Ist Bares schon bald nicht mehr Wahres? (Teil 1/2)
27.08.2015 | Prof. Dr. Hans J. Bocker
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Trotz schleichender Enteignung nur missmutiges GemurmelAußerdem entspricht der bereits weit verbreitete Negativzins einer schleichenden Enteignung der Sparer bzw. Kontoinhaber, auch wenn letztere dies mit dem Mut der Verzweiflung und völlig realitätsblind nicht wahrhaben wollen. Ein kleines Beispiel: Eine Schweizer Großbank berechnet ihren Kunden derzeit 2% an diversen Kontoführungs- und Saldierungsgebühren sowie seit einigen Monaten eine "Extra-Kontobelastung" von 3%. Dazu kommt eine (niedrige) Vermögensteuerabgabe.
Nimmt man die echte, also wahre Inflationsrate in Höhe von 4,8 bis 5% hinzu, verliert der Kunde im Jahr ca. 10% an Kaufkraft. Nach ungefähr 10 Jahren steht sein Konto zwar nicht nominal, wohl aber real auf Null. Die Totalenteignung lief sorgfältig orchestriert ab.
Woanders mögen die vergleichbaren Zahlen etwas variieren, aber das Prinzip bleibt das gleiche. Also läuft auch hier schon bald nichts mehr. Statt scharfer Proteste oder revolutionären Aufbegehrens aber ertönt lediglich missmutiges Gemurmel der Betroffenen. Wie tief muss das Skalpell der herrschenden Finanz-Elite noch ins warme Fleisch der Sparer und Bürger schneiden, bis es zu einer erkennbaren Reaktion kommt? Die Schafe und Gänse schlafen und schnarchen friedlich im gewohnten Stall, mit Wölfen und Füchsen als gut genährte Stallwächter und generös gelöhnte Aufseher - alle bestens versorgt!
Tödlich getroffen von einer Zinserhöhung wären auch die Bondhalter, also alle, die "sichere" Anleihen kauften. Um 1980 herum fielen die bis dahin üblichen 6-Prozenter, die in früheren Jahren zum Kurs von 100 bis 103% erworben wurden, auf einen Wert von 40 oder sogar 30% ihres einstigen Kurses (der Verfasser war selbst betroffen).
Die Hochzinsphase hatte die Leitzinsen auf - je nach Land - 14 bis 17% hinauf getrieben. Den Vogel schossen Canada Savings Bonds mit einem Zinssatz von 21% ab (der Verfasser investierte damals in Ontario einen kleinen Betrag). Also Zinserhöhungen im heutigen Umfeld wären keine Lösung, sondern führten stracks in die Katastrophe.
Der Bondmarkt ist zudem viel größer als der Aktienmarkt, der natürlich crashen würde, da hohe Zinsen dem Aktienmarkt den Wind aus den Segeln nehmen. Ein Einbruch am Anleihemarkt hätte zudem wegen seiner enormen Größenordnung weltweit verheerende Folgen. Versicherungen, Pensionskassen und die von ihnen Abhängigen würden besonders schwer getroffen. Damit nicht genug: Wenn Sie heute Anleihen kaufen, erhalten Sie keinen Zins, sondern müssen, für die Gnade Bonds kaufen zu dürfen, noch drauflegen. Viele Bonds rentieren im Bereich von minus 0.6 bis minus 0,4%. Sie erhalten also nicht nur nichts, sondern kaufen einen garantierten Verlustbringer. Was für eine Super-Anlage! Das Investoren-Gejubel ist ohrenbetäubend.
Neue Daumenschrauben und Fußeisen müssen her
Ein traditionell, also über Jahrhunderte hindurch, gesundes Verhältnis von Finanzsektor zu Realwirtschaft liegt im Bereich von etwa 3 zu 1. Heute sind wir bei einer Relation von 150 zu 1 angekommen. Einige Experten sprechen sogar von 250 zu 1.
Es werden Unsummen hin und her geschoben. Und die großen Spieler im Finanzbereich schaufeln Summen von astronomischen Größenordungen in ihren Sack! Im Hochfrequenz-Handel bieten sich jetzt dem entzündeten Beobachterauge erstaunliche Phänomene dar. Man verbesserte sich in der Abwicklung eines Deals von einst Millisekunden auf nunmehr Nanosekunden. Das ermöglichte einen neuen Rekord: Die Eigner einer Aktie beispielsweise, wechselten binnen einer normalen Sekunde 61 Mal. Sie haben richtig gelesen.
