Ölpreise mit stärkstem Tagesanstieg seit mehr als 6 Jahren
28.08.2015 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise stiegen gestern rasant. Am Ende des Tages standen sowohl bei Brent als auch bei WTI ein Plus von mehr als 10% zu Buche. Bei Brent war dies der stärkste Tagesanstieg seit Dezember 2008, bei WTI seit März 2009. Die Preiserholung setzte sich heute Morgen zunächst fort. Brent stieg in der Nacht bis auf 48,5 USD je Barrel, WTI auf 43,5 USD je Barrel. WTI steht vor dem ersten Wochengewinn seit 11 Wochen, Brent vor dem zweiten innerhalb von neun Wochen, wonach es bis Mitte der Woche nicht wirklich ausgesehen hat.
Beim gestrigen Preissprung dürfte es sich um eine durch die Eindeckung von Short-Positionen ausgelöste Rallye handeln. Maßgeblich dazu beigetragen haben dürfte eine Aufhellung der allgemeinen Markstimmung nach positiven US-Konjunkturdaten, was sich auch in deutlich steigenden US-Aktienmärkten widerspiegelt. Diese verzeichneten in den letzten beiden Tagen gemessen am S&P 500 den stärksten 2-Tagesanstieg seit März 2009. Eine Preiserholung war zwar jederzeit möglich, nachdem die Ölpreise seit Ende Juni nahezu ununterbrochen um insgesamt mehr als 30% gefallen waren.
Das gestrige Ausmaß zeigt aber, wie negativ die Marktstimmung gewesen sein muss. Ende Januar stiegen die Preise nach einer über sechs Monate andauernden Talfahrt an einem Tag schon einmal ähnlich deutlich. Damals war es ein deutlicher Rückgang der aktiven Ölbohrungen in den USA, welcher diesen Anstieg auslöste und die Ölpreise innerhalb von gut drei Monaten um insgesamt 50% steigen ließ. Eine Wiederholung dessen halten wir angesichts des weiterhin reichlichen Überangebots für wenig wahrscheinlich. Kurzfristig könnte Brent auf 50 USD je Barrel steigen, WTI auf 45 USD je Barrel.
Edelmetalle
Die für uns nur schwer nachvollziehbare Preisschwäche bei den Edelmetallen zur Wochenmitte scheint wieder korrigiert zu werden. Gold steigt auf 1.130 USD je Feinunze, Silber auf 14,5 USD je Feinunze. Platin gelingt wieder der Sprung über die Marke von 1.000 USD je Feinunze. Palladium, welches zur Wochenmitte um mehr als 6% nachgegeben hatte und auf ein 5-Jahrestief von 520 USD je Feinunze gefallen war, machte diese Verluste größtenteils wett und stieg am Morgen wieder auf 580 USD je Feinunze.
Gold in Euro handelt inzwischen auch wieder bei 1.000 EUR je Feinunze und damit 20 Euro höher als am vor zwei Tagen verzeichneten 8-Monatstief. Weder die kräftig steigenden Aktienmärkte - der Dow Jones Industrial Average legte an den letzten beiden Handelstagen um 1.000 Punkte zu und verzeichnete den stärksten 2-Tagesanstieg seit Dezember 2008 - noch die nach den robusten US-BIP-Daten wieder gestiegenen Fed-Zinserhöhungserwartungen vermochten Gold weiter unter Druck zu setzen.
Der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verzeichnete gestern sogar Zuflüsse von 1,5 Tonnen. Der letzte Tagesabfluss aus dem SPDR Gold Trust liegt mittlerweile fast drei Wochen zurück. Die heute Abend nach Handelsschluss zur Veröffentlichung anstehenden CFTC-Daten werden zeigen, inwiefern der Preisanstieg bei Gold auf ein 7-Wochenhoch von knapp 1.170 USD je Feinunze Anfang der Woche spekulativ getrieben war.
Industriemetalle
Der LME-Industriemetallindex LMEX hat gestern mit 3,4% den stärksten Tagesanstieg seit Mai 2013 verzeichnet. Angesichts der massiven Verluste der letzten Tage und Wochen und einer überverkauften Situation bei Metallen ist der Anstieg wohl vor allem auf Short-Eindeckungen zurückzuführen. Wir gehen davon aus, dass nicht alle Leerverkäufe bei Metallen in China - Händler dürften die Metall-Futures als Ersatz für die streng regulierten Aktienverkäufe genutzt haben - bereits geschlossen wurden. Von dieser Seite besteht also kurzfristig weiteres Erholungspotenzial bei Metallen, wenn sich die Finanzmärkte beruhigen.
Man sollte außerdem bedenken, dass die Senkung des Mindestreservesatzes in China, die 600-700 Mrd. RMB bzw. rund 100 Mrd. USD an zusätzlicher Liquidität freigegeben dürfte, erst ab 6. September greift. Auch wenn die Fundamentaldaten aktuell kaum ins Gewicht fallen, dürfte der Markt die Wirtschaftsdaten aus China - allen voran die am Dienstag zur Veröffentlichung anstehenden Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende Gewerbe - mit großem Interesse verfolgen.
