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Draghi sorgt für Bewegung bei den Rohstoffpreisen

04.09.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Bei den Ölpreisen scheint nach Tagen außerordentlich hoher Volatilität Ruhe eingekehrt zu sein. Brent handelt seit zwei Tagen wenig verändert bei 50 USD je Barrel, WTI bei 46 USD je Barrel. Ein Preisspung bei Brent auf 53 USD und bei WTI auf 49 USD gestern im Zuge der EZB-Pressekonferenz (siehe Edelmetalle unten) erwies sich als kurzlebig. Die Meldung, dass Saudi-Arabien seine offiziellen Verkaufspreise für Oktober für Abnehmer in Asien, Europa und Nordamerika im Vergleich zu den jeweiligen Benchmarks gesenkt hat, sorgte nicht mehr für Abgabedruck.

Der weltgrößte Ölexporteur signalisiert damit allerdings seine Entschlossenheit bei der Verteidigung von Marktanteilen. Dank der expansiven Förderpolitik Saudi-Arabiens und einer rekordhohen Ölproduktion im Irak ist der Ölmarkt deutlich überversorgt. Hinzu kommt die Aussicht auf zusätzliches Öl aus dem Iran. Eine Lockerung bzw. Aufhebung der Sanktionen im nächsten Jahr ist wahrscheinlicher geworden, nachdem sich US-Präsident Obama in dieser Woche genügend Unterstützung im US-Senat für die Zustimmung zum Atomdeal sichern konnte, so dass dieser ein Veto des Präsidenten gegen eine Ablehnung nicht mehr überstimmen kann.

Da der Abbau des Überangebots deutlich länger dauern wird als bislang erwartet, senken wir unsere Ölpreisprognose für den Zeitraum bis Ende 2016 um 10 USD und erwarten nun einen Brentölpreis von 55 USD je Barrel am Jahresende. Im nächsten Jahr sollte ein fallendes Nicht-OPEC-Angebot dazu führen, dass der Bedarf an OPEC-Öl deutlich steigt und damit das Überangebot spürbar zurückgeht. Der Brentölpreis dürfte daher bis Ende 2016 auf 65 USD je Barrel steigen.


Edelmetalle

Gold fiel gestern im Zuge der EZB-Pressekonferenz auf gut 1.120 USD je Feinunze und handelt auch heute Morgen nur leicht darüber. In Euro hielt sich das gelbe Edelmetall bei rund 1.010 EUR je Feinunze, was auf den festen US-Dollar zurückzuführen ist. Dieser wertete gestern Nachmittag gegenüber dem Euro merklich auf, nachdem die EZB ihre Wachstums- und Inflationsprognosen für den Euroraum stärker als erwartet gesenkt hatte. Zudem sieht EZB-Präsident Draghi noch weitere deutliche Abwärtsrisiken, wobei er besonders auf die Schwäche in den Schwellenländern verwies.

Unsere Volkswirte sind daher der Ansicht, dass die EZB ihre Geldpolitik weiter lockern wird. Sie könnte dies bereits auf ihrer Sitzung im Dezember tun. Dabei ist eine Aufstockung der monatlichen Anleihekäufe (gegenwärtig 60 Mrd. EUR) wahrscheinlicher als eine bloße Verlängerung der Käufe über September 2016 hinaus. Dies spricht für einen deutlich höheren Goldpreis in Euro, auch wenn die Preisreaktion gestern nach der Quasi-Ankündigung von "QE2" verhalten ausfiel.

Heute dürften die Marktteilnehmer ihren Fokus auf die Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten am Nachmittag legen. Denn diese sollte Einfluss auf die Entscheidung der US-Notenbank Fed für deren Sitzung übernächste Woche haben. Ein starker Arbeitsmarktbericht könnte auf zwei Zinserhöhungen noch in diesem Jahr hindeuten, ein schwacher Bericht auf gar keine. Über die zu erwartende Bewegung im EUR-USD-Wechselkurs sollte auch der Goldpreis reagieren.

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Industriemetalle

Dank kräftig gestiegener Aktienmärkte erholten sich die Metallpreise gestern spürbar und trotzten damit dem nach der EZB-Sitzung festeren US-Dollar (siehe Edelmetalle auf Seite 1). Der LME-Industriemetallindex stieg um 1,7% auf ein 4-Wochenhoch von knapp 2.420 Punkten. Kupfer und Aluminium waren dabei die größten Gewinner, gefolgt von Nickel. Heute Morgen geben die Metalle im Vorfeld der US-Arbeitsmarktdaten aber wieder einen Teil ihrer gestrigen Preiszuwächse ab. Eisenerz notierte gestern bei 56,5 USD je Tonne und damit nur unweit eines 2-Monatshochs.

Über den australischen Hafen von Port Hedland wurde im August so viel Eisenerz exportiert wie noch nie zuvor in einem Monat. Daten des Hafenbetreibers zufolge wurden 39,2 Mio. Tonnen verschifft, 4,8% mehr als im Vorjahr. 33,9 Mio. Tonnen davon gingen nach China, was ebenfalls einen Rekordwert darstellt. Die chinesische Zollbehörde dürfte daher nächste Woche entsprechend hohe Gesamtimporte von Eisenerz für August berichten.

Die großen australischen Eisenerzproduzenten, die sich durch relativ niedrige Produktionskosten auszeichnen, setzen offenbar ihre Strategie fort, durch Produktionsausweitungen kleinere und chinesische Wettbewerber aus dem Markt zu drängen. Zumindest laut Ansicht der Minenproduzenten wird auch neues Material benötigt. So schätzt Rio Tinto, dass die globale Eisenerznachfrage jährlich um 2% auf 3 Mrd. Tonnen im Jahr 2030 steigen dürfte.


Agrarrohstoffe

Der Zuckerpreis stieg gestern deutlich um 5,7% und schloss bei 11,34 US-Cents je Pfund. Grund für den starken Preisanstieg sind unter anderem Befürchtungen, dass starke Regenfälle in Brasilien die derzeit noch laufende Zuckerrohrernte verzögern könnten. Zudem besteht die Sorge, dass sich die Trockenheit in Indien möglicherweise negativ auf die dortige Ernte auswirkt, welche im nächsten Monat beginnt. Zusätzlich wurde der Preisanstieg durch Shorteindeckungen unterstützt, da Marktteilnehmer durch das Wetterphänomen El Niño weitere Ernteverzögerungen in Brasilien und Produktionsausfälle in Indien befürchten.

Der Abwärtstrend bei Weizen setzte sich auch gestern fort. Zu Handelsschluss notierte US-Weizen 2,9% niedriger bei 465 US-Cents je Scheffel und handelt damit nur noch knapp über dem im Mai verzeichneten 5-Jahrestief. Laut Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums USDA blieben die wöchentlichen US-Weizenexporte mit 277 Tsd. Tonnen hinter den Erwartungen zurück. Durch den zuletzt wieder gestiegenen US-Dollar wird es für die USA zunehmend schwieriger, internationale Käufer für US-Weizen zu finden.

Zugleich ist das konkurrierende Weizenangebot aus Europa reichlich. Kanada konnte gestern ebenfalls mit positiven Zahlen überraschen. Laut Statistics Canada lagen die Weizenbestände per 31. Juli und damit vor Beginn des laufenden Erntejahres bei 7,1 Mio. Tonnen. Dies war zwar 32% weniger als vor einem Jahr, allerdings gingen Schätzungen von nur 6,5 Mio. Tonnen aus.



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