Doch in der realen Wirtschaft kehrte die große Dürre ein. Dort läuft im Verhältnis zu den Umsätzen im Finanzsektor nichts mehr. Was noch ungebrochen abgeht, ist ein gigantischer Transfer von Vermögen und Kapital von den Scharen der Fleißigen hin zu den Minoritäten der Superreichen.
Was aber läuft denn überhaupt noch, was könnte das Leben dieses erbärmlichen Systems, das alle traditionellen Werte auf den Kopf stellt oder vernichtet, weiter verlängern? Welche neuartigen Daumenschrauben und Fußeisen könnte man Bürgern und Sparern noch anlegen?
Sie mögen es erraten haben: Es ist das sich bereits abzeichnende Bargeldverbot mit verheerenden Konsequenzen für das Volk. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Der ohnehin schon gläserne Bürger wird am Ende zwecks totaler Kontrolle und Beherrschung auf kristallenen Hochglanz mit höchster Sichtbarkeit und Transparenz seines Innenlebens poliert und zu der neuen Spezies einer gläsernen Milchkuh umfunktioniert.
Nach Zypern-Overtüre: Vorhang auf zur Enteignungs-Gala-Vorstellung
Alle bisher bekannten Methoden und Tricks der Systemherren wurden erfolgreich getestet und praktiziert, aber sie funktionieren entweder nur noch mangelhaft oder überhaupt nicht mehr. Also plant man, sich die zur Erhaltung des Systems und zur weiteren Bereicherung der herrschenden Eliten notwendigen Mittel dort zu beschaffen, wo es noch etwas zu holen gibt.
Und das sind nicht etwa weitere massive Steuererhöhungen, denn die würden Wirtschaft und Wohlstand abwürgen, ein kontraproduktiver Effekt, der demnächst in Griechenland zu bewundern wäre. Nein, viel einfacher: Direkter Zugriff auf die Konten der Bürger. Die Generalprobe bzw. Ouvertüre in Zypern lief störungsfrei und ohne nennenswerte Proteste ab. Nun folgt die große Galavorstellung. Bühne und Zuschauer-Volksmassen sind bereit. Dirigenten wie Draghi, Yellen, Schultz und Merkel heben bereits ihre Taktstöcke. Vorhang auf!
Wie bestätigte die große EZB kürzlich, durch ein Direktoriumsmitglied mit dem harmlosen Vornamen Klaas als Sprachrohr, die kursierenden Gerüchte?
Siegessicher (oder vom Größenwahn übermannt) ließ man offiziell verkünden: "Die Enteignung von privaten Bank-Guthaben wird künftig ein wichtiger Teil der europäischen Liquidierungs-Politik sein. Alle Bank-Guthaben werden künftig durch die EZB enteignet, falls notwendig".
Doch damit nicht genug des Größenwahns: Massive Lügereien und Täuschung kommen hinzu. Gebetsmühlenartig wiederholen Banker, Politiker, Systemlinge aller Arten, wie auch die getreuen Medien ihre schon stark abgegriffenen Versicherungen: "Alles ist in bester Ordnung oder sogar noch viel besser". Der ganz große Aufschwung wartet also sprungbereit gleich um die Ecke.
Ein kleines Beispiel aus einem, an tausende Kunden verschickten Routineschreiben einer großen Zypern-Bank: "… irgendwelche Maßnahmen, wie auch immer, das Vermögen der Kunden auch nur ansatzweise anzugreifen, wären - zum einen - absolut illegal und werden - zum anderen - niemals ernsthaft in Erwägung gezogen…". Wenige Wochen später waren, wie man heute weiß, alle Konten dieser solchermaßen "beruhigten" Kunden ganz oder teilweise abgeräumt und die verbliebenen Restbeträge gesperrt. So etwas Wunderbares schreit ja förmlich nach einer Wiederholung im viel größeren Stile. Und diese wird - systembedingt - bald folgen.
Lesen Sie die spannenden Einzelheiten zum kommenden Bargeldverbot, was wir zu erwarten haben und was zu tun ist, in Teil 2 dieses Artikels "Ohne Bargeld durch die Diktatur".
© Prof. Hans-Jürgen Bocker
www.profbocker.ch
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