Sollten sich die Nachfragesorgen legen, wird der Fokus wieder auf die Angebotsseite schwenken, die aus unserer Sicht für die aktuelle Überversorgung der Rohstoffmärkte die Hauptverantwortung trägt. So könnte die Diskussion um eine mögliche Schließung der Zink- und Bleimine McArthur River in Australien Angebotssorgen schüren. In diesem Jahr sind bereits Stillegungen der Zinkminen Century in Australien und Lisheen in Irland geplant.
Agrarrohstoffe
Der Internationale Getreiderat IGC veröffentlichte gestern neue Angebots- und Nachfrageprognosen für Weizen und Mais. Bei Weizen hob der IGC die Schätzung für die globale Ernte um 10 Mio. auf 720 Mio. Tonnen an. Die weltweite Weizenproduktion soll damit auf dem Rekordniveau des Vorjahres liegen. Grund für die Aufwärtsrevision der Produktionsschätzung sind unter anderem Russland (+4 Mio. Tonnen), die Ukraine (+3 Mio. Tonnen) und die EU (+3,4 Mio. Tonnen).
Der weltweite Weizenkonsum wurde ebenfalls um 4 Mio. Tonnen auf 716 Mio. Tonnen angehoben. Damit würde laut IGC ein Jahresüberschuss für das laufende Erntejahr von 4 Mio. Tonnen entstehen. Der Weizenpreis gab daraufhin zwischenzeitlich bis auf 481 US-Cents je Scheffel nach und schloss trotz leichter Erholung danach gut 1% im Minus bei 484 US-Cents je Scheffel.
Die globale Ernteprognose für Mais wurde vom IGC um 2 Mio. auf 968 Mio. Tonnen angehoben. Grund hierfür ist eine um 8 Mio. Tonnen höhere Ernte in den USA, was die Abwärtsrevision für die EU-Ernte um knapp 7 Mio. Tonnen mehr als ausgleicht. Trotz der erhöhten Produktionsschätzung geht der IGC von einem Angebotsdefizit am globalen Maismarkt von 4 Mio. Tonnen aus.
Mais schloss daher trotz der Aufwärtsrevision bei der weltweiten Ernte mit einem geringfügigen Plus bei 364 US-Cents je Scheffel. Der Maispreis konnte auch von den stark gestiegenen Ölpreisen profitieren (siehe Energie auf Seite 1), da Mais auch zur Ethanolproduktion genutzt wird.
Die Ölpreise stiegen gestern rasant. Am Ende des Tages standen sowohl bei Brent als auch bei WTI ein Plus von mehr als 10% zu Buche. Bei Brent war dies der stärkste Tagesanstieg seit Dezember 2008, bei WTI seit März 2009. Die Preiserholung setzte sich heute Morgen zunächst fort. Brent stieg in der Nacht bis auf 48,5 USD je Barrel, WTI auf 43,5 USD je Barrel. WTI steht vor dem ersten Wochengewinn seit 11 Wochen, Brent vor dem zweiten innerhalb von neun Wochen, wonach es bis Mitte der Woche nicht wirklich ausgesehen hat.
Beim gestrigen Preissprung dürfte es sich um eine durch die Eindeckung von Short-Positionen ausgelöste Rallye handeln. Maßgeblich dazu beigetragen haben dürfte eine Aufhellung der allgemeinen Markstimmung nach positiven US-Konjunkturdaten, was sich auch in deutlich steigenden US-Aktienmärkten widerspiegelt. Diese verzeichneten in den letzten beiden Tagen gemessen am S&P 500 den stärksten 2-Tagesanstieg seit März 2009. Eine Preiserholung war zwar jederzeit möglich, nachdem die Ölpreise seit Ende Juni nahezu ununterbrochen um insgesamt mehr als 30% gefallen waren.
Das gestrige Ausmaß zeigt aber, wie negativ die Marktstimmung gewesen sein muss. Ende Januar stiegen die Preise nach einer über sechs Monate andauernden Talfahrt an einem Tag schon einmal ähnlich deutlich. Damals war es ein deutlicher Rückgang der aktiven Ölbohrungen in den USA, welcher diesen Anstieg auslöste und die Ölpreise innerhalb von gut drei Monaten um insgesamt 50% steigen ließ. Eine Wiederholung dessen halten wir angesichts des weiterhin reichlichen Überangebots für wenig wahrscheinlich. Kurzfristig könnte Brent auf 50 USD je Barrel steigen, WTI auf 45 USD je Barrel.
Edelmetalle
Die für uns nur schwer nachvollziehbare Preisschwäche bei den Edelmetallen zur Wochenmitte scheint wieder korrigiert zu werden. Gold steigt auf 1.130 USD je Feinunze, Silber auf 14,5 USD je Feinunze. Platin gelingt wieder der Sprung über die Marke von 1.000 USD je Feinunze. Palladium, welches zur Wochenmitte um mehr als 6% nachgegeben hatte und auf ein 5-Jahrestief von 520 USD je Feinunze gefallen war, machte diese Verluste größtenteils wett und stieg am Morgen wieder auf 580 USD je Feinunze.
