsen, wenn im Ernstfalle von allen Pleite-Ländern fällig gestellt, in nicht mehr machbare Dimensionen hinein. Deutschland z. B. haftet durch Garantien und Bürgschaften vielerlei Arten unter vielerlei Namen - das Ganze gut im Brüsseler und Berliner Finanz-Zirkus versteckt - mit einem Gesamtbetrag von etwas über 2 Billionen €. Das wäre theoretisch durch etwa 7 jährliche Staatshaushalte abdeckbar. Wer an die Machbar- und Beherrschbarkeit derartiger Szenarien glaubt, ist auch von der absoluten Bösartigkeit und fortwährenden Straffälligkeit von Mutter Theresa im Gulag überzeugt.

Außerdem wird offensichtlich, dass das Wunder-Elixier endloser Konjunkturspritzen trotz Überdosierung nicht mehr wirkt. Die seit Jahrzehnten laufenden Konjunktur-Ankurbelungsprogramme zeigen also so gut wie keine Wirkung mehr. Produzierte in den Jahren nach dem Krieg ein durch Geldspritzen der Regierung in die Wirtschaft gepumpter Dollar anfänglich noch einen Mehreffekt von 4 Dollar an realem Zuwachs des BSP, waren es in den 70-er Jahren noch 2 $ real, ab 2000 noch etwa 0,5 $. Heute sind nicht eben üppige Zuwächse von 1 bis 2 Cents an Realwachstum pro "eingespritztem" Dollar zu verzeichnen.

Die ganze Ankurbelungsmaschinerie durch Geldschöpfung aus dem Nichts und nachfolgender Konjunkturinjektionen ist völlig eingerostet. Die Lebensblut-Schläuche sind verstopft. Diese Methode "wirtschaftlicher Hilfe" ist am Ende angekommen. Auch hier läuft nichts mehr.


Der Zinsertrag wird leicht vermisst, wenn man ihn sucht, wo er nicht ist

Also versucht man eine weitere kreative Masche, um das Leben des immer kränkeren Systems, mit dem Dollar als dem derzeit attraktivsten Patienten im Sterbezimmer der Währungen, maßgeblich zu verlängern: Die großartigen Denker der Hochfinanz verfielen auf den Null- bzw. Negativzins. Damit wird die Zinsbelastung von Regierungen, Konzernen, mittleren und kleineren Unternehmern, von Häuslebauern und Banken gesenkt und immer niedriger. Doch die Sparer werden enteignet. Irgendjemand muss immer die Zeche bezahlen.

Das ganze Gerede von einer "baldige Zinserhöhung" der Dame Yellen und ihrer europäischen Kleinvasallen entspricht jedoch dem heiligen Versprechen eines Heroin-Süchtigen, nie wieder eine Droge anzurühren oder von einem Politiker, der die Schwurhand hebt, und unter Amtseid feierlich gelobt, nie wieder Schulden auf Kosten der Bürger zu machen bzw. jemals wieder Volksbeglückung auf Pump zu betreiben.

Würde Yellen oder irgendein Finanzminister zusammen mit seiner Zentralbank wirklich die Zinsen erhöhen, käme das Systemende rasch, leise und (nicht ganz) schmerzlos. Die Regierungen müssten die Steuerlast wenigstens verdrei- und vervierfachen, um zahlungsfähig zu bleiben, die Unternehmen gingen massenhaft Pleite, da sie in Zeiten des Nullzinses sich in marginalen Projekten engagierten, nur um noch irgendwo 1% an Gewinn heraus zu kitzeln.

Stiegen nun die Zinsen auf ihren historisch angestammten Bereich von 5 oder 6%, wären all diese "Projekte", in die sich ein Unternehmer in "normalen Zeiten" unter "normalen Zinsbedingungen" niemals engagiert hätte, nicht nur wertlos, sondern eine Schulden-Jauchengrube entstünde und der Pleitegeier stieße gnadenlos auf seine Opfer herab.

Ausweg? Die Zinsen wären dazu auf unter Null zu senken. Man erhält also noch Geld, wenn man sich Geld borgt. Das Schuldenmachen wird also monetär noch belohnt. Aber auch hier stehen natürliche Grenzen im Wege, denn woher sollen die Mittel kommen, mit denen die Kreditnehmer noch durch die Kreditgeber zu belohnen wären? Verkehrte Welt: Neuerdings zahlt der Verleiher Zins (unter anderem Namen) an den Borgenden, nicht mehr der Borger an den Kreditgeber. Ein einfach geniales Konstrukt:

Drum borg soviel du borgen kannst,
soviel du borgen magst.
Es kommt die Stunde, kommt der Tag,
wo du am (Null-)Zinsgrab stehst und klagst!



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