Gold in Euro handelt inzwischen auch wieder bei 1.000 EUR je Feinunze und damit 20 Euro höher als am vor zwei Tagen verzeichneten 8-Monatstief. Weder die kräftig steigenden Aktienmärkte - der Dow Jones Industrial Average legte an den letzten beiden Handelstagen um 1.000 Punkte zu und verzeichnete den stärksten 2-Tagesanstieg seit Dezember 2008 - noch die nach den robusten US-BIP-Daten wieder gestiegenen Fed-Zinserhöhungserwartungen vermochten Gold weiter unter Druck zu setzen.
Der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verzeichnete gestern sogar Zuflüsse von 1,5 Tonnen. Der letzte Tagesabfluss aus dem SPDR Gold Trust liegt mittlerweile fast drei Wochen zurück. Die heute Abend nach Handelsschluss zur Veröffentlichung anstehenden CFTC-Daten werden zeigen, inwiefern der Preisanstieg bei Gold auf ein 7-Wochenhoch von knapp 1.170 USD je Feinunze Anfang der Woche spekulativ getrieben war.
Industriemetalle
Der LME-Industriemetallindex LMEX hat gestern mit 3,4% den stärksten Tagesanstieg seit Mai 2013 verzeichnet. Angesichts der massiven Verluste der letzten Tage und Wochen und einer überverkauften Situation bei Metallen ist der Anstieg wohl vor allem auf Short-Eindeckungen zurückzuführen. Wir gehen davon aus, dass nicht alle Leerverkäufe bei Metallen in China - Händler dürften die Metall-Futures als Ersatz für die streng regulierten Aktienverkäufe genutzt haben - bereits geschlossen wurden. Von dieser Seite besteht also kurzfristig weiteres Erholungspotenzial bei Metallen, wenn sich die Finanzmärkte beruhigen.
Man sollte außerdem bedenken, dass die Senkung des Mindestreservesatzes in China, die 600-700 Mrd. RMB bzw. rund 100 Mrd. USD an zusätzlicher Liquidität freigegeben dürfte, erst ab 6. September greift. Auch wenn die Fundamentaldaten aktuell kaum ins Gewicht fallen, dürfte der Markt die Wirtschaftsdaten aus China - allen voran die am Dienstag zur Veröffentlichung anstehenden Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende Gewerbe - mit großem Interesse verfolgen.
Sollten sich die Nachfragesorgen legen, wird der Fokus wieder auf die Angebotsseite schwenken, die aus unserer Sicht für die aktuelle Überversorgung der Rohstoffmärkte die Hauptverantwortung trägt. So könnte die Diskussion um eine mögliche Schließung der Zink- und Bleimine McArthur River in Australien Angebotssorgen schüren. In diesem Jahr sind bereits Stillegungen der Zinkminen Century in Australien und Lisheen in Irland geplant.
Agrarrohstoffe
Der Internationale Getreiderat IGC veröffentlichte gestern neue Angebots- und Nachfrageprognosen für Weizen und Mais. Bei Weizen hob der IGC die Schätzung für die globale Ernte um 10 Mio. auf 720 Mio. Tonnen an. Die weltweite Weizenproduktion soll damit auf dem Rekordniveau des Vorjahres liegen. Grund für die Aufwärtsrevision der Produktionsschätzung sind unter anderem Russland (+4 Mio. Tonnen), die Ukraine (+3 Mio. Tonnen) und die EU (+3,4 Mio. Tonnen).
Der weltweite Weizenkonsum wurde ebenfalls um 4 Mio. Tonnen auf 716 Mio. Tonnen angehoben. Damit würde laut IGC ein Jahresüberschuss für das laufende Erntejahr von 4 Mio. Tonnen entstehen. Der Weizenpreis gab daraufhin zwischenzeitlich bis auf 481 US-Cents je Scheffel nach und schloss trotz leichter Erholung danach gut 1% im Minus bei 484 US-Cents je Scheffel.
Die globale Ernteprognose für Mais wurde vom IGC um 2 Mio. auf 968 Mio. Tonnen angehoben. Grund hierfür ist eine um 8 Mio. Tonnen höhere Ernte in den USA, was die Abwärtsrevision für die EU-Ernte um knapp 7 Mio. Tonnen mehr als ausgleicht. Trotz der erhöhten Produktionsschätzung geht der IGC von einem Angebotsdefizit am globalen Maismarkt von 4 Mio. Tonnen aus.
Mais schloss daher trotz der Aufwärtsrevision bei der weltweiten Ernte mit einem geringfügigen Plus bei 364 US-Cents je Scheffel. Der Maispreis konnte auch von den stark gestiegenen Ölpreisen profitieren (siehe Energie auf Seite 1), da Mais auch zur Ethanolproduktion genutzt wird.